Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz:
KBS
GRDrs
401/2012
Stuttgart,
09/28/2012
Förderung der Bildenden Kunst in den Jahren 2012 und 2013
Beschlußvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
23.10.2012
24.10.2012
Beschlußantrag:
1. Die nachstehend genannten Institutionen erhalten in den Jahren 2012 und 2013 folgende Zuwendungen:
Institution
Zuwendungshöhe
Württembergischer Kunstverein Stuttgart e. V.
478.000 €
Künstlerhaus Stuttgart Reuchlinstraße e. V.
412.200 €
2. Der Aufwand wird im Teilergebnishaushalt 2012/2013 THH 410 – Kulturamt,
Kontengruppe 430 – Transferaufwendungen gedeckt.
Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1
Nach § 41 der Zuständigkeitsordnung (ZO) ist der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats für die Gewährung von institutionellen Zuwendungen für kulturelle, wissenschaftliche oder volksbildende Zwecke bei Folgebewilligungen jährlich wiederkehrender Zuwendungen über 290.000 € oder Erhöhungen um mehr als 10 % bei einer sich dann ergebenden Zuwendung über 77.000 € im Einzelfall zuständig. Die im Bereich der Bildenden Kunst zu fassenden Sachbeschlüsse werden im Rahmen dieser Vorlage getroffen, damit die betroffenen Institutionen verbindlich wissen, mit welchen Zuwendungsbeträgen sie in den Jahren 2012 und 2013 rechnen können.
Finanzielle Auswirkungen
Es handelt sich um den Haushaltsvollzug 2012 und 2013. Die Mittel sind im Haushaltsplan bei dem Sachkonto 43180000 Zuschüsse an übrigen Bereich, Kontierungen 417BIKU10 und 417BIKU11 Bildende Kunst - Institutionelle Förderung veranschlagt.
Beteiligte Stellen
Keine
Vorliegende Anträge/Anfragen
Keine
Erledigte Anträge/Anfragen
Keine
Dr. Susanne Eisenmann
Anlagen
Anlage 1: Ausführliche Begründung
Anlage 2: Leistungsberichte
Ausführliche Begründung:
a)
Württembergischer Kunstverein e. V.
Der Württembergischer Kunstverein e.V. erhält in den Jahren 2012 und 2013 eine städtische Zuwendung in Höhe von jeweils 478.000 €. Dieser Betrag entspricht - abgesehen von einem Rundungsbetrag - der Fördersumme der beiden Vorjahre. Das Land Baden-Württemberg fördert den Verein mit 236.940 €.
Der 1827 gegründete Württembergische Kunstverein (WKV) basiert auf dem Engagement seiner rund 2.600
Mitglieder
, von denen fast die Hälfte KünstlerInnen sind. Er ist gleichermaßen in den lokalen wie internationalen Kunstszenen verankert.
Hans D. Christ und Iris Dressler, die seit 2005 gemeinsam den Württembergischen Kunstverein in Stuttgart leiten, wurden in ihrem Amt als Doppelspitze 2010 für fünf weitere Jahre als Direktoren des Württembergischen Kunstvereins bestätigt.
Der Württembergische Kunstverein versteht sich als ein Ort der offenen Auseinandersetzung mit den vielfältigen Ansätzen und Praktiken der zeitgenössischen Kunst und ihren weit reichenden gesellschaftlichen Bezugsfeldern. Regelmäßig werden externe KuratorInnen dazu eingeladen, Ausstellungen oder Veranstaltungen für den Kunstverein zu konzipieren. Auf dieser Basis entsteht ein Programm, das die Heterogenität der zeitgenössischen Kunst ebenso wie die Heterogenität kuratorischer Ansätze spiegelt.
Neben den Ausstellungen bietet der WKV jährlich rund 150
Veranstaltungen
an - Vorträge, Workshops, Seminare, Podien, Filmprogramme, Konzerte, Performances, Führungen, Künstlergespräche, Mitglieder Jour Fixe etc., die sowohl im Kontext der Ausstellungen als auch unabhängig davon stattfinden.
2012 führt der WKV drei große Ausstellungen durch, darunter die Ausstellung „Acts of Voicing“, ein Projekt zwischen Bildender Kunst, Tanz und Performance. Die Ausstellung wird 2013 auch in Hongkong und Seoul gezeigt werden.
