Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 1338/2011
Stuttgart,
12/01/2011



Haushalt 2012/2013

Unterlage für die 2. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 05.12.2011



Teilhabe von Menschen mit Demenz am gesellschaftlichen Leben

Beantwortung / Stellungnahme

Bereits im Jahr 2001 lebten laut Gerontopsychiatriebericht in der Landeshauptstadt Stuttgart ca. 6.500 Menschen mit Demenz und die Anzahl an Betroffenen nimmt weiterhin zu. Aus diesem Grund fördert die Landeshauptstadt Stuttgart Angebote wie z. B. Demenzgruppen, Helferinnenkreise, Gerontopsychiatrische Beratungsdienste (GerBera) oder Alzheimerberatung. Betroffene erhalten bedarfsgerechte Therapien und Hilfen im Alltag, mit dem Ziel, bei guter Lebensqualität in der eigenen Häuslichkeit verbleiben zu können. Für pflegende Angehörige bringen die genannten Angebote Entlastung im Alltag. Sowohl den von Demenz Betroffenen als auch pflegenden Angehörigen wird damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht.

In zunehmendem Maße werden Kulturangebote als eine Möglichkeit, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern, anerkannt und genutzt. Die Initiative „RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz e. V.“ hat diese Erkenntnisse aufgegriffen und verfolgt seit 2 Jahren den Ansatz, Menschen mit Demenz eine gute Lebensqualität durch Kulturvermittlung zu ermöglichen. Mittlerweile wissen Hirnforscher, dass Emotionen ihre eigene Intelligenz haben und überlebenswichtig sind. Speziell für Menschen mit Demenz konzipierte Kulturangebote tragen dazu bei, dass Betroffene auf der Grundlage von Emotionen ihr Leben in Würde leben können. Zielgruppen dieses Angebotes sind in Pflegeheimen, in Wohngemeinschaften oder zu Hause lebende Menschen mit Demenz.

Die Initiatoren von „RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz e. V.“ nutzen ihre bestehenden Kontakte zur Kulturlandschaft in der Landeshauptstadt Stuttgart. Sie unterstützen Wohlfahrtsverbände, die Träger der Pflegeheime und Kirchengemeinden. Dazu konzipieren und organisieren sie ein vielfältiges Programm: Museums-, Theater-, Konzert-, Opern- und Ballettbesuche, Gottesdienste, Lesungen, Ausflüge zum Sinnesgarten, zum Haus des Waldes und vieles mehr. Die Teilnehmerzahlen reichen von 8 Personen bei einem Museumsbesuch bis zu 150 Personen im Gottesdienst. Bei Museumsbesuchen wird eine 1:1 Betreuung gewährleistet.

Erfahrungen der Initiative „RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz e. V.“ zeigen, dass die Besucher/-innen schon nach dem Verlassen des Museums oder Theaters wieder alles vergessen haben können, dass aber ihre positive Stimmung für einige Stunden oder Tage anhalten kann. Bei Führungen wird sichtbar, dass verschüttete Fähigkeiten, wie Deutungs- und Ausdrucksvermögen, aktiviert und lebendig werden. Zum Hintergrund: Demenz betrifft nur jenen Teil des Gehirns, der auf Erinnerungen zugreift. Die Emotionen jedoch sind immer vorhanden.

Die gemeinnützige Initiative „RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz e. V.“ ist ein anerkanntes Angebot gemäß § 45 c SGB XI. Somit können in der eigenen Häuslichkeit lebende Menschen mit Demenz die Teilnahme an Kulturangeboten als Leistung der Pflegekassen abrechnen. In Pflegeheimen können Kulturangebote im Rahmen der Betreuung gemäß § 87 b SGB XI angeboten werden.

Wie bei allen Kulturveranstaltungen trägt die Initiative „RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz e. V.“ das finanzielle Risiko bei der Vorbereitung und Konzeption von Projekten oder Angeboten. Bei Veranstaltungen müssen Räumlichkeiten und Künstler verbindlich reserviert und gebucht werden. Die entstehenden Kosten sind in der Regel vorzu­finanzieren, was die finanziellen Möglichkeiten der Initiative wegen fehlendem Eigenkapital, nicht zulassen. Um das Programm qualitativ und quantitativ entwickeln zu können, benötigt die Initiative „RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz e. V.“ die finanzielle Unterstützung Dritter.

Möglich wäre auch eine ergänzende Finanzierung von Projekten, wie Theaterpädagogik oder die Qualifizierung von Kunstvermittlern in Museen mit Hilfe von Stiftungen wie der Robert Bosch-Stiftung oder der Dürr-Stiftung, wenn es bereits Eigenmittel oder eine bestehende Finanzierung geben würde. Zur Finanzierung von kirchlichen Angeboten werden die Kirchen direkt angefragt.

Geplant sind folgende Projekte:

· Seminarangebote für Kunstvermittler in Museen in Kooperation mit der Staatsgalerie,

· Kurse für ehrenamtliche Betreuer/-innen in Kooperation mit der Freiwilligenagentur Stuttgart und dem Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg,

· Theaterpädagogik mit der Theaterakademie Stuttgart und Aufführungen in Pflegeheimen und Betreuungsgruppen.

Um die Konzeption realisieren zu können, kalkuliert der Verein „RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz e. V.“ mit Ausgaben in Höhe von 115.500 EUR/Jahr und Einnahmen von 66.000 EUR/Jahr. Die Einnahmen setzen sich zu ca. 50 % aus Benefizerlösen, Sponsoring und Spenden zusammen, sowie zu ca. 30 % aus Seminarbeiträgen und zu ca. 20 % aus Teilnehmerentgelten. Zusammenfassend entfallen ca. 70 % der Ausgaben entfallen auf Personal- und Honorarkosten und 30 % auf Sachkosten (Miete, Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Künstlerhonorare).

Es fehlen zur Finanzierung der Vereinsaktivitäten rund 49.500 EUR jährlich für die Haushaltsjahre 2012/2013 (vgl. Anlage 1 Finanzplan Entwurf 2012/2013).

Die Sozialverwaltung sieht im Arbeitsansatz des Vereins „RosenResli – Kultur für Menschen mit Demenz e. V.“ einen geeigneten Beitrag zur Gewährleistung der Teilhabe von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen am gesellschaftlichen Leben in der Landeshauptstadt Stuttgart. Insofern entspricht das Projekt den Zielen, die im Altenplan „Partizipative Altersplanung 2011“ in Kapitel 4.7.45 beschrieben und somit grundsätzlich förderfähig sind.





Vorliegende Anträge/Anfragen

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In der 1. Lesung gestellter mündlicher Antrag der B 90/ DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion




Isabel Fezer
Bürgermeisterin




<Anlagen>


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Rosenresli Finanzplan.pdf