Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Gz: AK 6235
GRDrs 508/2015
Stuttgart,
06/08/2015



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich01.07.2015



Beschlußantrag:

Dem Antrag, einen Platz an der Kreuzung Filder- und Lehenstraße nach Karl-Heinrich Ulrichs zu benennen, wird zugestimmt.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sind Platzbezeichnungen erforderlich. In diesem Fall soll die Namensgebung gleichzeitig dazu dienen, die Verdienste der o.g. Persönlichkeit zu ehren.


Finanzielle Auswirkungen





Beteiligte Stellen



Vorliegende Anträge/Anfragen

136/2015




Werner Wölfle
Bürgermeister


Anlagen




Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
1Ohne BezeichnungPlatz an der Kreuzung
Lehen-/Filderstr.
Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz

Text des Ergänzungsschilds:

Karl-Heinrich Ulrichs
1825 – 1895
Pionier der Sexualwissenschaft


Die Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN hat in ihrem Antrag 136/2015 vorgeschlagen, den ersten bekannten Vorkämpfer für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen Karl-Heinrich Ulrichs mit einer Platzbenennung zu ehren. Vorgesehen dafür haben die Gemeinderäte den Dreickecksplatz im Stuttgarter Süden an der Kreuzung von Lehen- und Filderstraße.

Der Arbeitskreis LSBTTIQ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuell, Transgender, Intersexuell, Queer) hat sich schon zuvor dafür ausgesprochen, Karl-Heinrich Ulrichs in den Stuttgarter Stadtplan aufzunehmen. Mit der vorgeschlagenen Örtlichkeit ist das Gremium ebenfalls einverstanden.

Karl-Heinrich Ulrichs wurde am 28. August 1825 in Westerfeld (Ostfriesland) geboren und verstarb am 14. Juli 1895 in L’Aquila, Italien. Er war ein deutscher Jurist, der 1854 den Staatsdienst verlassen musste, weil gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Ihm wurde unterstellt, er treibe „widernatürliche Wollust mit anderen Männern“. Daraufhin ließ er sich als Anwalt nieder bis gegen ihn 1859 ein Berufsverbot verhängt wurde. Anschließend schlug er sich als Journalist, als Privatsekretär und mit Fremdsprachenunterricht durch. 1864 veröffentlichte er die erste von insgesamt 12 Schriften „Forschungen über das Rätsel der mannmännlichen Liebe“, die in einigen deutschen Staaten verboten wurden. In ihnen stellt Ulrichs die Hypothese von der weiblichen Seele im männlichen Körper auf. Die gleichgeschlechtliche Liebe nennt er Uranismus. Er geht von einer natürlichen, nicht krankhaften Veranlagung aus und fordert daher die Straflosigkeit homosexueller Handlungen. Durch diese Publikationen wurde er zu einem der Pioniere der Sexualwissenschaft, die zu dieser Zeit erst langsam entstand. Seine Forderung trug er 1867 erstmals öffentlich vor 500 Besuchern auf dem deutschen Juristentag in München vor, bei dem es daraufhin zu tumultartigen Szenen kam, auf die Karl-Heinrich Ulrichs sehr stolz war.

Karl-Heinrich Ulrichs lebte insgesamt 8 Jahre lang in Stuttgart – zunächst in der Lindenstraße (heute Kienestraße), anschließend in der Silberburgstr. 102.

Der zur Benennung vorgesehene Platz befindet sich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Adressenänderungen hat eine Namensgebung nicht zur Folge.

Berlin, München und andere Städte haben Karl-Heinrich Ulrichs bereits mit Benennungen in den Stadtplan aufgenommen. Bis zu seinem Todestag, der sich am 14. Juli 2015 zum 120-sten Mal jährt, soll die vorgeschlagene Platzbenennung realisiert sein.

Mit dem Beschluss der beantragten Bezeichnung wird der Vorschlag der Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN aus dem Antrag 136/2015 umgesetzt.



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Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz-Plan.pdfKarl-Heinrich-Ulrichs-Platz-Plan.pdf