Die von uns vorgeschlagene Neckaroffensive verfolgt das Ziel, die Wasserqualität sukzessive zu verbessern, um bis 2035 das gefahrlose Baden im Neckar im Sinne der Parameter der Badegewässerverordnung zu ermöglichen. Wird die Wasserqualität auf Badewasser-Niveau angehoben, könnten zumindest gesicherte Badestellen ausgewiesen werden. Denn trotz der Aufwertung des Neckarufers mit weiteren Projekten in der Umsetzung und Planung im Zuge des Masterplans „Landschaftspark Neckar in Stuttgart – Stadt am Fluss“ wurden bisher keine Badestellen in Betracht gezogen.
Die Zugänglichkeit des Neckars in und um Stuttgart ist momentan stark eingeschränkt. Zum einen ist der Fluss kanalisiert und aufgestaut, um ihn für die Schifffahrt nutzbar zu machen. Zum anderen herrscht seit den 1950er Jahren ein polizeirechtliches Badeverbot für das Stuttgarter Stadtgebiet. Dafür verantwortlich sind nicht nur die steil abfallenden Uferkanten und Kanalwände, sondern auch die schlechte Wasserqualität (Stellungnahme der Verwaltung zu 9/2012). Durch eingeleitete geklärte Abwässer, überlaufende Mischwasserkanäle und Temperaturanstiege bietet das Neckarwasser eine produktive Umgebung für gesundheitsschädliche Bakterien. Das Landesgesundheitsamt bescheinigte dem Neckar 2019 eine kontinuierlich unzureichende Wasserqualität aufgrund mikrobiologischer Belastungen (Ausschuss für Umwelt und Technik vom 09.04.2019, Neckarwelle - Darstellung des Prüfungsergebnisses). Das zeigt, dass ein „Weiter so“ nicht zielführend ist. Stattdessen ist eine mit Maßnahmen unterlegte Gesamtstrategie erforderlich.
Ein im Rahmen der Neckaroffensive zu entwerfender Fahrplan für die Siedlungsentwässerung muss beispielsweise auf die Reduktion von Kanal-Mischwasserüberläufen ausgerichtet sein, zusätzliche Klärstufen zur Elimination von Spurenstoffen und Mikroorganismen vorsehen, sowie technisch auf die Einhaltung der mikrobiologischen Anforderungen an Badegewässer ausgerichtet sein. Außerdem muss der Eintrag kritischer Stoffe aus der Landwirtschaft verringert und die weiteren „Schmutzfrachten“ aus Abwässern und Abschwemmungen durch Begleitmaßnahmen vermindert werden.
Bis zur dauerhaften Verbesserung der Wasserqualität ist es ein weiter Weg. Ein KI-gestütztes Vorhersagesystem kann diesen Prozess begleiten, indem es jetzt schon Zeiträume aufzeigt, in denen im Neckar gebadet werden könnte. Das schafft nicht nur ein Bewusstsein für den Fluss in der Öffentlichkeit, sondern lässt auch Rückschlüsse auf Ursachen für die schlechte Wasserqualität zu.
Die Neckarinsel e.V. hat sich mit Unterstützung durch das Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH auf den Weg gemacht, mittels KI-gestütztem Monitoring der Wasserqualität den Zustand hinsichtlich der mikrobiologischen Verschmutzungen über einen längeren Zeitraum aufzuzeigen und dadurch eine erste Grundlage für die gefahrlose Nutzung des Flusses zu schaffen. Das System ist in Berlin bereits mit dem Flussbad e. V. Berlin praxiserprobt. Diese Aktivitäten wollen wir zielgerichtet stärken und hierzu die vorhandenen Kompetenzen der Stadtverwaltung bereitstellen.
Quellen: [Kompetenzzentrum Wasser Berlin 2019]: Wolfgang Seis (2019) SWIM:AI. URL:https://www.kompetenz-wasser.de/media/pages/forschung/dienstleistungen/fruehwarnsystem-fuer-badegewaesserqualitaet-datengetriebene-vorhersage-zur-gewaesserqualitaet-von-badestellen/924a94b056-1660812217/swim-ai.pdf [Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) 2023]: Referat W I 1 (2023) Nationale Wasserstrategie. URL:https://www.bmuv.de/themen/wasser-und-binnengewaesser/nationale-wasserstrategie/hintergrund-zur-nationalen-wasserstrategie Gezeichnet: (gez.) (gez.) Christoph Ozasek Deborah Köngeter PULS-Fraktionsgemeinschaft PULS-Fraktionsgemeinschaft (gez.) (gez.) Björn Peterhoff Andrea Münch Bündnis 90/DIE GRÜNEN Bündnis 90/DIE GRÜNEN Gemeinderatsfraktion Gemeinderatsfraktion Fraktionsvorsitzender (gez.) (gez.) Lucia Schanbacher Stefan Conzelmann SPD-Gemeinderatsfraktion SPD-Gemeinderatsfraktion Fraktionsvorsitzender (gez.) Sibel Yüksel Einzelstadrätin