Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 502/2014
Stuttgart,
06/23/2014


Umsetzung des Hannsmann-Poethen-Literaturstipendiums



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
15.07.2014
16.07.2014

Bericht:


In der kulturellen Szene gilt Stuttgart hinter Berlin und München als bedeutsames literarisches Zentrum der Bundesrepublik, dessen positiver Ruf einerseits durch ortsansässige Verlage begründet wird und das andererseits seit Jahrzehnten über eine äußerst aktive literarische Szene verfügt. Dementsprechend sind in der Stadt überzeugende Erlebnisräume für Literatur gewachsen, die in ihrer Vielgestaltigkeit unterschiedlichen Ansprüchen genügen.

Mit einem spartenübergreifenden Stipendium, das Literatur mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen (Kunst, Musik, Theater, Film, Neue Medien etc.) in Verbindung bringt, soll die literarische, aber auch die gesamte kulturelle Szene weiter belebt und für neue, ungewohnte Erfahrungen geöffnet werden. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit soll so auf Dauer ein Künstlernetz entstehen, das sich gegenseitig inspiriert und bereichert.

Die Ausschreibung richtet sich an ein Künstler-Tandem bzw. -Kollektiv, deren zu realisierendes künstlerisches Projekt neben der künstlerischen Wertigkeit auch einen gesellschaftskritischen und gegenwartsorientierten Ansatz spiegelt und in die Stadt Stuttgart hinein wirkt.

Angeregt wurde dieser Ansatz durch das Autorenpaar Margarete Hannsmann und
Johannes Poethen, die gemeinsam in der Schillereiche 23 lebten und arbeiteten. Die Beziehung war von Kreativität, gegenseitigem Austausch und nicht zuletzt von gesellschaftspolitischem Engagement geprägt. Davon zeugen verschiedene Projekte der beiden Künstler.


So war es beispielsweise Poethen, der zusammen mit Hannsmann in den 1960er Jahren mehrmals Griechenland bereiste und sie an die Lyrik heranführte. Auch Poethens eigenes Schaffen war von diesen Reisen inspiriert. Später offenbarte er in seinen Gedichten immer wieder auch einen kritischen Blick auf die Gesellschaft, während Margarete Hannsmann in der Friedens- und auch in der Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv war.

Dieses Engagement teilte sie ebenfalls mit ihrem späteren Lebensgefährten, dem Grafiker und Bildenden Künstler HAP Grieshaber. Auch diese Beziehung war – ähnlich wie die zu Johannes Poethen – für beide künstlerisch anregend und äußerst befruchtend. So legte HAP Grieshaber in seinen „Malbriefen an Margarete“ ein beredtes Zeugnis der Beziehung zu Hannsmann ab, während Hannsmann die gemeinsamen Jahre in ihrem Werk „Pfauenschrei“ verarbeitete.

Das Fundament des Stipendiums bildet die Literatur und die Beschäftigung mit ihr. Gedacht ist daran, dass ein/e Autor/in sich eine/n Partner/in oder auch mehrere sucht und im Team oder als Gruppe ein literarisch-künstlerisches Projekt in Stuttgart realisiert. Die Partnerschaft und Zusammenarbeit kann dabei alle weiteren künstlerischen Bereiche umfassen und alle kulturellen Sparten durchdringen. Das Stipendium richtet sich an Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum, die einen Bezug zu Stuttgart aufweisen. Es ist gebunden an einen dreimonatigen Aufenthalt in Stuttgart, wobei dieser Aufenthalt nicht zwingend am Stück stattfinden muss.

Das Vorhaben soll literarisch-künstlerischen Kollektiven die Umsetzung eines Vorhabens ohne Produktionsdruck ermöglichen und ihrer literarischen/künstlerischen und/oder professionellen Weiterentwicklung dienen. Darüber hinaus sollen die zu realisierenden Projekte das kulturelle Leben in der Stadt Stuttgart bereichern.


Wohnort
Auf dem freien Wohnungsmarkt werden entsprechend der Absprache mit der Künstler-Arbeitsgemeinschaft Räume gesucht und angemietet. Es besteht auch die Möglichkeit, Räume und Ateliers von in Stuttgart vorhandenen Kultureinrichtungen zu nutzen.


Beurteilungskriterien
Ø Literarisches/Künstlerisches Potenzial
Ø Persönliche und literarisch/künstlerische Motivation sowie Bezug zu Stuttgart
Ø Gesellschaftliches Engagement und künstlerisches Selbstverständnis der Autorenschaft
Ø Projektqualität (formal und inhaltlich)
Ø Gegenwartskritischer Ansatz
Ø Realistischer Projekt- und Zeitplan




Auswahlverfahren
Eine noch zu benennende, flexibel besetzte Fachjury (Literatur/Medium/andere künstlerische Sparte) entscheidet über die Vergabe des Stipendiums.


Einzureichende Unterlagen
Ø Bewerbungsanschreiben
Ø Lebensläufe mit entsprechenden Angaben zur bisherigen Laufbahn
Ø Autor/Autorin: Nachweis mindestens einer Veröffentlichung in einem etablierten Verlag
Partner: Nachweis mindestens eines künstlerischen Projekts mit Öffentlichkeitswirkung
Beide Nachweise sollten als Publikation, Kunstkatalog, DVD, CD o. Ä. beigefügt werden. Sollten mehrere Arbeiten und Veröffentlichungen nachzuweisen sein, genügt neben einem Belegexemplar die schriftliche Dokumentation der weiteren Arbeiten.

Ø Projektskizze (max. 2 A4-Seiten); hier sollte enthalten sein: Motivation für das geplante Vorhaben, Ziel und Inhalt des Projektes, gewünschte Kooperationspartner


Finanzen
Die momentane, in der Beschlussvorlage 86/2013 vorgesehene jährliche Vergabe lässt sich mit dieser neuen Ausrichtung, die auch einen anderen organisatorischen Vorlauf benötigt, nicht umsetzen. Deshalb wird eine zweijährige Vergabe des Stipendiums vorgeschlagen.


Finanzplan (pauschaliert)

Art der KostenKostenumfang
Reisekosten
1.000 Euro
Mietkosten für drei Monate für zwei oder mehr Personen
3.000 Euro
Stipendium
15.000 Euro
Kosten für Veranstaltungen (Lesung, Performances, mediale Umsetzungen, Aufführungen, Diskussionen, Workshops, Vorträge)
9.500 Euro
Jurykosten
1.500 Euro


Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Der Aufenthalt der Künstlergemeinschaft soll aktiv über alle zur Verfügung stehenden Medien der LHS und andere Medienanstalten begleitet und dargestellt werden.

Eine Ausschreibung zur Vergabe des Stipendiums soll im Herbst 2014 erfolgen.


Beteiligte Stellen

keine


Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
keine




Dr. Susanne Eisenmann




keine



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