Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz:
JB
GRDrs
623/2020
Stuttgart,
07/08/2020
Vorhaben Sonderprojekte - Qualitätsentwicklungsfonds 2020
Beschlußvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
öffentlich
29.07.2020
Beschlußantrag:
1. Dem Antrag des Freiwilligenzentrums Caleidoskop des Caritasverbandes Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft zur Entwicklung und Bereitstellung einer Bildungsplattform für virtuelle Lerntandems mit einem Umfang von insgesamt
64.000 €
im Jahr 2020 wird zugestimmt.
2. Dem Antrag des Deutsch-Türkischen-Forums für ein Sommercamp zur Sprach- und Lernförderung mit einem Umfang von insgesamt
8.790 €
im Jahr 2020 wird zugestimmt.
3. Der Aufwand wird im THH 810 – Bürgermeisteramt, Amtsbereich 8107080 – Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft, Kontengruppe 42510 – sonstige Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen entsprechend der Darstellung im Abschnitt Finanzielle Auswirkungen gedeckt.
Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1
Zu 1.) Antrag des Freiwilligenzentrums Caleidoskop des Caritasverbandes Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft zur Entwicklung und Bereitstellung einer Bildungsplattform für digitale Lerntandems
Coronabedingt waren die Schülerinnen und Schüler in den letzten Monaten bei der Erarbeitung von Lerninhalten häufig auf sich alleine gestellt. Ein Teil wird die letzten Monate ohne Probleme gemeistert haben, aber ein anderer Teil der Kinder und Jugendlichen wird Zeit und Unterstützung benötigen, um langfristig schulisch nicht abgehängt zu werden. Es ist davon auszugehen, dass sich der „Schereneffekt“ durch die Zeit der Pandemie weiter verstärkt hat und ohne weitere Angebote auch noch weiter verstärken wird. Daher sind alle Programme im Rahmen einer ergänzenden Lernbegleitung künftig noch wichtiger, als sie es bisher schon waren. Die Zeit der Pandemie hat die Situation nochmals stärker in den Fokus gerückt und den Bedarf deutlich gemacht. „(Bildungs-)Verlierer“ in der aktuellen Situation werden einmal mehr die Schülerinnen und Schüler aus sozioökonomisch (hoch) benachteiligten Elternhäusern sein. Dies bestätigt auch eine aktuelle Umfrage der Vodafone Stiftung, bei der deutlich wird, dass sich vor allem Eltern aus sozioökonomisch schwachen Haushalten um die Bildungszukunft ihrer Kinder sorgen und sich für das Homeschooling nicht gut gerüstet fühlen. (Umfrage: Unter Druck, Vodafone Stiftung Mai 2020).
Konkrete Bedarfslage in Stuttgart:
Die LHS Stuttgart fördert seit vielen Jahren eine Vielzahl verschiedener Patenprogramme für Kinder und Jugendliche, auch im Bereich der Lernbegleitung. Diese Patenprogramme arbeiten jeweils mit einer bestimmten Zielgruppe von Schülerinnen und Schülern, an vorgegebenen Kooperationsschulen und in ausgewählten Stadtteilen. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die durch dieses ehrenamtliche Engagement erreicht werden, ist bereits beachtlich. Der Bedarf liegt aber weitaus höher. Viele Schülerinnen und Schüler, insbesondere in der Sekundarstufe 1 und 2, können derzeit kaum eine individuelle Lernbegleitung vermittelt bekommen, da die Programme und die Kapazitäten dazu fehlen. Das heißt, es gibt einen hohen Bedarf im Rahmen der ergänzenden Lernbegleitung, der derzeit noch nicht gedeckt werden kann.
Der vorliegende Antrag schließt eine weitere Lücke im Bereich der Mentorenprogramme zur Lernunterstützung benachteiligter Schülerinnen und Schüler in Stuttgart. Darüber hinaus können möglicherweise neue Engagierte durch das digitale Angebot gewonnen werden und die Lernunterstützung für eine bestimmte Gruppe von Jugendlichen auch interessanter sein.
Ziel ist die Entwicklung und Bereitstellung einer Bildungsplattform für virtuelle Lerntandems in Stuttgart, die durch eine Fachkraft begleitet werden.
Dabei sollen folgende Unterziele erreicht werden:
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Über die Plattform sollen virtuelle und individuelle Lerntandems ermöglicht werden.
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Die Vermittlung und Begleitung der Lerntandems erfolgt unter Berücksichtigung der Merkmale des Qualitätssiegels für Stuttgarter Patenprogramme. Damit dies gelingt, soll eine Fachkraft im Caleidoskop eingesetzt werden, die die Vermittlung, Moderation und Begleitung der Lerntandems übernimmt.
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Die virtuelle Bildungsplattform kann als Ergänzung zu den „analogen“ Bildungstandems der verschiedenen Patenprogramme die Lücke der fehlenden Lernbegleitung durch ehrenamtlich Engagierte weiter schließen.
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Darüber hinaus kann auch eine neue Zielgruppe von Schülerinnen und Schülern (insbesondere der Sek.1 und 2) erreicht werden, die sich möglicherweise durch ein digitales Angebot stärker angesprochen fühlen.
