Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 580/2011
Stuttgart,
07/27/2011


Literaturhaus Stuttgart / Renovierung



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
05.10.2011
18.10.2011

Bericht:


1. Werdegang
Mit einem Festakt wird das Literaturhaus Stuttgart sein 10-jähriges Bestehen am 18. November 2011 feiern – zehn Jahre Stuttgarter Literaturhaus erzählen eine Erfolgsgeschichte.

Mit einer Rede von W. G. Sebald wurde das Literaturhaus im November 2001 eröffnet. Das denkmalgeschützte Gebäude mit historischem Paternoster und Atrium ist Teil des neu gestalteten Bosch-Areals. In der Satzung des Literaturhauses, §2, Abs. 2, wird dargelegt, dass der Verein beabsichtigt, eine geeignete Immobilie zu erwerben. Es handelt sich dabei um 2 Etagen (EG und 1. OG) zu denen auch das ehemalige Arbeitszimmer von Robert Bosch gehört. Mit Vertrag vom 30. September 2000 hat der Verein das Grundstück Breitscheidstraße 4 (EG und 1. OG) zunächst bis zum 31. Dezember 2011 fest angemietet. Gleichzeitig wurde dem Verein eine Kaufoption auf dieses Projekt eingeräumt, die in der Zeit vom 01.11. bis zum 31.12.2011 auszuüben ist. Die für die Ausübung der Kaufoption erforderlich Mittel wurden in einer zweckgebundenen Rücklage nach § 58 Nr. 6 der Abgabenordnung gebildet.

Der Kaufpreis und damit auch die zweckgebundene Rücklage für den Erwerb der beiden Etagen beträgt inkl. der Grunderwerbssteuer und sonstigen Nebenkosten aufgerundet 4,5 Mio. Euro. Mit Beschlussfassung der GRDrs 395/1999 hat der Gemeinderat am 28.07.1999 entschieden, für die Einrichtung des Literaturhauses im EG und 1. OG im Bosch-Haus einen Zuschuss von bis zu 2,5 Mio. Euro zu bewilligen. Der Betrag wurde im Haushaltsjahr 2001 abgerufen. Des Weiteren wurde der Kaufpreis mit 1,5 Mio. Euro aus privaten Spenden (insbesondere von Verlagen und Stiftungen), die im Zuge einer engagierten Bürgerbewegung aufgebracht wurden, finanziert sowie durch die Übernahme von Sachleistungen des Investors in Höhe von 500.000 Euro.


2. Programm
Das Lesungsangebot der Einrichtung reicht von Orhan Pamuk, Sibylle Lewitscharoff oder dem norwegischen Experimentalkünstler Terje Dragseth bis hin zu themenbezogenen Veranstaltungen zu Architektur oder Zeichentrickfilm, es bietet Tagungen zur Literatur Afrikas oder Nachtgespräche mit Hanns-Josef Ortheil. Das Literaturhaus Stuttgart hat sich zu einem lebendigen Treffpunkt der Stadt entwickelt. Für viele Abende wurden Originalbeiträge in Auftrag gegeben, so in den Essayreihen „Betrifft:“ (mit der Stuttgarter Zeitung), „Fremdwort“ (mit dem SWR) oder den deutsch-französischen Reihen „J’accuse…!“ und „carte blanche“ (mit dem Institut Français und der Robert Bosch Stiftung). Schwerpunkte sind überdies „Comic & Literatur“, das Festival der digitalen Literatur „Literatur und Strom“ sowie „Literatür“, die deutsch-türkische Literaturnacht. Hinzu kommen Ausstellungen, oft von Publikationen begleitet; jüngst etwa „W.G. Sebald – Zerstreute Reminiszenzen“, die bis nach Brüssel wanderte.

Großes Engagement zeigt das Haus mit seinen Schreibwerkstätten für Jugendliche. Gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung gelang es, die Arbeit mit Schülern nachhaltig in das Literaturhausmodell zu integrieren. Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren besuchten Kurse in den Bereichen Prosa, Lyrik, Reportage, Drama, Comic, Rap und „Science und Fiction“. Inzwischen wurde die Idee weiterentwickelt: Seit 2006 haben ausgewählte Schulen die Werkstattangebote in ihren Deutschunterricht integriert. Autoren und Lehrer machen Unterricht im Dialog sowohl in den Schulen als auch im Literaturhaus. Fortbildungen für Lehrer und eine wissenschaftliche Evaluation ergänzen die praktische Arbeit. Das Projekt wurde 2007 mit dem „Zukunftspreis Jugendkultur“ der PwC-Stiftung sowie mit dem Preis „Kinder zum Olymp“ der Kulturstiftung der Länder ausgezeichnet.

