Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 125/2012
Stuttgart,
04/20/2012



Bildungsförderung und Qualitätsentwicklung in Stuttgarter Kindertageseinrichtungen ab 2012



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
14.05.2012
20.06.2012



Beschlußantrag:

1. Von dem Sachstandsbericht über die Bildungsförderung und Qualitätsentwicklung in Stuttgarter Kindertageseinrichtungen (Anlage 1) wird zustimmend Kenntnis genommen.

2. Alle Träger von Kindertageseinrichtungen in Stuttgart (freie Träger und städtischer Träger), die in die städt. Bedarfsplanung aufgenommen sind und die in den „Grundsätzen für die Bildungsförderung und Qualitätsentwicklung in Stuttgarter Kindertageseinrichtungen“ (s. Anlage 2) genannten Voraussetzungen erfüllen, erhalten ab dem 01.01.2012 städt. Finanzmittel zur Bildungsförderung und Qualitätsentwicklung. Bei den freien Trägern werden diese Mittel als Zuschuss, beim städtischen Träger durch die Bereitstellung eines entsprechenden Budgets erbracht.

3. Der Zuschuss pro Gruppe wird auf der Grundlage der Gruppenanzahl und der verfügbaren Haushaltsmittel zum 01.03. jährlich neu berechnet.

4. Das Jugendamt wird ermächtigt, die jährliche Zuschussberechnung nach Punkt 3 durchzuführen.

5. Der in Anlage 1 Ziff. 2 dargestellten Verteilung der Mittel auf die Träger wird zugestimmt.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Die frühkindliche Bildungsförderung in Kindertageseinrichtungen stellt neben dem flächenmäßigen Ausbau des Betreuungsangebots eine zentrale Aufgabe und zugleich eine Herausforderung für die Kommune dar. Sie erfordert eine neue Fachlichkeit beim pädagogischen Personal und baut auf der Bereitschaft der Einrichtungen und Träger zur Qualitätsentwicklung auf.

Der 2005 verabschiedete Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten stellt die konzeptionelle Grundlage für die Umsetzung frühkindlicher Bildungsförderung dar. Bereits in 2006 hat Stuttgart die Herausforderung angenommen und Kindertageseinrichtungen mit einem Qualifizierungsprogramm bei der Aneignung der neuen fachlichen Handlungsweisen unterstützt.

Ausgangspunkt für den Qualifizierungsprozess war die besondere Situation in der jeweiligen Einrichtung. Sie wurde durch eine/n externe/n, in einem frühpädagogischen Bildungsansatz geschulte/n Referentin/en begleitet. Die Unterstützung zielte auf das konkrete Handeln der Fachkräfte und damit auf die Verbindung zwischen Theorie und Praxis des wissenschaftlich entwickelten, modernen Bildungskonzepts. Zugleich wurden Team- und Einrichtungsentwicklungsprozesse unterstützt.

Inzwischen ist das Förder- bzw. Qualifizierungsprogramm abgeschlossen und inhaltlich ausgewertet:

- Entsprechend der Anzahl der vorgehaltenen Betreuungsplätze erhielten die Träger einen einmaligen Pauschalbetrag zur Finanzierung der Qualifizierungsmaßnahme. Die Platzbezogene Förderung umfasste insgesamt 19.370 Plätze. Damit wurden die Stuttgarter Einrichtungen in geplantem Umfang erreicht. Der Platzausbau bei den Trägern wie auch das Angebot von neuen Trägern konnte im Förderprogramm teilweise berücksichtigt werden.

- Die großen Stuttgarter Träger bzw. Trägerverbünde haben mit dem angestoßenen Qualifizierungsprozess von Beginn an eine Zukunftsperspektive verbunden und ihn als breit angelegten Entwicklungsprozess gestaltet.

- Die Erfahrungen der Träger zeigen auch, dass Praxisentwicklung nie als vollständig abgeschlossen betrachtet werden kann, sondern immer wieder der Auffrischung bedarf. Dies ist bedingt durch Personalwechsel, durch das Hinzukommen neuer Mitarbeiter/innen und neuem Leitungspersonal wie auch durch neue Aufgaben. Deshalb brauchen pädagogische Teams immer wieder Phasen der Praxisbegleitung, um auftauchende Problemstellungen zu reflektieren und sich der fachlichen Ziele zu vergewissern.

- Eine im Jahr 2009 beauftragte Evaluationsstudie durch das Berliner Institut Educert (vgl. Anlage 3) sollte ein objektivierbares Maß der pädagogischen Qualität zum Ausdruck bringen, die in den qualifizierten Einrichtungen bis dato gegeben ist. Dabei zeigte sich,– so auch die Empfehlung der Evaluatoren – dass der begonnene Prozess einer systematischen Qualitätsentwicklung in Stuttgarter Kindertageseinrichtungen fortgesetzt werden sollte, um von einem durchschnittlich mittleren auf ein hohes Qualitätsniveau zu gelangen. Ebenso sollten die Träger der Kindertageseinrichtungen verstärkt steuernden Einfluss auf den pädagogischen Alltag in den Einrichtungen nehmen und ihre Steuerungsaktivitäten an einem gemeinsamen Aufgabenkatalog ausrichten.

