Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 376/2012
Stuttgart,
09/27/2012



Förderung musikalischer Einrichtungen in den Jahren 2012 und 2013



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
23.10.2012
24.10.2012



Beschlußantrag:

1. Die nachstehend genannten Institutionen erhalten in den Jahren 2012 und 2013 folgende Zuwendungen:

InstitutionZuwendungshöhe
Stuttgarter Kammerorchester e. V.
768.550 €
Internationale Bachakademie Stuttgart
institutionelle Zuwendung
Projektzuwendung für das Musikfest Stuttgart

522.800 €
162.000 €
Musik der Jahrhundert e. V.
institutionelle Zuwendung
Projektzuwendung für das Festival ECLAT

256.000 €
144.000 €

2. Der Aufwand wird im Teilergebnishaushalt 2011 THH 410 – Kulturamt, Kontengruppe 430 – Transferaufwendungen, gedeckt.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Nach § 41 der Zuständigkeitsordnung (ZO) ist der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats für die Gewährung von institutionellen Zuwendungen für kulturelle, wissenschaftliche oder volksbildende Zwecke bei Folgebewilligungen jährlich wiederkehrender Zuwendungen über 290.000 € oder Erhöhungen um mehr als 10 % einer sich dann ergebenden Zuwendung über 77.000 € im Einzelfall zuständig. Die im Bereich der Musik zu fassenden Sachbeschlüsse werden im Rahmen dieser Vorlage getroffen, damit die betroffenen Institutionen verbindlich wissen, mit welchen Zuwendungsbeträgen sie in den Jahren 2012 und 2013 rechnen können.

Finanzielle Auswirkungen

Es handelt sich um den Haushaltsvollzug 2012 und 2013. Die Mittel sind im Haushaltsplan bei dem Sachkonto 43180000 Zuschüsse an den übrigen Bereich, Kontierung 417EMUS10 - Institutionelle Förderung veranschlagt.


Beteiligte Stellen

keine

Vorliegende Anträge/Anfragen

keine

Erledigte Anträge/Anfragen

keine



Dr. Susanne Eisenmann

Anlagen

Anlage 1: Ausführliche Begründung
Anlage 2: Leistungsberichte


Ausführliche Begründung:


Stuttgarter Kammerorchester e. V.

Das Stuttgarter Kammerorchester e. V. erhält in den Jahren 2012 und 2013 eine städtische Zuwendung in Höhe von 768.550 €, somit den identischen Betrag wie in den beiden Vorjahren. Das Land Baden-Württemberg fördert das Orchester im Jahr 2012 mit 709.000 €.

Das Stuttgarter Kammerorchester hat den internen Generationenwechsel in den letzten beiden Jahren erfolgreich abgeschlossen und präsentiert sich nicht nur finanziell, sondern vor allem künstlerisch sehr gut. Es ist national und international gefragt - davon zeugen Konzerte in der gesamten Welt und in den renommiertesten Konzertsälen. Auch in Stuttgart ist das Orchester stark vertreten - u. a. hat es seit 2011 seine eigene Abonnementreihe „Schwabenstreicher“ mit zehn Abonnementkonzerten bei der Kulturgemeinschaft. Insgesamt trat das Orchester im Jahr 2011 bei 78 Konzerten im In- und Ausland auf. In Stuttgart waren davon knapp 47 % der Veranstaltungen (37 Konzerte) und in Baden-Württemberg sieben Konzerte.

Beim Stuttgarter Kammerorchester wurde Ende 2011 ein Intendantenwechsel vollzogen: auf Max Wagner folgte Wolfgang Laubichler. Mit Abschluss der Saison 2012/2013 wird auch der Chefdirigent Michael Hofstetter das Orchester verlassen. Die Entscheidung für einen Nachfolger/eine Nachfolgerin wird im November 2012 gefällt werden.

Konzertreisen führen bzw. führten das Orchester 2012 u. a. nach Mexiko, Südamerika, Skandinavien und nach Frankreich (u. a. Festival Colmar „Hommage à Karl Münchinger“).

