2012 wurden 12 Mütter mit ihren Kindern betreut. Anhand des beigefügten Musterdienstplanes ist ersichtlich, dass für ein Clearing 196 Stunden zur Verfügung stehen müssen.
Bei insgesamt 12 Clearings bedeutet dies eine tatsächliche Betreuungszeit von 2.352 Stunden. Hierin sind jedoch keine sonstigen Bearbeitungszeiten wie z.B. Teilnahme an Kontraktgesprächen, Aufnahme-/ Vorstellungsgespräche, Erstellen von Berichten, Auswertung und Gespräche mit den Auftrag gebenden Stellen und Kooperationspartnern sowie für Fallberatung und Supervision berücksichtigt.
Der Zeitaufwand für die Trainings ist weniger intensiv, da hier die 24-Stunden Betreuung wegfällt; er hängt vom Bedarf und der Bereitschaft der Mütter zur Mitarbeit und Umsetzung des Gelernten ab. In der Regel genügt eine reine Betreuungszeit vor Ort von wöchentlich 10 Stunden (werktags 5 x 2 Std., i.d.R. keine Notwendigkeit von Nachtdiensten o.ä.).
Hinzu kommt ein Zeitkontingent für entwicklungspsychologisch orientierte Video-Beratung (Sicherstellung der Nachhaltigkeit) und ein Zeitkontingent für den Transfer ins Lebensfeld bzw. den Alltag (bisheriges oder neues Wohnumfeld). Für die entsprechende Video-Arbeit und die Hausbesuche im neuen/alten Lebensumfeld werden ebenfalls 10 Stunden pro Woche benötigt.
2012 fand für 3 Mütter mit Kindern ein Anschlusstraining statt. Dies bedeutet eine zusätzlich notwendige Arbeitszeit in Höhe von 660 Stunden (20 Std/Woche x 11 Wochen = 220 Std. x 3 Fälle).
Im Jahr 2013 können voraussichtlich nur 9 Mütter mit ihren Kindern ein Clearing plus 2 Trainings angeboten werden, da die 0,5 Stelle wieder dem Notaufnahmebereich zur Verfügung gestellt werden musste. Grund ist die zeitweise über 100 prozentige Auslastung dieses Bereichs u. a. aufgrund der großen Anzahl minderjähriger Flüchtlinge.
Die Nachfrage aus den Beratungszentren ist aber erheblich höher. Im Jahr 2012 wurden 4 konkrete Nachfragen abgewiesen und den Beratungszentren musste mitgeteilt werden, dass weitere Anfragen nicht mehr möglich sind.
Um das Angebot auf Dauer bedarfsgerecht und effektiv zu etablieren und zu gestalten, muss es zu einer eigenständigen stationären Clearings- und Trainingsgruppe ausgebaut werden.
2. Stellenbedarf
2012 konnten mit zwei Stellen insgesamt 12 Mütter versorgt werden. Dies bedeutet, dass eine Clearingphase die Aufnahme für 1 Monat blockiert, da die hierfür anfallende Mehrarbeit anschließend ausgeglichen werden muss.
Um dem steigenden Bedarf jedoch gerecht zu werden, ist mindestens eine Verdoppelung des bisherigen Angebotes notwendig. Die vorhandenen Räume und die bisherige Platzzahl ermöglichen weitere Clearings, sofern das hierfür notwendige Personal zur Verfügung steht.
Bei einer Verdoppelung des pädagogischen Personals können jährlich bis zu 24 Clearings sowie notwendige Trainings parallel dazu angeboten werden.
Es sind daher folgende Stellenanteile zu schaffen:
Vorgesehen ist, das Angebot auf Dauer zu einer eigenständigen stationären Clearings- und Trainingsgruppe auszubauen. Hierfür sind Leitungsaufgaben, sowie die notwendige eigene Fachberatung Grundvoraussetzung.
3. Begründung für den weiteren Ausbau
Die zunehmende Zahl von jungen Müttern mit psychischer Instabilität bzw. psychischen Erkrankungen, mit Suchterkrankungen und psychosozialen Problemen erfordert eine gründliche diagnostische Abklärung und fundierte Einschätzung der Erziehungs- und Bindungsfähigkeit als Grundlage für familiengerichtliche Anträge/ Entscheidungen und als Grundlage für eine zielgerichtete Hilfeplanung.
