Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Referat Kultur/Bildung und Sport

Gz: AK/KBS 0321-00
GRDrs 1270/2011
Stuttgart,
11/28/2011



Haushalt 2012/13

Unterlage für die 2. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 05.12.2011



Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements in Stuttgart

Beantwortung / Stellungnahme

Das Thema der Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements hat sich seit Einrichtung der Stabsstelle „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ (KBS/B. E.) beim Referat Kultur, Bildung und Sport im Jahr 2002 in all seinen Facetten kontinuierlich weiterentwickelt. Die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements wird heute von einer Vielzahl von Einrichtungen und Organisationen innerhalb wie außerhalb der Stadtverwaltung wahrgenommen.

Die Stabsstelle KBS/B. E. versteht sich dabei als Kompetenz- und Informationszentrum für alle Fragen zum Thema Bürgerengagement, Ehrenamt und zu Stiftungen. Sie ist Knotenpunkt des Netzwerkes frEE Stuttgart, das die verschiedenen Akteure und Träger des Bürgerschaftlichen Engagements verbindet, z. B. die Freiwilligen-Agentur, die Bürgerstiftung Stuttgart, die Ehrenamtsbeauftragten in der Stadtverwaltung, die Dachverbände (wie der Stadtjugendring oder die Arbeitsgemeinschaft Stuttgarter Bürgervereine) und die Liga der Verbände der freien Wohlfahrtspflege. Bei KBS/B. E. selbst sind die Freiwilligen-Agentur sowie die frEE-Akademie angesiedelt, ergänzt wird die Mitarbeit durch die Geschäftsführerin des Initiativkreises Stuttgarter Stiftungen e. V.

Daneben arbeiten weitere Bereiche und Ämter der Stadtverwaltung regelmäßig mit ehrenamtlich Tätigen oder entwickeln entsprechende Projekte (beispielhaft genannt seien Leseohren e. V., STARTklar, Projekte in den Bezirken oder die Paten und Lotsen zu verschiedenen Themen wie Demografie-Lotsen oder Bildungspaten).

Die Freiwilligenagentur Stuttgart (FWA) wurde 2004 gegründet und ist in die Stabsstelle KBS/B.E. integriert. Sie ist aus einer Bürgerinitiative hervorgegangen, die bereits Mitte der 90er-Jahre unter dem Namen IBIS (Initiative Bürgerengagement in Stuttgart e.V.) ihre Beratungstätigkeit aufnahm. Zur besseren Unterstützung und Begleitung durch die Stadt wurde der Verein zur Freiwilligenagentur weiterentwickelt. Die FWA versteht sich als Vermittlungs- und Entwicklungsagentur. Sie berät, vermittelt, begleitet und qualifiziert Einzelpersonen und Institutionen im Rahmen des Bürgerschaftlichen Engagements. Des Weiteren führt sie Projekte durch und macht breite Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, Einrichtungen und Unternehmen zu fördern und die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Aktivitäten zu stärken.

Seit der Gründung des Freiwilligenzentrums Caleidoskop 2005 beim Caritasverband für Stuttgart e. V. gibt es eine zweite Freiwilligenagentur in Stuttgart; zwischen ihnen bestehen lose Verbindungen. Andere Ehrenamtsstellen akquirieren nach Eigenbedarf.
Heute gibt es in Deutschland 360 Freiwilligenagenturen, wobei die Trägerschaften sehr heterogen gestaltet sind: Als Träger fungieren eigenständige Vereine und Wohlfahrtsverbände (ein Viertel), Kommunen (ein Fünftel) und Trägerverbünde (ein Sechstel). Dementsprechend sind auch die personelle Ausstattung und der Finanzierungsmix der Agenturen sehr unterschiedlich und schwer vergleichbar. Das bewirkt dann auch eine unterschiedliche Profilbildung von Freiwilligenagenturen.