Die bestehenden Kooperationen mit dem Jazzclub Bix, der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ werden auch in 2012 fortgeführt. Die schon zur Tradition gewordenen Konzerte „Klassik im Club“ finden großen Zuspruch. Gemeinsam mit den Studierenden der Hochschule wurde in diesem Jahr die Mozart-Oper „Don Giovanni“ im Wilhelmatheater aufgeführt.

Ebenso werden 2012 die Kooperationskonzerte mit der Hirschband der Nikolauspflege, bei der das Stuttgarter Kammerorchester gemeinsam mit sehbehinderten Kindern auftritt, sowie die Projekte mit der Grundschule in Tamm (2012: „Mozarts kleine Tages- und Nachtmusiken“) erfolgreich fortgeführt.

Das Stuttgarter Kammerorchester erwirtschaftete 2011 ein positives Betriebsergebnis. Durch den Jahresüberschusses i. H. v. rd. 5.900 € konnte der aus dem Vorjahr übernommene und zum Zwecke der Finanzierung einer neuen Immobilie vorhandene Rücklagenbestand (Vereinsvermögen) auf eine Höhe von rd. 152.000 € ausgebaut werden. Die Eigeneinnahmen fielen im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr um rd. 4 € geringer aus, was allerdings nicht auf geringere Konzertleistungen zurück zu führen ist, sondern seinen Grund in den rückläufigen Sponsoren und Spendenleistungen hat. Konnten im Bereich des fest angestellten Personals gegenüber dem Vorjahr Einsparungen vorgenommen werden, so stiegen im Jahr 2011 die „Sonstigen betrieblichen Kosten“ u. a. im Bereich der Honorare überproportional an. Dies resultiert vor allem auch daraus, dass viele Projekte mit Gastdirigenten - bedingt durch die Suche nach einem Chefdirigenten - durchgeführt wurden.

Insgesamt verfügte das Stuttgarter Kammerorchester zum Ende 2011 neben einem Vermögenspolster von rd. 152.000 € auch wieder über eine ausreichende Liquiditätsreserve.

Die Eigenfinanzierungsrate des Stuttgarter Kammerorchesters von 42,2 % ist sehr hoch - dies wurde dem Orchester auch vom Rechnungshof Baden-Württemberg bescheinigt. Allerdings ist das Orchester mit rd. 80 Konzerten im Jahr auch an seinen Grenzen angelangt.


Internationale Bachakademie Stuttgart

Die Internationale Bachakademie Stuttgart erhält in den Jahren 2012 und 2013 eine institutionelle Zuwendung in Höhe von 522.800 € sowie eine Projektzuwendung für das Musikfest Stuttgart in Höhe von 162.000 €. Die Beträge entsprechen den Förderbeträgen der letzten beiden Jahre. Das Land Baden-Württemberg fördert die Internationale Bachakademie im Jahr 2012 mit einer institutionellen Zuwendung i. H. v. 750.500 € (inkl. Musikfest Stuttgart) sowie einer Projektzuwendung für die Südamerika-Tournee i. H. v. 10.000 €.

Bereits Anfang 2011 setzte sich eine hochkarätig besetzte Findungskommission unter Vorsitz des Vorstandsvorsitzenden der Internationalen Bachakademie, Berthold Leibinger, mit den dort anstehenden Veränderungen auseinander. Die Nachfolge für den Gründer und langjährigen künstlerischen Leiter, Helmuth Rilling, wurde gesucht und mit Hans-Christoph Rademann gefunden. Hans-Christoph Rademann wird 2013 seinen Lebensmittelpunkt von Dresden nach Stuttgart verlegen und die künstlerischen Geschicke der Internationalen Bachakademie leiten. Parallel hierzu wird es im Bereich der Intendanz einen Wechsel geben: Gernot Rehrl wird 2013 Christian Lorenz als Intendant folgen. Bereits seit April 2012 bereitet Gernot Rehrl als freier Mitarbeiter die kommenden Spielzeiten vor.

Das Musikfest Stuttgart fand mit über 60 Veranstaltungen in diesem Jahr zum Thema „Glaube“ vom 26. August bis 16. September statt. Wie die Themen „Licht“ (2009), „Nacht“ (2010) und „Wasser“ (2011) wurde das Thema musikalisch vielfältig variiert.