Die Familiengerichte in Stuttgart bauen zunehmend auf die diagnostischen Einschätzungen und Stellungnahmen nach Clearingprozessen durch die Julie-Pfeiffer-Gruppe als fundierte Entscheidungsgrundlage und Empfehlungen für Anschlusshilfen / Sorgerechtsentscheidungen.
Es gibt pro Jahr für Stuttgarter Frauen ca. 41 Hilfen in Mutter-Kind-Einrichtungen nach § 19 SGB VIII, die pro Tag ca. 230,00 Euro kosten; viele dieser Hilfen enden bisher ohne den gewünschten Erfolg, d. h. die Kinder bekommen danach eine stationäre Anschlusshilfe, bzw. es kommt zu einer Trennung von Mutter und Kind.
Die Rückmeldung der Einrichtungen, die Hilfen nach § 19 SGB VIII anbieten, gehen eindeutig in die Richtung, dass eine solche Hilfe ohne vorheriges Clearing und evtl. Training, vor allem aber ohne eine fachlich fundierte Stellungnahme seitens der Julie-Pfeiffer-Gruppe, wesentlich weniger erfolgreich und zielgerichtet verläuft.
Der Aufbau einer eigenen, leistungsfähigen Dienstelle für Clearing, Diagnostik und Training als Weiterentwicklung der jetzigen Julie-Pfeiffer-Gruppe erleichtert die Arbeit der Beratungszentren in Bezug auf die Einschätzung der Kindeswohlgefährdung und die zielgenaue, effektive Hilfeplanung.
Der Einspareffekt durch Vermeidung unnötiger oder unnötig langer Hilfen in Mutter-Kind-Einrichtungen macht den Ausbau einer solchen Dienststelle attraktiv und notwendig.
Werden die Stellen nicht geschaffen, muss das bisherige Angebot drastisch zurückgefahren werden; es können weiterhin nur vereinzelt die zeitintensiven Clearings gemacht werden; den von Beratungszentren und Familiengerichten formulierten Anforderungen kann nicht entsprochen werden.
Finanzielle Auswirkungen
Da es sich hier um ein Angebot der Hilfe zur Erziehung nach § 19 SGB VIII handelt, werden die Kosten über Entgeltsätze (berechnet pro Platz und Tag) und die entsprechende Auslastung von 95% der stationären Gruppe gedeckt.
Das errechnete Entgelt bedeutet in der wirtschaftlichen Jugendhilfe keinen Mehraufwand, da die Hilfen ansonsten in anderer Form (Unterbringung in Mutter-Kind-Einrichtungen bzw. stationäre Unterbringung des Kindes) gewährt werden müssten.
Mitzeichnung der beteiligten Stellen Das Referate AK hat Kenntnis genommen. Das Referat WFB hat Kenntnis genommen, ist aber der Auffassung, dass die Leitungs- bzw. Fachberatungsaufgaben für die Julie-Pfeiffer-Gruppe im Rahmen der bisherigen Ressourcen wahrgenommen werden können, da es sich hier weder um eine neue Aufgabe oder geänderte Aufgabeninhalte handelt. Eine bloße Erweiterung der Platz- bzw. Aufnahmekapazität der Julie-Pfeiffer-Gruppe begründet aus Sicht von Referat WFB keinen Stellenmehrbedarf für Leitungsaufgaben bzw. Fachberatung. Haushalts- und stellenplanrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der HH-Planberatungen erfolgen. Isabel Fezer Bürgermeisterin Anlagen: Anlage 1 - Ausführliche Begründung Anlage 2 - Konzeption der Julie-Pfeiffer-Gruppe Anlage 3 - Bundeskinderschutzgesetz Ausführliche Begründung Angebot und Zielgruppe
Das Angebot der Julie-Pfeiffer-Gruppe, ein zeitlich begrenztes Clearing- und Trainingsangebot, steht als Hilfe nach § 19 SGB VIII Stuttgarter Müttern/Vätern mit Kind zur Verfügung. Das Angebot ermöglicht, fundierte Aussagen bzgl. Grundversorgung, Erziehungsfähigkeit, Bindungsqualität etc. der Mütter/Väter zu treffen, mögliche Anhaltspunkte zur Kindeswohlgefährdung festzustellen sowie Aussagen zu weiterem Hilfe- und Unterstützungsbedarf zu machen und agiert damit an der Schnittstelle Klärung Kinderschutz und Frühe Hilfen für Mutter und Kind. 1. Kurzbeschreibung der konzeptionellen Grundzüge (Konzeption s. Anlage 2)
Ausgehend von Fragestellungen im Bereich des Kinderschutzes und der daraus resultierenden Verantwortung der fallverantwortlichen Kolleginnen und Kollegen dieser Arbeitsbereiche, sowie der Frage nach einem zielgerichteten und erfolgversprechenden Hilfe- und Unterstützungsangebot für Mütter mit kleinen Kindern wurde ein Konzept entwickelt, das in einer eng getakteten Hilfeplanung zu folgendem beiträgt:
Ø Die Fallverantwortlichen werden durch eine intensive Clearingphase mit Mutter und Kind in die Lage versetzt, zielgerichtete Entscheidungen im Sinne des Kindeswohles und der damit einhergehenden Zukunftsperspektiven der Frauen/Familien und Kinder vorzubereiten. Dazu gehören Einschätzungen zu Grundversorgung, Beziehung/ Bindung, Erziehungsverhalten und Tagesstruktur.
