Landeshauptstadt Stuttgart
Technisches Referat
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit

Gz: T, SJG
GRDrs 491/2012
Stuttgart,
09/07/2012



Umbau des Gebäudes Kriegsbergstraße 40, Stuttgart-Mitte, zur Nutzung für eine Suchtmedizinische Praxis zur diamorphingestützten Substitution und die Drogenberatungsstelle Release Stuttgart e. V.
- Vorprojektbeschluss -




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Sozial- und Gesundheitsausschuss
Bezirksbeirat Mitte
Sozial- und Gesundheitsausschuss
Ausschuss für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuss
Einbringung
Beratung
Beschlussfassung
Beschlussfassung
Beschlussfassung
nicht öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
24.09.2012
24.09.2012
22.10.2012
23.10.2012
24.10.2012



Beschlußantrag:

1 a) Dem Umbau des städtischen Gebäudes Kriegsbergstr. 40 in Stuttgart-Mitte zur Umsetzung der diamorphingestützten Substitution und zur Nutzung für Angebote der Drogenberatungsstelle Release Stuttgart e.V. auf Grundlage der Baubeschreibung (Anlage 2), des Raumprogramms (Anlage 3), der Entwurfspläne (Anlage 4) und der Kostenermittlung des Hochbauamts (Anlage 5) mit Kosten in Höhe von 2.520.000 € (einschließlich Kosten für Sicherheitstechnik in Höhe von 150.000 €) wird zugestimmt.

1b) Dem gegenüber dem Haushaltsplanansatz von 2.219.250 € entstehenden überplanmäßigen Auszahlungen von 180.000 € wird zugestimmt. Die überplanmäßigen Auszahlungen werden wie folgt gedeckt: - 150.000 € aus Mehreinzahlungen aus Fördermitteln des Landes für die Sicherheitstechnik (THH 530-Gesundheitsamt, Einz.Gruppe 681 - Erhaltene Zuweisungen und Zuschüsse) - 30.000 € aus Mehreinzahlungen aus Landeszuschuss aus dem Klimaschutz-Plus-Programm (THH 530-Gesundheitsamt, Einz.Gruppe 681 - Erhaltene Zuweisungen und Zuschüsse) Der Restbetrag in Höhe von 120.750 € (Behebung Frostschaden und Baupreissteigerungen) wird im nächsten Doppelhaushalt 2014/2015 eingestellt. 2. Das Hochbauamt wird ermächtigt, die Weiterplanung, Ausschreibung der Maßnahmen sowie die Einholung von Angeboten (HOAI, LPH 3-6, Teile 7) vor Baubeschluss durchzuführen und ggf. Planer zu beauftragen. 3. Gem. Ziffer 1.5. der Richtlinien für das Projektmanagement im Hochbau (Routineprojekte) wird auf einen Projektbeschluss verzichtet.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Nutzung des Gebäudes

Das Gebäude Kriegsbergstr. 40, Stuttgart-Mitte, wurde im Jahre 2007 von der Stadt erworben (GRDrs 815/2007). Hintergrund für den Erwerb des fünfgeschossigen Büro- und Geschäftshauses war die geplante Ansiedlung eines Ärztehauses neben dem Klinikum Stuttgart. Diese Ansiedlung wurde nicht realisiert.

Überlegungen aus dem Jahre 2008, ein Patientenhotel für das Klinikum einzurichten, wurden ebenfalls wieder verworfen. Entsprechend der GRDrs 221/2011 sollte die Immobilie in das Vermögen des Eigenbetriebs Klinikum Stuttgart übertragen werden. Dies wurde vom Gemeinderat abgelehnt.

Mit der GRD
rs 705/2011 wurde das Thema diamorphingestützte Substitution im Sozial- und Gesundheitsausschuss behandelt. In Beantwortung der Anfrage 45/2011 durch Herrn Oberbürgermeister Dr. Schuster wurde auf eine mögliche Nutzung der Immobilie Kriegsbergstr. 40 für diesen Zweck hingewiesen.

Das leer stehende Gebäude wird seit 2007 von der Landeshauptstadt Stuttgart, vertreten durch das Amt für Liegenschaften und Wohnen, verwaltet.

Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart hat die Einführung der diamorphingestützten Substitution befürwortet.
Im Doppelhaushalt 2012/2013 wurden die entscheidenden Voraussetzungen geschaffen, den bereits seit 2010 bestehenden Planungsprozess zu realisieren.

Gemäß des Beschlussantrages GRDrs 705/2011 i. V. m. den GRDrs 1117/2011 und 1351/2011 werden am Standort Kriegsbergstr. 40 die Suchtmedizinische Praxis zur diamorphingestützten Substitution und die Drogenberatungsstelle Release Stuttgart e. V. eingerichtet. Darüber hinaus wird die Drogenberatungsstelle Release Stuttgart e. V. aus dem bisherigen Gebäude Neckarstraße 233 in das Gebäude Kriegsbergstr. 40 umziehen und künftig zusätzlich Angebote zur Tagesstrukturierung und stundenweise Arbeit erbringen.

Energiekonzept

Das Gebäude unterschreitet gemäß städtischer Richtlinien nach der energetischen Sanierung die EnEV 2009 um mindestens 30 %. Das energetische Datenblatt wird zum Baubeschluss vorgelegt.


Finanzielle Auswirkungen

Im Finanzhaushalt der Landeshauptstadt Stuttgart stehen unter dem Sachkonto 78710000, PSP-Element 7.533101.300 Haushaltsmittel in Höhe von 2.219.250 € zur Verfügung. Die vorliegenden Gesamtkosten schließen mit 2.520.000 €.


Der Differenzbetrag in Höhe von 300.750 € ergibt sich aus folgenden Gründen:

Zusammenstellung der Finanzierung:

Gesamtmittelbedarf gem. Anlage 5 2.520 000 €
Davon finanziert aus:
- HH-Planplan 2012/2013, THH 530, Projekt 7.533101.300 2.219.250 €
- Landeszuschuss für sicherheitstechnische Ausstattung 150.000 €
- Landeszuschuss Klimaschutz-Plus-Programm 30.000 €
- Aufstockung Doppelhaushalt 2014/2014 120.750 €


Bezogen auf die Planung ergeben sich folgende Werte für die Wirtschaftlichkeit:

1 m³ BRI bezogen auf die Gesamtbaukosten 540 €
1 m² NGF bezogen auf die Gesamtbaukosten 2.037 €
1 m³ BRI bezogen auf die Bauwerkskosten 421 €
1 m² NGF bezogen auf die Bauwerkskosten 1.584 €

Die Werte liegen im Vergleich zu ähnlichen Bauvorhaben im wirtschaftlichen Bereich.


Termine

Baubeschluss Anfang 2013
Baugenehmigung erwartet November 2012
Bauzeit geplant 12 Monate
Fertigstellung geplant Anfang 2014


Beteiligte Stellen

Die Referate StU und WFB haben die Vorlage mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

keine

Erledigte Anträge/Anfragen

keine




Dirk ThürnauIsabel Fezer
BürgermeisterBürgermeisterin


Anlagen

1. Ausführliche Begründung
2. Baubeschreibung
3. Raumprogramm
4. Pläne
5. Kostenermittlung


Ausführliche Begründung Mit den Haushaltsvorlagen 1351/2011 und 1117/2011 i. V. m. den GRDrs 245/2011 und 705/2011 wurden für das Angebot diamorphingestützte Substitution am Standort Kriegsbergstr. 40, Stuttgart-Mitte, die notwendigen Investitionsmittel zur Sanierung und zum Umbau des Gebäudes sowie die erforderlichen Mittel zum künftigen Betrieb inklusive der psychosozialen Begleitung der Diamorphinsubstituierten und des möglichen Umzugs von Release Stuttgart e. V. mit der Beratungsstelle Neckarstr. 233, Stuttgart-Ost, und der möglichen Angebotserweiterung durch die Bausteine „Tagesstrukturierende Angebote“ und „stundenweise Arbeit“ bereitgestellt.

Die künftigen Betreiber haben zwischenzeitlich Raumprogramme ausgearbeitet. Sie sind sozialplanerisch mit dem Gesundheitsamt sowie bezogen auf Machbarkeit und Kosten mit dem Gesundheitsamt, Amt für Liegenschaften und Wohnen und Hochbauamt abgestimmt. Bezogen auf die baulichen Sicherheitsauflagen erfolgte eine Abstimmung mit dem Innenministerium und dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg.


