Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 1161/2017
Stuttgart,
10/27/2017



Haushalt 2018/2019

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 06.11.2017



Friedrichsbau Varieté

Beantwortung / Stellungnahme


AntragstellerAntrag Nr.
2018
2019
Bemerkung
CDU365/2017
100.000 €
100.000 €
Aufnahme in die institutionelle Förderung
B90475/2017
100.000 €
100.000 €
Aufnahme in die institutionelle Förderung
SPD552/2017
120.000 €
120.000 €
Prüfung nach 2019, ob fortzuführen
SLP670/2017
120.000 €
120.000 €
Aufnahme in die institutionelle Förderung
FW762/2017
80.000 €
80.000 €
Aufnahme in die institutionelle Förderung

Historie

1993 baute die L-Bank den Friedrichsbau an historischer Stelle neu, wo bereits Ende des 19. Jahrhundert das erste Stuttgarter Varieté gestanden hatte. Ende des zweiten Weltkrieges war das Jugendstilgebäude mit dem Friedrichsbau Varieté im ersten Stock vollkommen ausgebrannt und in den 50er Jahren abgerissen worden. Auf Wunsch der L-Bank entwarf die Deutsche Entertainment AG (DEAG) ein Varietékonzept für den Veranstaltungsraum im neuen Friedrichsbau. Nach 19 Jahren zog sich die L-Bank als Sponsor zurück und kündigte als Vermieterin die Räumlichkeiten für 2014. Auf einem städtischen Grundstück am Pragsattel wurde im Sommer/Herbst 2014 eine Hallenkonstruktion errichtet und am 4. Dezember 2014 die neue Spielstätte eröffnet. Die DEAG stieg als Betreiberin des Varietés aus. Am 1. Januar 2014 übernahm eine dafür gegründete gemeinnützige GmbH den Betrieb des Varietés offiziell. Sie hat aktuell 18 Gesellschafter (anvisiertes Ziel: 25 Gesellschafter). Die gGmbH schüttet keine Gewinne an ihre Gesellschafter aus.

Finanzielle Unterstützung des Varietés durch die LHS seit 2014


Auch wenn dem Friedrichsbau Varieté seither kein institutioneller Zuschuss der LHS gewährt wurde, ist es im Zusammenhang mit dem Umzug der Spielstätte auf den Pragsattel und den dortigen Anlaufschwierigkeiten vielfältig von der Stadt unterstützt worden:

1) Mit GRDrs 1325/2013 wurde vom Gemeinderat am 05.12.2013 beschlossen:

2) Mit GRDrs 734/2014 hat der Gemeinderat am 16.10.2014 ergänzend dazu beschlossen:


Grundlage für diese Entscheidungen war, dass seitens der Verantwortlichen des Friedrichsbau Varietés stets versichert wurde, dass ein laufender Zuschuss nicht notwendig werde. In den entsprechenden Wirtschafts- und Finanzplänen war ein solcher auch nicht vorgesehen. Auch seitens des Gemeinderates wurde eine institutionelle Förderung im Zuge der Beratungen 2013 wie 2014 ausgeschlossen.

Institutionelle Förderung des Varietés im DHH 2018/2019

Dem Kulturamt liegt ein Antrag auf institutionelle Förderung in Höhe von 120.000 Euro vor. Begründet wird der Antrag mit dem Konkurrenzdruck, der von kommerziellen Anbietern auf dem kulturellen Unterhaltungsmarkt Stuttgarts ausgeht. Angesichts dieser Konkurrenz wird es zunehmend schwieriger für das Theater, Zuschauer zu erreichen und zu marktüblichen Gagen KünstlerInnen zu gewinnen. Eine institutionelle Zuwendung könnte das Varieté darin unterstützen, unabhängiger vom Markt zu agieren und künstlerisch mehr zu wagen, so dass ein Profil entstehen könnte, welches sich deutlich von den kommerziellen Anbietern abhebt.

Wirtschaftliche Situation des Varietés

Basierend auf dem Wirtschaftsplan 2017 ergibt sich für das laufende Jahr ein Jahresfehlbetrag von rd. 130.000 Euro. Der Finanzplanung 2018 – 2019 sieht einen Jahresfehlbetrag zwischen 100.000 und 120.000 Euro vor. Dieser basiert in erster Linie auf einem negativen Ergebnis aus dem Spielbetrieb und wird durch Abschreibungen und Zinsaufwendungen weiter erhöht. Eingeworbene Spenden/Sponsoring wurden bei diesem Ergebnis bereits berücksichtigt. Der Jahresfehlbetrag 2017 wird voraussichtlich geringer ausfallen als geplant.

Die Prognose der Umsatzerlöse im Finanzplanungszeitraum basiert auf aktuellen IST-Zahlen (inklusive 1. Quartal 2017). Es wurde berücksichtigt, dass das Varieté seit dem Umzug auf den Pragsattel Publikumseinbußen zu verzeichnen hat.

Ab 2018 wurden Personalkostensteigerungen eingeplant, insbesondere für den Bereich Technik. Ferner wurde für Pressearbeit und Vertrieb eine halbe Stelle zusätzlich geschaffen.

Kostenreduktionen: Das Varieté versucht seit 2016, auch bei den Shows Kosten einzusparen, was ohne Qualitätseinbußen nur sehr eingeschränkt möglich ist.

In den Monaten September bis November ergibt sich infolge geringerer Ticketumsätze (insbesondere im spielfreien August werden nahezu keine Einnahmen aber dennoch bestimmte Ausgaben generiert) jedes Jahr ein Liquiditätsengpass, den es durch andere Maßnahmen zu überbrücken gilt. Nach Aussage des Varietés wird dies von Jahr zu Jahr schwieriger.

Entscheidung über die weitere Behandlung des städtischen Darlehens

Laut GRDrs 734/2014 sind – abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung des Varietés – für den Zeitraum ab 2017 die weiteren Modalitäten der Darlehensrückzahlung noch festzulegen. Es wird Folgendes vorgeschlagen:

- Verlängerung der Zins- und Tilgungsfreistellung für das laufende Jahr 2017

- Ab 2018 wird das Darlehen in sechs Jahresraten mit einem Zinssatz von 3 % zurückgeführt (jährliche Annuität von ca. 87.700 EUR)

- Über die Frage, ob das Grundstück über 2019 hinaus unentgeltlich überlassen werden kann, wird Mitte 2019 entschieden.

- Das seither bewährte monatliche Controlling durch die Stadtkämmerei wird weitergeführt. Die Stadt ist damit über die finanzielle Situation des Varietés laufend informiert.




Vorliegende Anträge/Anfragen

Antrag 365/2017 CDU
Antrag 475/2017 Bündnis 90/Die Grünen
Antrag 552/2017 SPD
Antrag 670/2017 SÖS-LINKE-PluS
Antrag 762/2017 Freie Wähler





Dr. Fabian Mayer
Bürgermeister




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