Der Wirtschaftsplan 2012 weist ein ausgeglichenes Ergebnis aus. Insgesamt geht der Verein von Einnahmen und Ausgaben in Höhe von jeweils 1.403.650 € aus. Der städtische Zuschuss trägt mit 34 % zu den Einnahmen bei. Wie in den vergangenen Jahren ist es dem WKV gelungen, hohe Sponsorenbeiträge zu gewinnen. So wird das Projekt „Acts of Voicing“ von der Kulturstiftung des Bundes und der Allianz Kulturstiftung mit 170.000 € bzw. 34.000 € gefördert. Bedingt durch eine sechswöchige Schließzeit wegen einer umfangreichen Bodensanierung wird 2012 mit geringeren Eintrittsgeldern gerechnet.
Die Nutzung der Räumlichkeiten im Kunstgebäude wurde 2012 zwischen dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst und dem WKV vertraglich neu geregelt. Der WKV kann danach den Vierecksaal und den Verbindungsbau alleine nutzen. Das Land Baden-Württemberg gewährt dem WKV aufgrund der besonderen Bedeutung der kulturellen Einrichtung und der Hausverwaltungsleistung und Technikbetreuung, die vom WKV für das gesamte Gebäude geleistet werden, nur einen Mietzins in Höhe von jährlich 38.000 €.
Der WKV erwirtschaftete 2011 nach dem vorgelegten aber noch nicht geprüften Verwendungsnachweis ein geringes positives Betriebsergebnis in Höhe von 614 €. Die Entwicklung der Ausstellungseinnahmen - insgesamt wurden durch den Ausstellungsbetrieb 227.800 € eingenommen - und der Sponsorenbeiträge mit insgesamt 69.000 € ist sehr positiv.
Die Zuschüsse der öffentlichen Hand machen beim WKV 2011 60 % der Einnahmen aus und decken ca. 90 % der festen Ausgaben wie Personalkosten, Gebäudekosten und Sachaufwand. Ein Teil der Eigenmittel aus den Mitgliedsbeiträgen - zusammen mit Spenden handelt es sich um 84.400 € - muss deshalb inzwischen zur Deckung der laufenden Ausgaben eingesetzt werden, würde aber dringend als Eigenmittel zur Gegenfinanzierung bei Projektanträgen benötigt.
Der WKV musste seine Mitgliedschaft 2011 im kommunalen Arbeitgeberverband in eine Gastmitgliedschaft umwandeln, um bei künftigen Beschäftigungsverhältnissen flexibler agieren zu können, da die tariflich bedingte Steigerung der Lohnkosten nicht automatisch zu einer Erhöhung des städtischen Zuschusses führt. Mit dem kleinen Jahresüberschuss 2011 betragen die Rücklagen des WKV insgesamt 2.000 €. Eine Liquiditätsreserve ist jedoch noch vorhanden.
Der WKV erhielt im Jahr 2011 neben dem regulären institutionellen Zuschuss eine Baukostenzuwendung für Sanierungsmaßnahmen am Ateliergebäude „Im Schellenkönig 56“ in Höhe von bis zu 50.000 €.
b)
Künstlerhaus Stuttgart e. V.
Die Zuwendung an das Künstlerhaus Reuchlinstraße e. V. beträgt in den Jahren 2012 und 2013 je 412.200 €. Dies entspricht einer Erhöhung um 10.000 € (2,4 %), die durch Umschichtungen innerhalb des Budgets des Fachgebiets Bildende Kunst erreicht werden kann. Ein Teil des Zuschusses in Höhe von 190.200 € fließt als Mietzins in den städtischen Etat zurück.
Das Künstlerhaus Stuttgart ist seit 1978 eine national wie international profilierte Institution für zeitgenössische Kunst.
Neben dem Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm betreibt das Künstlerhaus eine Reihe von Werkstätten, u. a. seit 30 Jahren eine Kinderwerkstatt für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre, die an Werktagen nachmittags täglich geöffnet ist, und ein Atelierprogramm. So wählte der Künstlerische Beirat des Vereins 2012 aus 36 Bewerbungen 5 Stipendiaten für die Ateliers im Haus aus.
Das Künstlerhaus kooperiert mit Institutionen in und um Stuttgart wie der Merz-Akademie, der Akademie der Bildenden Künste, der Akademie Schloß Solitude, dem Institut Francais, der Filmakademie Ludwigsburg, der Universität Stuttgart und den zahlreichen Stuttgarter Off-Spaces. Für die lokale Kunstszene ist das Haus ein wichtiger Ort des Austauschs.
