Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OB
GRDrs 318/2012
Stuttgart,
06/25/2012



Stadtmuseum im Wilhelmspalais, Konrad-Adenauer-Str. 2

Projektbeschluss




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Umwelt und Technik
Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Vorberatung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
10.07.2012
13.07.2012
18.07.2012
19.07.2012



Beschlußantrag:


1. Dem endgültigen Raumprogramm für die Planung des Stadtmuseums mit den in Anlage 1 dargestellten Flächen der Entwurfsplanung
    wird zugestimmt.
vom 30.04.2012
2. Den Kosten für die Herstellung des Museumsgartens nach den Entwurfsplänen der Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart, in Höhe von
    wird zugestimmt.
brutto 0,7 Mio. €
3. Der vom Projektsteuerer und vom Hochbauamt geprüften Entwurfsplanung für die Umbauplanung des Stadtmuseums nach den Plänen der Architekten
    Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
vom 23.03.2012
    sowie der Baubeschreibung
vom 23.03.2012
    ebenso der Ausstellungsplanung von Jangled Nerves, Stuttgart
vom 06.05.2012
    sowie der Kostenberechnung vom Mai 2012 mit Gesamtkosten von voraussichtlich
brutto 36,3 Mio. €
    inklusive Indexsteigerung mit 1,3 Mio. € dem Museums-
    garten mit 0,7 Mio. €, der Ausstellung mit 5 Mio. € und
    dem losen Mobiliar mit 1,0 Mio. € wird zugestimmt.
4. Von der Empfehlung des Projektsteuerers, eine Risikopauschale mit 2,0 Mio. € vorzusehen, wird Kenntnis genommen.
5. Das Hochbauamt wird mit der Weiterplanung des Umbaus des Stadtmuseums bis Baubeschluss, d. h. mit der LPH 5 HOAI, der Ausführungsplanung, ebenfalls mit den Teilen der LPH 6 + 7 HOAI, Ausschreibung und Vorbereitung der Vergabe, beauftragt. Entsprechend der Hochbauplanung soll auch die Weiterplanung der Ausstellung bis Baubeschluss erfolgen.
6. Das Hochbauamt wird ermächtigt bereits vor Baubeschluss Rückbauarbeiten im Wilhelmspalais durchzuführen.

    Die erforderlichen Mittel von

    werden beim Sanierungsverfahren - Stuttgart 27 - Innenstadt durch Fördermittel im Rahmen des Programms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren (ASP)“ zur Verfügung gestellt.
brutto 300.000 €



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

1. Vorgang / Beschlüsse Der Gemeinderat stimmte im Grundsatzbeschluss GRDrs 612/2007 der Erarbeitung der inhaltlichen Konzeption des Stadtmuseums bzw. mit der GRDrs 617/2008 dem Leitbild und der Konzeption der Ausstellung zu und beauftragte das Hochbauamt mit der Durchführung eines europaweiten Realisierungswettbewerbs.

Der Gemeinderat hat am 07.07.2011 im Vorprojektbeschluss, GRDrs 273/2010, dem Ergebnis des in 2 Stufen überarbeiteten Architektenwettbewerbs zum Umbau des Stadtmuseums zugestimmt und für die Weiterplanung bis LPH 4 HOAI, Baugesuch, den Entwurf der Preisträger der Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart und der Ausstellungsgestalter Jangled Nerves, Stuttgart, zu Grunde gelegt.

Der festgelegte Kostenrahmen mit 31,7 Mio. € inklusive Baupreissteigerungen wurde beschlossen, die vom Projektsteuerer DU-Diederichs empfohlene Risikopauschale mit 3,2 Mio. € zur Kenntnis genommen. Der Museumsgarten war in den Kosten nicht enthalten.

Für die Weiterplanung bis LPH 4, Baugesuch, wurden die notwendigen Mittel im Teilfinanzhaushalt 2010/2011, Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, Projekt-Nr. 7.613031, Sanierung Stuttgart - 7 - Innenstadt - zur Verfügung gestellt.
2. Raumprogramm + Bruttogeschossflächen Die Entwurfsplanung basiert auf dem Raumprogramm des Wettbewerbs für das Stadtmuseum auf 4 Geschossen (Gartengeschoss, Erdgeschoss, 1. + 2. OG), dem Zwischengeschoss und einer Teilunterkellerung für die Technik. Das endgültig festgestellte Raumprogramm umfasst 4.054 m² Raumprogrammfläche bei insgesamt 8.916 m² Bruttogeschossfläche, das sind gegenüber dem Vorprojektbeschluss mit einer RPR-Fläche von 3.814 m², 240 m² Mehrflächen und ca. 540 m² Mehrflächen zur Bruttogeschossfläche (Vorprojektbeschluss 8.370 m² BGF).