Ø Durch ein differenziertes Trainingsprogramm mit den Müttern werden die praktischen Voraussetzungen für ein eigenständiges und selbstverantwortliches Handeln der (oft) alleinerziehenden Mütter geschaffen. Ziel ist, auch die Väter adäquat in die Hilfeplanung mit einzubeziehen sowie soziale Ressourcen und Netzwerke der Mütter und Kinder mit einzubeziehen bzw. zu stärken.
Ø Das Angebot trägt wesentlich zu präventivem Kinderschutz, zur Übernahme von Eigenverantwortung sowie zur Akzeptanz und Etablierung weiterer Hilfe- und Unterstützungsmaßnahmen bei.
Ø Die Vermeidung unnötiger Trennungen von Mutter und Kind wird erreicht durch eine ressourcenorientierte und videogestützte Arbeit unter Berücksichtigung fachlicher Aspekte und Methoden entwicklungspsychologischer Beratung. 2. Steigende Nachfrage durch Beratungszentren und Familiengericht
Mit der jetzigen Personalausstattung (1,5 Stellen) können jährlich maximal 9 Fälle bedient werden. Die Nachfrage ist jedoch wesentlich höher.
Ø Training
11
4
15
5
2
12
3
Ø In Bereitschaftspflege
Ø Mutter/Kind-Einrichtung
Ø Stationäre Aufnahme
1
Dabei sollte das Clearing immer nur eine notwendige Voraussetzung sein, um in dem sich anschließenden Training zielgerichtet an der Verbesserung der Erziehungsfähigkeit, Grundversorgung der Kinder sowie einem gelingenden Beziehungsaufbau zu arbeiten bzw. auch, um Akzeptanz für weitere Hilfeangebote entweder im häuslichen Umfeld oder in einer Mutter-Kind-Einrichtung zu schaffen. In den letzten Jahren verstärkte sich zudem die Notwendigkeit, im Kontext von Clearing und Diagnostik belastbare Entscheidungsgrundlagen zu liefern, die den Beratungszentren (des Jugendamtes) und den Familiengerichten häufig in Sorgerechts- und Erziehungsfähigkeitsfragen wichtige fachliche Hinweise liefern. Neben dem präventiven Charakter des Angebots und der Möglichkeiten der Julie-Pfeiffer-Gruppe, wichtige fachliche Hinweise für Folgehilfen zu entwickeln, bietet das Clearing auch die Option, Mütter darin zu stärken, kurz- und mittelfristig eine Fremdunterbringung/Adoption des Kindes zu akzeptieren und mit zu tragen. Der durch Trennung von Mutter und Kind verursachten Traumatisierung wird dadurch fachlich adäquat begegnet und die Mutter kann als wichtige Partnerin (und nicht als Gegnerin) im Hilfeprozess gewonnen werden. Deutlich wurde auch, dass die Nachfrage nach Clearing und Training für Väter mit Kindern oder auch für ganze Familien mit der jetzigen Ausstattung nicht geleistet werden kann.
