Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 230/2011
Stuttgart,
04/15/2011



LISA - Lokale Initiativen zur Integration junger Spätaussiedler und Neuzugewanderter in Ausbildung



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
09.05.2011
11.05.2011



Beschlußantrag:

1. Vom aktuellen Projektverlauf von LISA wird Kenntnis genommen.
2. Der Weiterführung des Projektes LISA mit Aufnahme eines neuen Kurses zum Schuljahresbeginn 2011/12 wird zugestimmt.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zu 1.

LISA ist ein Angebot für begabte motivierte Neuzuwanderer/-innen, die sich noch nicht lange in Deutschland aufhalten. Es handelt sich um ein spezielles Qualifizierungsprogramm mit dem Ziel der Erlangung des Hauptschulabschlusses. Das Qualifizierungsprogramm trägt dem Sachverhalt Rechnung, dass die Jugendlichen über gute intellektuelle Fähigkeiten verfügen, jedoch aufgrund von Sprachproblemen an der Erlangung eines Hauptschulabschlusses in bestehenden regulären Angeboten scheitern würden. Das Angebot setzt an dem individuellen Unterstützungsbedarf der jungen Menschen an und richtet die Lernaufgaben und Methoden an den Sprachdefiziten aus.

Das Projekt LISA wird von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Stuttgart koordiniert und von Henke Schulungen durchgeführt. Es wurde über den Zeitraum von Mai 2007 bis Juli 2008 durch die Robert-Bosch-Stiftung initiativ gefördert.

Aufgrund des erfolgreichen Projektverlaufs – 2008 haben 18 der 19 jungen Menschen den Hauptschulabschluss erfolgreich erworben - hat der Stuttgarter Gemeinderat in den Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2010/11 über die Weiterführung eines LISA-Kurses aus Mitteln der Jugendberufshilfe (§13 SGB VIII) beschieden (vgl. GRDrs 148/2010).

Ein LISA-Kurs setzt sich aus einem Vorkurs und einem Hauptkurs zusammen. Im Vorkurs werden die angemeldeten jungen Menschen dahingehend getestet, ob sie sprachlich und fachlich den Kursanforderungen entsprechen. 17 junge Menschen hatten den Sprung in den Vorkurs, der vom 07.06. – 06.08.2010 stattfand, geschafft. In den eigentlichen Hauptkurs (Schuljahr 2010/2011) haben es wiederum 14 junge Menschen geschafft, plus zwei weitere Teilnehmer/-innen, die direkt in den Hauptkurs kamen. Zwei Teilnehmer/-innen mussten den Kurs vorab verlassen.

Die Teilnehmer/-innen im aktuellen Hauptkurs sind im Alter von 16 bis 28 Jahren (zwei Drittel davon sind 18 Jahre oder jünger). Der Großteil der Jugendlichen war zu Beginn des Kurses zwischen 3 Monaten und 4 Jahren in Deutschland. Die vierzehn Teilnehmer/-innen kommen aus 12 verschiedenen Herkunftsländern.

Anfang Februar 2011 wurde die Zwischenprüfung mit 14 Teilnehmer/-innen durchgeführt. Mit diesen Ergebnissen konnten die Schüler sich an den weiterführenden Schulen bewerben. Ein Großteil der Jugendlichen hat sich auf zweijährigen Berufsfachschulen angemeldet und strebt den mittleren Bildungsabschluss an.

Alle Jugendlichen haben bis im ersten Schulhalbjahr ein Praktikum in einem Betrieb absolviert. Aufgrund erfolgreicher Praktika gab es bereits erste Zusagen für eine Ausbildung ab Herbst 2011. Aktuell bewerben sich diejenigen Jugendlichen um Ausbildungsplätze, die keinen weiteren Schulbesuch anstreben.

Die Chancen auf ein erfolgreiches Bestehen des Hauptschulabschlusses werden bei allen Teilnehmer/-innen als gut eingeschätzt. Dies ist angesichts des teilweise doch sehr kurzen Aufenthaltes in Deutschland sehr erfreulich. Für diesen Erfolg ist das Zusammenspiel von Fachunterricht und Sprachunterricht entscheidend.

Ein weiterer Erfolgsindikator sind die weiteren schulischen und beruflichen Entwicklungen der Abgänger/-innen des Kurses aus dem Jahr 2008. Nach dem erfolgreichen Hauptschulabschluss haben sieben Schüler/-innen die zweijährige Berufsfachschule besucht.

Einer dieser Jugendlichen wurde ein halbes Jahr später in einem Sonderlehrgang des Zeppelin-Gymnasiums aufgenommen, um dort seine Hochschulreife zu erwerben.

