Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 746/2012
Stuttgart,
10/16/2012



Kulturentwicklungsplanung: Zentrale Schwerpunkte in der Stuttgarter Kulturarbeit



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Internationaler Ausschuss
Verwaltungsausschuss
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
23.10.2012
24.10.2012
07.11.2012



Beschlußantrag:



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Beraten, Fördern und Verwalten waren über Jahrzehnte hinweg die Basiselemente kommunaler Kulturämter, je nach Größe und Struktur der einzelnen Städte ergänzt durch Eigenveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und kulturpädagogische Angebote. Grundlage der inhaltlichen Systematik, insbesondere im Förderbereich, bilden bis heute die jeweiligen künstlerischen Sparten, wie Musik, Theater, Tanz, Bildende Kunst, Literatur und Film. Die rasante Entwicklung der gesamtgesellschaftlichen Kommunikationsprozesse, sowohl chancenreiche, wie auch angstbesetzte Demografie- und Migrationsszenarien und die Spannbreite zwischen individueller und globalisierter Medialisierung haben aber längst zu einer Verschiebung und Ausweitung der Themenstellungen kultureller Kommunalverwaltungen geführt.

Das Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart hat sich diesen Herausforderungen in seinen Abteilungen und Einrichtungen bereits längerfristig gestellt und in den jeweiligen Alltagsbetrieb in ersten grundlegenden Schritten integriert. Die übergreifende Definition der neu hinzugekommenen Querschnittsaufgaben, insbesondere die Bedeutung von Kultur als Teil des Bildungsauftrages, bereits realisierte notwendige Umsetzungen und die daraus resultierenden zukünftigen Anforderungen und Fragen zur inhaltlichen Aufgabenstellung des Amtes, stehen nun zur Diskussion an. Das Kulturamt legt hiermit ein erstes Konzept vor, das in der ausführlichen Begründung die wichtigsten Themen, wie kulturelle Bildung, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und bildungsfernen Menschen, Interkultur, Migration, Demografischer Wandel und Inklusion fokussiert und Umsetzungsideen in den Raum stellt. Hinzu kommen Überlegungen für neue Ausrichtungen bei den Innovation-Fonds im Förderbereich, sowie die Kommunikation der angesprochenen Themen über Kulturvermittlung und Neue Medien.

Das Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat im Auftrag der Berenberg Bank im Sommer diesen Jahres die 30 größten Städte Deutschlands im Hinblick auf ihr Kulturleben untersucht. In diesem breit gefächerten Ergebnispanorama steht Stuttgart als Kulturmetropole auf Platz eins.

Die daraus resultierende Wahrnehmung der Landeshauptstadt Stuttgart als die führende Kulturstadt in Deutschland muss durch Qualitätssicherung und inhaltliche Weiterentwicklung gerade in der eigenen Kulturverwaltung flankiert werden. Die Positionierung der Kultur bei der gesamtstädtischen Planung, bei referats- und ämterübergreifende Kooperationen, sowie die Schaffung einer selbstbewussten Zielentwicklung durch vermehrten Austausch und Kommunikation mit allen am kulturellen Leben Beteiligten stehen dabei ebenso im Mittelpunkt der Diskussion, wie die Öffnung in alle Daseinsbereiche der Bürgerinnen und Bürger Stuttgarts.

Die Kulturverwaltung versteht die vorgelegte Kulturentwicklungsplanung als wichtige kulturpolitische Grundsatzaufgabe, die den Prozess „Kultur im Dialog“ begleiten soll.

Auf diesem Weg von der formalen Verwaltungseinheit zum städtischen Innovationspool und kreativen Kompetenzraum sieht sich das Kulturamt inmitten der tragenden Vernetzung gesamtgesellschaftlicher Verantwortung.


Finanzielle Auswirkungen

Keine finanziellen Auswirkungen in den Jahren 2012 und 2013.

Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der Haushaltsplanberatungen 2014/15 erfolgen.



Beteiligte Stellen

Referate WFB und AK haben die Vorlage mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

Keine

Erledigte Anträge/Anfragen

Keine



Dr. Susanne Eisenmann

Anlagen



Ausführliche Begründung


1.) Querschnittsthemen und Aufgaben

Kulturelle Bildung

Kulturelle Bildung ist ein konstitutiver Bestandteil von allgemeiner Bildung und bedeutet die Eintrittskarte zur kulturellen Teilhabe. Sie ist damit eine unverzichtbare Investition in die Zukunft, die als Querschnittsaufgabe angelegt sein muss. Nur durch eine umfassende fachübergreifende Kooperation der verschiedensten Akteure auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, jedoch auch privater und privatwirtschaftlicher Initiativen kann der Anspruch auf Zugang zu kultureller Bildung verwirklicht werden.

Kulturelle Bildung eröffnet Welten. Erwachsene, Kinder und Jugendliche werden ermächtigt, sich der menschlichen Gestaltungsvielfalt in ihren Ausprägungen, Lebens- und Seinsweisen zu öffnen. Kulturelle Bildung unterstützt das Erlernen von Schlüsselkompetenzen und fördert das Heranreifen von starken Persönlichkeiten. Hier geht es um das Erlernen von Kreativität, Selbstständigkeit, Toleranz, Reflexions- und Ausdrucksfähigkeit sowie sozialer Kompetenz, um gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen. Kulturelle Bildung ermöglicht Vielfalt. Zu sehen und zu lernen, dass Gesellschaft sich aus heterogenen Gruppen, aus Verschiedenartigkeit (Gender, Nationalität, Religion, Altersgruppen, soziale Herkunft) zusammensetzt, die stets neu gefunden und ausbalanciert werden muss, steht hier im Fokus. Das „Andere“ soll nicht als Bedrohung erlebt werden, sondern zu Neugierde und Erweiterung und Vertiefung des Wissens im Erfahrungsprozess anregen. Kulturelle Bildung ist Teil eines Menschenrechts, nämlich des Rechts auf Bildung, die ihrerseits den Zugang zu Kunst, Kultur und Kreativität ermöglicht. Unterstützt werden andere Lernformen und aktiver Wissenserwerb. Orientierung in einer immer komplexer werdenden Welt, Flexibilität und die Herausbildung einer individuellen Persönlichkeitsentfaltung verlangen nach neuen Denkformen und Herangehensweisen. Und: Kulturelle Bildung ermöglicht zukunftsfähiges Handeln. Die Tatsache, dass unser Leben und die sich daraus ableitenden Anforderungen in einer globalisierten Welt unmittelbare Folgen haben, führt dazu, dass die Menschen ermächtigt werden müssen, Zusammenhänge zu erkennen, sie zu hinterfragen und mitzugestalten, mit dem Ziel zu einer sozial gerechteren und kulturell vielfältigeren Lebenswelt zu finden.


a) Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Eine der größten Herausforderungen auf diesem Sektor ist die Einführung der Ganztagesschule, in deren Verlauf alle Beteiligten überzeugt werden müssen, dass Kultur als Teil des Bildungsauftrages bereits in dieser Lebensphase als grundlegendes Element zu definieren ist.

In diesem Zusammenhang sind insbesondere Projekte für Schulen von Bedeutung, bei denen ein spielerisches handlungsorientiertes Lernen mit allen kulturellen Medien möglich wird. Die Stadtbibliothek Stuttgart bietet jährlich über 1.000 Vermittlungsaktivitäten in diesem Rahmen und die Fahrbibliothek fährt mit einem initiativen Konzept der Leseförderung 24 Schulen und mehr als 30 Einrichtungen für Kinder an. Im Rahmen der Ganztagesbetreuung in einzelnen Schulen werden wöchentliche Programme für Arbeitsgruppen durch Mitarbeiter eines eigens aufgebauten externen Schulteams realisiert. Eine Koordinationsstelle für die Zusammenarbeit mit den Schulen und zur Planung der schulbibliothekarischen Angebote in der Stadt in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek wäre ein dringend nötiger Schritt in die Zukunft.

Genauso gehört zu diesem Bildungsfeld, die Fähigkeit zur Interpretation von Quellen in ihrem Entstehungszusammenhang als Schlüsselkompetenz zu fördern, um im Zeitalter der Reduktion auf das Prinzip Google weitere Wege zu eröffnen. Das Stadtarchiv Stuttgart hat deshalb in den letzten Jahren seine Bildungsangebote und -aktivitäten erheblich ausgeweitet. Derzeit bietet das Stadtarchiv als Schwerpunkt Kurse für die gymnasiale Oberstufe an, die in der Regel individuell vorbereitet und betreut werden. Weiterhin angeboten werden auch archivpädagogische Lernprogramme für die Mittel- und Oberstufe zur lokalen NS-Geschichte und Auswanderungsgeschichte des 19. Jahrhunderts.

Wichtig ist jedoch eine Ausweitung der Bildungsarbeit auf jüngere Schülerinnen und Schüler sowie eine gezielte Fortbildung für Lehrende, sinnvoller Weise gefestigt durch feste Partnerschaften mit Schulen. Dafür fehlen jedoch die personellen Ressourcen. Die wünschenswerte, ja notwendige Intensivierung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie die Arbeit mit bildungsfernen Schichten kann künftig nicht mehr wie bisher durch Umschichtung oder gar zu Lasten des gesetzlichen Auftrags bewältigt werden.

Das Stadtarchiv hält deshalb die Schaffung einer Archivpädagogenstelle für dringend geboten, sei es durch Einstellung entsprechend qualifizierter Archivare, oder durch Abordnung einer geeigneten Lehrkraft zum Archiv. Zu den Haushaltsberatungen 2014/2015 wird das Stadtarchiv einen entsprechenden Stellenantrag vorlegen.

Ein wichtiger Faktor besteht darin, Kinder und Jugendliche zu erreichen, die kulturelle Angebote immer weniger von sich aus wahrnehmen können. Die Kinderkonzerte und moderierten Jugendkonzerte der Stuttgarter Philharmoniker sowie deren Schulprojekte, öffentliche Proben und Kooperationen mit der Musikschule und die Teilnahme am Projekt "Kulturpaten" sind dafür ein sehr gutes Beispiel. Ebenso bietet das „Musikfest für Kinder und Jugendliche“ alle zwei Jahre die Möglichkeit zu einer bestimmten Thematik ein Festival für jugendliche Teilnehmer zu präsentieren, welches auch in Zukunft weitergeführt und ausgebaut werden soll. Darüber hinaus ist es wichtig, jedem Kind in Stuttgart den Genuss der kulturellen Bildung in puncto Chancengleichheit nahezubringen. Eine konsequente Orientierung an den Bildungsinteressen der Adressaten ist dabei Grundlage.

Der Museumspädagogische Dienst der Landeshauptstadt Stuttgart (mupädi) ist hierbei deutschlandweit eine der wenigen übergreifenden kommunalen Vermittlungseinrichtungen, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Kunst und Kultur in Werkstätten und Museen in Berührung bringt. Bedingt durch den gesellschaftlichen und demografischen Wandel stehen Kinder aus eher kultur- und bildungsfernen Schichten, insbesondere auch Kinder mit Migrationshintergrund, im Fokus. Über Modellprojekte wie z.B. die „Kulturlotsen für Kinder in Stuttgart“ (KuLKidS) (GRDrs.849/2011), gefördert durch die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg, oder „Kleine Große Künstler“ mit dem Kunstmuseum Stuttgart wird das Thema innovativ weiterentwickelt.
Mit durchschnittlich 1600 museumspädagogischen Veranstaltungen pro Jahr leistet der mupädi insbesondere für die Stuttgarter Schüler und für Kinder im Vorschulalter beträchtliches.
Die personelle Unterbesetzung mit nur 1,5 Stellen verhindert jedoch leider eine geforderte Erweiterung, beispielsweise um Schülerführungen im Haus der Geschichte und, perspektivisch, im Hotel Silber oder um Angebote im Rahmen der Ganztagesschule machen zu können. Die Stärkung des mupädi und sein angestrebter Ausbau zu einem breit aufgestellten kulturpädagogischen Dienst müssen ein zentrales Anliegen für die nahe Zukunft bleiben.

