Protokoll: Gemeinderat der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
TOP:
240
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VerhandlungDrucksache:
93/2022
GZ:
AKR
Sitzungstermin: 01.12.2022
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: OB Dr. Nopper
Berichterstattung:
Protokollführung: Frau Faßnacht
Betreff: Kulturzentrum Villa Berg
Entwurf Nutzungskonzept

Vorgang: Verwaltungsausschuss vom 16.11.2022, öffentlich, Nr. 409
Gemeinderat vom 17.11.2022, öffentlich, Nr. 229
jeweiliges Ergebnis: Vertagung
Verwaltungsausschuss vom 30.11.2022, öffentlich, Nr. 427
Ergebnis: einmütige Zustimmung


Beratungsunterlage ist die Vorlage des Referats Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht vom 27.10.2022, GRDrs 93/2022, mit folgendem

Beschlussantrag:

1. Dem in der Vorlage dargestellten Entwurf des Nutzungskonzepts für das Kulturzentrum Villa Berg einschließlich den daraus resultierenden Konsequenzen für das Raumprogramm wird zugestimmt (vgl. Ziff. 2 der ausführlichen Begründung).

2. Von dem gegenwärtigen Planungsstand des Finanz- und Personalbedarfs wird Kenntnis genommen.

3. Die Verwaltung wird beauftragt, den Entwurf des Nutzungskonzepts für den Kulturbetrieb auf dieser Grundlage weiterzuentwickeln und hinsichtlich Personal- und Finanzbedarf zu konkretisieren.



StR Winter (90/GRÜNE) hebt die heutige Beschlussfassung zur Villa Berg hervor, die wie kaum ein anderes Projekt für bürgerschaftliches Engagement stehe. Wie hier und schon beim StadtPalais und dem Hotel Silber werde man immer mehr solche starken Schritte aus dem bürgerschaftlichen Engagement erleben. Er erinnert an die ausführliche Beratung im Kulturausschuss über das, was jetzt passieren sollte. So soll das Kulturzentrum Villa Berg ein offenes Haus für Musik und mehr sein und für die Zugänglichkeit für Menschen aller Herkunft und die Achtsamkeit des Umganges sowie für einen Ort des Austauschs stehen, gleichzeitig ein Haus für die Bürger*innen in Stuttgart-Ost sein, und soll darüber hinaus eine Strahlkraft schaffen, die weit über Stuttgart hinaus gehen soll durch sehr attraktive und gute Veranstaltungen und durch Räume für nichtkommerzielle Nutzungen, ein Sich-Aufhalten ermöglichen und ein Raum der Begegnung sein. Man werde sich immer wieder daran zu messen haben, einen solchen Spagat zu schaffen. Das Haus werde sehr gut ausgestattet sein - auch personell - und es gebe noch weitere Planungen. Seine Fraktion werde dies sehr gut begleiten, wie man es bereits während des ganzen Prozesses getan habe. Daher stimme man heute zu, dass die Planung auf der vorgelegten Basis weitergeführt wird und die Villa Berg in dieser Vielfältigkeit zu diesem Ort wird.

StR Sauer (CDU) sieht in der heutigen Beschlussvorlage ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zum künftigen Kultur- und Bürgerzentrum Villa Berg. Ganz bewusst nenne er diese Begriffserweiterung gegenüber dem Titel in der Beschlussvorlage. Das nun vorliegende Betriebs- und Nutzungskonzept entwickle nicht nur die Ideen und Vorschläge der Bürgerbeteiligung konsequent weiter, es schaffe zugleich auch die notwendigen Voraussetzungen für die nun konkreter werdenden notwendigen Planungen von Gebäude- und Parkflächen durch die anderen beteiligten Ämter. Man unterstütze das in der Vorlage formulierte Ziel, mit der Villa Berg ein vielseitiges kulturelles Veranstaltungshaus zu schaffen, welches die vorhandenen Kultureinrichtungen in der Stadt sinnvoll ergänzt. Dies heiße, allen Kulturbereichen unserer Stadt künftig einen Ort für Veranstaltungen zu geben. Wichtig sei seiner Fraktion auch die Öffnung zu einem Bürgerzentrum Villa Berg für die Bevölkerung im Stadtbezirk und der gesamten Stuttgarter Stadtgesellschaft. Deshalb könne man sich neben Kulturveranstaltungen aller Art dort auch eine größere Anzahl von Fremdveranstaltungen einschließlich privaten Feiern, Firmenveranstaltungen und Vereinsfeiern vorstellen, zumal sich auf diese Weise möglicherweise auch die Einnahmen erhöhen lassen. Hier die richtige Balance zu finden werde Aufgabe sein für die Beteiligungsformen, die angedacht sind, z. B. für den vorgeschlagenen Beirat oder für den noch zu gründenden Förderverein. Art und Umfang der künftigen Nutzung des Parks der Villa Berg für öffentliche Veranstaltungen wolle man abhängig machen von den Ergebnissen des Lärmschutzgutachtens und dem berechtigten Anliegen aus dem Stadtbezirk Ost, den Park künftig als Erholungsraum zu nutzen.