3. Museumsgarten und Freitreppe mit Brunnen an der Konrad-Adenauer-Straße Der Museumsgarten stellte einen eigenständigen und vom Preisgericht gelobten Beitrag der Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei und Jangled Nerves dar, der bisher nicht in den Gesamtbaukosten des Projekts enthalten war. Der Museumsgarten ist zwischen der Konrad-Adenauer-Straße und der Urbanstraße vorgesehen und wird um ca. 75 cm auf das Eingangsniveau des Gartengeschosses abgesenkt, um einen barrierefreien Ausgang aus dem Stadtlabor zu ermöglichen.

Die beiden vorhandenen Statuen „König Wilhelm II.“ und „der Lesende“ werden in die Außenanlagen integriert. Zur Urbanstraße wird zu beiden Seiten des Brückensteges eine großzügige Betontreppe mit begrünten Podesten und einzelnen Bäumen angelegt.
Der Baumbestand, der durch die geänderten Höhen der Außenanlagen nicht erhalten werden kann, soll prinzipiell möglichst an gleicher Stelle durch neue Bäume ersetzt werden. Nicht zu ersetzende Bäume werden im Verhältnis 1:2 bis 1:3 abgelöst.

Die Kosten für den Museumsgarten betragen einschließlich den Planungskosten ca. 0,7 Mio. €. Freitreppe und Brunnen an der Konrad-Adenauer-Straße

Dieser mit dem Wettbewerbsentwurf genannte Vorschlag der Architekten ist in den Gesamtkosten bisher nicht enthalten.
Die Freitreppe und die den Hauptzugang flankierenden Brunnen kommen jedoch der zukünftigen städtebaulichen Entwicklung Stuttgarts entgegen. Die Brunnen werten den Hauptzugang auf, das Museum wird mit der großzügigen Freitreppe wieder an die Innenstadt angebunden und könnte mit einem zusätzlichen Kostenrahmen für den baulichen Teil von voraussichtlich 350.000 €, für die Freitreppe ca.
250.000 € und die Brunnen mit ca. 100.000 € realisiert werden.

Allerdings müssen zur Realisierung neben den lokalen Aspekten des direkten Umfeldes im Bereich der Kreuzung des Charlottenplatzes, der Bushaltestelle, der Länge der Treppe, die über das Baugrundstück des Wilhelmspalais hinausgeht, neben baurechtlichen auch übergeordnete städtebauliche Zusammenhänge beachtet werden. U. a. die Verkehrssituation der B 14, die Anbindung des Gehwegs zum Staats-archiv bzw. Landesbibliothek, möglicherweise auch die Auswirkung auf die Veränderung der Planie.

Es wird empfohlen, diesen Punkt in Abstimmung mit dem Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung bis zum Baubeschluss in die weitere Planung mit einzubeziehen.

Für die Realisierung der beiden Brunnen wurde bereits eine Spende von 50.000 € der Stiftung Stuttgarter Brünnele in Aussicht gestellt.


4. Rückbauarbeiten Um die Abbrucharbeiten, die unter erschwerten Bedingungen im Gebäudeinnern durchgeführt werden, zu vereinfachen, sollen vor dem Abbruch der eigentlichen Betonkonstruktion möglichst die Rückbauarbeiten der Innenausbauten, u. a. Wandverkleidungen, Einbauvitrinen, abgehängte Decken und insbesondere aber der schadstoffbelasteten Bauteile, wie der PAK-belasteten Parkettböden bzw. der asbestbelasteten Lüftungskanäle, durchgeführt werden. Das Hochbauamt verspricht sich davon eine Sicherheit im Zeitablauf der Abbrucharbeiten und der aufwendigen Sicherungsmaßnahmen der historischen Fassaden. Für diese Rückbauarbeiten werden ca. 300.000 € erforderlich, die bereits vor Baubeschluss bereitgestellt werden müssen.