Diese verschiedenen Auswertungsperspektiven aus der Förderphase 2006-2011 machen zusammengenommen deutlich, dass eine Fortsetzung des Programms sehr sinnvoll ist, auf wesentliche Vorarbeit baut und zur Nachhaltigkeit führt. Dafür stehen im Haushalt 2012 und 2013 Mittel in Höhe jährlich 1,915 Mio Euro zur Verfügung.

Ab 2012 soll entsprechend der formulierten Bedarfe Bildungsförderung und Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen folgendermaßen gefördert werden:


1. Trägerinterne Fortführung der fachlichen Begleitung der Bildungsförderung in Kindertageseinrichtungen

Hierbei geht es darum (wie auch schon in der ersten Förderphase), die Handlungskompetenz zur Bildungsförderung in den pädagogischen Teams der Einrichtungen zu fördern. Die geschieht durch Folgendes:

- Prozessbegleitung und -beratung
- Individuelle Lernprozesse und Fortbildung
- Einrichtungsübergreifender Austausch und Reflexion
- Raumgestaltung, Ausstattung und Material

2. Trägerübergreifende Qualitätsdialoge

Neben den individuellen fachlichen Begleitprozessen der Einrichtungen durch die Träger ist auch eine trägerübergreifende Verständigung notwendig. Das erreichte pädagogische Niveau der Bildungsförderung soll an einem gemeinsamen kommunalen Erwartungshorizont ausgerichtet werden und perspektivisch auf einheitliche Qualitätsstandards in der Frühpädagogik in Stuttgarter Kindertageseinrichtungen hinauslaufen.

In diesem Sinne ist – nach Abstimmung mit den großen Stuttgarter Trägern und Trägerverbünden – die Einrichtung von fünf übergreifenden Qualitätsdialogen geplant. Sie arbeiten in unterschiedlicher Besetzung zielbezogen an zentralen Qualitätsfragen:

- Qualitätsdialog 1
- Qualitätsdialog 2

- Qualitätsdialog 3

- Qualitätsdialog 4 - Qualitätsdialog 5In einem fünften Qualitätsdialog wird die besondere Situation der „sonstigen Träger“ berücksichtigt und ein Beteiligungsverfahren der „Sonstiger Träger“ am Qualitätsdiskurs entwickelt.

Durch dieses Verfahren der Qualitätsdialoge wird ein hohes Maß an Verbindlichkeit wahrscheinlich, da die Qualitätskriterien Trägererfahrungen und -interessen berücksichtigen.


3. Die Federführung insbesondere für die trägerübergreifenden Aufgaben

liegt bei der Jugendhilfeplanung. Dazu gehören

- die Organisation, Vorbereitung, Moderierung und das Geben fachlicher Impulse im Zusammenhang mit den Qualitätsdialogen,
- die trägerübergreifende Koordinierung, die Beauftragung und der Ergebnistransfer der Elternbefragungen,
- die Information und Beratung von Trägern, die erstmals gefördert werden,
- die Beratung kleinerer sonstiger Träger im Hinblick auf die Fortführung der praxisbegleitenden Maßnahmen.


Finanzielle Auswirkungen

Die notwendigen Mittel sind im Haushalt eingestellt.
Die Kostenkalkulation für die beschriebenen Maßnahmen zur Bildungsförderung ab 2012 sieht folgendermaßen aus:

Kostenkalkulation

1. Umsetzung fachliche Begleitung der Bildungsförderung in Einrichtungen und FortbildungenFörderung der Träger entsprechend Gruppenanzahl
1.812.240 € p.a.
2. Externe Unterstützungsleistungen Elternbefragung und ggf. weitere Evaluationen
59.000 € p.a.
3. Programmkoordination Jugendhilfeplanung, 60% Stellenanteil EG 13
41.000 € p.a.
Gesamt
1.912.240 € p.a.



Beteiligte Stellen

Referat WFB hat mitgezeichnet




Isabel Fezer
Bürgermeisterin


Anlagen

Anlage 1: Sachstandsbericht Bildungsförderung und Qualitätsentwicklung in Stuttgarter Kindertageseinrichtungen
Anlage 2: Grundsätze für die Bildungsförderung und Qualitätsentwicklung in Stuttgarter Kindertageseinrichtungen
Anlage 3: Zusammenfassung Evaluationsergebnisse der Educert-Studie





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anlage 1 - Stand 7.3.12.docanlage 1 - Stand 7.3.12.doc anlage2_Grundsätze.docanlage2_Grundsätze.docanlage3_educert_zsfg.pdfanlage3_educert_zsfg.pdf