Die Stuttgarter Musikschule ist an der Ausweitung der Bildungskooperationsangebote im vorschulischen Bereich mit den Kindertagesstätten Stuttgarts und weiterhin stark an der Vernetzung von musikalischer und schulischer Bildung auch für Grundschulkinder beteiligt. Wichtigste Ziele sind dabei der Ausbau des Musikschulnetzes und der Aufbau eines Stadtteilmusikschulnetzes innerhalb der Schulzentren, die Erweiterung der Bildungskooperationsangebote für Kinder in den allgemein bildenden Schulen und die musikalische Individualbetreuung zum Erlernen eines Instrumentes bzw. Ausbildung der Stimme. Dies auch im Kontext der Ganztagesschulbetreuung zu ermöglichen sowie die Einführung von Lern- und Übebetreuung auch über völlig neue Wege in der Telekommunikation ins Auge zu fassen, muss ein oberstes Ziel sein. Ebenso den Aufbau von zeitlich in sich abgeschlossenen musikalischen Bildungsangeboten für allgemein bildende Schulen zu fördern und die Einrichtung eines Fachbereiches Bildungskooperationen zu realisieren.

Die Stuttgarter Musikschule ist bei all diesen Projekten Initiator und insbesondere wegweisend für den Ausbau der Begabtenförderung und -findung. Die Vorstellung eines Begabtenförderungsnetzes, die engere Zusammenarbeit mit allen allgemein bildenden Schulen Stuttgarts und insbesondere der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart im Kontext der musikalischen Hochbegabtenförderung sind weitere Bausteine.

Mit dem „Stadtlabor“ für Kinder und Jugendliche (GRDrs. 186/2011) wurde seit Herbst 2011 in der Kriegsbergstraße ein temporärer Ort für baukulturelle Bildung geschaffen – ein Thema, das bisher für Kinder und Jugendliche in Stuttgart nicht angeboten wird - trotz der sehr aktuellen Bezüge. Das „Stadtlabor“ macht Kindern und Jugendlichen den umfassenden Gegenstand „Stadt“ über die Themen Stadtplanung und Architektur zugänglich. Die Stadt ist ihr alltäglicher Lebens- und Erfahrungsraum – ganz gleich mit welchem sozialen Hintergrund sie kommen und ob mit oder ohne Migrationserfahrung. Obwohl Planungsverfahren die Beteiligung von Bürgern ermöglichen, ja geradezu fordern, wird die Vermittlung der Themen Architektur und Stadtplanung in den Bildungsplänen zwar formuliert, aber noch zu selten in Lehrbüchern und Unterrichtsmaterialien umgesetzt. Das Stadtmuseum füllt mit dem „Stadtlabor“ diese Leerstelle und bietet ein Programm, das es Kindern und Jugendlichen ermöglicht, Grundlagenwissen zu erwerben, sich an Planungen zu beteiligen und Verantwortung für die gestaltete Umwelt zu übernehmen. Mit der Eröffnung des Stadtmuseums im Wilhelmspalais 2015 wird das Stadtlabor dort eine dauerhafte Heimat haben. Für die Umsetzung des vom Gemeinderat beschlossenen Programms braucht es jedoch eine pädagogisch fundierte Konzeption und Betreuungspersonal. (Für beides sind bislang weder Mittel noch Stellen vorgesehen).

Workshopangebote, Beteiligungsprojekte, Dienstleistungspanoramen in Sachen Stadtgeschichte, dies alles mit klaren Bezügen zu den Bildungsplänen , wie z.B. das bereits 2008 ins Leben gerufene „Stadtmuseum unterwegs“, bringen den jugendlichen Adressaten Möglichkeiten der subjektiven Herangehensweise an ihre Stadt auf kulturellen Grundlagen.

Das Angebot für Kinder im Vor- und Grundschulbereich wurde ebenso im Planetarium seit 1994 kontinuierlich ausgebaut und weiter entwickelt. Das Mindestalter für die Kindervorführungen wurde auf 4 bis 5 Jahre herabgesetzt und darauf aufbauend auch noch ein Angebot für ältere Kinder (Zielalter 7 - 10) entwickelt. Eine weitere Spartenstruktur, z. B. für 10 bis 14-Jährige ist vorgesehen, findet jedoch momentan keine Finanzierung. Die Faszination „Sternentheater“, über die regulären Veranstaltungen im Kuppelsaal hinaus, zeigt sich auch punktuell bei besonderen Ereignissen wie der Kinder-Universität oder dem Kinderfest am Flughafen und sollte ausgebaut werden.

b) Umgang mit bildungsfernen Schichten

Die Heranführung der heutigen Generationen an die klassische Kultur und genauso die Begeisterung der Kinder und jungen Menschen für ungewohntes Kulturterrain stellt ebenfalls eine große Herausforderung im Kulturbereich dar. Die jeweilige Kultureinrichtung muss sich dabei als informeller und insbesondere „unkomplizierter“ Lernort präsentieren, wie es z. B. das Stadtmuseum Stuttgart in seiner Gesamtplanung vorsieht. Dort werden Menschen im Mittelpunkt des Museums stehen, inhaltlich als Handelnde im Sinne der historischen Stadtentwicklung und ebenso als Besucher, die heute und zukünftig diese Stadt gestalten. Unterschiedlichste soziale Herkunft muss als Gewinn und nicht als Mangel verstanden werden.

Gerade auch die wohnortnahen Stadtteilbibliotheken tragen dazu bei, Schwellenängste abzubauen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Schulen und Kindertagesstätten erreicht man dort auch die bildungsfernen Kinder bzw. Familien. Die Angebote für Hauptschüler sollten im Rahmen der Stadtbibliothek Stuttgart in Zukunft noch auszubauen sein. Hierzu sind auch ThinkTanks einzurichten, die sich als musikpädagogische Bildungsangebote der Zukunft annehmen, z. B. in Kooperation mit der Musikschule die Entwicklung neuer Angebote für die Hinführung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zum aktiven Musizieren unter Berücksichtigung der aktuellen pädagogischen und musikkulturellen Entwicklungen sowie deren biografischen persönlichen Hintergründen.

