Antrag vom 07/30/2018
Nr. 243/2018

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Weitere Bus- und Bahnverbindungen in den Nahverkehrsentwicklungsplan aufnehmen

Im September wird die Fortschreibung des Nahverkehrsentwicklungsplans (NVEP) im Ausschuss für Umwelt und Technik beschlossen. Die aktualisierte Fassung des Plans hat gezeigt, wie viel sich beim Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur in den vergangenen Monaten getan hat. Inzwischen sind jede Menge weiterer Linien – beispielsweise Ausbaupläne nach Schmiden und Ditzingen –, Angebotsverbesserungen – wie Expressbusse und flexible Busverbindungen – und Tarifanpassungen hinzugekommen. In seiner Fülle an Verbesserungen kann sich die Vorlage wirklich sehen lassen. Mit Blick auf technische Änderungen und die längerfristige Entwicklung sehen wir allerdings noch einige Ergänzungsbedarfe.


I Vorrang für Bus und Bahn

Alle Ausbaubemühungen und Angebotsverbesserungen bringen wenig, wenn Busse und Bahnen durch Staus und Verzögerungen unattraktiv für die Nutzer sind. Wir begrüßen daher, dass Busbeschleunigungsmaßnahmen im NVEP eine wichtige Rolle einnehmen. Aus unserer Sicht sollten Beschleunigungspotentiale für den Nahverkehr ganzheitlich untersucht werden. Eine systematische Untersuchung der Maßnahmen zur Beschleunigung und Stabilisierung des Stadtbahn- und Busbetriebs ist in Auftrag zu geben. Hierbei sind die Belange des Kfz-Verkehrs nachrangig zu betrachten und die Potenziale durch Diesel-Fahrverbote dem Öffentlichen Verkehr zuzuschlagen.


Wir beantragen:

1. Die SSB gibt eine systematische Untersuchung der Maßnahmen zur Beschleunigung und Stabilisierung des Stadtbahn- und Busbetriebs in Auftrag. Insbesondere Knotenpunkte, an denen Nah- und Individualverkehr aufeinandertreffen, sind hierbei zu untersuchen. Dem Nahverkehr ist an den Knotenpunkten Vorrang einzuräumen.


II Neue Bus- und Bahnverbindungen

Besonders Querverbindungen zwischen den heutigen Stadtbahnlinien bieten Potential, zusätzliche Anreize zum Umstieg auf den Nahverkehr zu schaffen. Bei der Erweiterung der Linie U19 bietet sich die Möglichkeit, eine Übereck-Verbindung in Richtung des Stuttgarter Ostens zu schaffen, wo entlang der ehemaligen Kohlehalde ein neuer Stadtteil entstehen könnte.
Eine weitere Verbindung, die einen wichtigen Querverbund bilden könnte und an welcher neue Wohnungen auf dem Areal der ehemaligen Bettfedernfabrik entstehen werden, ist eine Verbindung entlang der Gnesener Straße zwischen U13, U2 und U14.
In neu entstehenden Stadtteilen sind ebenfalls zusätzliche Busverbindungen notwendig. Entlang des Neckarparks entsteht das Potential einer neuen Busverbindung zwischen dem Südausgang der S-Bahnstation Bad Cannstatt, dem Stadtbad, der VHS und dem Neckarpark, dem Daimler und Unter- und Obertürkheim. Eine weitere Busdirektverbindung wäre aus unserer Sicht in den Nordbezirken denkbar. Eine Ringverbindung zwischen Pragsattel, Killesberg, Doggenburg, Kräherwald, und Haltepunkten in Botnang und Feuerbach.


Wir beantragen:

2. Die Prüfung der Verlängerung der U19 über das Mercedes-Museum, den Neckar und die Kohlenhalde der EnBW zu den Linien der U4 und U9.
3. Die Prüfung einer Direktverbindung entlang der Gnesener Straße über die Reinhold-Maier-Brücke zwischen den Haltestellen Ebitzweg und Münster Rathaus.
4. Eine Busdirektverbindung zwischen Ober- und Untertürkheim über den Neckarpark zum Cannstatter Bahnhof.
5. Eine Ringverbindung zwischen Pragsattel und Killesberg in Stuttgart-Nord, Botnang und Feuerbach wird geprüft.


III Angebotsverbesserungen auf bestehenden Linien

Aus den Bezirken gibt es den Wunsch nach einer Reihe von Verbesserungen, von welchen viele bereits im Nahverkehrsentwicklungsplan enthalten sind. Gerade durch städtische Veränderungen wie der Aufsiedlung neuer Stadtteile sehen wir Veränderungsbedarf. Durch das Wohngebiet Langenäcker-Wiesert sollte die U15 ab 2020 in Richtung Stammheim verbessert werden. In der Gegenrichtung ist die U15 die einzige Verbindung Richtung Merz-Schule, Staatsministerium und Gänsheide. Sie bietet die Möglichkeit, die U7, die an der Kapazitätsgrenze fährt, zu entlasten. Die U8 als einzige Querverbindung der Filder-Bezirke erfreut sich zunehmender Beliebtheit, die durch den Regionalhalt in Vaihingen sicher weiter zunehmen wird. Gerade im Freizeitverkehr abends und am Wochenende ist das Nahverkehrsangebot heute schon unzureichend. Die U5 ist heute die einzige Linie in einem 20-Minuten Takt und bleibt so hinter dem Vergleichsangebot in der Stadt zurück. Die wichtigen Ziele, wie das Weltkulturerbe Weißenhof, der Killesbergpark, aber auch die Kunstakademie und die zunehmende Einwohnerzahl durch die Rote Wand erhöhen die Bedeutung für die Taktverdichtung.


