Haushaltsantrag vom 10/18/2019
Nr. 743/2019

Haushaltsantrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei
Betreff

Vielfalt braucht Öffentlichkeit und Sichtbarkeit – CSD Kulturprogramm fördern

Wir beantragen:

Begründung:

Die Förderung der ehrenamtlichen Arbeit des gemeinnützigen Trägervereins des Christopher Street Day (CSD)-Kulturfestivals soll dabei unterstützen, faire Gagen und Aufwandsentschädigungen bei den kulturellen Programmen des CSD Stuttgart zu gewährleisten (Kulturförderung). Zudem sollen die Mittel helfen, eine angemessene Öffentlichkeitsarbeit rund um das Kulturfestival und die vorhandene Vielfalt in der Stadt, aber vor allem darüber hinaus zu betreiben (Tourismusförderung).

Die Landeshauptstadt Stuttgart präsentiert jedes Jahr im Juli ihre Weltoffenheit und Vielfalt. Im Rahmen des jährlichen Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart werden die LSBTTIQ-Lebensrealitäten sichtbar und erlebbar. Organisiert von der Interessengemeinschaft (IG) CSD Stuttgart e.V. lockt das 14-tägige Kulturfestival weit über 200.000 Menschen in die Landeshauptstadt. Demonstration, Straßenfest, Eröffnungsgala, Empfänge, Kulturtage und viele weitere Aktivitäten leisten einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarkeit von Vielfalt und zur interkulturellen Öffnung der Stadtgesellschaft. Das Festival trägt dabei zu einem positiven Image der Stadt Stuttgart als weltoffen und vielfältig bei, ebenso wie der kulturelle Facettenreichtum der Landeshauptstadt hervorgehoben wird.

Ein Großteil der finanziellen Gesamtmittel in Höhe von 300.000 € pro Jahr, welche für die kontinuierliche, gesellschaftspolitische Arbeit des Trägervereins und die Durchführung des Festivals nötig sind, erwirtschaftet der CSD Stuttgart selbst – beispielsweise über Mitgliedsbeiträge, Spenden- und Sponsorengeldern, Gastronomieerlöse oder Ticketverkäufe. Damit wird, neben den festivalbezogenen Aufwendungen und den Mitteln für die Erledigung der satzungsgemäßen Vereinszwecke, unter anderem in der Bürogemeinschaft des Weissenburg e.V. in der Lazarettstraße 6 eine CSD-Geschäftsstelle als zentraler Anlaufpunkt betrieben.

Wachsende Besuchenden- und Teilnehmendenzahlen ebenso wie die steigenden Anforderungen seitens der Verwaltung und der Behörden, beispielweise in Sachen Nachhaltigkeit oder Veranstaltungssicherheit, bringen die überwiegend ehrenamtlichen Strukturen des CSD-Vereins an ihre Grenzen. Auch die mit der Stadtverwaltung (Abteilung OB-ICG) gemeinsam begleiteten Projekte, wie die Mitwirkung am Arbeitskreis LSBTTIQ, an Runden Tischen oder die Etablierung des Karl-Heinrich-Ulrichs-Platzes inklusive Patenschaft, fordern die Ressourcen der IG CSD in wachsendem Maße.

Deshalb sind die Möglichkeiten, angemessene Gagen für anspruchsvolle Bühnenprogramme zu gewährleisten, äußerst begrenzt. Diese machen gerade einmal sechs Prozent des jährlichen Gesamtetats aus. Dies hat zur Folge, dass Künstler*innen, gerade aus dem LSBTTIQ-Spektrum, nur mit prekären Aufwandsentschädigungen statt mit angemessenen Gagen für ihre kulturellen Leistungen vergütet werden können. Ein qualitativ gutes, ausgewogenes Programm ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der verschiedenen Veranstaltungen, der Erreichung der gemeinnützigen Ziele sowie die professionelle und nachhaltige Weiterentwicklung des Festivals. Die Events r-präsentieren dabei in überwiegendem Maße die Vielfalt der LSBTTIQ-Gemeinschaft mit ihren besonderen Kulturbeiträgen und speziellen Ausdrucksformen, in welchen die Lebensrealitäten von Menschen der Regenbogen-Community auf eine niederschwellige Art einem breiten Publikum nähergebracht werden.

Zudem fehlen dem CSD Stuttgart ausreichende finanzielle Mittel, um der touristischen Bedeutung des Kulturfestivals angemessen Rechnung tragen zu können. Dies ist wichtig, um die öffentlichkeitswirksame Darstellung von gelebter Vielfalt im Sinne einer weltoffenen und attraktiven Landeshauptstadt Stuttgart zu forcieren. Dazu gehört beispielsweise die Bekanntmachung des Festivals auf regionaler, aber auch überregionaler Ebene in Form von auffälliger Kampagnenarbeit. Auch die Beteiligung an einer Touristikmesse wie der Stuttgarter CMT (seit drei Jahren) trägt zu einer selbstverständlichen Integration der Regenbogen-Community bei. Gleichzeitig wird das positive Bild von Stuttgart als Stadt der Vielfalt auch für auswärtige Besuchende oder Neubürger*innen greifbar. Mit dem CSD-Festival im Sommer und weiteren Aktionen im Jahresverlauf werden so hervorragende Impulse geschaffen, um die Landeshauptstadt zu besuchen. Orientierung vor Ort bietet dazu eine vom CSD-Verein selbst entwickelte, kostenlose Applikation für das Smartphone, inklusive einem eigenen City-Guide rund um Anlaufpunkte in der Community sowie in der Stadt selbst.

Die bisherige städtische Förderung erstreckt sich momentan auf jeweils einen verrechneten Zuschuss in Höhe von 1.500 € für die Beflaggungskosten der Märkte Stuttgart sowie jeweils 1.500 € für die Reinigungskosten der AWS Stuttgart anlässlich der CSD-Polit-Parade und der CSD-Hocketse. Zudem stellt die Landeshauptstadt die Räumlichkeiten für den jährlichen Empfang im Stuttgarter Rathaus zur Verfügung und berücksichtig die CSD-Plakate im städtischen Kontingent der City-Light-Poster-Flächen im Juli.

Mit einer zusätzlichen und fortlaufenden Bezuschussung des Vereins mit 30.000 € pro Jahr würde sichergestellt werden, dass bestehende Aktivitäten auch weiterhin in bisherigem Umfang und der nötigen Qualität durchgeführt werden können. Die Projektmittel würden es erlauben, die ehrenamtliche Arbeit weiter strukturell zu professionalisieren, wichtige Öffentlichkeitsarbeit für die Sichtbarkeit von Vielfalt zu betreiben, faire Gagen und Vergütungen für Künstler*innen zu gewährleisten und begonnene Maßnahmen der Tourismus-förderung für die Landeshauptstadt Stuttgart fortzusetzen.

Thomas Adler Hannes Rockenbauch
(Fraktionsvorsitzender) (Fraktionsvorsitzender)


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