Die Gesamtaufgabe wird von den Stuttgarter Philharmonikern durch Erweiterung der Zielgruppen ins Programm übernommen, z. B. durch medienbezogene Filmkonzerte oder durch Konzerte mit Filmhits oder Bildungsangebote für Erwachsene, die sich als Einführungen vor jedem Abonnementkonzert und in Vorträgen im Gustav-Siegle-Haus zu den jeweiligen Veranstaltungsangeboten in breitem und verständlichem Rahmen informieren können.

Ein wichtiger Gesichtspunkt im Umgang mit bildungs- und kulturfernen Menschen ist die fachkundige und individuelle Beratung aller Bürgerinnen und Bürger wie sie z. B. im Stadtarchiv geboten wird. Die Benutzung und Beratung vor Ort ist kostenfrei, ebenso die Teilnahme an den stadtgeschichtlichen und archivischen Angeboten des Archivs.
Es besteht also dort weder eine ökonomische noch eine soziale Hemmschwelle. Individualität wie Kostenfreiheit sind die maßgeblichen Faktoren für gesellschaftliche Teilhabe aller.


Interkultur / Migration

Mit rund 38 Prozent der Gesamtbevölkerung und sogar 68 Prozent bei Kindern und Jugendlichen weist Stuttgart deutschlandweit einen der höchsten Anteile von Menschen mit Migrationshintergrund auf. Die damit verbundenen Herausforderungen hat die Landeshauptstadt stets aufgegriffen. Durch geeignete Konzepte wie das Positionspapier „Stuttgart auf dem Weg zur interkulturellen Stadt“ aus dem Jahr 1996 und das 2006 verabschiedete „Bündnis für Integration“ und die damit einhergehenden Maßnahmen zur Umsetzung gilt Stuttgart im Bereich der Integrationspolitik als eine der führenden Städte. Wesentlicher Bestandteil dieser Konzeptionen und Maßnahmen zur Förderung und Stärkung der gesellschaftlichen Partizipation von Migrantinnen und Migranten ist interkulturelle Kulturarbeit.

Ziel interkultureller Kulturarbeit ist es, auf der Grundlage der Akzeptanz unserer vielfältig geprägten Einwanderungsgesellschaft und eines sich dadurch verändernden Kulturverständnisses einen gemeinsamen Raum zu schaffen, in dem etwas Neues entstehen kann. Sie muss sich daher an alle Mitglieder einer von Migration und Globalisierung geprägten Gesellschaft, mit und ohne Migrationshintergrund, richten, alle Bereiche, alle Kulturformen und Sparten, Spitzenkunst ebenso wie Laienkultur berücksichtigen und selbstverständlicher Bestandteil kultureller Bildung sein.

Eine stärkere Einbindung aller mit Migrationshintergrund lebenden Bürgerinnen und Bürger Stuttgarts zu erreichen, muss oberstes Ziel sein. Dabei nimmt das geplante Stadtmuseum Stuttgart mit seinem inhaltlichen Themenkatalog eine bedeutende Stellung ein.

Das Stadtmuseum will die Migrationsgeschichte der Stadt als einen integrierten Teil der Stadtgeschichte erzählen. Stuttgart wurde – ebenso wie andere Städte – schon früh durch Aus- und Einwanderung geprägt, besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts muss mit bewusstem Blick auf die Vielfalt der Stadt erzählt werden. Im Fokus der Frage, wie sich die Stadt durch Migration verändert hat, sollten immer alle Stuttgarter angesprochen sein. Vorbereitende Aktivitäten dazu waren 2010 die Ausstellungen „Liebe auf den zweiten Blick“ zu den deutsch-griechischen und deutsch-spanischen Anwerbeabkommen von 1960 und 2011 die Ausstellung „Merhaba Stuttgart“ zum deutsch-türkischem Anwerbeabkommen von 1961 in Kooperation mit dem Linden-Museum, dem Deutsch-Türkischen Forum, der Schillerschule und dem Wirtschaftsgymnasium West.
Darüber hinaus baut das Stadtmuseum im Verbund mit 15 weiteren deutschen Stadtmuseen eine online-Sammlung zur Migrationsgeschichte auf. Das Projekt „Meine Stadt – meine Geschichte“ und die Webseite www.migrationsgeschichte.de werden mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung realisiert.

Partizipation ist somit grundlegendes Planungselement des Museums.

Interkultur ist einerseits ein Thema der Historischen Bildungsarbeit und andererseits Teil der archivfachlichen Aufgabe der aktiven Überlieferungsbildung. Das heißt, das Stadtarchiv als Gedächtnis der Stadtgesellschaft übernimmt im Rahmen seines Dokumentationsprofils Unterlagen von Migranten und ihren Organisationen. Diese Bestände bieten wiederum einen idealen Anknüpfungspunkt für Bildungsangebote.

Bei einem gemeinsamen Projekt von Planungsstab Stadtmuseum und Stadtarchiv wurden Verbindungen zu Migrantenkulturvereinen hergestellt und Gespräche über eine mögliche dauerhafte Sicherung von musealer und archivischer Überlieferung vorbereitet. Ergebnis: Der 1966 gegründete italienische Kultur- und Sportverein ARCES e. V. hat seine Vereinsunterlagen dem Stadtarchiv übergeben; der Bestand ist fachlich erschlossen und teilweise nutzbar (Schutzfristen). Einige noch junge Unterlagen konnte das Stadtarchiv bereits von den Vereinigungen der Ashanti-Union (Ghana) und des Circulo Argentino übernehmen.

Die Einbindung nationaler und internationaler Fachreferenten ist denkbar. So richtet das Stadtarchiv Stuttgart 2013 eine Tagung zum Thema „Archiv und Migration“ aus.

Das Stadtarchiv wird ebenso die aktive Überlieferungsbildung in diesem Bereich ausbauen. Allerdings erfordert hier die Akquise generell hohen Aufwand hinsichtlich Konzeption, Kommunikation und Erschließung, erst recht für eine archivpädagogische Umsetzung für Migranten wie Nichtmigranten. Für eine aktive und systematische nichtamtliche Überlieferungssicherung über Einzelmaßnahmen hinaus fehlen die Ressourcen.

