Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz:
AKR
GRDrs
1003/2023
Stuttgart,
09/25/2023
Vergabe des Johann-Friedrich-von-Cotta-Literatur- und Übersetzungspreis 2023
Beschlußvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Ausschuss für Kultur und Medien
Beratung
Beschlussfassung
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
öffentlich
11.10.2023
12.10.2023
28.11.2023
Beschlußantrag:
Die Landeshauptstadt Stuttgart verleiht den von ihr gestifteten Johann-Friedrich-von-Cotta-Literatur- und Übersetzerpreis 2023 an
Ø
die Schriftstellerin Svenja Leiber für den Roman „
Kazimira
“ und
Ø
den Übersetzer Thilo Diefenbach für die „
Anthologie taiwanesischer Literaturen. Zwischen Himmel und Meer“
.
Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1
Nach den Bestimmungen des Cotta-Literatur- und Übersetzerpreises (GRDrs 394/2003) wird dieser alle drei Jahre verliehen. Die letzte Preisverleihung erfolgte 2020. Die Fachjury schlägt aufgrund ihrer Beratungen die oben Benannten als Preisträger und Preisträgerin für 2023 vor. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 EUR dotiert. Die Preisträgerin und der Preisträger erhalten je 10.000 EUR.
Svenja Leiber erzählt in ihrem Roman von Frauenschicksalen, die über Jahrhunderte miteinander verbunden sind. Zudem gräbt sie in ihrem Roman die letzte Massenhinrichtung des Zweiten Weltkriegs wieder aus und ergänzt die Historie auch um eine Heldin, die sich den Nationalsozialisten entgegenstellt: Kazimira. Die spröde Frau ist der Mittelpunkt dieses groß angelegten und akribisch recherchierten Generationenromans.
Diefenbachs Anthologie versammelt Gedichte und Legenden, Essays, Erzählungen und Romanauszüge. Und zwar nicht nur auf Mandarin, wie die wenigen anderen deutschsprachigen Anthologien von Literatur aus Taiwan, die sich auf die Nachkriegszeit konzentrieren, sondern er übersetzt Texte aus mehreren Jahrhunderten aus dem Mandarin und klassischem Chinesisch, aus dem Taiwanischen und dem Japanischen.
Der Festakt findet am Dienstag, den 14.11.2023 um 19 Uhr im Großen Saal des Stuttgarter Rathaus statt.
Weitere Nominierte der Shortlist waren:
·
Carolin Callies,
teilchenzoo
, Schöffling & Co., 2023.
·
Joshua Groß,
Flexen in Miami
, Matthes & Seitz Berlin, 2020.
·
Olivia Wenzel,
1000 Serpentinen Angst
, Fischer Taschenbuch, 2022.
·
Alexis Pauline
Gumbs Unertrunken. Was ich als Schwarze Feministin von Meeressäugetieren lernte
, aus dem Englischen übersetzt von Daniela Seel, Simoné Goldschmidt-Lechner und Mirjam Nuenning, Aki Verlag, 2022.
·
Mohamed Mbougar Sarr,
Die geheimste Erinnerung der Menschen
, aus dem Französischen übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller, Carl Hanser Verlag 2022.
Finanzielle Auswirkungen
Der Aufwand wird im Teilergebnishaushalt 2023 THH 410 – Kulturamt, Kontengruppe 420 – Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen, gedeckt.
Beteiligte Stellen
-
Vorliegende Anträge/Anfragen
-
Erledigte Anträge/Anfragen
-
Dr. Fabian Mayer
Erster Bürgermeister
Anlagen
Biografien der Preistragen
Svenja Leiber
wurde 1975 in Hamburg geboren. Sie studierte Philosophie, Literaturwissenschaft, Geschichte und Kunstgeschichte in Berlin, debütierte 2005 mit dem Erzählungsband
Büchsenlicht
(Ammann Verlag), und veröffentlichte seitdem die Romane
Schipino
(Schöffling, 2010),
Das letzte Land
(Suhrkamp, 2014),
Staub
(Suhrkamp, 2018) und
Kazimira
(Suhrkamp, 2021). Lese- und Recherchereisen führten sie u.a. in die Ukraine, nach Russland, Kuba, Kanada, Syrien, Jordanien und Israel. Svenja Leiber lebt und arbeitet in Berlin, ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland, im PEN-Berlin, Teil von
Weiter Schreiben
, einem Portal für literarische Zusammenarbeit mit geflüchteten Autor:innen und war Mitgründerin des Kollektivs
Writing with Care/Rage
, das auf unsichtbare und unbezahlte Sorgearbeit im Hintergrund von literarischen Arbeitsprozessen aufmerksam machte. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet sie mit dem Künstler Ulf Aminde zu gesellschaftlichen Themen und Fragestellungen wie kritischer Erinnerung und Auseinandersetzung mit rechtsgerichteter Gewalt.
Thilo Diefenbach
wurde 1975 geboren, studierte Sinologie und Germanistik in Frankfurt und wurde 2004 an der Universität zu Köln promoviert. Seine Dissertation Kontexte der Gewalt in moderner chinesischer Literatur erschien 2004. Zu seinen Buchpublikationen zählen die Anthologie
Kriegsrecht. Neue Literatur aus Taiwan
(iudicium 2017)
und Gedanken in Weiß. Gedichte von Cheng Chiung-ming
(iudicium 2019). Neben der Literatur Taiwans widmet er sich auch der vormodernen Literatur Chinas; 2012 beispielsweise erschien sein Band
Zwischen Engagement und Resignation: Auszüge aus dem Yulizi und anderen Texten von Liu Ji (1311-1375)
beim OSTASIEN-Verlag. Er war für mehrere Jahre Redakteur bei der Zeitschrift ASIEN und ist ständiger Mitarbeiter der
Hefte für Ostasiatische Literatur
. Seine neueste Anthologie
Zwischen Himmel und Meer
(iudicium 2022) unternimmt einen Streifzug durch die thematische und sprachliche Vielfalt der taiwanischen Literaturgeschichte.
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