Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 691/2019
Stuttgart,
07/01/2019


Stadtbibliothek
- Aufstockung des Medienetats
- Gebührenerhöhung




Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2020/2021


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
17.07.2019
19.11.2019

Bericht:


Mit rund 3,5 Millionen Besuchern im Jahr 2018 zählt die Stadtbibliothek Stuttgart zu den örtlichen Kultur- und Bildungseinrichtungen mit den höchsten Besucherzahlen. Die Stadtbibliothek Stuttgart erfährt sowohl national wie auch international hohes Ansehen. 2018 waren Fachkollegen aus 18 verschiedenen Ländern zu Gast in der Stadtbibliothek.

Als Ort des Wissens, des Lernens und der Begegnung kommt der Stadtbibliothek in Stuttgart eine zentrale Rolle zu. Sie ist Partner für das lebensbegleitende Lernen und Ort der Wissensvermittlung sowie der Reflexion und der Kommunikation. Damit fördert sie nicht nur entscheidend den Erwerb von Wissen, sondern sie stärkt auch die gesellschaftliche Partizipation. So wirkt die Stadtbibliothek aktiv an der Weiterentwicklung der Stadtgesellschaft und des Wirtschaftsstandorts Stuttgart mit.

Um diese Angebote weiterhin zu gewährleisten und zukunftsorientiert auszubauen, ist die Aufstockung des Medienetats der Stadtbibliothek erforderlich. Zur teilweisen Gegenfinanzierung hält die Finanzverwaltung eine Erhöhung der Jahresgebühr von 20 € auf 22 € zum 1. Januar 2020 für angemessen.










Stadtbibliothek
2020
in EUR
2021
in EUR
laufend
(ja/nein)
I. Pflege der Medien - Aufstockung Medienetat
350.000
350.000
ja
a) Medienerhalt
b) Ausbau der digitalen Medienangebote
c) Sprachkompetenz - Ausbau von Kinder- und Jugendmedienangebote,
u. a. Medien zum Erwerb der deutschen Sprache
160.000
100.000
90.000
160.000
100.000
90.000
II. Gebührenerhöhung von 20 EUR auf 22 EUR
-70.000
-70.000
ja


I. Pflege der Medien - Aufstockung Medienetat

Ein aktueller, professionell aufgebauter und gepflegter Medienbestand steht im Zentrum der erfolgreichen Arbeit der Stadtbibliothek Stuttgart. Mit ihm unterstützt die Stadtbibliothek die Bürger bei schulischen und beruflichen Herausforderungen und hilft, die aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen der digitalen Gesellschaft zu meistern. Die Vermittlung von relevanter Information, die Förderung von Medienbildung und Bildungsgerechtigkeit, die Unterstützung des lebenslangen Lernens und die Integration von geflüchteten Menschen, ist nur mit einem bedarfsgerechten und aktuellen Medienangebot leistbar.

Um dies künftig zu gewährleisten, besteht folgender zusätzlicher Bedarf:

a) Medienerhalt, lfd. 160.000 €

Eine kontinuierliche Erneuerung der Medien ist in Bibliotheken unabdingbar aufgrund der Abnutzung und der Schnelllebigkeit der Informationsgesellschaft. Studien zeigen, dass sich das weltweite Wissen alle 5 Jahre verdoppelt und das Wissen in vielen Bereichen nach 1-2 Jahren veraltet ist.

Für die Pflege und den Erhalt des Medienbestandes stehen derzeit 1.328.800 € zur
Verfügung. Der Medienbestand der Stadtbibliothek sinkt zusehends, weil die Haushaltsmittel für eine kontinuierliche Erneuerung in der Vergangenheit nicht ausreichten. Seit 2015 ist der Medienbestand von 1.282.147 um 170.147 auf 1.112.000 Medien geschrumpft. Dieser Rückgang entspricht den Beständen von drei Stadteilbibliotheken (Cannstatt, Feuerbach und Vaihingen). Damit hat sich das Medienangebot und die Attraktivität in allen Einrichtungen der Stadtbibliotheken bereits reduziert.


Jahr
Medienbestand
2015
1.282.147
2016
1.275.348
2017
1.220.924
2018
1.112.000

Um einen weiteren Rückgang zu vermeiden, ist eine Erneuerung von zusätzlich rund 8.700 Medien pro Jahr notwendig. Dies bedeutet zusätzliche Mittel in Höhe von 15 € pro Medium * 8.700 Medien = 130.500 €. Hinzu kommen für die lfd. Pflege des Medienbestandes der neuen Stadtteilbibliothek Heslach 30.000 € (ergänzend: GRDrs. 566/2015, 312/2013 und 715/2013). Dies bedeutet eine Aufstockung der Mittel für den Medienerhalt um 160.000 €.

b) Ausbau der digitalen Medienangebote, lfd. 100.000 €

Im Jahr 2018 wurden rund 6,0 Mio. Medien der Stadtbibliothek verliehen. Darunter befanden sich 746.513 an digitalen Entleihungen (2016: 415.000). Dies stellt eine Nutzungssteigerung von 80% dar. Der Bedarf an digitalen Medien wird auch künftig weiter steigen.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei den Zugängen zu qualifizierten kostenpflichtigen Online-Datenbanken und Pressearchiven, die vor allem im Sinne der Chancengerechtigkeit für Schüler ein unverzichtbares Archiv zur Bewältigung ihres schulischen bzw. beruflichen Alltags darstellt und daher zwingend für den Bestand der Stadtbibliothek Stuttgart sind.