Konkret bedeutet das: Zur Überlieferungssicherung von Migration müssen – z.B. nach Vorbild von Nürnberg oder München – eine befristete wissenschaftliche Projektstelle (Konzept, Akquise, Bewertung etc.) eingerichtet sowie Mittel für die Erschließung in Form von Werkverträgen (verschiedene Sprachkompetenzen!) bereit gestellt werden.

Eine ausgesprochen internationale und interkulturelle Grundlage besteht bei den vom Planetarium präsentierten Themen wie Astronomie und Weltraumforschung. Dies ergibt sich bereits aus der historischen Dimension der Astronomie in der Antike (Entwicklung der Wissenschaft in Mesopotamien, Griechenland, Ägypten, Arabien sowie separat in Mittelamerika) als auch in der Moderne, bei der ausnahmslos alle großen Forschungsvorhaben und Raumfahrtaktivitäten auf internationaler Ebene durchgeführt werden.

Im Prinzip wäre es möglich, diesen Aspekt in Form von besonderen Vorführungen auszuweiten, in denen der Bezug zu bestimmten Ländern oder Ethnien hervorgehoben wird. Da sich solche Programme jedoch nur an einen überschaubaren Teilnehmerkreis wenden, müsste die Bewertung des Erfolges von anderen Kennzahlen abhängen als der Besucherzahl pro Vorführung. Geschähe dies nicht, hätte die Hinwendung an solche Zielgruppen zur Folge, dass sich die Wahrnehmung des Planetariums in der Verwaltung und Politik verschlechtert, weil die Auslastung (durchschnittl. Besucherzahl pro Vorführung) sinkt.

Da ein großer Teil der in Deutschland lebenden Migranten islamischen Glaubens ist, wären auch Planetariumsvorführungen denkbar, in denen die astronomischen Grundlagen des islamischen Kalenderwesens und der Bezug zu religiösen Gebräuchen erläutert werden. Der islamische Kalender ist ein reiner Mondkalender und die Zeiten für Zeremonien oder Bräuche ergeben sich unmittelbar aus dem Mondlauf am Himmel. Für eine entsprechende Umsetzung im Planetarium bedürfte es jedoch einer umfassenden Vorbereitung mit Unterstützung externer Fachleute auf dem Gebiet der Islamkunde.

Eine immer stärkere Einbindung und selbstverständliche Integration ist auch durch Pflege des internationalen Kunstmusikrepertoirs möglich wie es die Stuttgarter Philharmoniker jährlich in ihrem Programmangebot haben. Außerdem gilt es, Projekte mit außereuropäischen Musikkulturen wie China, Mongolei, Südamerika und vielen anderen zu integrieren und über Zyklusthemen wie "Heimat und Fremde" oder das DVD-Projekt "Belkis - Königin von Saba" von Ottorino Respighi über die Begegnung von orientalischen und okzidentalen Kulturen zu fokussieren. Die Einrichtung eines Fachbereiches Weltmusik / Ethnische Musik sowie die Einführung von Unterrichtsangeboten der interkulturellen Musik mit den dazugehörigen interkulturellen Instrumenten gehört zu den zukünftigen Vorhaben, die insbesondere die Stuttgarter Musikschule in den nächsten Jahren realisieren wird. Oberster Ansatz aber bleibt die Selbstverständlichkeit zu fördern, mit der Menschen mit Migrationshintergrund die kulturellen Einrichtungen besuchen und nutzen sollen.

Vorbildhaft geht dabei die Stadtbibliothek Stuttgart vor.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten und Schulen werden die Kinder der Migranten erreicht, die Eltern anzusprechen gelingt eher wohnortnah in den Stadtteilen über Arbeitskreise oder Angebote wie z. B. das internationale Frauencafe in Neugereut.

Die Stadtbibliothek bietet in der Bibliothek am Mailänder Platz ein ausgebautes fremdsprachiges Angebot an Kinderliteratur, Belletristik und Tageszeitungen, Begegnungen mit Autoren aus anderen Ländern in Originalsprache sowie Vorlese- und Bilderbuchprogramme in mehreren Sprachen, beispielsweise auch in enger Zusammenarbeit mit dem türkischen Konsulat (türkisches Vorlesen). Denkbar wären eine engere Zusammenarbeit mit den Integrationskursen der vhs sowie der Ausbau der Erstinformationen, die Neubürger benötigen. Das erfordert grundlegend zusätzliche Ressourcen.


Demografischer Wandel

Der Rückgang von Bevölkerungszahlen, die Verschiebung der Alterspyramide bzw. eine Zukunft, die aus einer starken Zunahme einer alternden Gesellschaft besteht, sind auch im Kulturbereich eine große Herausforderung. Sich darauf einzustellen, ist insbesondere durch neue Wege der Zusammenarbeit mit Senioreneinrichtungen wichtig, z. B. eine engere Kooperation mit den Generationenhäusern in der Stadt Stuttgart, auch aufgrund der neuen medientechnischen Möglichkeiten. Eine Untersuchung, welche speziellen konkreten Angebote ältere Mitbürger wirklich benötigen, wird momentan von einer Arbeitsgruppe im Bereich der Stadtteilbibliotheken gründlich vorgenommen.

Internetkurse für ältere Bürger, „Kultur am Nachmittag“ und ganz speziell dafür präsentierte Konzerte für die Generation 50 plus, sowie bei den Stuttgarter Philharmonikern eine enge Zusammenarbeit mit „Rosenresli“, also Veranstaltungen für Demenzkranke, zeigen beispielhaft die Aktivitäten auf diesem Gebiet. Ein passendes Angebot für erwachsene Wiedereinsteiger in den Musikunterricht oder auch für Senioren plant die Musikschule.