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Dies gilt in ähnlicher Weise auch für die potentiell Engagierten, z.B. durch den Wegfall der Fahrzeiten zum Treffpunkt, oder der etwas distanzierte Kontakt zu den Mentees, könnte möglicherweise, die Übernahme eines Engagements erleichtern, bzw. eine neue Gruppe Engagierter erschließen.
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Angestrebt werden bis zu 150 Tandems in einem Jahr.
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Effektives Lernen mit Kindern und Jugendlichen setzt immer Beziehung voraus, daher streben wir die Lernbegleitung über mindestens ein Schulhalbjahr an.
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Die gewünschte Empfehlung der Lehrkraft, Schulsozialarbeit oder eines Beratungszentrums unterstreicht eine Notwendigkeit und einen verbindlichen Charakter und ermöglicht Schülerinnen und Schülern, die vielleicht ohne Unterstützung keinen Zugang zu einem digitalen Angebot gehabt hätten, die Teilnahme an den virtuellen Lerntandems.
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Darüber hinaus sind langfristig auch weitere Ausbaustufen der Plattform zum Nutzen aller Stuttgarter Patenprogramme denkbar, z.B. kann ein datenschutzkonformes Kommunikationstool (Server steht in Deutschland) zur Verfügung gestellt werden, sowie Webinare zu Qualifizierungsbausteinen für Mentorinnen und Mentoren, zugangsbeschränkte Meeting Räume und vieles mehr entwickelt werden.
Der Vergabeausschuss hat in seiner Sitzung vom 01.07.2020 einstimmig empfohlen, die Entwicklung und Bereitstellung einer Bildungsplattform für virtuelle Lerntandems als Sonderprojekt im Rahmen des Qualitätsentwicklungsfonds in Höhe von 64.000 € zu fördern
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Zu 2.) Antrag des Deutsch-Türkischen-Forums für ein Sommercamp zur Sprach- und Lernförderung
Mit dem Sommercamp mit dem Schwerpunkt der Deutschsprach- und Lernförderung soll
Kindern, die in den letzten Monaten aufgrund geringer Deutschsprachkenntnisse nur schwer über Fernunterricht erreicht werden konnten und deren Familien aufgrund ihrer Zuwanderungsgeschichte oft nicht im Deutschspracherwerb unterstützen können, ein Ferienangebot eröffnet werden. Angesprochen sind Schüler/-innen aus Vorbereitungsklassen an Grundschulen und Schüler/-innen mit türkischen Wurzeln der 3. und 4. Klasse.
Das Sommercamp erstreckt sich über drei Wochen, in denen jeweils von Montag bis Freitag eine thematische Workshopwoche stattfindet. Jede Woche ist als in sich geschlossener Baustein konzipiert, so dass die Kinder sowohl alle drei Wochen besuchen können als auch nur eine oder zwei Wochen. In jeder Woche können 15 Kinder am Sommercamp teilnehmen. Die Workshops schließen jeweils mit einem Kreativprojekt ab, so dass auf ein erkennbares Ziel hingearbeitet wird, wie z.B. ein kurzer Theaterauftritt, eine gemeinsam erstellte Geschichte über die Schreibwerkstatt, Erstellung eines eigenen Hörspiels und ein erarbeitetes „Ergebnis/Werk“ mitgenommen werden kann (Videoaufzeichnung, Hörspiel auf USB-Stick, verschriftlichte Geschichte).
Die Kinder werden während der Workshopwochen von jeweils drei vorab geschulten Ehrenamtlichen (Studierende mit pädagogischem Bezug) sowie jeweils einer thematisch versierten Fachkraft (auf Honorarbasis) betreut. Die Projektleitung beim Deutsch-Türkischen Forum ist für die organisatorische und koordinierende Begleitung sowie für die Vor- und Nachbereitung des Sommercamps zuständig.
Ziel ist es, insbesondere Kinder mit dem Sommercamp in den Sommerferien zu erreichen, deren Zugang zu Bildung sowie zu Deutsch als Kommunikationssprache im Zuge des Homeschoolings besonders erschwert war. In den Bereichen “Schreiben”, “Lesen” und “Sprechen” sollen die Kinder über spielerische und kreative Weise im Spracherwerb gefördert und unterstützt werden. Zudem soll das Selbstbewusstsein über positive Erlebnisse gestärkt und mögliche Hemmungen im Deutschsprachgebrauch abgebaut werden.
Der Vergabeausschuss hat in seiner Sitzung vom 01.07.2020 einstimmig empfohlen, das aufgeführte Sommercamp als Sonderprojekt im Rahmen des Qualitätsentwicklungsfonds in Höhe von 8.790 € zu fördern
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Finanzielle Auswirkungen
Für die Finanzierung der Vorhaben stehen Haushaltsmittel im Rahmen des Qualitätsentwicklungsfonds zur Verfügung. Dieser wird im THH 810 – Bürgermeisteramt, Amtsbereich 8107080 – Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft, Kontengruppe 42510 – sonstige Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen abgebildet.
Bei der Bewilligung der Projekte wird dafür Sorge getragen, dass keine Überschneidung mit anderen städtischen Programmen entsteht.
Sonderprojekt
HHJ 2020
Entwicklung und Bereitstellung einer Bildungsplattform für virtuelle Lerntandems
64.000 €
Sommercamp zur Sprach- und Lernförderung
8.790 €
Isabel Fezer
Bürgermeisterin
Anlagen
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