Drei Schülerinnen haben es geschafft, nach dem erfolgreichen Abschluss der zweijährigen Berufsfachschule 2010, das Berufskolleg zu besuchen mit dem Ziel Fachhochschulreife. Eine Jugendliche hat eine Ausbildung als Arzthelferin begonnen.


Zu 2.

Entgegen der ursprünglichen Annahmen der AWO ist die Nachfrage nach Plätzen in LISA ungebrochen. Obwohl keine Werbung für das Angebot gemacht wird, haben sich über Mund-zu-Mund-Propaganda bereits jetzt schon einige Jugendliche beim Projektträger gemeldet, welche an einem LISA-Kurs im kommenden Schuljahr teilnehmen wollen.

In Stuttgart besteht kein anderweitiges Angebot, das mit einem speziell auf diese Zielgruppe abgestimmten Konzept junge Zugewanderte zum Hauptschulabschluss führt. Das Schulsystem hält für junge Menschen bis 16 Jahren Internationale Vorbereitungsklassen vor. Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren haben die Möglichkeit, an berufsvorbereitenden Maßnahmen (Berufsvorbereitungsjahr BVJ oder Berufseinstiegsjahr BEJ) teilzunehmen.

Diese Maßnahmen sind jedoch nicht für neu zugewanderte Seiteneinsteiger konzipiert, die jungen Menschen können den Lernstoff aufgrund der sprachlichen Situation nicht aufnehmen und scheitern. Nach Beendigung der Schulpflicht (18 Jahre) besteht nur noch die Möglichkeit zum Besuch von Abendrealschulen oder Abiturvorbereitungen, die ohne Hauptschulabschluss nicht besucht werden können.

Diese „Versorgungslücke“ hat LISA in den letzten Jahren in sehr erfolgreicher Weise geschlossen. Im Verlauf der letzten Jahre wurden viele Erfahrungen im Umgang mit dieser spezifischen Zielgruppe gesammelt und eine erfolgreiche Zusammenarbeit entwickelt, auf die nicht verzichtet werden sollte.

Die Verwaltung wird rechtzeitig zu den Haushaltsplanberatungen eine Gesamtvorlage zur Jugendberufshilfe vorlegen, in der ein Vorschlag zur weiteren Finanzierung von LISA für die Jahre 2012/2013 unterbreitet wird. Vor dem Hintergrund des jetzigen Wissenstands wird die Verwaltung die weitere Förderung von LISA empfehlen

Aufgrund der – unerwarteten – hohen Nachfrage hat die Arbeiterwohlfahrt als Projektkoordinator einen Antrag auf Förderung des Angebotes LISA über das Schuljahr 2010/2011 hinaus gestellt. Damit ohne Zeitverzug im September 2011 für das Schuljahr 2011/2012 - wie von der Arbeiterwohlfahrt beantragt - ein weiterer Hauptkurs starten kann, ist allerdings ein Vorkurs erforderlich.

Finanzielle Auswirkungen

Die Kosten für einen einjährigen Hauptkurs in LISA (inkl. Vorkurs) betragen 100.100 €. Der Stuttgarter Gemeinderat hat für die Jahre 2010/2011 je 52.300 € für die Förderung eines Kurses (Schuljahr 2010/2011). Für das Kalenderjahr 2010 hat das Land Baden-Württemberg eine Kofinanzierung i.H.v. 28.500 € übernommen, so dass die eingestellten Haushaltsmittel nicht voll ausgeschöpft werden mussten. Für das Jahr 2011 ist eine Kofinanzierung durch das Land in gleicher Höhe zugesagt, so dass auch in 2011 die städtischen Fördermittel in Höhe von 52.300 € nicht vollständig gebraucht werden.

Damit der Träger o. g. Vorkurs auf den Weg bringen kann, sind zusätzliche Mittel in Höhe von 19.300 € für das Jahr 2011 erforderlich. Diese Mittel können über den Haushaltsansatz der Jugendberufshilfe über zu erwartende Restmittel aus dem Programm 400+Zukunft gedeckt.
2010
2011
Kosten Kurs 1 52.300 €
(Vorkurs + Hauptkurs Sept.-Dez.)
Kosten Kurs 1 (Schuljahr 10/11) 51.100 €
(Hauptkurs Jan. bis Juli)

Kosten Kurs 2 (Schuljahr 11/12) 49.000 €
(Vorkurs + Hauptkurs Sept.-Dez.)
Kofinanzierung Land - 28.500 €Kofinanzierung Land - 28.500 €
Städtischer Zuschuss 23.800 €Städtischer Zuschuss 71.600 €
Vorhandene Mittel -52.300 €
noch zu veranschlagen 19.300 €




Beteiligte Stellen

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Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Isabel Fezer
Bürgermeisterin


Anlagen

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