Die Angebote des Planetariums decken das gesamte Spektrum von jung bis alt ab. Dennoch stellt die tendenzielle Abnahme jüngerer Besucher und Zunahme älterer die Einrichtung vor Herausforderungen. Zwar ist gegenwärtig keine Abnahme bei den Vorführungen für Kinder und Jugendliche zu erkennen, aber die demografisch bedingte Ausdünnung von Schulklassen wird mittel- und langfristig ihre Spur in der Besucherstatistik hinterlassen. Um so mehr muss auf die Attraktivität der Vorführungen geachtet werden, damit das Interesse der Lehrer am Planetarium als außerschulischem Lernort erhalten bleibt. Darüber hinaus muss der Einsatz moderner Kommunikationswege und zeitgemäßer Präsentationsformen, wie sie in der Lebenswirklichkeit heutiger Kinder und Jugendlicher vorkommen, verstärkt werden. Dies bedeutet teilweise erhebliche Investitionen in neueste Technik und eine Betreuung durch entsprechend qualifizierte Fachkräfte.

Zum Beispiel wäre die Entwicklung einer Handy-App möglich, mit der die Astronomie und Inhalte des Planetariums sowie ggf. weitere Mehrwertdienste miteinander verbunden werden. Je nach Gestaltung neuer Ausstellungen im Foyer des Planetariums wären Zusatzinformationen per Smartphone darstellbar, wie es bereits im Ausstellungsbereich des Hayden Planetariums in New York gemacht wird. Für die Nutzung von neuen Kommunikationsformen wie z.B. Videoblogs und soziale Netzwerke o.ä. fehlen derzeit die personellen Kapazitäten. Außerdem stehen die rigiden Beschränkungen zur IT-Sicherheit bei der Stadt einer solchen Angebotsentwicklung entgegen, sodass hier nur langsame Fortschritte zu erwarten sind.

Da auf der anderen Seite der Alterspyramide die Zahl der aktiven Senioren zunimmt, wird bereits jetzt schon darauf geachtet, dass im Planetarium Angebote für die fortgeschrittene Generation in hinreichender Menge angeboten werden. Dabei handelt es sich nicht nur um Planetariumsvorführungen, sondern um teilweise anspruchsvolle Vortragsveranstaltungen oder kulturelle Events, die erfahrungsgemäß von gebildeten und wissenschaftlich - kulturell interessierten Personen besucht werden.

Es ist Erfahrungstatsache und Forschungsergebnis, dass eine intensive Beschäftigung mit der Geschichte für eine breitere Bevölkerung eng verknüpft ist mit der eigenen lebensgeschichtlichen Dimension des Älterwerdens, mithin der Historisierung der eigenen Existenz. Dies macht die derzeit ausgreifende bürgerschaftliche Beschäftigung mit der NS-Zeit deutlich. Ein Paradebeispiel sind die zweifelsfrei als generationelles Projekt anzusprechenden Stolperstein-Initiativen.

Das Stadtarchiv erreicht wie viele historische Institutionen, Vereine und Initiativen mit seinen Angeboten diese Alterskohorte. Ein Bereich mit Verknüpfung zu archivfachlichen Aufgaben sei genannt: Aktive Überlieferungsbildung durch methodische Oral-History-Projekte, die außerordentlich aufwändig sind, wenn sie dokumentarischen Wert für die Stadtgeschichte haben sollen. (Bei Einsatz öffentlicher Mittel conditio sine qua non).


Inklusion

Der Landesbehinderten Beirat Baden-Württemberg hat in diesen Tagen gemeinsam mit dem Städtetag Baden-Württemberg einen Diskussionsentwurf erarbeitet für die Umsetzung eines Planes des Landes Baden-Württemberg zur UN-Behindertenrechtskonvention in diesem Bundesland. Dabei stehen insbesondere bei Einrichtungen wie Kino, Theater und anderen öffentlichen Veranstaltungsorten die Beseitigung von Zugangsbarrieren und die barrierefreie Verwendung von Audioguides an oberster Stelle (große kontrastreiche und taktile Ziffern). Die Einrichtung von sozialen Dienstleistungen, Begleitung und Assistenz sowie Fahrdienste und die Bereitstellung von Gebärdensprachdolmetschern oder Begleitpersonen bei den jeweiligen Veranstaltungen werden ebenso gefordert wie kontrastreiche Beschilderungen und Markierungen, barrierefrei gestaltete Informationsmaterialien, Schulung und Weiterbildung des Personals im Umgang mit Menschen unterschiedlichster Behinderung und die Einrichtung von Informationsnetzwerken für barrierefreie Angebote.

Dies gilt natürlich insbesondere auch für Baumaßnahmen bei neuen Einrichtungen. Selbstverständlich wird in diesem Zusammenhang das Stadtmuseum Stuttgart architektonisch als barrierefreie Institution geplant, ebenso auch sämtliche dort stattfindenden Ausstellungen.

Der Umzug des Stadtarchivs in den Bellingweg ist ein gelungenes Beispiel für den Zugang zu allen Funktionsbereichen auch für Mitmenschen mit Behinderungen.

Zukünftig ist es wichtig, die Zugänglichkeit der Bibliotheken für Menschen mit Handicap bei Renovierungen zu optimieren. Auch bei der neuen Stadtbibliothek wurde auf die Barrierefreiheit geachtet. Der Betrieb des Cafés in der neuen Bibliothek ist ein hervorragendes Beispiel für ein Inklusionsprojekt. Viele Stadtteilbibliotheken kooperieren auch mit Einrichtungen für Menschen mit Handicap in ihrem Bereich.

Eine sinnvolle Maßnahme könnte die Verbesserung der Ausstattung aller 17 Stadtteilbibliotheken mit Lesegeräten für Sehbehinderte und Spracherkennungssoftware für den Zugang zum elektronischen Katalog sein.

Die Betreuung von Rollstuhlfahrerinnen- und fahrern bei Konzerten der Stuttgarter Philharmoniker im Gustav-Siegle-Haus ist auch dort ein weiterer Schritt zum barrierefreien Zugang, ebenso sind zukünftig Projekte mit Schulklassen insbesondere behinderter Kinder und Jugendlicher geplant.