5. Denkmalschutz

Zwischen der Abwägung denkmalrechtlicher Belange am Erhalt der inneren Baukonstruktion und den Interessen der Stadt nach einem bespielbaren und zeitgemäßen Stadtmuseum, stimmt der Denkmalschutz letztendlich dem inneren Neubau zu.

Die Denkmaleigenschaft nach § 28 wird im Innern entfallen, die Fassaden werden auf § 2 herabgestuft. Eine abschließende Entscheidung, welche historische Fassung die Fassaden u. a. in Bezug auf Fenster und Putzfassung erhalten, wurde noch nicht getroffen. Das Hochbauamt steht darüber in Kontakt mit dem Denkmalschutz.

Auf Forderung des Denkmalamtes wurden zur Dokumentation des Bestandes eine bauhistorische Bestandsaufnahme, eine Fotodokumentation, sowie umfangreiche Untersuchungen der Gebäudesubstanz beauftragt. Ebenfalls sollen die Fassaden durch einen Restaurator untersucht werden, um u. a. die frühere Farbfassung der Fassaden festzustellen. Weitere archäologische Untersuchungen werden mit den Aushubarbeiten folgen.


6. Energieeinsparverordnung EnEV 2009, Wärmeschutz / Erneuerbare Energien Durch die "Haus in Haus"-Bauweise wird die thermische Hülle des Gebäudes auf Neubauniveau verbessert (mittlerer U-Wert opak 0,25 W/m²*K, mittlerer U-Wert transparent 0,85 W/m²*K). Notwendige Verbindungspunkte und die Anknüpfung an Bestandskonstruktionen sind möglichst wärmebrückenarm angedacht.

In Verbindung mit der geplanten Energieversorgung (Wärmepumpe Abwasserwär­metauscher, Anschluss Fernwärme, Kompaktkältemaschine) sowie einer effizienten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung beträgt der Primärenergiebedarf Qp = 102 kWh/m²*a und unterschreitet damit die Anforderung der EnEV09 an sanierte Altbauten um ca. 45 %, an vergleichbare Neubauten um ca. 23 %.

Das Vorhaben ist inhaltlich mit dem Amt für Umweltschutz abgestimmt.
7. Entwurfskonzept Städtebau
Mit der Umnutzung des Wilhelmspalais in ein Stadtmuseum bekommt die Stadt Stuttgart die einmalige Gelegenheit das Gebäude in Zukunft wieder in das historische und städtebauliche Umfeld einzubinden. Die schon im Wettbewerb genannte, wichtige historische, aber verloren gegangene Achse der Planie zwischen Wilhelmspalais und dem Kunstmuseum, dem ehemaligen Kronprinzenpalais, sollte nach dem Entwurf der Architekten wieder hergestellt werden.

Dadurch könnte das Wilhelmspalais räumlich wieder an die Innenstadt angebunden werden und städtebaulich seine historische Bedeutung zurück erhalten, als wichtiger Stadtbaustein am Beginn der Kulturmeile, der Konrad-Adenauer-Straße.

Dieser städtebauliche Grundgedanke setzt sich im Gebäudeinneren fort. Die Achse der Planie wird durch das Gebäude geführt, um den östlichen Stadtteil an das Wegenetz anzubinden. Damit wird der zentrale Raum des Palais zum halböffentlichen Begegnungsraum. Zur Stärkung der städtebaulichen Idee wird zwischen dem Haupteingang zur Stadt und der Konrad-Adenauer-Straße ein neuer städtischer Platz mit zwei Brunnen vorgeschlagen. Mit Aufnahme der beiden Stadtachsen wird die gesamte Anlage im Stadtgrundriss verankert.

Die Brückenanbindung zur Urbanstraße wird beibehalten. Der Freiraum, der Museumsgarten, soll als Erweiterungsfläche für das Stadtlabor sowie für Pausen und Veranstaltungen zur Verfügung stehen, damit wird der Eindruck einer „Rückseite“ vermieden. Die notwendigen Stellplätze sind seitlich im Bereich der neuen Anlieferung sowie kompakt an der Urbanstraße angeordnet. Die breite begrünte Freitreppe soll als Freibühne benutzt werden und Besucher anlocken.

