Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 377/2017
Stuttgart,
05/15/2017


Kulturförderung - Neuaufnahme in die institutionelle Förderung



Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2018/2019


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
29.05.2017
31.05.2017

Bericht:

Hierbei liegt der Schwerpunkt auf innovativen und interkulturellen Angeboten sowie Formaten, die Teilhabe im öffentlichen aber auch geschützten Raum ermöglichen. Bis auf die Institutionen im Bereich Soziokultur handelt es sich um Empfehlungen aus den Jurys und damit um Akteure, deren Projekte konstant über mehrere Jahre gefördert wurden. Ihrer künstlerischen Arbeit wird seitens des Kulturamtes grundlegende und nachhaltige Bedeutung für die Kulturlandschaft der Stadt Stuttgart attestiert. Die Neuaufnahme in die institutionelle Förderung entlastet zudem die Innovationsfonds, die um ein Vielfaches überzeichnet sind. In den Haushaltsberatungen 2016/2017 wurden 8 Institutionen neu in die institutionelle Förderung aufgenommen.

Die zwei Institutionen im Bereich Soziokultur wurden bisher durch die Stadt Stuttgart/Jobcenter und dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Da die kulturellen und kulturvermittelnden Aktivitäten zu Kernaufgaben geworden sind, sollen die Akteure im Stuttgarter Osten künftig durch das Kulturamt gefördert werden: Im Stuttgarter Osten besteht eine hohe Dichte an soziokulturellen Zentren. Eines der großen soziokulturellen Zentren der Stadt, das Laboratorium e.V. (LAB), befindet sich etwa 120m vom Kulturwerk Ost und der Wilde Bühne entfernt. Das LAB wird bereits institutionell von der Stadt gefördert. Doch trotz der räumlichen Nähe unterscheiden sich die drei Institutionen in ihren inhaltlichen Schwerpunkten erheblich voneinander. Während das LAB seit Jahrzehnten eine ausgeprägte interkulturelle Ausrichtung hat, liegt der Fokus beim Kulturwerk Ost und der Wilden Bühne auf Arbeitshilfeprojekten, Projekten mit ehemaligen Drogenabhängigen und inklusiven Projekten.

Priorität
Nr.
2018
in EUR
2019
in EUR
laufend
(ja/nein)
6.1
jazzopen stuttgart e. V
80.000
80.000
ja
6.2
Labyrinth gUG
50.000
50.000
ja
6.3
Backsteinhaus Produktion
30.000
30.000
ja
6.4
S-K-A-M
40.000
40.000
ja
6.5
Plattform für aktuelle Musik e. V.
5.000
5.000
ja
6.6
Lokstoff! (Theater)
50.000
50.000
ja
6.7
Ensemble Materialtheater
50.000
50.000
ja
6.8
Kulturwerk Ost
150.000
150.000
ja
6.9
Wilde Bühne e.V.
20.540
20.540
ja
Gesamt
475.540
475.540
ja


Priorität 6.1: jazzopen stuttgart e. V.

Bis 2009 wurde das Festival jazzopen Stuttgart vom Kulturamt gefördert (60.000 €). Anlässlich der Haushaltskonsolidierung wurden die städtischen Mittel zum Doppelhaushalt 2010/2011 gestrichen. Im Rahmen des kommerziellen Festivals jazzopen stuttgart, wird eine konzeptionelle Erweiterung des Festivals dahingehend geplant, dass zum einen auf eintrittsfreien Bühnen in der Stuttgarter Innenstadt dem Publikum Jazz dargebracht wird, zum anderen ausgesuchte und begabte deutsche und internationale Künstler in Form eines „artist in residence“-Programms, verbunden mit der Verleihung eines „Awards“ gefördert werden können. Vorschlag Förderhöhe: 80.000 €

Priorität 6.2: Labyrinth gUG

Labyrinth steht für nachhaltig-integrative Kulturarbeit mit geflüchteten Jugendlichen. Das Konzept sieht die Möglichkeit vor, unbegleiteten Minderjährigen unmittelbar nach Ankunft in Stuttgart eine soziale Infrastruktur zu bieten und ermöglicht eine konstante Begleitung über mehrere Jahre hinweg. Mehrfach wöchentlich arbeiten Stuttgarter Kulturschaffende in einem Zwei-Stufen-Modell an LABYRINTH Theater und LABYRINTH Festival. Bei LABYRINTH bekommen junge Geflüchtete in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit, künstlerische Fähigkeiten zu entwickeln und in Stuttgart anzukommen. Von Oktober bis Mai erhalten sie wöchentlich Unterricht in Schauspiel, Musik, Tanz, Figurentheater und Sprechkunst mit dem Ziel einer großen Theateraufführung. Aus den Erfahrungen mit LABYRINTH Theater wurde LABYRINTH Festival ins Leben gerufen, das den Prozess des Ankommens durch künstlerische Arbeit festigt, weiterführt und vertieft. Bis zu 50 Jugendliche setzen ein Straßenkunstfestival um. Die Aufnahme in die institutionelle Förderung ist notwendig, um Planungssicherheit für die Weiterführung der Projekte zu gewährleisten. Gerade mit Blick auf nachhaltige Kulturprojekte mit Geflüchteten leistet Labyrinth seit rund fünf Jahren wichtige Arbeit. Vorschlag Förderhöhe: 50.000 €