Auch das Planetarium trägt zur Einbindung von Menschen mit Behinderung bei und ermöglicht ihnen die Teilnahme am normalen Veranstaltungsangebot. Selbstverständlich gibt es auch dort noch Verbesserungspotential: Die Induktionsanlage zur Übertragung der Tonwiedergabe in die Hörgeräte von Schwerhörigen müsste erweitert und an heutige Bedürfnisse angepasst werden.
Soweit sich aus der Wahrnehmung des Planetariumspersonals sagen lässt, befinden sich unter den Besuchern der Einrichtung gelegentlich auch Personen mit leichten bis mittelstarken geistigen Behinderungen oder psychischen Störungen. In einzelnen Fällen buchen auch Heime ganze Vorführungen für eine größere Gruppe von Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten. Somit ist das Planetarium ein öffentlicher Ort praktizierter Inklusion.


2. ) Weiterentwicklung der Projektförderung bei den Innovationsfonds des Kulturamtes

Ausgangssituation:
Seit einigen Jahren existieren im Kulturetat Projektmittelfonds mit entsprechenden Förderrichtlinien für die Sparten Theater und Tanz, Musik, Literatur, Bildende Kunst (amtsinterne Richtlinie) und Interkultur. Darin sind verschiedene Förderschwerpunkte aufgeführt. Neben dem Qualitätsaspekt, der hohe Priorität genießt, sind es zum einen zumeist Projekte, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bevorzugt ansprechen, also Projekte, die der Kulturellen Bildung zugeordnet werden können. Oder zum anderen solche, die sich künstlerisch mit eigenen oder anderen kulturellen Hintergründen auseinandersetzen und geeignet sind, die kulturelle Vielfalt der hier lebenden Ethnien als Bereicherung und Chance darzustellen, somit also interkulturelle Projekte.


Entwicklung der Projektmittelfonds 2008 - 2012

Eine Auswertung für die Jahre 2008 bis 2012 hat gezeigt, dass die Projektmittel seit der Schaffung der Projektfonds zunehmend Projekten für Kinder und Jugendliche, aber auch der interkulturellen Arbeit mit gleich bleibender oder zum Teil deutlich steigender Tendenz zugute gekommen sind. Teilweise umfassen sie im ersteren Fall nun bis zu 70 % der Projekte, bei der interkulturellen Arbeit bis über 30 %, wobei naturgemäß Schwankungen zu verzeichnen sind. Ferner lassen sich bestimmte geförderte Projekte auch den anderen bereits genannten Themen zuordnen. Einzelne Projektförderungen haben sich zudem auf mehrere Veranstaltungen erstreckt.

Musik:

Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – Kulturelle BildungAuseinandersetzung mit eigenen und anderen künstlerischen Hintergründen - Interkultur
200835 %6 %
200954 %13 %
201070 %30 %
201150 %32 %
201266 %22 %


Literatur:

Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – Kulturelle BildungAuseinandersetzung mit eigenen und anderen künstlerischen Hintergründen - Interkultur
2008
38,5 %
7,7 %
2009
33,3 %
22,2 %
2010
35,3 %
23,5 %
2011
26,3 %
26,3 %
2012
50 %
28,6 %


Bildende Kunst:

Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – Kulturelle BildungAuseinandersetzung mit eigenen und anderen künstlerischen Hintergründen - Interkultur
2008
13,3 %
20 %
2009
11,1 %
33,3 %
2010
17,6 %
40,1 %
2011
11,7 %
29,4 %
2012
0 %
30,7 %


Weiterentwicklung:

Die Entwicklung in den Bereichen „Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“ und „Interkultur/Migration“ ist erfreulich und zeigt, dass eine Verankerung von Schwerpunkten in den Richtlinien innerhalb kurzer Zeit bereits in der Förderpraxis Früchte trägt. Daher sollte dies gezielt weiterverfolgt werden. Es wäre insbesondere zu prüfen, ob die Förderkriterien „Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“ und „Interkultur“ noch weiter präzisiert und – soweit sinnvoll – in den einzelnen Richtlinien vereinheitlicht werden sollten. Die beiden weiteren Schwerpunkte „Demografischer Wandel“ und „Inklusion“ sind bislang in den Richtlinien noch nicht explizit verankert. Um auch diese Themenfelder stärker in den Fokus der Kulturförderung zu rücken, sollten diese ebenfalls in den verschiedenen Richtlinien verankert werden. Soweit nicht bereits geschehen, sollten einzelne Jurys noch um entsprechend sachkundige Juroren erweitert werden.

Es hat sich jedoch erwiesen, dass nicht alle nach den Richtlinien geförderten Projekte den genannten Themen zugeordnet werden können. Bei vielen Projekten steht die Kunst als solche im Vordergrund. Diese insbesondere nach innovativen Gesichtspunkten und Qualität zu fördern, ist eine originäre Aufgabe der Kulturförderung und sollte auch weiterhin oberste Priorität behalten.

Es erscheint sinnvoll, die 2009 in Kraft getretene Richtlinie zur Förderung von Interkulturprojekten im Bereich Kunst und Kultur aufzuheben, da sie in der Kulturszene als „Förderung zweiter Klasse“ eingeschätzt wird, um die man sich bewerben könnte, falls man in den anderen Projektfonds nicht zum Zuge kommt. Diese Entwicklung ist kontraproduktiv und widerspricht dem Gedanken des Gleichrangs der einzelnen Elemente kultureller Vielfalt. Dieser Förderaspekt sollte daher in allen anderen Richtlinien verstärkt betont werden. Die dadurch frei werdenden Mittel sollten entsprechend auf die vorhandenen Projektfonds verteilt werden.


3.) Kulturvermittlung

Neue Medien

Die neuen Medien haben die Kommunikationsprozesse und damit die Fundamente der Gesellschaft elementar verändert. Durch die digitale Revolution sind neue Möglichkeiten der Verbreitung von Printmedien und der Kommunikation (E-Mail) entstanden. „Social Media“ (Facebook, Flickr, Youtube, Myspace etc.) ermöglichen eine breitere gesellschaftliche Teilhabe an Diskussionen über aktuelle Themen.

