Haushaltsantrag vom 10/15/2015
Nr. 775/2015

Haushaltsantrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS
Betreff

Förderung der psychotherapeutischen Angebote für Geflüchtete von refugio stuttgart e.V. und der PBV Stuttgart

Wir beantragen:

Die Stadt unterstützt den refugio stuttgart e.V. mit einer Förderung von 50.000 Euro je Haushaltsjahr, genauso geht eine Unterstützung von 50.000 Euro pro Jahr an die PBV Stuttgart (Psychologische Beratungsstelle für politisch Verfolgte und Vertriebene der EVA) – insgesamt 200.000 Euro für 2016 und 2017.

Die Mittel können für Personalkosten aufgewendet werden oder für erforderliche Dolmetscher- und Fahrtkosten, welche die Krankenkassen nicht übernehmen. (Bei refugio entstehen für die Schaffung einer Stelle in Vollzeit jährlich Kosten von 50.000 Euro.)

Begründung:

Etwa die Hälfte der Flüchtlinge in Deutschland ist traumatisiert und hat psychische Erkrankungen. Sie haben Folter und seelische Misshandlungen erlebt, Vergewaltigungen, Verfolgungen und andere Formen schwerer Gewalt. Die meisten von ihnen haben posttraumatische Belastungsstörungen und/oder Depressionen. 40 % haben bereits Suizidversuche hinter sich oder über einen Suizid nachgedacht. Nach Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer ist die Versorgung psychisch kranker Flüchtlinge nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Deutschland beschämend schlecht. Ein Großteil der kranken Asylbewerber_innen erhält keine Behandlungen, weil der Bedarf nicht erkannt wird – Depressionen und Angststörungen halten an, Zwangsverhalten, Essstörungen und Panikanfälle entstehen.

Der Verein refugio stuttgart e.v. und die PBV Stuttgart bieten für psychisch kranke Geflüchtete und ihre Angehörigen gezielte Therapien und Beratungen. Ihre Mitarbeiter_innen setzen sich dafür ein, Geflüchtete in die Lage zu bringen, ihr eigenes Leben wieder in die Hand nehmen und sich ein neues, gesundes Leben aufbauen zu können. Zudem werden Fortbildungen für Psychologen, Therapeuten, Sozialarbeiter, Ehrenamtliche und Dolmetscher geboten. Die Leistungen werden hoch geschätzt, jedoch wird dringend mehr Personal benötigt. Die Fallzahlen haben sich verdoppelt. Bereits jetzt gibt es Wartezeiten von über einem halben Jahr. Durch die stark angestiegenen Flüchtlingszahlen wird der Bedarf in den kommenden Jahren weiter ansteigen.

Die psychotherapeutische Arbeit mit den Flüchtlingen nimmt einen hohen Stellenwert ein, um eine funktionierende Integration der Geflüchteten zu ermöglichen. Psychische Erkrankungen führen schnell zu einem Rückzug vor den Mitmenschen und erschweren den Weg auf den Arbeitsmarkt ungemein. Die Stadt geht einen vorausschauenden Weg, wenn sie jetzt einen wirksamen Beitrag zur Gesundheit der Geflüchteten leistet. Sie vermeidet auf diese Weise präventiv Kosten, die später nötig würden, wenn die Integration nicht gelingt.

Thomas Adler Hannes Rockenbauch
Fraktionsvorsitzender Fraktionsvorsitzender

Laura Halding-Hoppenheit Guntrun Müller-Enßlin Christoph Ozasek

Gangolf Stocker Stefan Urbat Christian Walter


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