Landeshauptstadt Stuttgart
Technisches Referat
Gz: T
GRDrs 373/2022
Stuttgart,
07/20/2022



Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS)
Neustrukturierung und Erweiterung der Betriebsstelle
Burgholzstraße 41 in Stuttgart-Münster
- Baubeschluss




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
26.07.2022
27.07.2022
27.07.2022



Beschlußantrag:

1. Dem Neubau des Betriebsgebäudes und der Fahrzeughalle zur Neustrukturierung und Erweiterung der AWS-Betriebsstelle Burgholzstraße 41 in Stuttgart-Münster auf Grundlage 2. Das Hochbauamt wird ermächtigt, für die Neustrukturierung der AWS-Betriebsstelle Burgholzstraße in Stuttgart-Münster den Abruf der weiteren Leistungen bis einschließlich Leistungsphase 9 abzurufen und die Maßnahme baulich umzusetzen.




Begründung:


Ausgangslage

Die Betriebsstelle Türlenstraße soll aufgegeben und die Fläche der Betriebsstelle im Zuge der Neuordnung des Areals „Bürgerhospital“ für eine Wohn- und Gemeinbedarfsnutzung entwickelt werden (siehe hierzu auch GRDrs 504/2016).

Durch den Neubau eines Betriebsgebäudes und einer LKW-Halle am Standort Burg-holzstraße werden die Betriebsabläufe am Standort optimiert und die Kapazität der AWS-Betriebsstelle erweitert. Hierzu werden die bestehenden Gebäude abgebrochen und das Gelände wird neu strukturiert. Ein Teil der bestehenden Infrastruktur (Salzsilos, Waschplatz) kann beibehalten und nach Fertigstellung unverändert weiter genutzt werden. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, die Betriebseinrichtungen der Türlenstraße anteilig auf dem neu strukturierten Gelände mit abzubilden (siehe hierzu GRDrs 878/2017).


Umfang der Baumaßnahmen

Betriebsgebäude

Im Erdgeschoss des Betriebsgebäudes entsteht eine Kantine für 175 Mitarbeiter mit zugehöriger Küche.
Im 1. und 2. Obergeschoss werden Umkleiden und Sanitäranlagen für das Betriebs-personal der AWS hergestellt.
Im 3. Obergeschoss befindet sich die Betriebsstellenverwaltung mit 16 Büroarbeits-
plätzen und Besprechungsräumen.

Fahrzeuggebäude

Das Fahrzeuggebäude besteht aus einer Überdachung für 45 LKW-Stellplätze.
Ein ebenerdig umbauter Teilbereich der Fahrzeuggarage umfasst die Flächen für 3 weitere Garagenstellplätze zur frostfreien Unterstellung von LKWs sowie eine Behälterwaschanlage mit Werkstätten und Lagerflächen für Abfallsammelbehälter.

Verkehrs- und Freiflächen

Die vorhandene Infrastruktur des Winterdienstes mit 4 Salzlagersilos und der Fahrzeug-waschplatz der Betriebsstelle bleiben bestehen.
Auf der übrigen Freifläche befinden sich Container-Stellflächen sowie Außenlagerflächen für Behälter. Weiterhin werden 42 PKW-Stellplätze und eine Überdachung für
20 Fahrradstellplätze hergestellt.


Baubeschreibung

Das mehrgeschossige Betriebsgebäude mit Treppenräumen wird als Stahlbeton-Skelettbau ausgeführt und erhält hochwärmegedämmte Holzrahmenbau-Außenwände mit einer Außenbekleidung aus Wellblechplatten.

Die Konstruktion des Fahrzeugdachs besteht aus einem Trägerrost aus Brettschichtholz mit Deckenplatte aus Stahltrapezblech auf Stützen aus Stahlbeton.

Siehe Anlage 3.


Energiekonzept

Der geplante Verwaltungsneubau ist bezogen auf die Energieversorgung klimaneutral und primärenergetisch als Plusenergiestandard geplant. Er unterschreitet die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2016 in Bezug auf den Primärenergiebedarf um 60 % und in Bezug auf die thermische Gebäudehülle werden die Vorgaben der EnEV 2016 um mindestens 30 % unterschritten. Um eine sommerliche Überhitzung im Gebäude zu vermeiden, ist ein außenliegender Sonnenschutz mit Lichtlenkung an den Fassaden vorgesehen.