Um das Angebot auf Dauer bedarfsgerecht und effektiv zu etablieren und zu gestalten, muss es zu einer eigenen Dienststelle für Clearing, Diagnostik und Training innerhalb des Notaufnahmebereichs ausgebaut werden. Aufgrund der Nachfrage und veränderten Bedarfslagen muss das Angebot auch auf Väter mit Kindern sowie Familien ausgeweitet werden; und dies auch vor dem Hintergrund gesetzliche Vorgaben an den Schnittstellen Kinderschutz, Frühe Hilfen und Hilfeplanung nach SGB VIII.
Dazu bedarf es weiterer Fachkräfte, die je zu zweit parallel einen Clearing- und Diagnostikprozess und die sich daran anschließende Trainingsphase machen können sowie einer Leitung. 3. Ausbau
Die Familiengerichte in Stuttgart sind auf die diagnostischen Einschätzungen und Stellungnahmen durch die fallverantwortlichen Beratungszentren angewiesen. Diese wiederum können wesentlich fundiertere Stellungnahmen und Prognosen nach Clearing- und Trainingsprozessen durch die Julie-Pfeiffer-Gruppe abgeben.
Die Rückmeldung der Stuttgarter Einrichtungen, die Hilfen nach § 19 SGB VIII anbieten, gehen eindeutig in die Richtung, dass eine solche Hilfe mit vorherigem Clearing und evtl. Training, vor allem aber mit einer fachlich fundierten Stellungnahme seitens der Julie-Pfeiffer-Gruppe, wesentlich erfolgreicher und zielgerichteter verlaufen; ohne eine solche vorherige Maßnahme wird u. U. viel Zeit in den Mutter-Kind-Einrichtungen verschenkt.
Die bestehende Konzeption der Julie-Pfeiffer-Gruppe wird im Laufe des Jahres 2013 gemeinsam mit den Abteilungen FJ 1 und FJ 2 (Jugendamt) im Hinblick auf den neu zu etablierenden Dienst und seine Aufgaben weiterentwickelt.
Einig sind sich die Abteilungen FJ und Erziehungshilfen im Jugendamt darüber, dass in einem fachlichen Entwicklungsprozess mit allen Stuttgarter Mutter-Kind-Einrichtungen sowie dem Zentrum für seelische Gesundheit ein Ausbau des Hilfeangebots sowie eine bessere Vernetzung für Mütter mit kleinen Kindern erfolgen muss. Die Julie-Pfeifer-Gruppe kann mit einer verbesserten Personalausstattung und damit einer stärkeren Leistungsfähigkeit hierzu ein wesentlicher Baustein sein. 4. Notwendige Personalausstattung
Um das Angebot auf Dauer bedarfsgerecht und effektiv zu etablieren und zu gestalten, muss es zu einer eigenständigen stationären Gruppe für Clearing, Diagnostik und Training innerhalb des Notaufnahmebereichs ausgebaut werden. Dazu bedarf es weiterer Fachkräfte, die je zu zweit parallel einen Clearing- und Diagnostikprozess machen können sowie einer Leitung.
Für eine sinnvolle und fachlich fundierte Clearingphase sind 8 Tage notwendig. Schwerpunkt ist hier eine Einschätzung bzgl. Kindeswohlgefährdung. In dieser Zeit müssen die Mitarbeiter/-innen aus Sicherheitsgründen (Kinderschutz) rund um die Uhr im Einsatz sein und für eine hochfrequente Begleitung, Unterstützung und Beobachtung sorgen.
Hinzu kommen noch Zeiten für die Trainings, für Übergaben, Teilnahme an StadtteilDienst- und Teambesprechungen sowie Berichte vor den Familiengerichten. Die steigende Nachfrage nach Clearing und Training auch für Väter und Kind sowie ganze Familiensysteme erfordert außerdem auch mindestens eine männliche Fachkraft.
Mittlerweile gibt es bundesweit ähnliche Angebote:
Intensivbe-treuung
1 : 2,4 (Kinder)
1 : 1,86
Kinder 112 Euro
+ 2 Plätze für Training
Keine Nachtbetreuung – nur tel. Bereitschaftsdienst
(24-Std.-Dienst)
Allerdings muss hier noch beachtet werden, dass das Projekt der Julie-Pfeiffer-Gruppe den intensiven fachlichen Rahmen videogestützter entwicklungspsychologischer Beratung (EPB) nutzt.
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