Abschließend dankt der Stadtrat dem Kulturamt und dem dortigen Planungsstab für die Villa Berg, allen voran Herrn Heuss. Ihm sei die Aufgabe gelungen, denn der Entwurf des Betriebs- und Nutzungskonzepts überzeuge in seiner Detailtiefe und vor allen Dingen in dem Ausblick darauf, was in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren noch getan werden muss. Die CDU-Gemeinderatsfraktion freue sich auf die weiteren Schritte und arbeite gerne daran mit, das Kultur- und Bürgerzentrum Villa Berg wie geplant im Jahr 2028 zu eröffnen.

Auch StR Perc (SPD) nimmt Bezug auf das starke bürgerliche Engagement, das sich nach dem Rückkauf der Villa Berg etabliert hat und auf die Menschen, die sich sehr für die Entwicklung des Hauses und des Ortes eingesetzt haben. Ihnen spricht er großen Dank aus für das jahrelange Engagement und dafür, den Mut und die Zuversicht nicht verloren zu haben, dass sich Engagement auszahlt. Das Ergebnis zeige, dass sie damit recht hatten. Mit dem vorliegenden Nutzungskonzept habe man einen Mehrwert für den Stadtbezirk, aber genauso lege es die Basis für einen Mehrwert für die gesamte Stadt und biete auf jeden Fall das Potenzial, dass es einen Mehrwert für die Region haben wird. Es schließe eine Lücke im Veranstaltungsbereich in der Stadt und berge eine spannende Mischung, die ihresgleichen in Deutschland sucht. Es werde seiner Fraktion daher ein Vergnügen sein, das Projekt weiterhin zu begleiten und zu unterstützen. Man freue sich darauf, wenn das Ganze realisiert ist und mit Leben gefüllt wird.

Sein Dank gilt neben den Bürgerinnen und Bürgern, die das Projekt auf den Weg gebracht haben und die einen großen daran Anteil hatten, dem Kulturamt, das vorbildhaft den Prozess begleitet und gesteuert habe. Es sei wahrlich eine große Kunst, dass man es über eine so lange Zeit hinweg schafft und die Leute immer noch eine Identifikation mit dem Ziel haben, das sie damals initiiert haben. "Von daher vielerlei Dank und die große Zuversicht, dass wir da ein großes Zentrum für Stuttgart-Ost und Stuttgart insgesamt haben werden."

StR Urbat (Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei) begrüßt ausdrücklich dieses Konzept, das sehr gelungen und rund erscheine - insbesondere nach einer so langen Zeit von Irrungen und Wirrungen um die Villa Berg. Seine Fraktionsgemeinschaft werde den weiteren Prozess sehr positiv und konstruktiv weiterbegleiten.

