Antrag vom 09/17/2012
Nr. 289/2012

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

SPD-Gemeinderatsfraktion, Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Zukunft des Weinbaus in Rohracker

Weinbau in Rohracker ist seit Jahrhunderten Teil der Identität des traditionsreichen Stadtteils und damit Teil der Identität Stuttgarts als Weinbaugemeinde. Die örtliche Weingärtnergenossenschaft in Rohracker ist zwar die kleinste in Stuttgart, aber für den Stadtteil und auch für Stuttgart unerlässlich. Hinzu kommt: Der Ort mit seinen Wengerterhäusern und seiner Kelter wurde in den vergangenen Jahren im Rahmen der Ortskernsanierung mit erheblichen öffentlichen Mitteln wieder instand gesetzt.

Stadtteil, Genossenschaft und Weinbau in den typischen Steillagen mit Trockenmauern und wertvoller Flora und Fauna gehören zusammen. Dies soll auch in der Zukunft so bleiben.
In den letzten Jahren ist der Steillagenweinbau – nicht nur in Rohracker – aus verschiedenen Gründen unter Druck geraten. Ein Grund dafür ist der hohe Pflegeaufwand für Trockenmauern, dem manche Eigentümer und Pächter nicht mehr gewachsen waren.

In Rohracker besteht heute die Gefahr, dass die typische, vom Weinbau geprägte Kulturlandschaft nicht mehr ihrem eigentlichen, dem vom Menschen geschaffenen und historisch gewachsenen, Zweck entsprechend genutzt wird. Verbuschung und Verwilderung wären die Folge. Eine solche Entwicklung wäre auch unter ökologischen Gesichtspunkten unerwünscht. Pflegemaßnahmen der Stadt, wie sie in der Antwort vom 12.07.2012 auf Antrag 333/2010 beschrieben werden, könnten nicht oder nur mit hohem ständigen Aufwand verhindern, dass diese Entwicklung eintritt.

Wir halten es für besser, dass jetzt ein vertretbarer Aufwand getrieben wird, der zu einer nachhaltigen Lösung führt. Dazu ist eine konstruktive Zusammenarbeit der Stadt mit den Weingärtnern unerlässlich.
Es ist erfreulich und sollte von der Stadt honoriert werden, dass es sich die – meist aus Weingärtnern im Nebenerwerb bestehende – Genossenschaft in Rohracker zur Aufgabe gemacht hat, sich den Herausforderungen des Weinbaus in den Steillagen von Rohracker auch in Zukunft zu stellen. Und dies ohne maximale Forderungen an die Stadt bezüglich der von ihr zu schaffenden Voraussetzungen.
Gemeinsam mit den Weingärtnern halten wir eine pragmatische Vorgehensweise für sinnvoll (siehe Brief der Weingärtnergenossenschaft im Anhang).

Ziel muss es sein, zunächst die im Eigentum der Stadt stehenden Weinberge in der Jaiser Klinge (Hohe Halde), welche derzeit sichtbar und schnell verwildern und in denen die Trockenmauern zu zerfallen drohen, baldmöglichst wieder der Bewirtschaftung als Weinberge zuzuführen. Weitere Weinberggrundstücke, die heute nicht im städtischen Eigentum sind, sollten zu einem etwas späteren Zeitpunkt, falls die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden können, wieder in die Bewirtschaftung einbezogen werden.

Wir beantragen deshalb:
  1. Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung grundsätzlich, die in der Begründung beschriebene Zielsetzung zu verfolgen und umzusetzen. Das Thema wird dazu noch im Herbst 2012 auf die Tagesordnung des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen gesetzt.
  2. Vorher werden mit der Weingärtnergenossenschaft Rohracker Gespräche geführt, in denen die Einzelheiten geklärt werden (Mindesterschließung über den der Stadt gehörenden Weg, Gewährleistung von umweltgerechtem Weinbau).
  3. Die weitere Vorgehensweise soll berücksichtigen, dass die Stadt beantragt hat, die Weinberge in Rohracker in die Ausgleichsmaßnahmen für Stuttgart 21 einzubeziehen. Zusätzlich bzw. alternativ wird geklärt, ob eine bessere Wegeerschließung als Maßnahme der Flurbereinigung und damit eine Finanzierung durch das Land in Frage kommt. Nach unserer Kenntnis wurde in Kernen (Stetten) ein vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren durchgeführt, das nur den Wegebau zum Inhalt hatte.
  4. Wie bereits früher vorgeschlagen und durch den WA gebilligt, sollen Teilaufgaben, z.B. bei der Instandsetzung von Trockenmauern, in Kombination mit Maßnahmen des „zweiten Arbeitsmarktes“ durchgeführt werden können.
  5. Belange und Vorschläge des Naturschutzes durch das Amt für Umweltschutz müssen berücksichtigt werden.



Dr. Roswitha Blind Silvia Fischer
Fraktionsvorsitzende Fraktionsvorsitzende
SPD-Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN


Manfred Kanzleiter Peter Pätzold
Fraktionsvorsitzender

SPD-Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

Weinbaulage Hohe Halde_Rohracker.pdf


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