Gebäude
Ohne in Rekonstruktion zu verfallen, nehmen die Architekten den Entwurfsgedanken Salluccis auf. Der Hauptzugang wird wieder zur Konrad-Adenauer-Straße ausgerichtet, die Mittelzone des Gebäudes freigestellt, die Treppen rechts und links der durchgehenden Symmetrieachse angeordnet. Das neue Tragwerk wird als Haus im Haus Konstruktion, unabhängig von den lediglich sich selbst tragenden Fassaden, erstellt.

Im EG befindet sich das Foyer, als raumhohe Ausweitung der Achse der Planie. Hier liegt die Infotheke, der Museumsshop und der Cateringbereich zur Versorgung der vorgesehenen Fremdvermietungsfläche. Der Stadt zugewandt sind zwei hohe Saalräume für unterschiedlichste Nutzungen, wie Vorträge, Veranstaltungen und Ausstellungen.

Garderoben und WC’s liegen auf der Galerie über dem EG. Im 1. OG befindet sich die Dauerausstellung, ebenfalls das Cafe mit dem Balkon in bester Aussichtslage zur Innenstadt. Die Sonderausstellung im 2. OG ist vollklimatisiert und liegt optimal angeordnet unter dem DG mit den Geräten der Klimatechnik. Im Zentrum der Ausstellungsfläche befindet sich eine Kassettendecke mit darunter liegender Lichtdecke. Die gewählte Lage der Sonderausstellung, mit direkter Anbindung an den Lastenaufzug, ermöglicht jeder Zeit Umbauarbeiten, ohne den laufenden Betrieb zu stören.

Die notwendigen Büros befinden sich ebenfalls auf dieser Ebene, mit von der Ausstellung getrenntem Zugang.

Im Gartengeschoss liegt die Anlieferung. Lager und Werkstätte haben eine eigene, abgetrennte Anlieferung. Den Schwerpunkt des Geschosses bildet das Stadtlabor, eine Stadtbauwerkstatt für Kinder mit einem ebenerdigen Ausgang in den Museumsgarten.

Gegenüber dem Bestandsgebäude erhält das Stadtmuseum eine zusätzliche, teilunterkellerte Fläche für die Haustechnik. 8. Ausstellungskonzeption Das in GRDrs 617/2008 (Anlage 2) vorgestellte Ausstellungskonzept wurde auf Basis des vom Gemeinderat beschlossenen Leitbildes (GRDrs 617/2008) und im Rahmen des Architekturentwurfs (GRDrs 273/2010) gemeinsam mit den Ausstellungsgestaltern und in Diskussion mit dem Beirat Stadtmuseum (zuletzt am 29.3.2012) weiter entwickelt:

· Die ständige Ausstellung mit dem Arbeitstitel „Stuttgarter Stadtgeschichte(n)“ hat ihren Schwerpunkt im 1. Obergeschoss. Sie konzentriert sich in Abgrenzung zum Landesmuseum Württemberg und dem Haus der Geschichte auf die bürgerliche Stadt und legt den Schwerpunkt auf die Geschichte Stuttgarts ab der Mitte des 18. Jahrhunderts.
· Das „Stadtlabor“ als eigener Bereich für Kinder und Jugendliche zum Thema Stadtplanung und Architektur ist mit den Seminarflächen im Gartengeschoss untergebracht. Im EG soll zusätzlich ein Ausstellungsraum dafür eingerichtet werden, da die Deckenhöhe im Gartengeschoss für eine Ausstellungsnutzung nicht ausreichend ist.

· Der Sonderausstellungsraum ist im 2. OG. Geplant sind zwei Sonderausstellungen pro Jahr zu den Themenschwerpunkten „Stadtgeschichte“, „Architektur, Design und Urbanität“, die z. T. als Ausstellungen für Kinder, Jugendliche und Familien konzipiert werden sollen.

· Der „Stadtraum“ für Veranstaltungen und Diskussion ist im Erdgeschoss mit dem Foyer und dem Veranstaltungssaal vorgesehen. Dieser Bereich kann auch vermietet werden.

