Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 168/2011
Stuttgart,
03/15/2011



Initiative Stuttgart bildet aus!



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
Beschlussfassung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
28.03.2011
08.04.2011
13.04.2011



Beschlußantrag:

1. Dem Konzept einer „Stuttgarter Servicestelle Übergang in den Beruf“ wird im Grundsatz zugestimmt. 2. Über die Finanzierung wird im Rahmen der Haushaltsplanberatungen entschieden.


Begründung:


1. Problemstellung


Der Übergang in den Beruf ist eine zentrale Weichenstellung für die beruflichen Perspektiven und die soziale Integration junger Menschen. Für Jugendliche mit Hauptschulabschluss stellt sich dieser Übergang – aus verschiedenen Gründen – immer prekärer dar. Die Stuttgarter Schulabsolvent/innenstudie zeigt, dass nur die Hälfte der jungen Menschen ihren Plan „Ausbildung“ direkt im Anschluss nach der Hauptschule realisieren kann. Und im dritten Jahr nach Beendigung der Hauptschule sind es rund 18% der jungen Menschen, die sich in prekären Verhältnissen befinden (völlig unversorgt, ungelernt arbeiten, nach wie vor in berufsvorbereitenden Maßnahmen).

In jedem Jahr bildet sich damit eine Gruppe von ca. 200 jungen Menschen mit äußerst ungünstigen Prognosen in Bezug auf eine stabile Integration in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft insgesamt. Dies kann sich Stuttgart sowohl vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Fachkräftemangels als auch angesichts der demographischen Entwicklung nicht leisten.


2. Was ist zu tun?


Obwohl das Feld des beruflichen Übergangs komplex und von vielen verschiedenen Akteuren „bestellt“ ist, lassen sich die Erfahrungen in Stuttgart (und auch in anderen Kommunen) in einer weitgehend geteilten Aussage bündeln: es braucht nicht vorrangig neue Maßnahmen sondern eine systematische Begleitung, die zu einer Bündelung der bestehenden Angebote führt und gewährleistet, dass alle jungen Menschen im Übergangsprozess im Blick bleiben („keiner darf verloren gehen“) und kein Jugendlicher – trotz zahlreicher Unterstützungsmaßnahmen – bei entscheidenden Weichenstellungen alleine dasteht.


3. Einrichtung einer Stuttgarter Servicestelle Übergang in den Beruf


Vor diesem Hintergrund wird die Einrichtung einer Servicestelle Übergang in den Beruf in Stuttgart vorgeschlagen (siehe Anlage 1, S. 11ff.). Die Konzeption der Servicestelle baut auf Erfahrungen aus verschiedenen „Ausbildungsmodellen“ bundesdeutscher Großstädte (darunter Hamburg, Berlin, Nürnberg und Frankfurt) auf. Diese lehren, dass die Erhöhung der Übergangsquote von jungen Menschen mit Hauptschulabschluss in Ausbildung dann gelingt, wenn

- Aktivitäten der Berufsorientierung über Institutionen und Angebote hinweg systematisch ineinander verzahnt werden,
- Jugendliche mit Ausbildungswunsch eine am individuellen Bedarf orientierte kontinuierliche Übergangsbegleitung erhalten und
- Betriebe ihre Verantwortung für gelingende Berufsausbildung aktiv aufgreifen und gestalten.

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen sowie einer Ist-Stand-Erhebung der bestehenden Maßnahme und Angebote in Stuttgart (Anlage 1, S. 4ff.) können folgende Aufgaben für die neu einzurichtende Servicestelle definiert werden (Anlage 1, S. 11ff.).

- Übergangsbegleitung in den Haupt- und Werkrealschulen - Übergangsbegleitung in der Berufsvorbereitung (BVJ, BEJ, Jungarbeiter/­innen­klassen),
- Aufbau eines Unternehmernetzwerkes,
- Entwicklungsbedarfe sichtbar machen und Impulse zur Weiterentwicklung geben.


4. Initiative Stuttgart bildet aus!


Eine Verantwortungsgemeinschaft von Schulen, Betrieben und Kommune entsteht.
Alle Bemühungen der Schulen und der Kommune zur Integration junger Menschen mit Hauptschulabschluss in den Arbeitsmarkt bleiben in ihrer Wirkung begrenzt, wenn Wirtschaftsbetriebe nicht auch ihre Verantwortung zur Ausbildung von Hauptschüler/-innen aufgreifen. Insbesondere angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels nehmen die Überlegungen derzeit zu, wie Hauptschüler/innen von Betrieben wieder mehr als „Ressource“ angesehen werden können und wie Aktivitäten von Betrieben, Schulen und Kommunen in einer Verantwortungsgemeinschaft mit dem Ziel der Erhöhung der direkten Übertrittsquote in Ausbildung gebündelt werden können.

