Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OB
GRDrs 630/2011
Stuttgart,
07/19/2011



Projekt Science Center der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
27.07.2011
27.07.2011



Beschlußantrag:

1. Von der grundsätzlichen Absicht der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, im NeckarPark ein Science Center für Mobilität auf der Grundlage eines vom Gemeinderat bereits beschlossenen pädagogischen Konzepts konkret zu prüfen, wird zustimmend Kenntnis genommen.

2. Die Verwaltung wird beauftragt, mit der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel, im Rahmen der Neubebauung auch das Stuttgarter Planetarium zu errichten, um so Synergieeffekte zwischen Science Center und Planetarium zu nutzen.

3. Für Planung, Bau und Ausstattung des Planetariums wird im Fall einer Realisierung des Projekts insgesamt von Kosten in der Größenordnung von 12 Mio. Euro ausgegangen, von denen 5 Mio. Euro bereits etatisiert sind.

4. Eine abschließende Entscheidung über die Realisierung des Projekts soll auf der Grundlage eines Ideenwettbewerbs der Porsche AG und der darauf gründenden Kostenbetrachtung sowie weiterer Prüfungen erfolgen. Auch die Porsche AG behält sich diese abschließende Projektentscheidung vor.



Begründung:


1. Das Projekt

In der Gemeinderatssitzung des 24. Februar 2011 haben wir uns darauf verständigt, die europaweite Ausschreibung vom 31. Juli 2007 für Konzept und Betrieb eines Mobilitäts-Erlebniszentrums (MEZ) an der Mercedesstraße aufzuheben. Das Projekt, von der Stadt als vorgesehenem Bauherrn überwiegend finanziell getragen und von einem Dritten betrieben, konnte aufgrund der Finanzsituation der Landeshauptstadt nicht weiter verfolgt werden.

Die Porsche AG hat sich auf der Grundlage unserer Gespräche erfreulicherweise dazu entschlossen, konkret die Bedingungen und Möglichkeiten eines Science Centers für Mobilität an der Mercedesstraße zu prüfen. Dies auf der Grundlage eines vom Gemeinderat bereits beschlossenen pädagogischen Konzepts.

Das Science Center für Mobilität soll ein kultureller Lern- und Erlebnisort sein, mit dem pädagogischen Anspruch, naturwissenschaftliche, technische und gesellschaftliche Phänomene einem breiten Publikum durch eigenes Erleben „begreifbar" zu machen. So sollen Neugierde, Motivation und ein positives Lernklima für Naturwissenschaften insbesondere bei Schülern („verlängertes, lebendiges Klassenzimmer") erlebnisorientiert geweckt werden. Das didaktische Profil wird in diesem Sinne auf die baden-württembergischen Bildungspläne hin ausgerichtet.

Das Science Center soll auf dem Grundstück an der Mercedesstraße realisiert werden, das unmittelbar an das ehemalige Straßenbahndepot angrenzt, ggf. unter Einbeziehung eines Teils des ehemaligen Busdepots der SSB. Im NeckarPark werden heute rund 12 Mio. Besucher pro Jahr gezählt, eine gute verkehrliche Erreichbarkeit ist gegeben, die Infrastruktur wird weiter ausgebaut.

Das Science Center soll Bestandteil eines attraktiven Gesamtensembles zum Thema „Mobilität“ in all ihren Facetten werden, bestehend aus vier auch räumlichen Komponenten:

a) Für den Neubau des Science Centers für Mobilität mit Ausstellungsflächen, Veranstaltungs- und Laborräumen für Schulklassen und Gruppen sowie Gastronomie- und Nebenflächen sind ca. 6.500 qm NGF geplant.

b) Der Neubau des Planetariums.
c) Das historische Straßenbahndepot, das unter Denkmalschutz steht und derzeit generalsaniert wird.
d) Die zu gestaltenden Freiflächen (Bereich hinter dem Straßenbahndepot, Veielbrunnenweg, der einbezogen werden soll bis auf Höhe des Veielbrunnens, sowie das Gelände des Veielbrunnens selbst) schaffen Raum für vielfältige Aktionen und Experimente mit unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln. Sie sollen gemeinsam genutzt werden.


2. Aktuelle Situation und mögliche Perspektiven des Planetariums

Das städtische Planetarium und das angedachte Science Center sind zentrale Bildungseinrichtungen und versprechen gute Synergieeffekte. Für unser Planetarium ist dies eine gute Möglichkeit, seine anspruchsvollen Programme einem größeren Publikum präsentieren zu können.

Ich sehe nach wie vor die Notwendigkeit, das Planetarium zu verlegen, vor allem da es technisch veraltet ist und generalsaniert werden müsste. Ein neues Planetarium, ausgestattet mit einer innovativen 3D-Technik, erlaubt spannende Einblicke nicht nur ins Weltall. Denkbar wäre z.B. auch eine Reise durch die Technik des Automobils. Darüber hinaus könnte es als ein attraktiver und exklusiver Präsentationsraum genutzt werden. Dies ergibt ein kreatives und spannendes Miteinander im Interesse des Mobilitätsstandorts Stuttgart.

Bereits im Jahr 2009 hatten wir im Gemeinderat die möglichen Perspektiven des Planetariums diskutiert. Im laufenden Doppelhaushalt sind 5 Mio. Euro für Modernisierungs- und Baumaßnahmen bereitgestellt. An den Verhältnissen hat sich seither grundsätzlich nichts geändert.

