Antrag vom 03/08/2024
Nr. 62/2024

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Quo vadis Kita: Auf der gemeinsamen Suche nach dem besten Weg

Um mehr Bildungsgerechtigkeit im Vorschulalter zu gewährleisten, sollten notwendige strukturelle Veränderungen transparent und fair vorgenommen werden. Der Mangel an Fachkräften im Kita-Bereich hat zu einer zunehmenden Unterversorgung der
Kinder im Vorschulalter geführt. Bei einer Erhebung im März 2023 beträgt die Zahl der wegen Personalmangel nicht belegbaren Kita-Plätze von Freien und Städtischen Trägern zusammen bei den 0 – 3-Jährigen 1.566, bei den 3 – 6-Jährigen sind es gesamt 1.699 nicht belegbare Kita-Plätze. Diese Zahlen dürften sich inzwischen weiter erhöht haben.
Besonders gravierend ist diese Mangelsituation für die über 4-Jährigen Kinder ohne Kita-Platz, die dadurch vor Eintritt in die Grundschule keine Möglichkeit des sozialen Lernens in einer Gruppe Gleichaltriger haben oder eine notwendige Unterstützung beim Spracherwerb nicht erhalten.
Um hier mehr Bildungsgerechtigkeit herzustellen hat die Stadt Stuttgart einen Prozess begonnen, durch welchen unter Einbeziehung aller Beteiligten Potenziale und alternative Betreuungsformen im Kita-Bereich ausfindig gemacht und diskutiert werden sollen. Von nach Bedarfsanalyse reduzierten Öffnungszeiten, über Angebote im Format von Spielstuben oder Betreuungszeiten durch Eltern bis hin zur Erhöhung von Gruppenstärken aufgrund des Erprobungsparagrafen vom Land, soll alles im Dialog mit den Freien Kita-Trägern, mit Elternvertretungen, mit den Fachkräften im Jugendamt, Vertreter*innen der Politik, der Aufsichtsbehörde KVJS, Vertretungen der Arbeitgeber*innen in verschiedenen Gremien und Arbeitsgruppen erörtert werden.
Bei allen Beteiligten ist das Verständnis für die aktuelle Situation und die Motivation, einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit zu leisten, groß. Beim ersten Kita-Forum am 26.02.2024 wurden aber auch die Sorgen deutlich und einige Fragestellungen warfen nachvollziehbare Bedenken auf. Um die Beteiligten in diesem Prozess weiter mitzunehmen ist es unseres Erachtens nach notwendig, größtmögliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit für in Betracht kommende Maßnahmen herzustellen.


Daher beantragen wir die Beantwortung folgender Fragen:

1. Wie wird die Qualität der frühkindlichen Bildung sichergestellt?
2. Wie kann sichergestellt werden, dass die durch Verkürzung der Öffnungszeiten vom GT (Ganztag 8 Stunden) auf VÖ (verlängerte Öffnungszeiten bis zu 6 Stunden) erreichte Kapazität von Fachkräften tatsächlich Kindern ohne Kita-Platz zugutekommt und von welchem Verhältnis wird zahlenmäßig ausgegangen?
3. Wie kann eine zuverlässige Wahlmöglichkeit zwischen GT und VÖ in den Wohnbezirken hergestellt werden?
4. Was bedeutet eine Umstellung auf VÖ für die Träger in finanzieller Hinsicht?
5. Wie können die Vergabekriterien für einen Kita-Platz im Sinne der Bildungsgerechtigkeit ausgestaltet werden, wo nicht einzig die Berufstätigkeit der Eltern zählt, was aber ein gewichtiger Faktor ist?
6. Wie kann die Aufnahme von Geschwisterkindern zuverlässig eingeplant werden?
7. Welche Möglichkeiten gibt es, das Bekenntnis von Arbeitgeber*innen, an dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe mitwirken zu wollen, in verbindliche Zusagen gegenüber arbeitsnehmenden Eltern zu transformieren, um mehr Flexibilität in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu haben?


Gez.

Raphaela Ciblis Vittorio Lazaridis Petra Rühle
B‘90/DIE GRÜNEN- B‘90/DIE GRÜNEN- B‘90/DIE GRÜNEN-
Gemeinderatsfraktion Gemeinderatsfraktion Gemeinderatsfraktion



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