Bei den Stuttgarter Akademiekonzerten, der Abonnementreihe im Beethoven-Saal der Liederhalle, stehen jährlich sechs große Oratorien auf dem Programm. In der kommenden Saison kommen hier neben so bekannten Werken wie Händels „Saul“ oder „Ein deutsches Requiem“ von Brahms auch weniger bekannte Werke wie das „Weihnachtsoratorium“ von Georg Gebel dem Jüngeren und eine UA von Wolfgang Rihm zur Aufführung. Die Bachwoche Stuttgart widmet sich im März als echte „Akademie“ in Meisterkursen, Seminaren, Gesprächskonzerten und Sonderproduktionen dem Werk Johann Sebastian Bachs mit einem Schwerpunkt auf den Kantaten. Seit 2011 wird hier insbesondere mit jungen Musikern gearbeitet: dem JSB-Ensemble (Junges Stuttgarter Bach Ensemble). Junge Menschen aus aller Welt, die sich bei Probespielen besonders qualifiziert haben, kommen eigens zur Einstudierung Bachscher Werke zusammen.

Die Internationale Bachakademie verfügte zum Jahresende 2011 durch das überwiegend aus Stiftungskapital bestehende Vermögen (rd. 88 %) über eine gesunde Eigenkapitalausstattung und durch die vorhandenen Geldvermögensbestände über eine gute Liquidität.

Der Internationalen Bachakademie ist es gelungen, im Jahr 2011 bei einem Gesamtetatvolumen von rd. 5,21 Mio € mit einem Fehlbetrag von lediglich rd. -1.500 € ein nahezu ausgeglichenes Betriebsergebnis zu erwirtschaften, obwohl der aus dem Projekt „Musikfest Stuttgart“ resultierende und aus dem Regeletat zu finanzierende Deckungsbedarf gegenüber der Kalkulation im Wirtschaftsplan mit rd. 705.600 € um rd. 43.600 € bzw. rd. 7 % höher ausfiel. Trotz Unterschreitung der Planvorgaben 2011 sowohl bei den Erträgen als auch bei den Aufwendungen im institutionellen Förderbereich konnte das Ziel eines ausgeglichenen Jahresergebnisses insbesondere durch höhere Spenden- und Sponsoringerlöse erreicht werden.

Der Vorstand der Internationalen Bachakademie hat am 20.05.2012 der Möglichkeit der Entnahme aus dem Stiftungskapital in Höhe von bis zu 150.000 € im Jahr 2012 mit der Stimme der Stadt Stuttgart zugestimmt. Durch die Genehmigung zur Entnahme aus dem Stiftungskapital kann das für das Jahr 2012 ausgewiesene Defizit (Stand 16.05.2012) i. H. v. 95.000 € ausgeglichen werden. Rd. 80.000 € zusätzliche Kosten entstehen 2012 durch den personellen Wechsel in der künstlerischen Leitung und der Intendanz sowie die hieraus resultierende teilweise doppelte finanzielle Belastung. Ziel sowohl des Vorstandes als auch der Geschäftsführung ist es, die Entnahme zu vermeiden und das Defizit durch weitere Spenden- bzw. Sponsoringeinnahmen und durch weitere Einsparungen zu decken.


Musik der Jahrhunderte e. V.

Musik der Jahrhunderte e. V. erhält in den Jahren 2012 und 2013 eine städtische Zuwendung in Höhe von 256.000 € sowie eine Zuwendung für das Festival Neue Musik ECLAT in Höhe von 144.000 €. In diese Zuwendung integriert sind die Fördermittel für die Durchführung des Preisträgerkonzertes des Kompositionspreises der LHS Stuttgart. Der institutionelle Förderbeitrag wurde gegenüber den beiden Vorjahren um 9.200 € erhöht. Das Land Baden-Württemberg fördert Musik der Jahrhunderte im Jahr 2012 mit einer institutionellen Zuwendung i. H. v. 276.000 €.