Eine solche Zusammenführung der Aktivitäten sowie eine Diskussion um neue Ansätze und erweiterte Anstrengungen sind auch in Stuttgart notwendig. Dafür gilt es, relevante Entscheidungsträger/innen für eine solche Initiative zu gewinnen, sich auf gemeinsame Zielsetzungen zu verständigen und die Vorgehensweisen (gemeinsame Aufgaben, Aufgaben im eigenen Verantwortungsbereich, Öffentlichkeitsarbeit etc.) gut aufeinander abzustimmen. Herr Oberbürgermeister Dr. Schuster hat seine Bereitschaft zur Mitwirkung in der Initiative bereits zugesagt. Des Weiteren gilt es die Präsidenten der Kammern (Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer), der großen Arbeitgeberverbände wie etwa Südwestmetall, der Gewerkschaften sowie hochrangige Repräsentanten einzelner Stuttgarter Unternehmen für die Initiative zu gewinnen.

In der Koordinierungsstelle „Regionales Übergangsmanagment Schule-Beruf“ wird aktuell eine Konferenz konzipiert, die den Auftakt für eine gemeinsame „Initiative Stuttgart bildet aus!“ darstellen kann. In der Anlage 2 ist ein erster Entwurf beigefügt. Das Haus der Wirtschaft als Veranstaltungsort ist für den Februar 2012 dafür reserviert.

Grundsätzlich sind die zu entwickelnden Vorgehensweisen und Aufgaben der „Initiative Stuttgart bildet aus!“ mit den anderen Aktivitäten in der Stadt sowie der Stadtverwaltung (z.B. Kampagne zur Erhöhung des Migrant/-innenanteils im öffentlichen Dienst,
Stabsstelle für Integrationspolitik u. a.) abzustimmen.


Finanzielle Auswirkungen

Die Servicestelle wird im Jugendamt angesiedelt. Das Team der Servicestelle setzt sich aus einer Leitungskraft, einer Verwaltungskraft und Begleitungskräften, die den Schulen fest zugeordnet sind, zusammen.

Der tatsächliche Aufwand der Begleitungskräfte ist insbesondere in Bezug auf die Aufgabe „Individuelle Übergangsbegleitung“ schwer zu kalkulieren. Da vermutlich die Zahl der Berufseinstiegsbegleiter noch steigen wird und das städtische Programm zur Gewinnung von Bildungspaten ebenfalls zu einer Erhöhung der Mentor/innen in den verschiedenen Programmen führen wird, reduziert sich vermutlich der Begleitungsbedarf durch die Servicestelle, die ja immer nur nachrangig agiert, zunehmend. Darüber hinaus können die an den Haupt- und WRS in Gang gebrachten Veränderungen dazu führen, dass weniger Jugendliche die Schule mit Hauptschulabschluss verlassen werden.

Es wird deshalb vorgeschlagen, die Servicestelle zunächst mit 6 Begleitungskräften zu starten und nach einer gewissen Erfahrungszeit die Anzahl der Begleitungskräfte bei Bedarf zu erhöhen. Damit können nicht sofort alle Haupt- und Werkrealschulen sowie alle Klassen in der Berufsvorbereitung in der beschriebenen Weise begleitet werden. Die Anzahl der beteiligten Schulen und Klassen kann aber Schritt für Schritt erweitert werden, wenn der reale Bedarf an Begleitung durch die Servicestelle besser einschätzbar ist.

Für Personalbedarf und sonstige Aufwendungen für die Servicestelle ist von einer Summe von ca. 600.000 € auszugehen.
Darin enthalten sind 1 Leitungsstelle, 6 Fachkräfte für Begleitung und 1 Verwaltungskraft sowie Sachkosten.

Für die Veranstaltung der Konferenz „Initiative Stuttgart bildet aus!“ stehen 30.000€ über das Projekt „Regionales Übergangsmanagement Schule – Beruf“ im Jugendamt zur Verfügung.


Beteiligte Stellen

Referat WFB hat von der Vorlage Kenntnis genommen.

Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Isabel Fezer
Bürgermeisterin


Anlagen

Anlage 1: Stuttgarter Servicestelle Übergang in den Beruf
Anlage 2: Konferenz zur Bildung einer Verantwortungsgemeinschaft von Schulen, Kommune und Betrieben im Feburar 2012





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Anlage 1 GRDrs 168_2011.pdfAnlage 1 GRDrs 168_2011.pdfAnlage 2 GRDrs 168_2011.pdfAnlage 2 GRDrs 168_2011.pdf