Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz:
GRDrs 1113/2011
Stuttgart,
11/04/2011



Haushalt 2012/2013

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 11.11.2011



Psychosoziale Grundversorgung leistungsfähig halten

Beantwortung / Stellungnahme

Die acht Sozialpsychiatrischen Dienste (SpDis) als Kernstück der psychosozialen Grundversorgung in der Landeshauptstadt übernehmen die Versorgungsverpflichtung für das gesamte Stadtgebiet.
Ihre Aufgabe ist es, allen chronisch psychisch erkrankten Menschen im Einzugsgebiet sozialpsychiatrische Hilfen anzubieten, zu erschließen und Meldungen, auch von Dritten, abzuklären. Sie sind Ansprechpartner für Angehörige, Nachbarn etc. und arbeiten gemeinwesenbezogen. Weiterhin gehört es zu ihrem Leistungsspektrum, sozialraumorientiert Hilfen im Stadtteil für Menschen mit seelischen Erkrankungen zu erschließen.

Die Personalausstattung der Sozialpsychiatrischen Dienste ist seit Jahren unverändert. Der Zuwachs an Fällen, insbesondere im Segment langfristige Betreuung, ist seit 2005 ein kontinuierlich ansteigender Prozess. Dadurch ist es in den letzten Jahren immer wieder zu Engpässen in der Versorgung gekommen. Im Jahr 2010 wurden Maßnahmen ergriffen, um dem weiteren Anstieg der Fallzahlen entgegenzuwirken (vgl. GRDrs 630/2009 und GRDrs 126/2011).

Konkret mussten verschiedene Einschränkungen der Leistungen wie z. B. längere Wartezeiten und eine geringere Kontaktdichte der Beratungen vorgenommen werden, um die anfallenden Fälle in der Quantität zu bearbeiten.

Dabei blieben sowohl die Qualität als auch die Quantität „auf der Strecke“. Angehörige und Psychiatrie-Erfahrene beklagen einen Rückgang von Leistungen. Aufgrund der akuten Problemlage der Klientinnen und Klienten ist es notwendig, zeitnah auf Anfragen nach Beratungsgesprächen reagieren zu können. Dies wird den Diensten erst wieder möglich sein, wenn die Personalausstattung deutlich erhöht wird. Insbesondere die ambulant aufsuchende Arbeit ist für das Tätigkeitsfeld der SpDis von zentraler Bedeutung.

Um die Grundversorgung chronisch psychisch erkrankter Menschen zu erhalten, sind aus Sicht der Sozialverwaltung bei den SpDis insgesamt zwei zusätzliche Personalstellen erforderlich.

Berechnung pro Stelle:
Personalkostenpauschale von 60.590 Euro
x Fördersatz von 80 % 48.472 Euro

zzgl. Sachkostenpauschale 1.950 Euro
insgesamt 50.422 Euro

Dazu wäre eine Budgeterhöhung im Ergebnishaushalt in Höhe von rund 101.000 Euro jährlich erforderlich, verteilt auf das Sachkonto 43180000, Auftrag 534F01 - Sozialpsychiatrische Hilfen Freier Träger, mit rund 63.000 Euro für fünf GPZ des Caritasverbandes Stuttgart e. V. und der Evangelischen Gesellschaft und auf das
Sachkonto 43150100, Kostenträger 534F00 – Kostenerstattungen Klinikum, mit 38.000 Euro für drei GPZ des Klinikums, Zentrum für Seelische Gesundheit.

Offene Herberge
Seit 2006 betreibt die Offene Herberge e. V. die Kontakt- und Beratungsstelle Clubhaus von Psychiatrie-Erfahrenen für Psychiatrie-Erfahrene als Selbsthilfeangebot und Begegnungsangebot am Wochenende in den Räumen Schlosserstraße 28a in Stuttgart.

Häufig treten bei Psychiatrie-Erfahrenen Krisen am Wochenende auf. Einsamkeit und Isolation sind Faktoren, die dies begünstigen. Hier kann das Clubhaus mit seinen Aktivitäten entgegenwirken, Anlaufstelle sein und Isolation sowie Ausgrenzung vermeiden.

Der Input von Psychiatrie-Erfahrenen in Theorie und Praxis der psychiatrischen Versorgung in der Landeshauptstadt Stuttgart hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Die Arbeit von Psychiatrie-Erfahrenen mobilisiert Selbsthilfe und Empowerment.

Der Gemeindepsychiatrische Verbunde (GPV) in Stuttgart ist heute ohne die Mitsprache von Psychiatrie-Erfahrenen, Angehörigen und Bürgerhelfern nicht mehr vorstellbar. Der partizipative Ansatz im Sinne der Inklusion der UN-Konvention dient der Weiterentwicklung der Versorgungsstruktur und bietet insbesondere für Psychiatrie-Erfahrene am Wochenende eine sinnvolle Begegnungsmöglichkeit und hilft, der Isolation entgegenzutreten.

Insofern bildet die Förderung der Aktivitäten der Offenen Herberge eine logische, fachlich inhaltliche Fortentwicklung des GPV Stuttgart im Hinblick auf eine Kommune, die Inklusion fördert. Die Sozialverwaltung befürwortet die Weiterentwicklung der Kontakt- und Beratungsstelle Offene Herberge als weiteren Baustein im GPV.

Durch die neue Förderung wird es möglich sein, die begonnen Aktivitäten fortzusetzen.
Hierfür wird im Ergebnishaushalt ein zusätzliches Budget für das Sachkonto 43180000, Auftrag 534F01 - Sozialpsychiatrische Hilfen Freier Träger, für das Jahr 2012 in Höhe von 5.000 Euro und ab dem Jahr 2013 in Höhe von 7.400 Euro jährlich benötigt.







Vorliegende Anträge/Anfragen

---

413/2011 (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), 482/2011 Ziff. 1 (CDU), 553/2011 Ziff. 1 und 2 (SPD), 574/2011 (Freie Wähler), 739/2011 ((SÖS und Linke), 749/2011 Ziff. 3 (SÖS und Linke)




Isabel Fezer
Bürgermeisterin




<Anlagen>