Die städtische Freiwilligenagentur berät und vermittelt die an einem freiwilligen Engagement interessierten Menschen und Einrichtungen. Von 2006 bis heute haben ca. 1.500 Menschen eine persönliche Beratung erfahren. Dazu kommt der Ausbau und die Pflege der elektronischen Freiwilligenbörse; hier hat sich der jährliche Zugriff von 11.000 (2005) auf 80.000 (September 2011) pro Jahr erhöht. Im Jahr 2010 waren in der Freiwilligenbörse 654 Einrichtungen mit insgesamt 948 Engagementmöglichkeiten eingestellt, die das ganze Spektrum von Einsatzstellen freiwilliger Arbeit abdecken. Das Aufgabenprofil der FWA wird ergänzt durch Projektarbeit wie die jährlichen Stuttgarter Jugendfreiwilligentage, durch so genannte Social Days mit Unternehmen und eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit, wofür insbesondere das neue Freiwilligenmagazin W!N steht – von Freiwilligen, für Freiwillige. Das Sachbudget der FWA beträgt zur Zeit jährlich 18.000 Euro.

Trotz oder gerade durch die Vielzahl an Akteuren wird nun zunehmend deutlich, dass bei allen Bemühungen um die ehrenamtlich Tätigen viele Anforderungen und Bedürfnisse aus dem Ehrenamtsbereich von städtischer Seite nicht oder nicht ausreichend unterstützt und berücksichtigt werden. Dies betrifft z. B. die allgemeine Kontaktaufnahme von Ehrenamtlichen mit der Stadtverwaltung, die Genehmigung von Veranstaltungen, Fragen zur Spendenthematik usw.

Durch die Weiterentwicklung des Themas und zahlreiche bestehende wie neu hinzugekommene Einrichtungen und Organisationen erscheint eine Beleuchtung der Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements im Rahmen einer Untersuchung durch das Referat AK sinnvoll. Ziel einer solchen Untersuchung sollte es sein, die verschiedenen Bereiche der Stadtverwaltung, die in Kontakt mit ehrenamtlich Tätigen stehen, aufzuzeigen, um so künftig Möglichkeiten für Bündelungen und Synergieeffekte zu nutzen, eventuelle Parallelstrukturen zwischen der Stadt und Dritten festzustellen, und auf dieser Basis evtl. einen Vorschlag für eine neue Organisationsstruktur zu erarbeiten. Dabei soll auch das Zusammenspiel mit der Ehrenamtsförderung bei den freien Trägern der Wohlfahrtspflege (z. B. dem Freiwilligenzentrum Caleidoskop) und deren Förderung mit einbezogen werden.

Die Vielfalt des Bürgerschaftlichen Engagements sowie der privaten Initiativen soll durch diese Untersuchung nicht eingeschränkt, sondern erhalten, ggf. auch weiter gestärkt werden.

Ergebnisse dieser Untersuchung könnten bis Sommer/Herbst 2012 vorliegen.





Bis zum Abschluss der Untersuchung wären die aktuellen Anträge zum Thema Bürgerschaftliches Engagement zurückzustellen:
· HH-Antrag Nr. 498/2011 der CDU-Gemeinderatsfraktion (Erhöhung des städtischen Zuschusses an das Freiwilligenzentrum Caleidoskop um jährlich 20.000 €) – Diese Mittel könnten in den Haushaltsplan 2012/2013 aufgenommen werden, die Auszahlung jedoch bis zum Vorliegen des Untersuchungsergebnisses gesperrt werden.
· HH-Antrag Nr. 647/2011 der FDP-Gemeinderatsfraktion (Schaffung von 1,0 Stelle für KBS/B. E.)





Vorliegende Anträge/Anfragen

Antrag Nr. 498/2011 der CDU-Gemeinderatsfraktion (GRDrs 1004/2011);
Antrag Nr. 647/2011 der FDP-Gemeinderatsfraktion;
Auftrag aus der Sitzung des Verwaltungsausschusses am 26. Oktober 2011
(GRDrs 868/2011)





Werner Wölfle Dr. Susanne Eisenmann
Bürgermeister Bürgermeisterin




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