Von 2008 bis 2011 war Musik der Jahrhunderte im Rahmen des von der Kulturstiftung des Bundes initiierten und animierten Projektes „Netzwerk Neue Musik“ mit der Geschäftsführung und Organisation des „Netzwerks Süd“ beauftragt. Das Netzwerk Süd veranstaltete in der Metropolregion Stuttgart in hoher Frequenz Vermittlungsprojekte ganz unterschiedlichen Formats: Workshops, Konzerte, Musiktheater, Gesprächsveranstaltungen oder Improvisationskurse richteten sich an Schüler und Jugendgruppen sowie Erwachsene aller Altersstufen und sozialer Schichten. Um einen Teil der wichtigen Arbeit auch nach Ende der Förderung der Bundeskulturstiftung weiterführen zu können, schlug der Gemeinderat der LHS Stuttgart in den Beratungen zum Doppelhaushalt 2012/13 eine Erhöhung der institutionellen Förderung für Musik der Jahrhunderte um 9.200 € vor. Allerdings werden hierdurch die im Rahmen der letzten Haushaltskonsolidierung notwendigen Kürzungen nicht ausgeglichen.

Bereits im Februar 2012 fand das diesjährige ECLAT-Festival statt. Im Zentrum stand das Tanz-Musiktheater „Platzregen“. Den Auftakt des Festivals bildete das Preisträgerkonzert, in dessen Rahmen der 56. Kompositionspreis der LHS Stuttgart verliehen wurde. 2013 findet das letzte ECLAT-Festival unter der künstlerischen Leitung von Hans-Peter Jahn statt. Derzeit werden noch verschiedene Varianten diskutiert, wie die künftige Zusammensetzung für das ECLAT-Team aussehen soll.

Im Rahmen des europäischen Kulturprojekts ENPARTS (European Network of Performing Arts) wurden/werden 2012 folgende Musiktheater-Koproduktionen von Musik der Jahrhunderte in Stuttgart aufgeführt:
- „Geschichte“, Operette a cappella von Oscar Strasnoy nach Fragmenten von Witold Gombrowicz: Koproduktion mit dem Konzerthaus Berlin, Le Grain Bordeaux und operadhoy Madrid
- „Geblendet“, Musiktheater von Thierry Bruehl und Hans-Peter Jahn: Koproduktion mit der Biennale Venedig und musicadhoy Madrid
- Francesca Verunelli und Giovanni Bertelli: Zwei Einakter, Musiktheater: Koproduktion mit der Biennale Venedig

Vom 20. bis 22. Juli 2012 fand - nach einjähriger Pause - erneut das Sommerfestival „Sommer in Stuttgart“ statt. Im Zentrum stand hier die oben erwähnte Musiktheaterproduktion von Verunelli und Bertelli. Integriert in das Festival waren ebenfalls zwei Konzerte im Rahmen von „Südseite nachts“ - ein Format, bei dem Neue Musik dem Publikum in lockerer Lounge-Atmosphäre präsentiert wird und das bereits im dritten Jahr Bestand hat.

Die Neuen Vocalsolisten sind auch in diesem Jahr auf den wichtigen nationalen und internationalen Festivals für Neue Musik präsent und bringen bei verschiedenen Konzerten interessante Programme auch in Stuttgart und Umgebung zur Aufführung. 2011 hatten die Sängerinnen und Sänger 38 Gastspielreisen in 12 verschiedene Länder und hatten in insgesamt 68 Konzerten 28 Werke uraufgeführt.

Das Festival ECLAT schloss im Jahr 2011 mit einem Defizit i. H. v. rd. 143.000 € ab (hierbei wurde allerdings kein separater Landeszuschuss einberechnet, da das Land lediglich einen nicht zweckgebundenen Zuschuss und keinen separaten Zuschuss für das Festival bewilligte). Dennoch gelang es Musik der Jahrhunderte im Jahr 2011 insgesamt einen geringen Überschuss i. H. v. rd. 13.400 € zu erwirtschaften. Somit konnte der Verein sein Vermögen auf rd. 37.600 € erhöhen.


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Anlage 2 GRDrs 376-2012.pdfAnlage 2 GRDrs 376-2012.pdf