Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz: JB

GRDrs 212/2021

Stuttgart,

11/28/2022

Konzeption und Durchführung eines gemeinsamen Fortbildungsprogramms für Lehr- und pädagogische Fachkräfte

Mitteilungsvorlage

Vorlage an	zur	Sitzungsart	Sitzungstermin
Schulbeirat Verwaltungsausschuss	Kenntnisnahme Kenntnisnahme	öffentlich öffentlich	13.12.2022 14.12.2022

Bericht:

Im Schuljahr 2017/2018 wurde in Kooperation mit der Stuttgarter Bildungspartnerschaft und dem Schulverwaltungsamt und unter Federführung des Statistischen Amtes an 32 Stuttgarter Ganztagsgrundschulen eine umfangreiche Qualitätsanalyse durchgeführt. Im Ergebnis zeigte sich insgesamt ein gutes Niveau des Ganztages. Die Analyse wies jedoch auch auf Felder hin, bei denen noch Verbesserungsbedarf besteht. In der Folge wurden auf Basis der Qualitätsanalyse Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Qualität des Ganztages erarbeitet (GRDrs. 69/2019), Maßnahmen konzipiert und neue Vorhaben beschlossen (GRDrs. 276/2019). Eines dieser mit dem Haushalt 2020/2021 beschlossenen Maßnahmen ist die Konzeption und Durchführung gemeinsamer Fortbildungen für Lehr- und pädagogische Fachkräfte.

Die Ergebnisse der Qualitätsanalyse haben gezeigt, dass die Kooperation zwischen Lehr- und pädagogischen Fachkräften bisher an den meisten Schulen noch nicht im gewünschten Maße erfolgt. Der Wunsch nach gemeinsamen Fortbildungen wurde in der Qualitätsanalyse klar formuliert. Einige Grundschulen haben bereits auf Eigeninitiative hin vereinzelt gemeinsame Fortbildungen, z.B. in Form von pädagogischen Tagen, erfolgreich etabliert.

Nachdem die in den Haushaltsberatungen 2020/21 genehmigte Stelle zwischenzeitlich besetzt wurde, reagiert die Schulverwaltung jetzt auf diesen Bedarf. Gemeinsame Fortbildungen sollen als ein Instrument zur Qualitätssicherung an allen Ganztagsgrundschulen eingeführt und bedarfsgerecht angeboten werden. Hierzu soll es ein Fortbildungsprogramm geben. Weiter ist geplant, ein ämterübergreifendes Netzwerk zu etablieren und eng zusammenzuarbeiten. Erste Kontakte wurden bereits geknüpft und werden weiter ausgebaut.

Voraussetzung für den Erfolg eines Fortbildungsangebots ist ein systematisches Vorgehen bei Planung, Konzeption, Umsetzung und Evaluation. Als ein erster wesentlicher Schritt bei der Planung von Fortbildungsangeboten ist die Identifikation von Bedarfen notwendig. Dafür wurden bereits vorhandene Daten und Informationen ausgewertet und in Kooperation mit der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft, dem Jugendamt und dem Kinderbüro durch das Schulverwaltungsamt Fortbildungsbedarfe zu den Themen Kinderschutz, Teamentwicklung, Kinderrechte und Partizipation abgeleitet.

Für die weitere inhaltliche Gestaltung des Fortbildungsprogramms ist eine erste Arbeitsgruppensitzung im Januar 2023 mit den oben genannten kooperierenden Ämtern sowie den Trägern der Jugendhilfe im Ganztag, dem Staatlichen Schulamt und dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung vorgesehen, um durch ihre Beteiligung eine bestmögliche Passung und Praxisnähe der Themen sicherzustellen. Es besteht die Erwartung, dass durch bereits bestehende Fortbildungsprogramme bei den beteiligten Kooperationspartnern Synergien geschaffen und Kontakte zu bereits bewährten Referent*innen hergestellt oder vertieft werden können.

Die Ausgestaltung der einzelnen Fortbildungsbausteine soll themengerecht erfolgen und sich an der Nachfrage und dem Bedarf orientieren. Je nach Themenstellung sind schulübergreifende Fortbildungsformate, die auch dem Austausch dienen, sinnvoll oder schulspezifische Inhouse-Angebote am jeweiligen Schulstandort.