· Jenseits des Wilhelmspalais sieht die Konzeption unter dem Arbeitstitel „Lernen mit dem Museum“ museumspädagogische Aktivitäten außerhalb des Museum vor. Diese wurden mit den Materialien „Stadtmuseum unterwegs“ bereits begonnen. Außerdem ist eine virtuelle Präsenz im Internet in Verbindung mit einem Mediaguide in der Ausstellung geplant, um zusätzliche und vertiefte Informationen zu bieten. Die virtuelle Präsenz verbindet das Museum mit der Stadt und bietet eine Kommentarplattform.


9. Baugenehmigung Das Baugesuch wird wegen des Risikos von Planänderungen nach dem Projektbeschluss eingereicht. Noch zu entscheiden ist, ob die vom Planungsstab gewünschte Alternative der Geschosserhöhung in der Sonderausstellung oder die von den Architekten, dem Projektsteuerer, dem Hochbau- und Liegenschaftsamt bevorzugte Lösung, die in der Entwurfsplanung dargestellt ist, zur Ausführung kommen wird.

Um die geforderte Geschosserhöhung zu ermöglichen, muss das zentrale Lüftungsgerät, das bisher im Dachgeschoss im Bereich der Konrad-Adenauer-Straße geplant ist, unter dem Brückensteg Urbanstraße eingebaut werden. Dies hätte ein Schließen der beiden bisher offenen Unterseiten des Steges zur Folge, was aber vom Denkmalamt kritisch gesehen wird, da damit die Stegwirkung der Brücke verloren geht. Ob dazu die denkmalrechtliche Genehmigung erteilt wird, kann erst im Genehmigungsverfahren des Baugesuchs festgestellt werden.

Durch die damit notwendige Überarbeitung der Entwurfsplanung im Hochbau- und Haustechnikbereich, insbesondere der gravierenden Überarbeitung der gesamten Tragwerksplanung, die durch die Änderung der Dachkonstruktion verursacht wird, kann das Baugesuch voraussichtlich erst im November/Dezember 2012 eingereicht werden, sodass sich auch der Baubeschluss entsprechend verschieben wird. Damit verschieben sich die unter Punkt 13 genannten Termine um ca. 3 – 4 Monate.

Die vorliegende Planung ist brandschutztechnisch und baurechtlich vor abgestimmt. Eine konkrete Festlegung von Auflagen und Nebenbestimmungen ist jedoch erst im Baugenehmigungsverfahren zu erwarten.


10. Raumhöhen 2. OG - Sonderausstellung Die Geschosshöhe im Sonderausstellungsbereich wurde zwischen Planungsstab und Hochbauamt kontrovers diskutiert. Der Planungsstab fordert für die Wechselausstellung eine Geschosshöhe von mindestens 4 Meter lichte Raumhöhe und begründet dies wie folgt:

„Die jetzige Entwurfsplanung sieht im Sonderausstellungsbereich im 2. OG auf ca. 400 m² eine lichte Raumhöhe von 3,45 m vor, lediglich im Zentrum des Ausstellungsraumes gibt es über 100 m² eine ca. 6,00 – 6,50 m hohe Raumzone. Aus museumsfachlicher Sicht ist dieser Raum für Sonderausstellungen nicht geeignet.

Trotz Fehlens einer Norm sind für Sonderausstellungen in Geschichtsmuseen 4 m lichte Höhe üblich und wünschenswert, was Mitglieder des Arbeitskreises „Ausstellungsplanung“ im Deutschen Museumsbund bestätigen. Zum Vergleich: Die Sonderausstellungsfläche im Haus der Geschichte misst 500 m² mit 5 m lichter Höhe.

Eigene Ausstellungsproduktionen des Stadtmuseums werden durch die größtenteils geringe Raumhöhe in ihrer Attraktivität gravierend eingeschränkt, was eine Verringerung der prognostizierten Besucherzahl und damit der Einnahmen zur Folge hat. Bei der Übernahme von Wanderausstellungen wäre mit erhöhten Umplanungskosten zu rechnen, da Ausstellungsbauten und Grafiken z. T. neu gestaltet und hergestellt werden müssen.

