Antrag vom 05/17/2010
Nr. 158/2010

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

FDP-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Jungenförderung – das neue schwache Geschlecht

Zunehmend werden in der Bildungsdiskussion immer mehr Stimmen laut, die auf die Benachteiligung von Jungen bzw. eine auf Mädchen ausgerichtete Förderung in unserem Bildungssystem hinweisen.

Unterstützt wird dies durch größere internationale Bildungsstudien der vergangenen Jahre von PIRLS über TIMSS bis Pisa – alle weisen auf deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen hin. Auch der Aktionsrat Bildung benennt in einem aktuellen Bericht die eklatante Minderbeteiligung von Jungen an höheren Formen des Bildungsgeschehens. Darüberhinaus sind Verhaltensauffälligkeiten bei Jungen deutlich mehr vertreten als bei Mädchen. Jungen können im Durchschnitt auch schlechter Lesen und auch die Verteilung auf Schularten weist auf die unübersehbare genderspezifische Problemlage hin.

Verursacht etwa die zunehmende Verschiebung des Geschlechterverhältnisses in pädagogischen Berufen in Richtung Frauen möglicherweise vorhandene Ungleichgewichte? Wir Liberale fordern, dass mehr Männer für pädagogische Berufe begeistert werden. Wir wissen um das Problem, dass sich die meisten Männer nicht dauerhaft für einen frühkindlichen Erzieherplatz verpflichten können – u.a. aufgrund von fehlenden finanziellen Anreizen in der Bezahlung. Dabei ist aber für uns eine frühkindliche Bildung und Erziehung von Jungen durch männliche Pädagogen ein wichtiger Aspekt für die Vermittlung von positiven Rollenbildern. Hier muss die Stadt agieren! Uns ist bewusst, dass viele Konzepte in der Ideenplanung bereits fertig sind, diese aber nicht realisiert werden.

Jungenförderung muss bereits im Kindergartenalter beginnen. Beispielsweise könnten durch gezielte – gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten erarbeitete - auf Jungen abgestimmte Maßnahmen das Defizit etwas ausgleichen. Wenn seitens der Orientierungspläne bzw. Konzeptionen eine Form der Kommunikation gefunden wird, die sowohl auf Jungen als auch auf Mädchen ausgerichtet ist, wäre kein Geschlecht benachteiligt.

Wir Liberale sind der Meinung, dass die Stadt Stuttgart bei der Aus- und Fortbildung des Erzieherpersonals eine Vorreiterrolle spielen muss.


Wir beantragen daher:
  1. Die Verwaltung erarbeitet einen Maßnahmenkatalog "Jungenförderung" für die städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen.
  2. In den Fortbildungsangeboten für ErzieherInnen sollen die geschlechtsspezifischen Unterschiede, die es bei Jungen und Mädchen gibt, bewusst gemacht werden. Erziehungskonzepte sollen auf die Unterschiede so eingehen, dass Jungen und Mädchen in ihrer Entwicklung gerecht gefördert werden.
  3. Die Verwaltung berichtet über die Erfahrungen mit dem Konzept Einstein sowie weiteren geschlechtsspezifischen Fördermaßnahmen für Jungen und Mädchen.




Rose von Stein Prof. Dr. Dr. med. Heinz Lübbe
Fraktionsvorsitzende Stv. Fraktionsvorsitzender




Dr. Matthias Oechsner Bernd Klingler




Dr. Günter Stübel Michael Conz Carmen Hanle



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