Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 111/2017
Stuttgart,
03/09/2017



Planungsstab Stadtmuseum - Fortführung der Provenienzforschung



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Ausschuss für Kultur und Medien
Vorberatung
Beschlussfassung
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
öffentlich
05.04.2017
06.04.2017
18.07.2017



Beschlußantrag:

1. Der weiteren Erforschung der Provenienzen sämtlicher zwischen 1933 und 1945 erworbenen Objekte der vom Stadtmuseum Stuttgart betreuten stadtgeschichtlichen Sammlung im Rahmen einer Förderung durch die Stiftung „Deutsches Zentrum Kulturgutverluste“ für die Dauer von 24 Monaten wird zugestimmt.

2. Die Zuwendung der Stiftung „Deutsches Zentrum Kulturgutverluste“ (DZK) in Höhe von 159.200 Euro wird angenommen.

3. Das Kulturamt wird ermächtigt, eine/n Mitarbeiter/in in Entgeltgruppe 13 TVöD für die Dauer von weiteren 24 Monaten für das Projekt „Systematische Erforschung der Provenienzen sämtlicher Erwerbungen der stadtgeschichtlichen Sammlung Stuttgart zwischen 1933 und 1945“ im Umfang von 100 % zu beschäftigten. Die Stelle Nr. 060.4100.200 wird bis zum 31. Mai 2019 verlängert.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Aufgrund der Förderung durch die Stiftung „Deutsches Zentrum Kulturgutverluste“ für die Dauer von 12 Monaten hat der Gemeinderat am 14. April 2016 der Durchführung des Projektes und der Beschäftigung einer/eines wissenschaftlichen Angestellten für die Dauer eines Jahres zugestimmt (GRDrs 112/2016). Das Projekt begann am 1. Juni 2016 und dauert derzeit bis zum 31. Mai 2017.

Zwischenzeitlich bewilligte die Stiftung „Deutsches Zentrum Kulturgutverluste“ die Förderung für weitere 24 Monate, also für den Zeitraum vom 1. Juni 2017 bis zum 31. Mai 2019. Gewährt werden 159.200 Euro für die Beschäftigung einer/eines wissenschaftlichen Mitarbeiterin/Mitarbeiters in EG 13 TVöD. Die Kosten für den Arbeitsplatz und die Sachkosten, unter anderem für Reisekosten, die Anfertigung von Reproduktionen und für anfallende Nutzungsgebühren bei Archivrecherchen sowie die Vergabe eines Werkvertrages für die Inventarisierung des Altbestandes trägt der Planungsstab Stadtmuseum aus seinem laufenden Budget.

Es ist nach heutigem Kenntnisstand davon auszugehen, dass das Projekt nach Ablauf des Projektzeitraums abgeschlossen werden kann.


Finanzielle Auswirkungen

Das Projekt „Systematische Erforschung der Provenienzen sämtlicher Erwerbungen der stadtgeschichtlichen Sammlung Stuttgart zwischen 1933 und 1945“ wird zum überwiegenden Teil durch die Zuwendung der Stiftung „Deutsches Zentrum Kulturgutverluste“ in Höhe von insgesamt 159.200 Euro finanziert.

Das Kulturamt steuert aus seinem Budget bei: Sachkosten in Höhe von rund 16.500 Euro (unter anderem für einen Werkvertrag für die Inventarisierung des Altbestandes, Reisekosten und Reproduktionskosten) sowie Personalkosten in Höhe von rund 42.100 Euro für den anteiligen Einsatz von vorhandenem Personal incl. Volontär/in sowie 5 Praktikant(inn)en.



Beteiligte Stellen

Referat WFB hat die Vorlage mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

keine




Dr. Fabian Mayer

Anlagen

Ausführliche Begründung


Ausführliche Begründung

Im Rahmen des Projektes werden die Provenienzen der für die stadtgeschichtliche Sammlung der Stadt Stuttgart zwischen 1933 und 1945 erworbenen Objekte, die seit 2007 im Verantwortungsbereich des Planungsstabes Stadtmuseum Stuttgart liegen, systematisch erforscht. Ziel ist es, die Objekte der Sammlung, die zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogen oder veräußert wurden, zu identifizieren und deren Geschichte aufzuklären. Dies entspricht den 1998 verabschiedeten Washingtoner Prinzipien und der Selbstverpflichtung Deutschlands von 1999 zur Auffindung und Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zur Erforschung des Netzwerkes des organisierten NS-Kulturgutraubes, insbesondere in Stuttgart, leisten. Der Planungsstab Stadtmuseum Stuttgart sieht sich verpflichtet, dieses lange Zeit wenig beachtete Thema der Stadtgeschichte aufzuarbeiten.

Bisheriger Verlauf des Projektes

In einem ersten Schritt wurde mit der Auswertung der Fachaktei des Archivs der Stadt Stuttgart im Stadtarchiv begonnen. Diese enthält unter anderem Korrespondenzen, Rechnungen und Aktenvermerke, die Informationen über die stadtgeschichtliche Sammlung beinhalten und damit Hinweise zur Geschichte der Sammlung geben. Desweiteren konnte mit der Sichtung der zu untersuchenden Objekte begonnen und diese nach dem DZK-Ampelsystem kategorisiert werden. Es gelang, bisher 103 nicht identifizierte Erwer-bungsdaten von Objekten der Sammlung zu ermitteln, von denen 41 in die Zeit des Nationalsozialismus fallen. Dadurch ergab sich eine Objekterweiterung auf 1.442 Objekte (Stand Januar 2017), deren Provenienzen systematisch erforscht werden sollen. Davon konnten bisher 64 Objekte als eindeutig belastet identifiziert und in der Datenbank Lost-ART eingetragen werden. Sie sind seitdem öffentlich zugänglich.

Weitere Schritte

Für die systematische Erforschung der Provenienzen der 1442 Objekte ist eine langfristige Recherche nach der Objektgeschichte, den Händlern und Einlieferern, beteiligten (teil-weise städtischen) Institutionen und Vorbesitzern erforderlich. Neben der Auswertung der Dokumentation zur Sammlung im Stadtarchiv wird bundesweit in relevanten Archiven, Museen, Bibliotheken zu Personen und Hinweisen zu den Objekten recherchiert. Sowohl die geklärten (im Fall von eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Objekten) als auch die ungeklärten Fälle mit lückenhafter Provenienz sollen in der Datenbank LostArt und auf der eigenen Homepage des Stadtmuseums veröffentlicht werden. Im Fall von verfolgungsbedingt entzogenen Objekten wird versucht, die Erben ausfindig zu machen.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit münden in einem Projektabschlussbericht. Zudem sollen die Ergebnisse der Recherchen zu den ausgestellten Objekten in den Mediaguide zur Ausstellung implementiert werden, um sie auch für die Museumsbesucher sichtbar zu machen.



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