Kann das zentrale Lüftungsgerät aus dem über dem 2. OG gelegenen Dachgeschoss unter die Brücke Urbanstraße verlegt werden, erreichen 260 m² der Sonderausstellungsfläche eine Deckenhöhe von 4,80 m. Wird dies erreicht, könnten regelmäßige und langfristige Mehrkosten bzw. Mindereinnahmen vermieden werden.“

Die voraussichtlichen Kosten für diese von den Nutzern als erforderlich erachtete Raumerhöhung in der Sonderausstellung und die damit verbundene Verlegung des zentralen Lüftungsgerätes unter die bestehende Brücke Urbanstraße betragen 700.000 € brutto. Diese Kosten sind bisher nicht in den Gesamtkosten enthalten. Entgegen den Ausführungen des Planungsstabes sehen die Architekten, der Projektsteuerer, das Liegenschafts- und Hochbauamt, den in der Entwurfsplanung dargestellten Sonderausstellungsraum mit den niederen Ausstellungsbereichen mit lichter Höhe von 3,45 m und dem mit einer Lichtdecke versehenen, hohen stützengesäumten Raum, mit 6,00 m bzw. 6,50 m Raumhöhe, als attraktiven Ausstellungsraum an.

Auch die beauftragten Ausstellungsgestalter Jangled Nerves, die vom Hochbauamt zur Stellungnahme bezüglich der Ausstellungsnutzung aufgefordert wurden, führen in ihrer Stellungnahme vom 2. März 2012 das Folgende an:

„Zu den überwiegenden Raumhöhen mit 3,45 m Höhe und einem 100 m² Ausstellungsbereich mit einer Raumhöhe von > 4 Metern wurden unterschiedliche Museumsfachleute und Kuratoren im In- und Ausland befragt. Zusammengefasst ergab die Expertise:

Entscheidend für das Funktionieren einer Wechselausstellung mit eingeschränkter lichter Höhe von unter 4 Metern sind die beiden folgenden wesentlichen Aspekte:

1. Das Vorhandensein von größeren lichten Raumhöhen in Teilbereichen

2. Die Infrastruktur und die Rahmenbedingungen zur Einbringung von Exponaten, also die Größe von Aufzügen, die Maße der lichten Höhen und lichten Breiten der Zugänge, die museumsgerechte Klimatisierung von Räumen mit geringen lichten Höhen und die Aufnahme der nötigen Lasten durch die Statik des Gebäudes.
11. Förderung und Förderzeitraum Das Wilhelmspalais als Sitz des künftigen Stadtmuseums liegt im Sanierungsgebiet Stuttgart 27 - Innenstadt -. Im Rahmen des Programms Aktive Stadt- und Ortsteilzentren (ASP) stehen entsprechend dem Vorprojektbeschluss GRDrs 273/2011 insgesamt 10,9 Mio. € Fördermittel von Bund und Land zur Verfügung.

Derzeit endet der Bewilligungszeitraum für das Sanierungsverfahren Stuttgart 27 am 31. Dezember 2018. Unabhängig davon endet der Bewilligungszeitraum der anteiligen Bundesfinanzhilfe bisher bereits zum 31. Dezember 2014 bzw. 31. Dezember 2015 und 2016. Ob dieser Zeitraum durch interne Umschichtungen der Bundes- und Landesmittel durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg verlängert werden kann, ist derzeit nicht absehbar.
12. Kosten / Wirtschaftlichkeit

Die in der Kostenberechnung vom Mai 2012 ermittelten Brutto-Gesamtkosten für das Stadtmuseum mit Museumsgarten und
einschließlich des Vorsteuerabzugs mit 0,3 Mio. € betragen
mit 19 % Mehrwertsteuer
36,3 Mio. €
Gegenüber dem Vorprojektbeschluss mit Gesamtkosten (Stand Mai 2011) von 31,7 Mio. € ergibt das Mehrkosten
von 4,6 Mio. €
Die vom Projektsteuerer empfohlene Risikopauschale
wurde zur Kenntnis genommen.
mit 3,2 Mio. €
Die Mehrkosten von 4,6 Mio. € resultieren aus:
1. bereits erkannten Risiken
    für die folgenden Maßnahmen:
mit 1,4 Mio. €
    - Sanierung Brücke Urbanstraße
0,2 Mio. €
    - neue Bodenplatte gegenüber Teilerneuerung, Mehraufwand Bohrpfahlwand Technikgeschoss
0,5 Mio. €
    - Mehrkosten Fassadensicherung
    durch Raumgerüst auf Fundamenten im Ringkanal
0,5 Mio. €
    - Denkmalschutz: Wiederherstellen Sichtmauerwerk
    im Sockelbereich (Gartengeschoss) und restauratorische Aufarbeitung der Fassade
0,2 Mio. €
2. In der Entwurfsplanung ergaben sich Mehrflächen mit ca. 540 m² BGF (Raumprogrammflächenmehrung) bezogen auf die Bauwerkskosten mit
1,2 Mio. €
3. dem Museumsgarten mit
0,7 Mio. €
4. dem Baukostenindex mit (bis mittlere Bauzeit Anfang 2015)
1,3 Mio. €
Außerdem sind in den genannten Gesamtkosten die Kosten der Ausstellung mit
5,0 Mio. €
und die Kosten der losen Möblierung mit
enthalten.
1,0 Mio. €
Damit betragen die voraussichtlichen Brutto-Gesamtkosten
36,3 Mio. €
13. Termine