Zur Deckung des Heizwärmebedarfs wird das Gebäude an die Fernwärme angeschlossen und im Erdgeschoss des Betriebsgebäudes eine neue Fernwärmeübergabestation errichtet. Die Wärmeübergabe im Gebäude erfolgt durch jeweils regelbare Kompaktheizkörper (Büros), Fußbodenheizung (Kantine, Sanitärbereiche, Umkleiden) sowie Deckenstrahlplatten (Lager, Werkstätten). Die Warmwasserbereitung erfolgt überwiegend über eine zentrale Frischwasserstation.

Für Teilbereiche des Gebäudes, bei denen eine Fensterlüftung nicht ausreichend ist (Sanitär-/WC- und Umkleidebereiche, Küche und Kantine), sind zentrale Belüftungsanlagen mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung (Rückwärmezahl ≥ 0,80) vorgesehen. Aufgrund unterschiedlicher Nutzungs- und Einsatzzeiten werden bei den RLT-Anlagen zeitprogrammierbare und zonenweise steuerbare, variable Volumenstromregler eingesetzt. Die Regelung der Lüftungsanlagen erfolgt in Abhängigkeit des Feuchtegehalts und der Luftqualität der Innenraumluft.

Zur Beleuchtung der Räume werden LED-Leuchten eingesetzt. In den Verkehrsbereichen und WCs wird die Beleuchtung über Präsenz- und Bewegungsmelder gesteuert.

Die Dachflächen beider Gebäude werden extensiv begrünt und mit einer aufgeständerten Photovoltaikanlage mit insgesamt 260 kWp versehen. Dadurch wird der Strombezug reduziert und mit dem eingespeisten Strom endenergetisch und primärenergetisch ein Plusenergiestandard erreicht. Der Photovoltaikstrom dient auch dazu, 42 Müllsammelfahrzeuge und 4 PKW zu laden.

Klimaschutzrelevanz: Mit dem Plusenergiestandard reduziert der Neubau im Betrieb die jährlichen Treibhausgasemissionen um 45 Tonnen CO2-Äquivalente.

Das energetische Datenblatt liegt dem Baubeschluss bei (Anlage 4). Das Energiekonzept wurde mit dem Amt für Umweltschutz abgestimmt.

Durch die besonders große Dachfläche der Fahrzeuggarage leistet die Photovoltaik bei diesem Projekt einen überdurchschnittlich großen Beitrag zur Klimaneutralität und übertrifft den Eigenbedarf des Betriebshofes bei weitem.


Artenschutz

Aufgrund unerwarteter Sichtungen von Mauereidechsen im Jahr 2021 auf dem Betriebshofgelände wurde im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens ein Artenschutzgutachten gefordert. Zunächst wurde eine Kartierung des Areals zur Ermittlung der vorhandenen Populationsgröße durchgeführt. Anhand der Kartierung wurde eine Ausnahmegenehmigung nach BNatSchG bei der Höheren Naturschutzbehörde beantragt. Der Antrag wurde - unter Auflage eines Maßnahmenkatalogs - aufgrund des überwiegenden öffentlichen Interesses der Baumaßnahme genehmigt.

Mit Hilfe von Reptilienschutzzäunen und Folienauslegung werden aktuell bereits Vorvergrämungsmaßnahmen durchgeführt. Vor Baubeginn werden die übrigen vorhandenen Exemplare gefangen und auf Ersatzflächen umgesiedelt. Diese Maßnahme wird voraussichtlich im August 2022 abgeschlossen sein.

Die Ersatzflächen befinden sich entlang des nördlichen Grundstücksrandes auf dem AWS-Grundstück bzw. außerhalb des östlichen Grundstücksrandes auf dem benachbarten städtischen Flurstückstreifen. Nach Fertigstellung der Maßnahme kann eine teilweise Rückbesiedelung der Grünflächen im südlichen Grundstücksbereich stattfinden.

Die resultierende Bauzeitverzögerung durch die Artenschutzauflagen beträgt nach heutigem Stand 11 Monate. Dies wurde in der Prognose berücksichtigt. Die Gesamtkosten für die Planung und Ausführung der Artenschutzmaßnahmen werden auf ca. 250.000 EUR geschätzt.


Kostensituation

Die Auswertung der Submissionsergebnisse des ersten Vergabepakets (hier 66 % des Vergabevolumens) ergibt einen Kostenanschlag zum Baubeschluss in Höhe von insgesamt 21.039.000 EUR.

