Antrag und Anfrage vom 08/31/2018
Nr. 262/2018

Antrag und Anfrage
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS
Betreff

ÜBERFLUTUNGSGEFAHREN der Innenstadt und des Tiefbahnhofs durch S21

Der Tiefbahnhof „Stuttgart21“ quert die ganze Talsenke zwischen Kriegsberg und Uhlandshöhe. Er wird sich als 8 Meter hoher Damm über dem heutigen Gelände erheben und dadurch die natürliche Abflussrinne des Nesenbachs abriegeln. Bei Starkregen wird der bisherige breite Abflussweg des Wassers in Richtung Schlossgarten stark verengt, das Wasser staut sich auf einer viel kleineren Ablauffläche auf, womit ein schnellerer und höherer Anstieg des Wasserpegels verbunden sein wird. Zudem zerschneidet das S21-Trogbauwerk alle Haupt-Abwasserkanäle der Innenstadt und diese müssen gedükert werden, was die Abflussleistung verringert (Dazu im Einzelnen siehe weiter unten).

Alle Faktoren zusammengenommen führen zu einem beträchtlich steigenden Überflutungsrisiko für die Innenstadt, insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass der bereits in vollem Gang befindliche Klimawandel Stärke und Häufigkeit solcher Starkregen weiter zunehmen lassen wird.

Die Gefahr von Überflutungen des Tiefbahnhofs und der Neckartunnel ist kein Hirngespinst von S-21-Gegner_innen. Beim Überschreiten bestimmter Begrenzungswasserstände sind Notflutungen des Bahnhofs und der Neckartunnel vorgesehen. Diese sind notwendig, um ein Aufschwimmen der Bauwerke zu vermeiden, wenn der Grundwasserstand den festgelegten Grenzwert überschreitet. Die „Notflut-Öffnungen“ (siehe Anhang) sind Bestandteil der Planfeststellungen und in den Seitenwänden der bereits fertiggestellten Tunnel bereits (sichtbar) eingebaut.

Dadurch stellen sich Fragen zur Überflutung der Klettpassage und des Tiefbahnhofs mit unübersehbaren Folgen für Menschen und die Anbindung Stuttgarts an den Zugverkehr. Die Gleise, Bahnsteige und die gesamte technische Infrastruktur müssten nach einer Überflutung gesäubert und durch neue Einrichtungen ersetzt werden. Stuttgart wäre voraussichtlich für sehr lange Zeit nicht mehr mit dem Zug erreichbar.

Wir fragen von welchen Risikoszenarien die Bahn ausgeht, welche Maßnahmen zur Verhinderung einer solchen Katastrophe getroffen werden und mit welchem Zeit- und Kostenaufwand im worst-case-Fall einer Flutung der Klettpassage und des Bahnhofs gerechnet wird.

Das Überflutungsrisiko der Innenstadt bzw. vor der Klettpassage ergibt sich aus den nachfolgend aufgeführten technischen Details:

Der als „Notabflussrinne“ vorgesehene Tiefpunkt des Wallsattels vor der Stadtbahnhaltestelle „Staatsgalerie“ liegt auf 241,35 mNN bzw. bei 241,60 m NN im Bereich des Unterhaupt-Pumpbauwerkes und damit rd. 2 m über dem heutigen Gelände-Tiefpunkt im Bereich Schillerstraße (239,67 mNN). Gegenüber der bestehenden, etwa 200 m breiten Talsenke stellt diese nur etwa 35 m breite „Notabflussrinne“ eine Engstelle dar mit nur noch etwa einem Zehntel des bisherigen Fließquerschnittes. Bei einem schweren Starkregen besteht die Gefahr, dass sich ein großer „Stausee“ im Bereich der Senke der Schillerstraße und im „Oberen Schlossgarten“ bildet und bis vor das Opernhaus erstreckt und auch die untere Königstraße umfasst.

Zur o.g. Problematik der Zerschneidung aller Haupt-Abwasserkanäle der Innenstadt durch das S21-Trogbauwerk: Die sehr aufwendige Dükerung hat hohe Kosten zur Folge, da der Düker unter dem Bauwerkstrog hindurchgeführt werden muss. Dadurch wird die mögliche Abflussleistung der bislang gerade durchlaufenden Abflusskanäle deutlich um etwa 20 % verringert; gegenüber dem bisherigen Zustand würden zukünftig also schon weit geringere Starkregen das Abwassernetz der Innenstadt überlasten und zu Überschwemmungen führen als bisher.

Wir fragen daher:


Wir beantragen:

1. Die beiden Experten Hans Heydemann und Dr. Christoph Engelhardt werden in den übernächsten S-21-Ausschuss eingeladen, um die Problematik der Überflutungsrisiken darzustellen.

2. Die Bahn nimmt Stellung zu den oben aufgeworfenen Fragen, die wir hiermit vorab für deren bessere Vorbereitung gestellt haben.

Thomas Adler Hannes Rockenbauch
(Fraktionsvorsitzender) (Fraktionsvorsitzender)

Laura Halding-Hoppenheit Gutrun Müller-Enßlin

Christoph Ozasek Luigi Pantisano

Stefan Urbat Christian Walter


Anlage: Abbildungen



Bild 1: Schillerstraße mit S21-Tiefbahnhofswall




Bild 2: Geländeschnitt mit künftigem S21-Tiefbahnhofs-Wall, die natürliche Abflußrinne abriegelnd



Bild 3: Stausee-Bildung durch S21-Tiefbahnhofswall



Bild 4: Zugang zur Klett-Passage in der Königstraße – ohne jeglichen Überflutungsschutz!



Bild 5: Schnitt Tiefbahnsteighalle mit Notflut-Öffnungen / Ausschnitt aus DB-Plan 7.1.3.5




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