Im Vergleich mit den Bibliotheken im Umland entspricht das digitale Angebot der Stadtbibliothek Stuttgart nicht dem einer Großstadt. Im direkten Vergleich mit der Stadtbibliothek Heilbronn stellt man fest, dass die engl. sprachige Enzyklopädie Britannica fehlt, der Filmstreamingdienst „FilmFriends“ und die Brockhaus Enzyklopädie. Dies sind sowohl für den schulischen Hintergrund als auch unter dem Aspekt der Freizeitgestaltung wichtige digitale Angebote, von denen die Stuttgarter Bürger ausgeschlossen sind.

Bei Führungen von nationalen sowie internationalen Fachkollegen taucht immer häufiger die Frage auf, wieso das modern aufgestellte System der Stadtbibliothek Stuttgart im Bereich der digitalen Angebote so schlecht aufgestellt ist.

Um dem steigenden Bedarf an digitalen Medien und dessen Erhalt gerecht zu werden,
ist eine Aufstockung des Medienetats für den Erwerb digitaler Medien um
100.000 €
erforderlich.

c) Sprachkompetenz - Ausbau von Kinder- und Jugendmedienangebote, u. a. Medien zum Erwerb der deutschen Sprache, lfd. 90.000 €

Das Projektes „Mobile Jugendarbeit im Europaviertel“ hat gezeigt, dass insbesondere Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, häufig mit Migrationshintergrund, die im Europaviertel soziale Anbindung und Integration suchen, einen großen Bedarf an Medien zum Spracherwerb, zur schulischen Unterstützung sowie zur Arbeitsmarktorientierung benötigen.

Durch die enge Vernetzung mit den Flüchtlingsunterkünften, mit den dort unterrichtenden Lehrern von Deutschkursen sowie mit den Schulen, die Vorbereitungsklassen für Kinder mit noch unzureichenden Deutschkenntnissen anbieten, erreichte die Stadtbibliothek einen Großteil der in Stuttgart lebenden geflüchteten Menschen.

Der Bedarf an ausleihbaren Medien zum Deutschlernen (DaF – Deutsch als Fremdsprache) ist in den letzten Jahren sehr stark angestiegen. In der Zwischenzeit werden nicht nur mehr Grundkurse im Bereich Deutsch als Fremdsprache benötigt, sondern auch für Kurse für Fortgeschrittene.

Dies gilt für Erwachsene (v.a. DaF-Kurspakete mit Kursbuch, Audio-CD, Übungsbuch und Lösungsheft sowie spezifische E-Learning-Angebote zum Deutschlernen) und für Kinder (v.a. Lernspiele, Rätsel und Sachbücher mit Audio-CDs).

Hierfür sind laufende Mittel in Höhe von 90.000 € erforderlich, um die bereits in allen Einrichtungen der Stadtbibliothek bestehenden Angebote vor dem Hintergrund des aktuellen Bedarfs der in Stuttgart lebenden Flüchtlinge bedarfsgerecht auszubauen und zu erhalten.
II. Gebührenerhöhung

Die Aufstockung des Medienetats ermöglicht es der Stadtbibliothek, die Angebote und die Attraktivität für die Besucher dauerhaft zu halten bzw. zu erhöhen. Dies lässt aus Sicht der Finanzverwaltung eine Erhöhung der jährlichen Nutzungsgebühr ab 2020 angemessen erscheinen.

Die jährliche Nutzungsgebühr wurde zuletzt im Jahr 2016 erhöht und soll ab 1. Januar 2020 um 2 € auf 22 € angehoben werden. Die Monatsgebühr von 4 € wird beibehalten. Die zuletzt mit Wirkung ab 1. Januar 2019 erhöhte Versäumnisgebühr (von 0,50 € um 0,30 € auf 0,80 €) bleibt konstant.

Wie bisher sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von der Nutzungsgebühr befreit und Inhaber der Bonuscard + Kultur der Landeshauptstadt Stuttgart erhalten eine Ermäßigung auf die Monats- und Jahresgebühr von jeweils 50%.

Im Städtevergleich liegt die Stadtbibliothek Stuttgart durch die Gebührenerhöhung auf Platz zwei.

Jahresgebühren im Städtevergleich
Ulm an der Donau
30,00 €
Stuttgart
22,00 €
Baden-Baden
22,00 €
Pforzheim
20,00 €
Heilbronn
20,00 €
Karlsruhe
19,00 €
Mannheim
18,00 €
Heidelberg
18,00 €
Freiburg im Breisgau
15,00 €
Stand 22. Mai 2019
Bei einer gleichbleibenden Nutzerzahl sind Mehreinnahmen von jährlich rd. 70.000 €
zu erwarten.




















Finanzielle Auswirkungen


Ergebnishaushalt (zusätzliche Aufwendungen und Erträge):
Maßnahme/Kontengr.
2020
TEUR
2021
TEUR
2022
TEUR
2023
TEUR
2024
TEUR
2025 ff.
TEUR
330 Öffentlich – rechtliche Entgelte
-70,0
-70,0
-70,0
-70,0
-70,0
-70,0
420 Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen
350,0
350,0
350,0
350,0
350,0
350,0
Finanzbedarf
280,0
280,0
280,0
280,0
280,0
280,0
(ohne Folgekosten aus Einzelmaßnahmen, Investitionen oder zusätzlichen Stellen – diese bitte gesondert darstellen)


Mitzeichnung der beteiligten Stellen

Das Referat WFB hat Kenntnis genommen. Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der Haushaltsplanberatungen erfolgen.





Dr. Fabian Mayer Erster Bürgermeister


Anlagen:

keine

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