Voraussetzung für eine bessere Verzahnung und Verknüpfung der beiden Berufsgruppen ist eine gemeinsame Teilnahme an den Fortbildungen als Tandem Lehrer*in/pädagogische Fachkraft.

Einige Fragestellungen müssen daher in der o. g. Arbeitsgruppe zentral geklärt werden. So dürften die Rahmenbedingungen für eine gemeinsame Teilnahme von Lehrer*innen und pädagogischen Fachkräften an Fortbildungen unterschiedlich sein. Beispiele sind die Teilnahme in oder außerhalb der Arbeitszeit oder die Zeitfenster, in denen solche Fortbildungen sinnvollerweise organisiert werden.

Themen für das gemeinsame Fortbildungsprogramm

In einem ersten Schritt wurden Themen aus der Qualitätsanalyse, dem Qualitätsrahmen Ganztagsschule Baden-Württemberg und dem Aktionsplan Kinderfreundliche Kommune bereits direkt abgeleitet.

§ Kinderschutz

Die Qualitätsanalyse hat gezeigt, dass ein geregeltes Verfahren, das allen Beteiligten bekannt ist, an den allermeisten Schulen vorhanden ist. Gemeinsame Fortbildungen von päd. Fachkräften und Lehrer*innen finden allerdings nur selten statt. Deshalb sollten gemeinsame Fortbildungen zur Entwicklung einer gemeinsamen fachlichen Basis zum Thema Kinderschutz, zum Kennenlernen und Verfestigen des Verfahrens an der Schule und vor allem zum Gewinnen von Handlungssicherheit ein regelmäßiges Angebot des Fortbildungsprogramms sein. Vor allem auch vor dem Hintergrund eventueller Personalfluktuation sollte jede/r neue Mitarbeiter*in, jede/r neue Lehrer*in an der Schule die Möglichkeit haben, sich zeitnah fortzubilden.

Dazu wurde bereits eine Arbeitsgruppe initiiert und das Jugendamt (Qualität und Qualifizierung) hat ein Schulungskonzept erstellt und bereits erste Schulungen an Ganztagsgrundschulen mit Kooperationspartner Jugendamt durchgeführt. Da die Schulungen für Ganztagsgrundschulen mit freien Trägern der Jugendhilfe nach den gleichen Standards und Inhalten konzipiert werden sollten, wird der in Federführung des Jugendamts bereits bestehende Arbeitskreis (weitere Beteiligte sind: Staatliches Schulamt, Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft und Schulverwaltungsamt) diese gemeinsam erarbeiten. Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerfortbildung hat ebenfalls Unterstützung zugesagt.

Ziel ist, allen 45 Ganztagsgrundschulen spätestens im September 2023 ein entsprechendes Modul „Kinderschutz“ anbieten zu können.

§ Teamentwicklung

Die Qualitätsanalyse an Stuttgarter Ganztagsgrundschulen hat aufgezeigt, dass die Kooperation Schulleitung/Trägerleitung und Kooperation Lehrerkollegium/pädagogisches Team des Jugendhilfeträgers und die Entwicklung einer gemeinsamen Haltung dieser Akteure an der Ganztagsgrundschule einen ganz erheblichen Gelingensfaktor für alle Bausteine einer Ganztagsgrundschule darstellen.

Im Rahmen des Fortbildungsprogramms wird daher auf die bereits bestehende Möglichkeit einer Antragstellung beim Qualitätsentwicklungsfonds der Landeshauptstadt Stuttgart verwiesen, in dessen Rahmen schulspezifische Teamentwicklung mit externer Prozessbegleitung ermöglicht werden kann. Dieses Instrument wurde in der Vergangenheit bereits mit Erfolg von einigen Ganztagsgrundschulen in Anspruch genommen. Ziel wäre, diese Möglichkeit nochmals zu bewerben, so dass möglichst viele Ganztagsgrundschulen die Chance auf Unterstützung bei der Teamentwicklung nutzen.

Darüber hinaus wäre auch zu diesem Thema eine schulübergreifende Fortbildung zum Thema Kooperation und Haltung insbesondere für neue Schulleitungen und Teamleitungen der Träger bei Bedarf denkbar. Hieraus würde sich die Möglichkeit eröffnen, neuen Leitungen die Aspekte Kooperation und Haltung zu vermitteln, die auch von den Trägern und vom Staatlichen Schulamt als wichtig erachtet werden. Neben der Ermöglichung eines Austauschs zu diesem Thema könnte zugleich auch eine direkte Überführung in die Praxis erfolgen, indem ein über den Qualitätsentwicklungsfonds geförderter, schulspezifischer Teamentwicklungsprozess angestoßen wird.