Priorität 6.3: Backsteinhaus Produktion

Die „Tanzstadt Stuttgart“ basiert neben Staatsballett und John-Cranko-Schule auf einer vielfältigen freien Szene. Unter deren Akteuren konnte sich seit 2005 die Backsteinhaus Produktion mit seither drei Konzeptionsförderungen profilieren. 2008 erhielten sie den Stuttgarter Theaterpreis für die beste Tanzproduktion in Baden-Württemberg, für ihr Stück „zwischen Häuten“. Ihre interdisziplinäre Arbeit ist am Theater Rampe zu Hause. Durch die Überführung in die institutionelle Förderung kann die Arbeit der Tanzcompany weiterbestehen, ohne den mit um die 220.000 € überzeichneten Innovationstopf Theater zu belasten. Vorschlag Förderhöhe: 30.000 €

Priorität 6.4: S-K-A-M (Stuttgarter Kollektiv für aktuelle Musik)

Das „Stuttgarter Kollektiv für Aktuelle Musik“ S-K-A-M bündelt seit 2015 die freie Szene der neuen, experimentellen und improvisierten Musik im Großraum Stuttgart. Das Kollektiv versteht sich als eine aktiv von Mitgliedern getragene Plattform. Durch die Vernetzung mit verschiedenen Musikhochschulen, durch unterschiedliche Veranstaltungsformate und multimediale Performances gelingt es, ein breiteres Publikum zu erreichen und neue Hörerschichten zu erschließen. S-K-A-M wird seit mehreren Jahren aus dem Innovationsfonds Musik gefördert. Die Überführung in die institutionelle Förderung ermöglicht Planungssicherheit für längerfristig angelegte Kooperationen und eine stärkere Fokussierung auf die künstlerische Weiterentwicklung des Zusammenspiels von tradiertem Instrumentarium, Live-Elektronik und Video. Vorschlag Förderhöhe: 40.000 €

Priorität 6.5: Plattform für aktuelle Musik e. V.

Die innovative Reihe „Stromraum“ mit Computermusik (früher „Elektrominibarklingelton“) wird seit mehreren Jahren aus Mitteln des Innovationsfonds Musik gefördert. Die Konzerte im „Stromraum“ haben ihren Schwerpunkt auf der Präsentation live improvisierter oder gespielter Musik. Ergänzend werden Komponisten und Musiker eingeladen, die auf dem Gebiet der experimentellen Musik tätig sind. Kooperationen mit Choreografen, Tänzern, Fotografen und Videokünstlern ergänzen das Programm. Stilistisch bleibt die Reihe offen – es werden gleichermaßen Musiker aus den Bereichen Elektronische Musik, Klangkunst, Jazz, Neue Musik und Klassik eingeladen. Hierdurch erfährt die Reihe einen unverwechselbaren experimentellen und forschenden Charakter. Die Jury sprach sich dafür aus, die Reihe „Stromraum“, die seit 2005 (Elektrominibarklingelton) existiert, ab dem Jahr 2018 in die institutionelle Förderung aufzunehmen. Vorschlag Förderhöhe: 5.000 €

Priorität 6.6: Lokstoff! Theater im öffentlichen Raum

Die Gruppe „Lokstoff“ bereichert die Stuttgarter Theaterlandschaft durch die fehlende Sparte „Theater im öffentlichen Raum“. Lokstoff steht für gesellschaftlich relevantes Theater. Der Wirkungskreis der Gruppe geht weit über das Lokale hinaus, sie ist international vernetzt und betreibt eine beeindruckende theaterpädagogische Arbeit.

Die ungewöhnlich hohe Spieldichte erfordert einen Apparat mit laufenden Kosten: Die Finanzierung des Kartenverkaufs, die Miete für das Büro, Steuerberater, Buchhalterin, die Miete für das Lager, die Haltung eines Transporters und hohe Versicherungskosten für Veranstaltungen im Öffentlichen Raum.

