Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 943/2011
Stuttgart,
11/07/2011



Haushalt 2012/2013

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 11.11.2011



Kursangebot für ältere Werkstattbesucher

Beantwortung / Stellungnahme

Die Teilhabe von Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung an der Gesellschaft soll sich in allen Lebensbereichen vollziehen.

Entsprechend der Rahmenzielsetzung der Partizipativen Altersplanung (GRDrs 655/2011 „Partizipative Altersplanung 2011 – Selbstbestimmtes und selbstständiges Leben im Alter in der Landeshauptstadt Stuttgart“) soll es auch Bürgerinnen und Bürgern mit geistiger
oder mehrfacher Behinderung möglich sein, aktiv, selbstbestimmt, bedürfnisorientiert und auf der Basis einer Vielfalt von Angeboten und Möglichkeiten abgesichert älter zu werden. Ende Dezember 2010 waren ca. 170 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung, die 50 Jahre und älter sind, in einer der 5 Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) in der Landeshauptstadt Stuttgart beschäftigt. Auf Grund ihrer wesentlichen Behinderung und ihres bislang eher institutionell geprägten Lebenslaufes benötigen sie für die Entwicklung neuer Lebensperspektiven nach dem Ausscheiden aus der WfbM Anregung und Unterstützung.


Um die Teilhabe von Menschen mit wesentlicher Behinderung am sozialen Leben zu gewährleisten und die Leistungen der Eingliederungshilfe weiter zu entwickeln, hat die Landeshauptstadt Stuttgart im Rahmen des Projektes „Neue Bausteine in der Eingliederungshilfe“ des Kommunalverbandes Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) seit dem Jahr 2008 neue Angebote und Gestaltungsräume entwickelt (GRDrs 938/2010 „Ergebnisse des KVJS-Projektes „Neue Bausteine in der Eingliederungshilfe“ in Bezug auf ältere Menschen mit Behinderung nach ihrem Ausscheiden aus der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM)“).

Angelehnt an ein seit vielen Jahren bestehendes Angebot zur Vorbereitung auf die nachberufliche Phase für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, hat der Treffpunkt
Senior im Auftrag der Stuttgarter Sozialverwaltung und in Zusammenarbeit mit Fachkräften der Behindertenhilfe aus Stuttgart und Esslingen ein Kursangebot für ältere Werkstattbeschäftigte entwickelt.


Dieses Kursangebot wurde erfolgreich erprobt. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung (Anlage 3 zur GRDrs 938/2010 „Ergebnisse des KVJS-Projektes „Neue Bausteine in der Eingliederungshilfe“ …) wurde belegt, dass dieses Angebot für Menschen mit wesentlicher Behinderung für die Lebensgestaltung in der nachberuflichen Phase eine hohe Bedeutung hat und deshalb auch nach der Projektlaufzeit zur Verfügung stehen sollte. Für die Vermittlung und Verinnerlichung der Kursinhalte sind insbesondere Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung und mit hohem Unterstützungsbedarf auf eine entsprechende Zahl an Fachkräften angewiesen, die sie anleiten und betreuen.

Grundlage des Kursangebotes ist das im Rahmen des Projektes unter Federführung des Treffpunkt Seniors entwickelte Curriculum. Dieses wurde vom KVJS inzwischen auch
veröffentlicht.


Abhängig vom Unterstützungsbedarf der Teilnehmenden und der erforderlichen Zahl von Betreuungskräften entstehen pro Kurs (12 - 15 Personen) Kosten von ca. 15.000 EUR. Die Werkstätten für behinderte Menschen in der Landeshauptstadt Stuttgart beteiligen sich einerseits zusätzlich finanziell aus dem Anteil der Vergütungssätze mit dem Ziel der sozialen Integration oder sie stellen, wie in der Projektphase, Fachkräfte für die Kursge-staltung zur Verfügung. Von allen Teilnehmenden werden andererseits zusätzlich Eigenbeiträge, je nach Dauer des Angebots, von bis zu 100 EUR erhoben.

Auch der Treffpunkt Senior wird im Rahmen seiner personellen Möglichkeiten an weiteren Kursen mitwirken. Raumkosten entstehen in der Regel nicht, da auf finanzierte oder geförderte Räume zurückgegriffen wird.

Für den Doppelhaushalt 2012/2013 sind für die Durchführung von 2 Kursen (je Kurs 15.000 EUR) insgesamt 30.000 EUR notwendig, die bisher nicht im Haushalt des Sozialamts eingestellt sind.

Die Sozialverwaltung wird mit dem Treffpunkt Senior und den Verantwortlichen der WfbM in der Landeshauptstadt Stuttgart Gespräche über die Möglichkeit eines Regelangebotes führen. Zu den Haushaltsplanberatungen 2014/2015 wird ein Sachstandsbericht der Erfahrungen der Kurse 2012/2013 vorgenommen.





Vorliegende Anträge/Anfragen

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418/2011, 4. (Bündnis 90/Die GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion), 477/2011, 1. (CDU-Gemeinderatsfraktion), 552/2011, 3. (SPD-Gemeinderatsfraktion), 747/2011, 1. (SÖS und LINKE Fraktionsgemeinschaft)




Isabel Fezer
Bürgermeisterin




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