§ Kinderrechte und Partizipation

Im Rahmen der Maßnahme 5.1 Partizipation im Ganztag des Aktionsplans Kinderfreundliche Kommune unter Federführung der Kinder- und Jugendbeauftragten ist ein Handbuch zur Partizipation an Ganztagsgrundschulen geplant. Dieses kann künftig für Lehrer*innen und pädagogische Fachkräfte als Grundlage zum Thema Partizipation genutzt werden.

Während das Handbuch eine Einführung in das Thema, die theoretische Grundlagen und „Good Practice“- Beispiele zum Nachschlagen beinhalten wird, sollte der Fokus der Fortbildungen für Lehrer*innen und pädagogische Fachkräfte mehr auf der Befähigung der Teilnehmenden liegen, geeignete Strukturen und Projekte an ihren Schulen zu schaffen und in der Praxis umsetzen zu können.

Ein so geschultes Tandem aus Lehrer*in und pädagogischer Fachkraft der jeweiligen Schule sollte an seiner Schule die Entwicklung standardisierter Verfahren und verbindlicher Partizipation von Schülerinnen und Schülern im Ganztag anstoßen und evtl. schon bestehenden Verfahren und Gremien zu tatsächlicher Wirksamkeit verhelfen. Der Fokus sollte dabei vor allem auch auf geeigneten Formen einer zeitnahen und regelmäßigen Rückmeldung an die Schülerinnen und Schüler liegen, damit diese sich auch als selbstwirksam erleben können.

Zum Thema Kinderrechte und Partizipation ist eine enge Zusammenarbeit mit der Dienststelle Kinderförderung und Jugendschutz beim Jugendamt geplant, die über entsprechende Kompetenzen und Erfahrungen verfügt.

Ziel wäre ein schulübergreifendes Modul, um die Grundlagen zu vermitteln, an welches dann eine konkrete, schulspezifische Umsetzung mit dem „Modul Partizipation von Schülerinnen und Schülern“ des Qualitätsentwicklungsfonds der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft aufbauend anschließen kann.

Zeitschiene:

Das erste gemeinsame Fortbildungsprogramm für Lehrer*innen und pädagogische Fachkräfte an Stuttgarter Ganztagsgrundschulen ist für September 2023 geplant. In einem zweiten Schritt kann auch während des Schuljahres auf Bedarfe reagiert werden, wenn Schulen oder Träger ein Thema für sich identifizieren.

Im Vorfeld beabsichtigt das Schulverwaltungsamt gemeinsam mit den Kooperationspartnern der beteiligten Ämter, den Trägern der Jugendhilfe im Ganztag, dem Staatlichen Schulamt und dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung eine Auftaktveranstaltung für die 45 Ganztagsgrundschulen durchzuführen, um das Fortbildungsprogramm zu präsentieren, Fragen zu beantworten und das Programm transparent zu bewerben.

Weitere mögliche Fortbildungsthemen, die sukzessive in den nächsten Jahren in ämter- und institutsübergreifenden Arbeitsgruppen entwickelt und aufgenommen werden könnten:

§ Gemeinsame Fortbildungen zur Gewaltprävention an Schulen in Zusammenarbeit mit der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft und dem Kinderbüro in direkter Anknüpfung an das Ergebnis der Umsetzung von Maßnahme 1.3 im Aktionsplan Kinderfreundliche Kommune

§ Gemeinsame Fortbildungen zum Thema Schulgesundheit in Kooperation mit dem Gesundheitsamt, Sportamt, Gemeinschaftserlebnis Sport und weiteren Akteuren

§ Gemeinsame Fortbildungen zum Thema Demokratiebildung/Anti-Diskriminierung in Kooperation mit der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft und weiteren Akteuren

§ Gemeinsame Fortbildungen zum Thema Naturzeit im Ganztag in Kooperation mit der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft und weiteren Akteuren

§ Gemeinsame Fortbildungen zum Thema Medienbildung/Medienkompetenz

Beteiligte Stellen

Keine

Vorliegende Anträge/Anfragen

Keine
Keine

Isabel Fezer
Bürgermeisterin

Keine

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Checkliste Kinderrechte.docx

Leitvermerk 212_2021.xlsx