Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 965/2011
Stuttgart,
11/03/2011



Haushalt 2012/2013

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 11.11.2011



Maßnahmen gegen (Kinder-/Alters-) Armut - wir sind noch nicht am Ziel

Beantwortung / Stellungnahme



Zukünftig werden die Zahl der älteren Menschen und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in der Landeshauptstadt Stuttgart zunehmen. Um mögliche Auswirkungen für die Landeshauptstadt Stuttgart aufzeigen und beurteilen zu können, ist ein Überblick und eine Prognose über die Lebensumstände älterer Menschen notwendig.

Altersarmut wird in der Landeshauptstadt Stuttgart voraussichtlich in 10 bis 20 Jahren ein wichtiges Thema sein, wenn vermehrt Menschen mit brüchigen Erwerbsbiographien und längeren Zeiten von Arbeitslosigkeit in das Rentenalter kommen.

Es ist deshalb notwendig, mit einer kommunalen Altersplanung neue und vernetzte Konzepte und den Zugang zu Unterstützungssystemen in den Sozialräumen zu entwickeln (GRDrs 655/2011 „Partizipative Altersplanung 2011 – Selbstbestimmtes und selbstständiges Leben im Alter in der Landeshauptstadt Stuttgart“). Ein Kernziel der Partizipativen Altersplanung besteht in der Initiierung kontinuierlicher Planungsprozesse unter systematischer Einbeziehung der verschiedenen im Seniorenbereich tätigen Akteure. Im Rahmen einer Partizipativen Altersplanung sind auf strategischer Ebene zentrale Leitlinien für den Seniorenbereich in der Landeshauptstadt Stuttgart zu entwickeln, fortzuschreiben und der Politik gegenüber zu vertreten. Besonders im Hinblick auf das Thema Altersarmut erscheint dies sinnvoll. Die strategischen Leitlinien, bezogen auf die Altersarmut, werden dann in die stadtbezirks- bzw. regionenbezogenen Arbeitsgemeinschaften „Leben im Alter“ transportiert werden. In diesen Gremien tauschen sich die regionalen Akteure aus dem Seniorenbereich aus, diskutieren und entwickeln regionenspezifische Lösungsan-sätze, um lokale Hilfenetzwerke vor Ort stärken zu können.

Alterssurvey

Eine tiefergehende Analyse der Lebenssituation und der finanziellen Situation des betroffenen Personenkreises kann über die Durchführung eines Alterssurveys erfolgen, da die Datenlage für die Landeshauptstadt Stuttgart bisher nicht ausreichend ist, um weitergehende Fragestellungen beantworten zu können. Bei einem Alterssurvey handelt es sich um eine repräsentative postalische Befragung von 4.600 Einwohnern der Landeshauptstadt Stuttgart ab einem Alter von 50 Jahren, wohnhaft in privaten Haushalten. Mit einem Alterssurvey können die Gesundheits- und Lebenssituationen älterer Menschen über einen Lebenslagen- und Lebensweltansatz erhoben werden. Damit sollen in der Landeshauptstadt Stuttgart der Politik und der Sozialverwaltung spezifische Hinweise für langfristige und nachhaltige Alters- und Gesundheitsplanungen gegeben werden.

Die Sozialverwaltung hat für die wichtige und notwendige Durchführung eines Alters-surveys einen zusätzlichen finanziellen Bedarf von 35.000 EUR (vgl. Haushaltsvorlage 969/2011 „Älter werden in Stuttgart – Bedarfsgerechte Strukturen in der Altenhilfe schaffen“).

Von den im Altenplan (Partizipative Altersplanung 2011 – selbstbestimmtes und selbstständiges Leben im Alter in der Landeshauptstadt Stuttgart) dargestellten Gruppen sind die älteren nicht deutschen Einwohner ab 65 Jahren (im Vergleich zur Gesamtbevölkerung) am stärksten von Transferleistungsbezug betroffen. Dies ist auch bei der kommunalen Altersplanung zu berücksichtigen. Für die Zukunft sind für alle bestehenden Angebote für ältere Einwohner Zugänge zu entwickeln; Sonderwege für ältere nicht deutsche Einwohner sollen vermieden werden.

Da ein Armutsrisiko im Alter auch durch private Altersvorsorge reduziert werden kann, wird die Bedeutung einer privaten Altersvorsorge steigen. Hierbei sind in der partizipativen Altersplanung, Aufklärungskonzepte zu entwickeln.

Es ist zu erwarten, dass immer mehr Ältere im Rentenalter auf einen Zuverdienst zur Rente angewiesen sind. Um diese Erwartung für die Landeshauptstadt Stuttgart zu überprüfen, wurde in der Bürgerumfrage 2011 auf Anregung der Sozialplanung des Sozialamtes der Landeshauptstadt Stuttgart die Frage aufgenommen, inwieweit die Einwohner meinen, zusätzlich zu ihrer Rente arbeiten zu müssen oder, ob sie dies bereits tun. Damit kann abgebildet werden, ob die gesetzliche Rente und die private Vorsorge zum Lebensunterhalt im Alter in der Landeshauptstadt Stuttgart ausreichen. Die Auswertung wird dem Gemeinderat zur Kenntnis gebracht.



Vorliegende Anträge/Anfragen

---

531/2011, 3. (SPD-Gemeinderatsfraktion)




Isabel Fezer
Bürgermeisterin




<Anlagen>