Auch im Bereich der Kultur spielen digitale Medien eine nicht mehr weg zu denkende Rolle. Sie bieten die Plattform für Informationsbeschaffung, Kommunikation und Selbstausdruck in kreativen Prozessen. Für Kultureinrichtungen und Initiativen ergeben sich dadurch ganz neue Möglichkeiten in der Kunstproduktion. Für die adäquate Nutzung der neuen Medien ist die entsprechende Medienkompetenz unabdingbare Voraussetzung. Medienbildung als Teil der kulturellen Bildung ermöglicht dem Menschen, sich in einer medial geprägten Gesellschaft zu orientieren. Ziel muss daher sein, die Medienkompetenz zu stärken, dabei gesellschaftsbedingte Ausgrenzungen zu berücksichtigen und ihnen entgegenzuwirken sowie den kritischen und kreativen Umgang mit neuen Medien zu fördern.


Digitale Zukunft


Die Zukunft liegt im Internet – und die digitale Vernetzung wird in den nächsten Jahrzehnten weitaus umfangreicher sein, als dies momentan erscheint. Im Dschungel von exakt recherchierten Informationen, Halb- und Viertelwahrem, Zerstückeltem und Falschem braucht es verlässliche Plattformen, die fernab von Blenderei einerseits und gezielter Manipulation andererseits einem hohen ethischen Anspruch der Wahrhaftigkeit genügen und die Nutzer schnell, tiefgründig, zuverlässig und weiterführend informieren.

Öffentlichen und öffentlich-rechtlichen Informationsanbietern, die unabhängig von kommerziellen und interessengeprägten Forderungen stehen und in diesem Sinn überparteilich agieren, kommt eine wesentliche Bedeutung für den Bestand eines auf Wissen basierenden demokratischen Gemeinwesens zu. Der städtische Internetauftritt in seiner Gesamtheit und der Unterabschnitt zur Kulturszene der Stadt sind bereits jetzt von diesem Anspruch getragen. Die Arbeit der nächsten Jahre muss darin bestehen, den Bestand auszubauen. Im Interesse der Kulturschaffenden und der Nutzer muss er recherchefreundlicher und inhaltsreicher werden.

Einzelne Bereiche dieser Zukunftssicherung sind:
· der Aufbau einer Datenbank zu kulturellen Unterrichts-, Bildungs- und
Ausbildungsangeboten,

· die Verknüpfung derzeit voneinander isolierter Wissensbestände.

Eine weitere Interpolation in die Zukunft des World Wide Web lässt die Tendenz erkennen, dass sich „Wissen“ auf die Wiedergabe von einfachen lexikalischen Informationen konzentrieren wird – also das Überfliegen eines Wikipedia-Artikels die Lektüre von Sachbüchern ersetzt. Diese Uniformierung von Wissen kann nicht im Interesse einer demokratischen Gesellschaft sein – Wissensinstitutionen wie Bibliotheken und Archive arbeiten daran, ihre Bestände den neuen Anforderungen entsprechend zu digitalisieren und sie damit auch in den neuen Informationsträgern zugänglich zu machen.

Die Kulturvermittlung plant ein langfristig als „Wissensnetz 2030“ angelegtes Projekt, die Datenstrukturen der städtischen Wissenspools von Stadtbibliothek, Stadtarchiv, Stadtmuseum, Planetarium, Stuttgarter Philharmonikern, Stuttgarter Musikschule und weiteren möglichen Partnern innerhalb der Stadtverwaltung kompatibel zu machen, so dass diese Wissensquellen durch eine differenzierte Suchfunktion aus dem städtischen Internetauftritt erschlossen werden können. Diese Struktur muss zudem mit denen der überregionalen Fachdatenbanken kompatibel sein.

Printprodukte werden durch die Digitalisierung großer Informationsmengen nicht überflüssig. Ihr Stellenwert und ihre Inhalte müssen allerdings neu definiert werden. Printprodukte dienen entweder zur tiefgreifenden, größere Zusammenhänge herstellenden Lektüre oder aber für schnelle, werbende Hinweise auf digital angebotene Informationen.

Die Digitalisierung ermöglicht es zudem, Verwaltungsvorgänge von der Antragstellung bis zur Auszahlung Belegprüfung in einem computerbasierten, rundum elektronischen Workflow zu organisieren. Basierend auf den im Internet bereits enthaltenen Datensätzen sollen die Möglichkeiten dieses eGovernment in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Abteilungen des Kulturamts und dem entsprechenden Kompetenzzentrum innerhalb der Stadtverwaltung erarbeitet und aufgebaut werden.


4.) Ein „Schaufenster für Kultur und Wissenschaft“

Für die Vermittlung einer Botschaft und deren reichhaltiger Inhalte wäre die Bereitstellung eines interaktiven mit überraschenden Eindrücken „erlebbaren Raumes“ eine innovative Ergänzung.

Auch die Kultur der Landeshauptstadt Stuttgart könnte ein mit vielfältigen Angeboten bespielbares Schaufenster produktiv nutzen. Die programmatische Ausrichtung sollte Facetten umfassen, die insbesondere auch die entwickelten Querschnittsthemen betreffen und ebenso der Wissenschaftsstadt Stuttgart und ihren Einrichtungen wie Universitäten und Hochschulen direkt in der City die Möglichkeit geben, auf sich aufmerksam zu machen. Nach außen gerichtet könnten große Panorama-Fenster Hinweis-Präsentationen von kulturellen Highlights wie Festivals und Sonderausstellungen erlauben oder Performances bieten, die für die Passanten Magnetwirkung erzeugen. In Verbindung mit Partnern der Kultur- und Wissenschaftsszene könnte eine Programmschiene aufgebaut werden, die Informations- und Vortragsreihen zu den einzelnen Querschnittsthemen fokussieren oder auch Diskussionsforen zu aktuellen Anlässen bieten würde.

Die Bereitstellung einer Informationstheke mit kulturellen Printprodukten wie Prospekten, Plakaten und ebenso kostenfreien Internetzugängen zu Kulturseiten sollten ebenfalls zum Serviceangebot gehören. Weitergehend wäre die Einrichtung eines Medienlabors mit Realisierung kleiner intermedialer Kunstprojekte ein interessanter Aspekt, um die Fortschritte auf diesen Gebieten ungeplant und spielerisch den Besuchern zu ermöglichen.

Darüber hinaus brächten Kooperationen mit den Bereichen Schule, Sport und Kreativszene / Wirtschaftförderung neue sinnvolle Vernetzungsszenarien.



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