StR Puttenat (PULS) geht ein auf die Initiative Occupy Villa Berg, die sich im Jahr 2013 auf den Weg machte, und deren Sprecher*in StRin Köngeter und er selbst waren. Den Stein ins Rollen gebracht habe damals Christian Dosch, der Stuttgart mittlerweile leider verlassen habe. Man habe seinerzeit Bürger*innenbeteiligung gespielt und sich aufgemacht, die Wünsche der Leute abzufragen, was sie sich an diesem Ort zukünftig vorstellen könnten. Zudem habe man sich intensiv mit dem Ort und der Geschichte der Villa samt Park auseinandergesetzt. Daraus sei ein Buch mit 150 Seiten entstanden, in der zweiten Fassung sogar 250 Seiten, welches man in einer Abschlussveranstaltung der Stadt Stuttgart übergeben habe. Man sei sehr dankbar dafür, dass die Stadt Stuttgart diese Arbeit der Initiative zum Anlass genommen hat, mehr daraus zu machen, was dann in der offiziellen Bürger*innenbeteiligung mündete, die aus Sicht der Initiative Occupy Villa Berg auch sehr erfolgreich lief. Gerade weil sich die Initiative damals inhaltlich komplett mir ihren eigenen Vorstellungen rausgenommen hat, freue er sich, "dass nun das werden kann und soll, was sich auch in unseren damaligen Ergebnissen, was wir von den Leuten gehört hatten, widerspiegelt und sich auch deckt mit den offiziellen Ergebnissen - ein Haus für Musik und mehr". Dieses Mehr sollte stark von der Bürger*innenschaft definiert werden, gerade und im Besonderen auch für die Leute vor Ort. An dieser Stelle dankt der Stadtrat Jörg Trüdinger, "der für die SPD Mitglied im Bezirksbeirat Ost ist, damals aktiver Teil von Occupy Villa Berg war und der niemals müde geworden ist, sich für diesen Ort einzusetzen".

PULS vertraue darauf, dass das Ganze tatsächlich gut wird und vertraue auf die Arbeit des Planungsstabs. Sein dicker Dank an dieser Stelle geht an Amos Heuss und dessen gesamtes Team und auch an die überaus starke Kulturverwaltung. All das, wie es am Ende sein wird, stehe natürlich mit der personellen Leitung und Führung, Stichwort "Kuration, Programmgestaltung", denn es gehe um den Geist eines Hauses, gerade auch in Bezug auf die kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Dieser Geist des Hauses sei total wichtig für das Programm und die Dinge, die in diesem Haus passieren. "Denn Kunst und Kultur sind nicht einfach nur Bespielung und Bespaßung, angenehmer Zeitvertreib und Freude, sondern Kunst und Kultur sind Begegnung, Auseinandersetzung, Bildung und gesellschaftlicher Diskurs. Genau dies brauche es mehr denn je und dafür sollte die Villa in Zukunft auch stehen, betont der Stadtrat. Wichtig werde auch sein, wer die Gastro betreibt, denn je näher das Konzept der Gastro am Geist des Hauses ist, desto besser.

Was die Räumlichkeiten angeht, so seien die beiden Veranstaltungsräume aufgrund ihrer Größe in Sachen Fassungsvermögen extrem reizvoll für Stuttgart in Bezug auf Bands und Einzelmusiker*innen, aber auch für andere Spielarten der Kunst und Kultur, um sie nach Stuttgart zu holen. Wichtig sei außerdem, dass dieses Haus auch sehr stark der lokalen Szene der Kunst- und Kulturarbeiter*innen offen steht - nicht nur in Sachen Musik. Es werden vier Proberäume anvisiert im UG der Villa Berg und natürlich wolle man die Stuttgarter*innen, die fleißig sind, dort auch auftreten lassen. Abschließend sei man der Meinung, dass die Villa Berg auch dann und wann ein Haus der Jugend sein könnte und sollte, "denn dieses Thema ist omnipräsent und das sollten wir überall platzieren, auch in der Villa Berg. Vielen Dank, wohlan."

StRin von Stein erklärt seitens der Freien Wähler ebenfalls Zustimmung zu diesem Nutzungskonzept. Sie hofft, dass das Nutzungskonzept Bestand haben wird und nicht durch neue Sehnsüchte und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger verändert wird. Ihr ist außerdem wichtig, dass durch die Veranstaltungen, die zukünftig dort stattfinden werden, das voraussichtliche jährliche Defizit, das momentan bei über 3 Mio. EUR liegt, deutlich verringert wird. Deshalb brauche es, was die Leitung des Hauses angeht, jemanden, "der sowohl Kunst und Kultur kann, aber eben auch in der Lage ist, hier die richtigen Veranstaltungen, die zum Haus passen, zu finden, die dann einen Beitrag leisten, dass dieses Haus auch finanziell gut dasteht. Wir hoffen, dass dies gelingen wird."

StR Ebel (AfD) erklärt, auch seine Fraktion freue sich auf das Projekt und stimme der Vorlage gerne zu.



OB Dr. Nopper stellt abschließend fest:

Der Gemeinderat beschließt einstimmig wie beantragt.
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