In diesem Jahr läuft, wiederum mit Förderung der Robert Bosch Stiftung, ein auf zwei Jahre angelegtes Programm zur Schulung von Lehrkräften zum Umgang mit literarischem Schreiben. Das Literaturhaus Stuttgart kooperiert dabei mit dem Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg.


3. Erneuerungs- und Renovierungsbedarf der Einrichtung / Modernisierung der Technik
Seit Bestehen der Einrichtung hatte diese kein Geld, Inneneinrichtung oder weitere notwendige Maßnahmen zur technischen Modernisierung sowie die Instandhaltung einer auch für die Stadt wichtigen Architektur (immerhin befindet sich im ersten Stock des Literaturhauses das Zimmer von Robert Bosch mit seinen Möbeln) konsequent und nachhaltig zu gewährleisten. Die damit einhergehende eher provisorische Einrichtung entfaltete in den laufenden Jahren durchaus ihren Charme, kommt aber nun aufgrund der starken Nutzung des Hauses zu einem Punkt, an dem konsequent die zukünftige nachhaltige technische Ausrichtung des Hauses gewährleistet sein muss. Dies u. a. vor dem Hintergrund, dass mittlerweile auch kleinere Städte eigene Literaturhäuser ins Leben gerufen haben, die den bestehenden heftig Konkurrenz machen.

Berlin, München und Frankfurt haben auf diese Veränderungen reagiert. Frankfurt investierte in sein noch neues Haus erneut 60.000 Euro für eine moderne Ton- und Lichtanlage. München baute für 400.000 Euro den gesamten Ausstellungs- und Technikbereich um und aus. Berlin sanierte das Literaturhaus sowie das Literarische Kolloquium umfassend, um es technisch auf den neuesten Stand zu bringen.

War vor zehn Jahren die klassische Lesung Standard in den Literaturhäusern, haben sich die Veranstaltungsformate in den letzten Jahren stark verändert, so dass mit erhöhtem technischem Aufwand Veranstaltungen bestritten werden müssen. Für das Stuttgarter Literaturhaus stehen nach zehn Jahren großen Zuspruchs und intensiver Nutzung nachhaltige Erneuerungs- und Renovierungsarbeiten an, wie auch die Schaffung eines weiteren notwendigen Büroraumes, um verstärkt Kooperationen eingehen zu können oder mit externen Mitarbeitern zu arbeiten. Das Foyer bedarf einer Öffnung und muss ungestaltet werden, wenn es seiner Funktion als Ort der Begegnung gerecht werden soll. Planungsnotwendigkeiten entstehen auch, weil in der Anfangszeit nicht mit einer Gastronomie und deren Bedarf geplant wurde. Ebenfalls muss das Mobiliar dringend erneuert werden. Die vorhandenen Stühle verkanten sich und sind zum Teil sehr abgenutzt.


4. Fazit
Das Modell des Literaturhauses hat sich für Stuttgart bewährt und der Stadt eine große kulturelle Bereicherung gebracht. Auf internationalem und nationalem Sektor hat das Stuttgarter Literaturhaus einen guten Ruf und ist bekannt für einen guten Standard. Es gilt, diesen Ruf und Standard nicht nur zu erhalten, sondern ihn auch weiterzuentwickeln. Vorbild sind dabei die neu geschaffenen skandinavischen Häuser in Kopenhagen und Oslo.

Der Vorlage angeschlossen ist ein Finanzplan, aus dem hervorgeht, dass das Literaturhaus Stuttgart zur Umsetzung der notwendigen Erneuerungs- und Renovierungsmaßnahmen und unter Einbeschluss aller mit dem Übergang ins Eigentum befassten Schritte einen Förderbedarf in Höhe von 386.771 Euro hat. Der Gesamtbedarf der Maßnahmen umfasst 446.771 Euro, 60.000 Euro werden durch den Verein als Eigenleistung eingebracht, mit dem Ziel, diese Eigenleistung noch zu erhöhen.

Die Kulturverwaltung anerkennt den Bedarf und unterstützt die Forderung wohlwollend.


Beteiligte Stellen

Das Referat WFB hat Kenntnis genommen. Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der HH-Planberatungen erfolgen.


Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
Antrag Nr. 296/2011 der SPD-Gemeinderatsfraktion vom 22.07.2011




Dr. Susanne Eisenmann




Anlage 1: Kosten- und Finanzierungsplan



zum Seitenanfang
File Attachment Icon
Anlage 1 GRDrs 580-2011.pdf