Funktions- und Ablaufbeschreibung der Suchtmedizinischen Praxis zur diamorphingestützten Substitution und der Psychosozialen Beratungsstelle für Substituierte Release Stuttgart e. V., Kriegsbergstr. 40, EG, 1. OG, 2. OG

Wie in der Schwerpunktpraxis für Suchtmedizin in der Bismarckstraße arbeiten in dieser Einrichtung die Medizinische Praxis und die Beratungsstelle integriert zusammen.

Die Medizinische Praxis wird bis zu 150 Patienten mit Substitutionsmitteln behandeln, davon ca. 50 Patienten mit Diamorphin und ca. 100 Patienten mit Methadon und Buprenorphin. Zu den Leistungen gehören die Medikamentenvergabe, die Pflege, die suchtmedizinische-, hausärztliche- und psychiatrische Behandlung (Psychiatrische Institutsambulanzen PIA).

Die Beratungsstelle von Release für psychosoziale Betreuung Substituierter betreibt neben der Beratung, Betreuung und Behandlung Substituierter (PSBS) auch einen offenen Aufenthaltsbereich mit Café und tagesstrukturierende Angebote / stundenweise Arbeit. Die Beratungsstelle berät und betreut neben den Patienten der o. g. suchtmedizinischen Praxis auch Stuttgarter Substitutionspatienten anderer Praxen.

Den Hauptanteil im Betriebsablauf nehmen die zeitlich getrennten Medikamentenausgaben ein. Die Diamorphinausgabe wird an 365 Tagen pro Jahr drei Mal täglich stattfinden. Daran schließen sich die Ausgabezeiten der anderen Medikamente an. Um einen störungsfreien Ablauf zu realisieren, werden die Patienten durch getrennte Ein- und Ausgänge durch die Einrichtung geleitet. Die Funktionsplanung ermöglicht es, die unterschiedlichen Patientengruppen je nach Öffnungszeit der einzelnen Angebote durch die Einrichtung zu lenken.

Patienten der medizinischen Bestellsprechstunde und terminierte Klienten der Beratungsstelle gehen direkt in die jeweilige Etage (EG, 1. OG, 2. OG) zur Anmeldung. Patienten und Klienten werden bei Bedarf zu den jeweiligen Behandlungen weitergeleitet (Gruppenveranstaltungen, PSBS, EKG, Blutentnahmen, Urinkontrollen, Sonografie, medizinische Sprechstunde, Impfungen, Verbandswechsel, etc.).

Für die Medikamentenvergabe gehen die Patienten direkt in das 1. OG in den Wartebereich, zur Anmeldung und Alkoholkontrolle, dann zur Medikamentenausgabe. Die Diamorphinpatienten müssen sich nach der Applikation im Nachbeobachtungsbereich bis zu 30 Minuten aufhalten. Während der Vergabezeiten finden zudem ärztliche und pflegerische Behandlungen sowie Urinkontrollen statt. Die Patienten verlassen das 1. OG über die interne Treppe zum EG. Das 1. OG wird nur von der Medizinischen Praxis genutzt und ist nur zu den Vergabezeiten für den Publikumsverkehr geöffnet. Diese sind voraussichtlich: Montag bis Freitag 7:30 bis 10:00 Uhr, 12:00 bis 14:00 Uhr und 17:30 bis 19:30 Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertag 8:30 bis 11:00 Uhr, 12:00 bis 13:00 Uhr und 17:30 bis 19:00 Uhr.

Der offene Bereich im EG wird voraussichtlich an Werktagen von ca. 9:00 bis 14:00 Uhr geöffnet sein. Während der Öffnungszeiten ist der Nebenausgang geschlossen und die Patienten müssen durch den offenen Bereich gehen, um die Einrichtung zu verlassen. Dieser dient auch als Wartebereich. Die Beratungsstelle bietet hier niederschwellige Hilfen und Einzelgespräche an. Mehrere PC-Arbeitsplätze bieten den Zugang zum Internet. Der Außenbereich (Raucher) ist nur durch den offenen Bereich zu erreichen. An den offenen Bereich angeschlossen sind die Sprechzimmer für die suchtmedizinische und die psychiatrische Sprechstunde. Die Anmeldung zur Sprechstunde ist an die Theke des offenen Bereichs räumlich angegliedert und damit mit der Sozialarbeit eng vernetzt. Neben dem Regelbetrieb sind im offenen Bereich zielgruppenspezifische Gruppenangebote vorgesehen. Außerhalb der Öffnungszeit des offenen Bereichs verlassen die Patienten nach der Medikamenteneinnahme das Gebäude im EG durch den Nebenausgang.

