Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR 6235
GRDrs 484/2022
Stuttgart,
07/14/2022



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich27.07.2022



Beschlußantrag:

Den in der Begründung aufgeführten Namen für Verkehrsflächen wird zugestimmt.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmenden sind Straßenbezeichnungen erforderlich. In einem Fall soll die Namensgebung gleichzeitig dazu dienen, im Stuttgarter Stadtplan ein Zeichnen von Solidarität und Anti-Rassismus zu setzen.

Der Text des Ergänzungsschildes ist nachrichtlich erwähnt.


Finanzielle Auswirkungen

-





Dr. Fabian Mayer
Erster Bürgermeister


Anlagen

Stuttgart-West

Lfd. Nr.Bisherige Straßenbezeichnung (Farbe im Lageplan)Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
1Ohne Bezeichnung
(rot)
Platz zwischen der Gutenbergstr., der Hasenbergstr. und der Vogelsangstr. 2A und 2BMay-Ayim-Platz

Text des Ergänzungsschildes
May Ayim
1960 – 1996
Deutsche Dichterin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung

Der Bezirksbeirat West hat im Februar 2021 beantragt, die bisher im Volksmund als Gutenbergplätzle bekannte Fläche als May-Ayim-Platz zu benennen. Damit soll eine moderne schwarze Persönlichkeit geehrt und gleichzeitig ein Zeichen von Solidarität und Anti-Rassismus gesetzt werden.

Wegen der geplanten systematischen Überprüfung aller Stuttgarter Straßennamen durch die Stelle für Erinnerungskultur sind derzeit Benennungen nach Personen grundsätzlich zurückgestellt. Einige wenige Namensgeber, darunter auch May Ayim, sind mittlerweile vorab freigegeben.

May Ayim wurde am 3. Mai 1960 in Hamburg geboren. Sie war die uneheliche Tochter einer Deutschen und bekam den Namen Sylvia Andler. Ihre Mutter gab sie zur Adoption frei, so dass sie die ersten eineinhalb Jahre ihres Lebens in einem Kinderheim verbrachte. Ihr Vater, der ghanaische Medizinstudent Emmanuel Ayim, durfte sie aus rechtlichen Gründen nicht mit nach Ghana zu seiner Familie nehmen. Nach dieser Zeit im Kinderheim wurde sie von der weißen Familie Opitz adoptiert und wuchs dann als Sylvia Opitz in Münster auf.

Nach dem Abitur studierte sie an der Universität Regensburg Pädagogik und Psychologie. Ihre Diplomarbeit, die sie in Berlin schrieb, hatte die Kultur- und Sozialgeschichte von Afro-Deutschen zum Thema und war die erste akademische Untersuchung der Geschichte von Afro-Deutschen. In Berlin lernte sie die US-amerikanische Bürgerrechtsaktivistin und Schriftstellerin Audre Lorde kennen, die für May Ayim und andere afro-deutsche Frauen ihrer Generation zu einer Art Mentorin wird. Sie ermutigte sie, über ihre Lebenserfahrungen als schwarze Frauen zu sprechen und über ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus zu schreiben.

1986 gehörte May Ayim, für die das Zusammendenken von Unterdrückungsstrukturen und Emanzipationsbewegungen besondere Bedeutung hat, zu den Gründungsmitgliedern der Initiative Schwarze Deutsche/Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. Bis heute trägt dieser Verein wesentlich zur Vernetzung Schwarzer Menschen bei.

Ab 1992 nutzte die Schriftstellerin den Nachnamen ihres leiblichen Vaters für ihre Veröffentlichungen. Bei Reisen nach Ghana lernte sie ihn und dessen Familie kennen. Diese Verbundenheit wollte sie durch diesen Namen zeigen und gleichzeitig auch auf ihre Verwurzelung in mehreren Kulturen hinweisen.

Die Wiedervereinigung ab 1989 erlebte May Ayim wie viele schwarze Deutsche als traumatisch. Eines ihrer Gedichte nimmt deshalb Bezug auf rassistische Verbrechen, wie z.B. die Brandanschläge auf Asylbewerberheime in den 1990er Jahren. In ihrer Lyrik griff sie immer wieder Themen aus Politik und Gesellschaft auf. Unter anderem schrieb sie über Alltagsrassismus, ihr Dasein als Frau, über Ihre Hautfarbe und die Reaktionen darauf, über Ablehnung und Befreiung.

1996 brach May Ayim bei den Vorbereitungen zum Black History Month in Berlin zusammen. Anschließend wurde Multiple Sklerose bei ihr festgestellt. Das setzte der depressiven Aktivistin, die sich mehrfach auch in psychiatrischer Behandlung befand, stark zu. Am 9. August 1996 beging sie Selbstmord.



Stuttgart-Zuffenhausen

Lfd. Nr.Bisherige Straßenbezeichnung (Farbe im Lageplan)Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
2Ohne Bezeichnung
(rot)
A = B 27a
E = Bioabfallvergär-ungsanlage
Am Hummelsbrunnen

In Stuttgart-Zuffenhausen wird derzeit eine Bioabfallvergärungsanlage gebaut. Für die neu ausgebaute Zufahrtsstraße hat das Tiefbauamt zur besseren Auffindbarkeit eine eigene Straßenbezeichnung beantragt.

Der Bezirksbeirat Zuffenhausen hat am 24. Mai 2022 einstimmig den Namen Am Hummelsbrunnen in Anlehnung an die Gewannbezeichnung Hummelsbrunnen beschlossen.

Die Fläche befindet sich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Außer der Bioabfallvergärungsanlage, die sich noch im Bau befindet, gibt es keine weiteren Gebäude, die die neue Adresse erhalten.



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