Die Institutionelle Förderung ist notwendig, um die bisher zu 80% ehrenamtlich Arbeit an Produktionen zu verstetigen. Soll diese Kunstform in Stuttgart weiter bestehen und sich fortentwickeln dürfen, muss den Ensemblemitgliedern ein Fundament gegeben werden, das langfristigere Planungsmöglichkeiten und -sicherheiten bietet, zeitliche Freiräume für die künstlerische Arbeit öffnet und eine größere Unabhängigkeit von privaten Sponsoren schafft. Vorschlag Förderhöhe: 50.000 €.

Priorität 6.7: Ensemble Materialtheater

Figurentheater hat in Stuttgart durch den hier angesiedelten deutschlandweit einzigen Studiengang eine besondere Stellung. Einer der wichtigsten Akteure, das Ensemble Materialtheater feiert im Jahr 2017 sein 30. Jubiläum Sie stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Ausbildung und Professionellem Theaterschaffen dar: Die Produktionen, einige für Erwachsene andere für Kinder, ermöglichen gezielte Nachwuchsförderung, in dem junge Figurenspieler in das Ensemble integriert werden. Der Erfahrungsaustausch zwischen der älteren und jüngeren Generation generiert eine Quelle an innovativer Energie. Längerfristige Bildungspartnerschaften, künstlerische Produktionen und das Management der Gruppe erfordern eine Förderung in Höhe von 50.000 €. Erfahrungswerte für den notwendigen Zuschuss bieten die zweimalig gewährten Konzeptionsförderungen. Vorschlag Förderhöhe: 50.000 €.

Priorität 6.8: Kulturwerk Ost

Das 1996 gegründet Kulturwerk ist ein gemeinnütziges Arbeitshilfeprojekt des diakonischen Sozialunternehmens Neue Arbeit gGmbH (Tochter der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e.V.).

Es wurde bisher von der Stadt Stuttgart/Jobcenter und dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Mithilfe künstlerischer Mittel wird hier in besonderem Maße der Bildungsauftrag und die Idee von „Kultur für Alle“ wahrgenommen: Langzeitarbeitslose Menschen und chancenarme junge Erwachsene erhalten hier die Möglichkeit zu sinnvollen Qualifizierungen und Ausbildungen. Das Kulturwerk ist dabei ein offener Treffpunkt für Jung und Alt, für Künstler, Anwohner im Stuttgarter Osten.

Zum Programm zählen: Vorschlag Förderhöhe: 150.000 €

Priorität 6.9: Wilde Bühne e.V.

Das soziokulturelle Forum für ehemalige Drogenabhängige wurde 1990 als Theater von und mit ehemaligen Drogenabhängigen gegründet. Kulturelle Teilhabe geschieht hier zunächst im geschützten Raum und mündet in Theaterstücken zur Sucht- und Gewaltprävention. Damit präsentiert sich die "Wilden Bühne" regelmäßig vor Schulklassen und soziale Einrichtungen. Die vier Beschäftigten mit einer Honorarkraft benötigen für die Verbindung aus Prävention, Nachsorge und Kultur zuverlässige Planungssicherheit. Vorschlag Förderhöhe:
20.540 €

Das Kulturwerk Ost und die Wilde Bühne befinden sich beide im Kübler Areal im Stuttgarter Osten. Sie sind Kooperationspartner und das Kulturwerk Ost ist Veranstaltungsort für die öffentlich aufgeführten Stücke der Wilden Bühne.


Priorisierung Mitteilungsvorlagen
Das Kulturamt hat insgesamt 10 Mitteilungsvorlagen für die Haushaltsplanberatungen gefertigt. Die darin enthaltenen Maßnahmen sind eine konsequente Beschränkung auf die wesentlichsten und unabdingbaren Bedarfe im Kulturbereich aus Sicht der Kulturverwaltung und keinesfalls eine abschließende Wertung aller notwendigen und sinnvollen Vorhaben. Diese Vorlage hat die Priorität 6.



Finanzielle Auswirkungen


Ergebnishaushalt (zusätzliche Aufwendungen und Erträge):
Maßnahme/Kontengr.
2018
TEUR
2019
TEUR
2020
TEUR
2021
TEUR
2022
TEUR
2023 ff.
TEUR
Institutionelle Förderung / 4318
475,54
475,54
475,54
475,54
475,54
475,54
Finanzbedarf
475,54
475,54
475,54
475,54
475,54
475,54


Mitzeichnung der beteiligten Stellen

Das Referat WFB hat Kenntnis genommen. Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der Haushaltsplanberatungen erfolgen.





Dr. Fabian Mayer


Anlagen:

keine

<Anlagen>

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