Gegenüber der zum Vorprojektbeschluss GRDrs 679/2018 erstellten groben Kostenschätzung in Höhe von 11.400.000 EUR brutto ergeben sich Mehrkosten in Höhe von 9.639.000 EUR.

Die Mehrkosten gegenüber dem Vorprojektbeschluss vom August 2018 sind im Wesentlichen auf die artenschutzrechtlich bedingte Bauzeitverzögerung, auf die seither eingetretenen erheblichen Preissteigerungen und auf die derzeit besonders schwierige Markt-
situation in der Baubranche zurück zu führen.

Im Einzelnen lassen sich die Mehrkosten wie folgt aufgliedern:

· Die Baupreise sind seit dem Vorprojektbeschluss 2.858.000 EUR
sehr viel stärker gestiegen als bislang eingepreist.
Die tatsächliche Baupreissteigerung für die letzten
4 Jahre seit 2018 beträgt insgesamt 25,8 %

· Zusätzliche Leistungen für eine Elektro-Ladeinfrastruktur 350.000 EUR
für Abfallsammelfahrzeuge aufgrund des geänderten
Mobilitätskonzepts des Eigenbetriebs AWS
(künftig H2-Hybridfahrzeuge anstelle von Erdgasbetrieb.)

· Planung und Ausführung von Artenschutzmaßnahmen 250.000 EUR
aufgrund zusätzlicher Genehmigungsauflagen

· Künftige Baupreissteigerung für nicht submittiertes 438.000 EUR
Vergabevolumen bis zur mittleren Bauzeit,
15 Monate mit 5 % p.a.

· Klimaneutralität (GRDrs 1493/2019): 1.394.000 EUR
Durch die Forderung zur klimaneutralen Ausführung
der Neubauten entstehen ca. 10 % Mehrkosten
gegenüber der ursprünglichen groben Kostenschätzung
zum Vorprojektbeschluss.

Die weiteren Mehrkosten sind auf die außergewöhnlich volatile Marktsituation zurückzuführen. Weltweit unterbrochene Lieferketten haben zu Materialknappheit und extrem
steigenden Rohstoffpreisen geführt. Coronabedingte Personalausfälle haben zu Aus-
führungsengpässen und langen Liefer- und Ausführungsfristen bei Baufirmen geführt.

· Aktuelle Marktvolatilität: 3.015.000 EUR


· Marktrisiko für restliche Vergabeeinheiten: 1.334.000 EUR

Da jedoch auf absehbare Zeit keine Besserung der Marktsituation zu erwarten ist
und insbesondere keine Preisrückgänge in der Baubranche zu erwarten sind, wird die zügige Durchführung der Baumaßnahme trotz der unerfreulichen Kostenentwicklung empfohlen.


Baurecht

Die Prüfung des Bauantrags wurde aufgrund der Forderung nach einem Artenschutz­gutachten im September 2021 unbefristet ausgesetzt. Ab Mitte März 2022, nach Erteilung der artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung durch die Höhere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums, wird das Prüfverfahren fortgeführt. Die Baugenehmigung wird in Kürze erwartet.


Termine

Für das weitere Vorgehen ist folgender Terminplan vorgesehen:

Baubeginn: 1. BA September 2022 2. BA März 2024
Fertigstellung: 1. BA Februar 2024 2. BA Februar 2025




Finanzielle Auswirkungen

Die Gesamtkosten in Höhe von brutto 21.039.000 EUR für die Neustrukturierung der Betriebsstelle Burgholzstraße 41 werden wie folgt finanziert:

1. 20.489.000 EUR


2. 550.000 EUR

zur Finanzierung der Photovoltaikanlagen aus den Mitteln für Contracting-Maßnahmen im Teilfinanzhaushalt 360 - Amt für Umweltschutz, Projekt-Nr. 7.362901, Maßnahmen zur Energieeinsparung.





Beteiligte Stellen

Die Referate WFB und SWU haben die Vorlage mitgezeichnet

Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Dirk Thürnau
Bürgermeister


Anlagen

Anlage 1 Planung
Anlage 2 Kostenblatt
Anlage 3 Baubeschreibung
Anlage 4 Energetisches Datenblatt
Anlage 5 Folgekostenberechnung


<Anlagen>



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