Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Gz: AK 6235
GRDrs 891/2011
Stuttgart,
10/11/2011



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich26.10.2011



Beschlußantrag:

Den in der Begründung aufgeführten Namen für Verkehrsflächen wird zugestimmt (Anlage 1)


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sind zusätzliche Straßenbezeichnungen erforderlich. Teilweise sollen die Namensgebungen auch dazu dienen, Persönlichkeiten zu ehren.

Die Texte der Erläuterungsschilder sind nachrichtlich erwähnt.

Finanzielle Auswirkungen




Beteiligte Stellen






Werner Wölfle
Bürgermeister


Anlagen





Stadtbezirk Stuttgart-Nord

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßen-bezeichnung
1Ohne BezeichnungA = Heilbronner Str.
E = Sackgasse
Hedwig-Dohm-Str.

Text des Erläuterungsschildes:
Hedwig Dohm
* 1831 † 1919
Schriftstellerin und Frauenrechtlerin

Im Bereich des Bebauungsplans „Stadtbezirk Nord – S 21, Teilgebiet C1 Teilbereich Stgt. 151.1“ muss die sich im Bau befindliche Berufsschule eine endgültige Adresse erhalten. Eine Benennung der bereits fertig gestellten Erschließungsstraße ist daher dringend erforderlich. Bislang ist die Verkehrsfläche bis zu einer Wendemöglichkeit ausgebaut.

Die Fläche der zu benennenden Straße befindet sich vollständig im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Der Bezirksbeirat Nord hat vorgeschlagen, die Verkehrsfläche nach der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm zu benennen.

Hedwig Dohm kam am 20. September 1831 als Marianne Adelaide Hedwig Jülich in Berlin zur Welt. Sie war das dritte von insgesamt 18 Kindern eines Tabakfabrikanten. Wie neun ihrer Geschwister wurde sie unehelich geboren, denn ihren Eltern war es wegen einer drohenden Enterbung erst 1838, nach dem Tod des Großvaters väterlicherseits, möglich zu heiraten.

Hedwig Dohm musste die Schule mit 15 Jahren verlassen, um der Familie im Haushalt zu helfen. Drei Jahre später absolvierte sie eine Ausbildung an einem Lehrerinnenseminar. Hedwig Dohm hat Zeit ihres Lebens darunter gelitten, dass ihr nicht die gleichen Bildungsmöglichkeiten offenstanden wie ihren Brüdern. In ihrer Mädchenschule fühlte sie sich hoffnungslos unterfordert. Diese fehlende Schulbildung wurde für sie zu einem Manko, das sie bis ins hohe Alter zu überwinden versuchte. Außerdem motivierte es sie dazu, sich für eine bessere Ausbildungssituation für Mädchen und Frauen sowie den uneingeschränkten Zugang zu sämtlichen Studienfächern und Berufen einzusetzen.

1853 heiratete sie Wilhelm Friedrich Ernst Dohm, der als leitender Redakteur beim Satireblatt „Kladderadatsch“ arbeitete. Mit ihm hatte sie fünf Kinder, von denen eines bereits in den ersten Lebensjahren starb. Durch ihren Ehemann kam sie in Kontakt mit den intellektuellen Zirkeln in Berlin und lernte unter anderem Alexander von Humboldt und Theodor Fontane kennen.

Ihre Publikationstätigkeit begann Hedwig Dohm mit Märchen in einer Kinderzeitschrift. 1867 veröffentlichte sie ihr erstes selbständiges Werk über die Spanische Nationalliteratur. Von 1872 bis 1879 erschienen ihre ersten vier feministischen Essaybände mit den Titeln „Was Pastoren von Frauen denken“, „Der Jesuitismus im Hausstande“, „Die wissenschaftliche Emancipation der Frau“ und „Der Frauen Natur und Recht“. Bereits der erste Band machte Hedwig Dohm schlagartig bekannt. Daneben schrieb sie mehrere Lustspiele, die in Berlin mit Erfolg aufgeführt wurden, und gab Gedichtanthologien heraus.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1883 unternahm sie Reisen, machte Kuren und veröffentlichte mehrere Essaybände. Daneben pflegte sie weiterhin Kontakte zu den führenden Persönlichkeiten der organisierten Frauenbewegung. Als deren radikaler Flügel Ende der 1880er Jahre stärker wurde, veröffentlichte Hedwig Dohm vermehrt politische Publikationen in Zeitungen und Zeitschriften. Außerdem wurde sie Mitbegründerin einiger radikaler Vereine, die sich unter anderem für eine umfassende Bildungsreform und das Frauenstudium einsetzten.

Während des Ersten Weltkriegs gehörte Hedwig Dohm zu den wenigen Intellektuellen, die von Anfang an gegen den Krieg eingestellt waren. In ihren letzten Schriften, die sie veröffentlichte, gab sie sich als kompromisslose Pazifistin zu erkennen. Die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland, das ihr stark am Herzen lag, fand noch zu ihren Lebzeiten statt. Am 1. Juni 1919 verstarb Hedwig Dohm in Berlin.

Ihrer Zeit war Hedwig Dom mit ihren feministischen Ansichten weit voraus. Sie forderte gleiche Bildung und Ausbildung für Mädchen und Jungen. Außerdem war sie überzeugt davon, dass wirtschaftliche Selbständigkeit für Frauen die einzige Möglichkeit ist, nicht mehr zwangsläufig im „Ehegefängnis“ zu enden, sondern sich freiwillig für oder gegen eine gleichberechtigte Beziehung zu einem Mann entscheiden zu können.


Stadtbezirk Stuttgart-Feuerbach

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßen-bezeichnung
2Ohne BezeichnungA = Wiener Str.
E = endet als Sackstraße auf Flst. 5964/4
Kitzbüheler Weg

Auf dem Areal des ehemaligen Krankenhauses Feuerbach erstellt das Siedlungswerk unter der Bezeichnung „Feuerbacher Balkon“ derzeit mehrere Mehrfamilienhäuser sowie ein Wohn- und Geschäftshaus. Die Erschließung der Gebäude soll einerseits über die bestehende Wiener Straße erfolgen, andererseits auch über eine neu anzulegende Straße nördlich der Bebauung. Für diese neue Verkehrsfläche wird nun ein Name benötigt.

Den Gebäuden, die alle noch nicht bezugsfertig sind, sind bereits Hausnummern an der Wiener Straße zugewiesen. Die Benennung der neuen Straße macht daher eine Adressenänderung für die im Bau befindlichen Gebäude notwendig. Die betroffenen Eigentümer, das Siedlungswerk sowie die Samariterstiftung, befürworten eine Umbenennung und haben ihr Einverständnis gegenüber dem Stadtmessungsamt erklärt.

Die Flächen der zu benennenden Straße befinden sich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart und des Siedlungswerkes.

In der Umgebung des „Feuerbacher Balkons“ tragen viele Verkehrsflächen bereits die Namen österreichischer Städte. Vor diesem Hintergrund hat sich der Bezirksbeirat Feuerbach für die Bezeichnung Kitzbüheler Weg ausgesprochen.



zum Seitenanfang