Wir beantragen:

6. Ab 2020 werden die zusätzlichen Verstärkerfahrten, die bei der U15 angekündigt sind, zwischen Stammheim und Zuffenhausen umgesetzt.
7. Die U15 sollte bis Heumaden verkehren.
8. Die Betriebszeiten der U8 werden zusätzlich zum Samstag auch in den Abendstunden und an Sonntagen ausgeweitet.
9. Die angestrebte Taktverbesserung der U5 zum Killesberg auf 10-Minuten-Takt wird umgesetzt.


IV SSB Flex Angebote ausweiten – ein Angebot für die letzte Meile

Bei den flexiblen Nahverkehrsangeboten wie SSB-Flex sehen wir die Möglichkeit, in schlecht angebundenen Gebieten zusätzliche Angebote zu schaffen und auch die Zeiten, in denen das Nahverkehrsangebot nicht so gut ist, besser abzudecken. Im Falle eines erfolgreichen Pilotprojekts von SSB-Flex wollen wir daher das Angebot nachts und in schlecht angebundenen Gebieten ausweiten.


Wir beantragen:

10. SSB-Flex wird für ein durchgängiges Nachtangebot in Stuttgart ausgeweitet, welches probeweise erstmals zwischen Donnerstag und Samstag eingeführt wird.
11. Das SSB-Flex-Angebot wird auf schlecht angebundene Gebiete ausgeweitet (Beispiele hierfür wären Kaltental oder Killesberg).


V Verbesserung des Nachtfahrangebots

Neben der Ausweitung des Nachtfahrangebots durch flexible Angebote wollen wir längere Fahrzeiten der Stadtbahnen. Auch die einfahrenden Stadtbahnen in die Depots werden häufig und gerne benutzt, auf den Fahrplänen und auch in der VVS-App werden diese aber nicht angezeigt.


Wir beantragen:

12. Die Fahrzeiten der Hauptstadtbahntrassen werden um eine Stunde verlängert, dieses Angebot wird probeweise erstmals zwischen Donnerstag und Samstag eingeführt.
13. Die einrückenden Stadtbahnen werden im Fahrplan und der App angezeigt.


VI Fahrradmitnahme in Bus und Bahn

Für die letzte Meile ist das Nahverkehrsangebot häufig nicht ausreichend. In der Innenstadt ist das Fahrrad eine gute Alternative zum Nahverkehr, der hierdurch entlastet werden kann. Aus beiden Gründen ist die Fahrradmitnahme gerade zur Erreichung der auf dem Berg gelegenen Wohngebiete wichtig. Zusätzlich zur Zacke, die ausgebaut wird, sollte die Fahrradmitnahme erweitert werden.


Wir beantragen:

14. Um die Fildern zu erreichen, wird die Fahrradmitnahme in der Linie U15 bergauf ermöglicht und die Sperrzeit für diese Linie testweise aufgehoben.
15. Die Fahrradmitnahme im Bus wird auf ausgewählten Steigungsstrecken ab 19:00 Uhr werktags und am Wochenende ganztägig entsprechend dem Esslinger Modell in Stuttgart getestet.
16. Neue Expressbuslinien, die ausgeschrieben werden, müssen eine Fahrradmitnahme enthalten.


VII Intermodale Schnittstellen ausbauen

Wichtig für ein umfassendes Nahverkehrsangebot sind attraktive intermodale Schnittstellen mit einem Angebot an Leihfahrrädern, Radabstellanlagen und Carsharing-Fahrzeugen. Zur Haltestellenqualität gehören auch überdachte Fahrradständer, an denen man, ohne nass zu werden, das Rad abstellen kann.


Wir beantragen:

17. An den S-Bahnhaltestellen sind ausreichend Fahrradparkplätze oder idealerweise automatische Fahrradparkhäuser und Carsharing-Angebote vorzusehen.
18. Am Hauptbahnhof gibt es keine Möglichkeit, das Fahrrad sicher abzustellen. Unabhängig von der Fertigstellung von S21 muss eine Fahrradstation bzw. ein Fahrradparkhaus eingerichtet werden.
19. An allen Stadtbahn-Haltestellen und Bushaltestellen mit mehreren Linien werden RegioRad Abstellmöglichkeiten vorgesehen, die auch durch virtuelle Stationen umgesetzt werden können.
20. Bestehende Radabstellanlagen werden mit einer Überdachung nachgerüstet und neue nur noch mit Überdachung gebaut.


VIII Fahrtkomfort erhöhen:

Neben der Sauberkeit und der Pünktlichkeit, die sich bei der SSB sehen lassen kann ist das Internetangebot in öffentlichen Verkehrsmitteln für viele Fahrgäste inzwischen sehr wichtig. Gerade in einigen U-Bahnstrecken der Innenstadt gibt es jedoch keine ausreichende Netzabdeckung.


Wir beantragen daher:

21. In den Stadtbahnen wird W-LAN angeboten.


Björn Peterhoff Andreas Winter


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