Auf der Grundlage der damaligen Diskussion (vgl. GRDrs. 846/2009) können wir davon ausgehen, dass die Planungs-, Bau- und Ausstattungskosten des Planetariums bei einem gemeinsamen Standort mit dem Science Center bei ca. 12 Mio. Euro liegen würden. Es wären also noch ca. 7 Mio. Euro zu finanzieren.

Im Vergleich zu den notwendigen Investitionen und Zuschüssen für das Planetarium am alten Standort und zu einem Neubau des Planetariums ohne Synergieeffekte mit dem Science Center ist dies nach wie vor die optimale Lösung.

Hinzu käme die Möglichkeit, Mieteinnahmen von ca. 140.000 Euro zu erwirtschaften, wenn das alte Planetarium als „Blue Box“ für Baustellentouristen oder als Baubüro benutzt werden kann.


3. Zum weiteren Vorgehen Zur weiteren Zusammenarbeit der einzelnen Akteure vor Ort sollte so bald wie möglich eine Grundlagenvereinbarung zwischen Porsche AG, Landeshauptstadt und SSB formuliert werden. a) Grundsatz dieser Vereinbarung ist die Absicht der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, das Projekt eines Science Centers für Mobilität an der Mercedesstraße konkret zu prüfen.

b) Die Landeshauptstadt entwickelt die Idee weiter, in baulichem, räumlichem und funktionalem Zusammenhang ein Planetarium zu errichten und zu betreiben. Die Kooperation der beiden voneinander unabhängigen Betriebe wird gesondert geregelt. Die Landeshauptstadt betreibt das Planetarium in eigener Verantwortung und trägt die hier anfallenden Kosten. Für den Neubau des Planetariums sind ca. 1.500 qm NGF notwendig.

c) Im Interesse der Ausnutzung möglicher Synergieeffekte sind Kooperationen mit der SSB und dem Stuttgarter Historische Straßenbahnen e.V. (SHB) anzustreben, die sich mit ihren Angeboten in der oberen Halle in den Gesamtauftritt des Science Centers für Mobilität einbringen werden. Die Landeshauptstadt würde gemeinsam mit SSB und mit der Porsche AG für eine attraktive Nutzung der unteren Halle i.S.e. Showrooms zum Thema „Mobilität der Zukunft“ sorgen.

d) Im Interesse einer reibungslosen Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure und zur Erreichung optimaler Synergiewirkungen ist ein Beirat angedacht, dem Vertreter der Porsche AG, der Landeshauptstadt Stuttgart und der SSB sowie weitere Experten angehören.

e) Das Grundstück soll von der SSB in einem baureifen, mietfreien, abgeräumten und von Altlasten freien Zustand überlassen werden. Dafür ist mit Kosten in Höhe von ca. 3 bis 5 Mio. Euro auszugehen, je nachdem, ob ein Teil des ehemaligen Busdepots der SSB einbezogen wird. Der Ideenwettbewerb bzw. die Machbarkeitsstudie (Ziff. f) sollte beide Grundstücksvarianten berücksichtigen.

f) Die Porsche AG beabsichtigt, zeitnah einen Ideenwettbewerb bzw. eine Machbarkeitsstudie durchzuführen. Es sollen auch Büros aus Stuttgart eingeladen werden. Ein aussagekräftiges und attraktives Ergebnis soll bis Ende 2011 vorliegen.

g) Da aus dem aufgehobenen städtischen Projekt eine detaillierte Raum- und Funktionsplanung bereits vorliegt, halte ich es für sachgerecht, dass die Porsche AG auf diese Vorarbeiten der Landeshauptstadt zurückgreifen kann.

h) Die Landeshauptstadt beabsichtigt, für die Projekte ein vorhabenbezogenes Baurecht zu schaffen. In diesem Zusammenhang sollen auch die notwendigen Stellplätze nachgewiesen werden.

i) Auf der Grundlage des Architektenwettbewerbs bzw. der Machbarkeitsstudie möchte die Porsche AG ggf. weitere Partner ansprechen, um die notwendigen 6 bis 10 Mio. Euro für die pädagogische Ausstattung mit einzelnen Lernstationen zu finanzieren. Die Landeshauptstadt wird sich daran finanziell nicht beteiligen.

j) Die abschließende Kostenanalyse insbesondere unter Berücksichtigung des Architektenwettbewerbs ist Grundlage einer Entscheidung des Gemeinderats wie auch der Porsche AG über die Realisierung der Projekte.

k) Mit einem Baubeginn wäre Ende 2012 zu rechnen, mit einer Fertigstellung der Gebäude im Frühjahr 2014 und mit einer Inbetriebnahme des neuen Science Centers und des Planetariums der Landeshauptstadt zum Schuljahresbeginn September 2014.

Die Idee eines Science Centers für Mobilität ist am Standort Stuttgart nach wie vor aktuell und innovativ. Der Erfolg anderer Science Center, die in den letzten Jahren entstanden sind, unterstreicht die pädagogische Notwendigkeit, aber auch die wirtschaftliche Machbarkeit dieses Projekts.

Ich bin insoweit der Porsche AG dankbar für ihre Bereitschaft, dieses Projekt konkret zu prüfen, nachdem die Landeshauptstadt ihr eigenes Projekt aufgeben musste. Die Tatsache, dass eine Weltfirma mit Stuttgarter Wurzeln unser lange entwickeltes und gut begründetes Projekt aufgreift, bietet Gewähr dafür, dass hier eine qualitätvolle und attraktive Einrichtung entstehen kann.


Finanzielle Auswirkungen




Beteiligte Stellen






Dr. Wolfgang Schuster

Anlagen






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