Unter der Voraussetzung, dass im Juli 2012 der Projektbeschluss erfolgt, kann der Baubeschluss im Oktober 2013 gefasst werden. Die vorgezogenen Abbrucharbeiten könnten im September/Oktober 2013 beginnen, so dass im Dezember, Januar 2013/2014 mit den Abbrucharbeiten der Haus in Haus Konstruktion begonnen werden kann. Die Bauzeit beträgt 24 Monate. Für den Ausstellungsbau sind 6 Monate vorgesehen, so dass dann voraussichtlich im Sommer 2016 das Stadtmuseum fertig gestellt sein wird.
14. Folgekosten Gebäudekosten und Kosten Betreiberorganisation
Im Vorprojektbeschluss GRDrs 273/2010 wurde eine erste Berechnung der finanziellen Auswirkungen im Hinblick auf die langfristigen Gebäudenutzungskosten und die Kosten der Betreiberorganisation in vier Varianten vorgelegt. Da mit dem Fortschritt der Planung die Gebäude- und Betriebskosten zunehmend präziser berechnet werden können, ergeben sich immer wieder Verschiebungen und neue Erkenntnisse, die zwar keine substanziellen Änderungen bedeuten, aber eine Weiterentwicklung der Kostenplanung bedingen. Die aktualisierte Endfassung der Folgekostenplanung wird in der Baubeschlussvorlage dargestellt. Dazu werden auch im Vorfeld wesentliche kulturpolitische Parameter wie z.B. die Rechtsform des Betriebs oder die Höhe der Eintrittgelder im Beirat Stadtmuseum beraten. Die langfristigen Gebäudenutzungskosten und die Kosten der Betreiberorganisation werden dann wie vom Gemeinderat in der Beratung zur GRDrs 273/2010 gefordert, Ansätze für Reattraktivierungs- und Investitionskosten (Ausstellung/ Gebäude) sowie für Verwaltungsgemeinkosten enthalten.

Eine wesentliche Ergänzung zur Darstellung in der GRDrs 273/2010 ist, dass die im Stadtmuseum künftig vorhandene umfangreiche und anspruchsvolle Haus- und Gebäudeleittechnik nicht – wie ursprünglich vorgesehen – ausreichend aus dem vorhandenen Personalpool des Amts für Liegenschaften und Wohnen betreut werden kann. Ausgehend von einer Öffnungszeit mit täglicher Rüstzeit von rund 2.700 Std./Jahr muss ein reibungsloser Ablauf sichergestellt werden. Basierend auf den Erfahrungen im Betrieb der neu eröffneten Gebäude Stadtbibliothek und Stadtarchiv ist für den Betrieb der komplexen Haus- und Gebäudeleittechnik im Wilhelmspalais eine zusätzliche Stelle „Haustechnik“ vor Ort erforderlich. Auch das Folgekostengutachten von Drees & Sommer Advanced Building Technologies kommt zu diesem Ergebnis. Für die Öffnungszeiten von rund 1.150 Std./Jahr, die nicht von dieser Stelle abgedeckt werden, sind darüber hinaus Wartungs- und Serviceverträge anzuschließen, da keine Betreuung aus dem Personalpool des Amts für Liegenschaften und Wohnen erfolgen kann.

Die Folgekosten sind ab dem Haushaltsjahr 2016/2017 im Haushaltsplan vorzusehen.