Mit seiner individuellen Disposition als Kunstpräsentations- und Produktionsstätte zeitgenössischer Kunst und als Plattform für kunsttheoretische Auseinandersetzung stellt das Künstlerhaus eine Institution in Stuttgart dar, die international Anerkennung genießt. So wurde Adnan Yildiz, der im Januar 2011 seine Tätigkeit als künstlerischer Leiter aufnahm, als einer der besten Nachwuchskuratoren weltweit für den „2012 Independent Vision Curatorial Award“ nominiert.
Neben Einzel- und Gruppenausstellungen wie beispielsweise „Wie geht’s Dir Stuttgart?“ will die von Adnan Yildiz konzipierte neue Reihe „Künstlerische Dialoge“, innerhalb der es 2011 zwei Ausstellungen gab, unterschiedliche künstlerische Ansätze vorstellen, die wechselseitigen Kontexte und Fragestellungen kombinieren und gemeinsam diskutieren. 2012 wurde die Reihe „Künstlerische Dialoge“ fortgeführt. Außerdem finden umfangreiche Einzelausstellungen statt. Das Ausstellungsprojekt „Farbmaterial Zinnober“ brachte die verschiedenen Werkstätten und Produktionen im Haus zusammen.
Die Räume der Kinderwerkstatt des Künstlerhauses wurden im Frühjahr 2011 umfangreich renoviert und die Einrichtung ergänzt. Das Kulturamt stellte dafür einen Sonderzuschuss in Höhe von 7.000 € für die Sanierung und 3.000 € für die Ausstattung zur Verfügung.
Die Abrechnung 2011 ergab trotz Einsparungen in einigen Ausgabenbereichen ein Gesamtdefizit in Höhe von -16.441,76 €, das durch noch vorhandene Rücklagen gedeckt werden konnte. Ursächlich für das Defizit waren Ausgaben für Projekte der künstlerischen Leitung bzw. die hierfür nicht im geplanten Umfang erzielten Einnahmen, da durch den Neubeginn der künstlerischen Leitung entsprechende Kontakte naturgemäß erst im Lauf der Zeit entstehen können. Aber auch gestiegene Mietnebenkosten und dafür angefallene Nachzahlungen wirkten sich negativ aus. Eine Kunstauktion im Dezember, deren Erlöse vollständig dem Verein zur Verfügung gestellt wurden, konnte ein noch größeres Defizit verhindern.
Positiv zu erwähnen ist eine deutliche Steigerung bei den Mitgliedsbeiträgen, die insgesamt 9.000 € betragen.
Die Liquiditätsreserve beläuft sich zum Jahresende 2011 nur noch auf 8.600 €. Die Eigenfinanzierungsquote liegt 2011 ohne zweckgebundene Zuschüsse und Spenden bei 11,5 % und unter Einbeziehung der zweckgebundenen Zuschüsse und Spenden (ohne städtische Projektzuwendungen) bei 17 %.
Die Gesamtentwicklung der wirtschaftlichen Situation des Vereins ist derzeit leider kritisch zu betrachten. Der Vermögensstand von Ende 2008 mit 44.470 € hat sich bis Ende 2011 auf 5.640 € reduziert. Da der Etat des Künstlerhauses mit hohen Mietkosten, die an die Stadt zurückfließen, und verbindlich zu leistenden Gehaltszahlungen, die seit 2005 unverändert sind, weitgehend festgelegt ist, hat sich die Haushaltskonsolidierung im Jahr 2010 stärker ausgewirkt als bei anderen Vereinen.
Die Kulturverwaltung schlägt daher vor, den städtischen Zuschuss in den Jahren 2012 und 2013 um jeweils 10.000 € auf insgesamt 412.500 €/Jahr zu erhöhen. Durch Einsparungen bei erstmalig abgerechneten Betriebskosten einer anderen Einrichtung der Bildenden Kunst sind entsprechende Mittel vorhanden.
Der vorgelegte und genehmigte Haushaltsplan 2012 ist mit Einnahmen und Ausgaben von jeweils 463.000 € ausgeglichen. Er ist vorsichtig kalkuliert und geht bisher von einer Zuschusserhöhung in Höhe von 5.000 € aus. Der Etat des künstlerischen Leiters beträgt lediglich 32.000 €. Eine Erhöhung des Zuschusses würde sich auf das Haus sehr positiv auswirken.
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Anlage 2 GRDrs 401-2012.pdf