Die psychosoziale Beratung der Substituierten (PSBS) erfolgt nach den mit der Sozialplanung abgesprochenen Rahmenstandards des Suchthilfeverbundes Stuttgart. Ziele der Einzelgespräche und der Gruppenangebote sind unter anderem das Halten in der medizinischen Behandlung, das Sichern existenzieller Grundlagen (Krankenversicherung, Lebensunterhalt, Wohnen), die gesundheitliche Stabilisierung, das Fördern der Genesung (Sucht und Begleiterkrankungen), das Beraten und Informieren über Sucht und Hilfsmöglichkeiten, das Fördern der Reintegration in das Erwerbsleben und in die Gesellschaft sowie das Vermitteln in andere Behandlungsformen (Entgiftung, Therapie).

Zusätzlich bietet der offene Bereich im EG einen attraktiven Aufenthaltsort als Alternative zu Szenetreffs. Dort sind in begrenztem Umfang weitere tagesstrukturierende Angebote für Gruppen oder stundenweise Beschäftigung im Thekendienst denkbar.

Für die Angebote der Psychosozialen Beratungsstelle für Substituierte (PSBS) werden Büros im EG und im 2. OG sowie für Gruppenangebote der offene Bereich im EG und der Gruppenraum im 2. OG genutzt.


Personal:
Die suchtmedizinische Praxis wird mit 5 Arztstellen inklusive ärztliche Leitung, Psychiater und Allgemeinmedizin und Weiterbildungsassistenz in Teilzeit, einer Psychologenstelle, 10 Pflegekraftstellen inklusive Pflegedienstleitung und Auszubildende und einer Sekretariatsstelle besetzt.

Die Beratungsstelle Psychosoziale Betreuung von Substituierten von Release Stuttgart e. V. verfügt über 4,75 Fachpersonalstellen.


Funktionsbeschreibung und Aufgabenbeschreibung Drogenberatungsstelle Release,
Kriegsbergstr. 40, 3. OG und 4. OG

„Release Drogenberatung“ wendet sich an die Zielgruppe der erwachsenen Konsumenten (ab 21 Jahre) und Abhängigen von illegalen Drogen und deren Angehörige.

Information, Beratung, Gruppenangebote, Streetwork, Beratung in der Vollzugsanstalt Stuttgart, Angebote für Migranten, Angehörigenberatung, ambulante Therapie, Suchtakupunktur, Vermittlung in Rehabilitationseinrichtungen und Nachsorge und Erschließung von Arbeits- und Wohnungsmöglichkeiten sind die Schwerpunkte der Arbeit.

Die Kernöffnungszeiten werden voraussichtlich Montag bis Freitag zwischen 9:00 und 17.00 Uhr liegen. Dazu kommen Termine für Abendsprechstunden und Gruppenangebote.

Zwischen einer Drogenberatungsstelle und einem niedergelassenen Suchtmediziner bestehen auch außerhalb der Substitutionsbehandlung zahlreiche Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Zusammenarbeit im Rahmen einer modernen Suchthilfe.
Die gemeinsame Unterbringung der Diamorphinsubstitutionspraxis und der Drogenbera-tungsstelle Release bietet daher vorteilhafte Effekte. So können zukünftig alle Klienten der Beratungsstelle das neben der Diamorphinsubstitution bestehende suchtmedizinische Angebot nutzen (medizinische Beratung und Behandlung, Versorgung durch die Psychiatrische Instutionsambulanz (PIA), Erstellung von Gutachten und Berichten).

Personal:
Die Drogenberatungsstelle Release Stuttgart e. V. verfügt über 7,25 Stellen inklusive einer Praktikanten- und 0,75 Sekretariatsstelle.




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Anlage2_Baubeschreibung.docAnlage2_Baubeschreibung.docAnlage3_Raumprogramm.docAnlage3_Raumprogramm.docAnlage4.pdfAnlage4.pdfAnlage 5 Kostenermittlung.pdfAnlage 5 Kostenermittlung.pdf