Zusätzliche Kosten der Betreiberorganisation durch Gebäudeplanung
„Stadtlabor“ im Gartengeschoss:
Gegenüber der vorgestellten Planung im Vorprojektbeschluss musste die lichte Raumhöhe von 3,15 m auf die heutige Raumhöhe des Bestandes mit 2,70 m zurückgeführt werden. Genauere Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Abgraben des heutigen Bestandes im Bereich des Gartens um 1,20 m aus baufachlichen Gründen nicht möglich ist. Es wird deshalb im Zentrum des Stadtlabors eine quadratische Bodenabsenkung mit Stufen vorgeschlagen, die auf einer Fläche von ca. 80 m² eine lichte Deckenhöhe von ca. 3,15 m für die hier geplante Ausstellungsfläche erzielt. Die vorgesehenen Ausstellungen mit und für Kinder und Jugendliche zum Thema Architektur und Stadtplanung auf ursprünglich rund 300 m² Fläche müssen deshalb voraussichtlich im Erdgeschoss realisiert werden. Der entstehende Raum im Sockelgeschoss kann für kleine Ausstellungen bis zu 80 m², für zusätzliche Seminarfunktionen und am Wochenende für freie Angebote genutzt werden. Am Wochenende kann die – bisher nicht avisierte – Zielgruppe‚ Eltern mit Kindern bis 6 Jahre’ angesprochen werden. Diese veränderten Funktionalitäten ziehen erhöhte Programmkosten für den Bereich „Stadtlabor“ nach sich.
15. Interimsnutzung des Wilhelmspalais Seit 25. Mai 2012 wird das Wilhelmspalais für ca. eineinhalb Jahre für kulturelle Nutzungen zur Verfügung stehen.

Die Verwaltung des Gebäudes sowie damit zusammenhängend die Koordination und Durchführung von Veranstaltungen wie Ausstellungen, Firmenveranstaltungen, Vorträgen, Musik- und Filmveranstaltungen, Theater und Lesungen mit gastronomischer Versorgung wurde dafür per Mietvertrag an die Gutbrod/Mellmann GbR übertragen.

Die Interimsnutzung begann mit Vorliegen der Genehmigung der Zwischennutzung durch das Baurechtsamt und endet spätestens mit dem Beginn der Umbauarbeiten für das Stadtmuseum, nach heutigem Stand voraussichtlich im September/Oktober 2013. Bei einer Vorverlegung oder einer Verschiebung des Baubeginns endet das Mietverhältnis entsprechend früher oder später.


Finanzielle Auswirkungen

Die Gesamtkosten der Umbauplanung des Stadtmuseums im Wilhelmspalais belaufen sich auf 36,3 Mio. € (inklusive Vorsteuerabzug mit 0,3 Mio. €, Museumsgarten mit 0,7 Mio. €, dem Index mit 1,3 Mio. €, der Ausstellung mit 5 Mio. € und dem losen Mobiliar mit 1 Mio. €). Demgegenüber sind im Doppelhaushalt 2012/2013 und in der Finanzplanung insgesamt 31,7 Mio. € veranschlagt. Der Differenzbetrag von 4,6 Mio. € wird bei der Fortschreibung der Finanzplanung berücksichtigt.

Die vor Baubeschluss notwendigen 300.000 € für die vorgezogenen Abbrucharbeiten werden nach Auskunft des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung beim Sanierungsverfahren mit den im Doppelhaushalt 2012/2013 veranschlagten Mitteln bereitgestellt.



Beteiligte Stellen

Die Referate WFB, KBS und StU haben die Vorlage mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

-

Erledigte Anträge/Anfragen

-



Dr. Wolfgang Schuster

Anlagen

1: Raumprogramm
2: Baubeschreibung
3: Planunterlagen verkleinert
4: Kostendeckblatt




zum Seitenanfang
Anlage 1_Raumprogramm.docAnlage 1_Raumprogramm.docAnlage 2_Baubeschreibung.docAnlage 2_Baubeschreibung.docAnlage 3_1-10-GRDrs318-2012.pdfAnlage 3_1-10-GRDrs318-2012.pdfAnlage 4_Kostenberechnung Deckblatt.pdfAnlage 4_Kostenberechnung Deckblatt.pdf