Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 543/2017
Stuttgart,
06/30/2017


Freier Eintritt in Stuttgarter Museen



Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2018/2019


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
18.07.2017
19.07.2017

Bericht:

Bei den am 11. und 26. Juli 2016 abgehaltenen Kolloquien zur Zukunft des Stadtmuseums wurde auch das Thema „Freier Eintritt“ aufgegriffen. Argumentiert wurde damit, dass bei freiem Eintritt die Besucherzahlen und die Attraktivität gesteigert würden.

Die SPD-Gemeinderatsfraktion hat diesen Vorschlag mit ihrem Antrag vom 11. November 2016, Nr. 350/2016, aufgenommen und die Stadtverwaltung beauftragt, in einer Vorlage verschiedene Varianten für einen preiswerten oder kostenfreien Eintritt in Stuttgarts Museen darzustellen. Dazu sollen die erforderlichen finanziellen Mittel dargestellt werden, damit zum Doppelhaushalt 2018/19 eine Grundsatzentscheidung über einen freien Eintritt in die Stuttgarter Museen getroffen werden kann. Gleichzeitig wurde gebeten zu prüfen, inwieweit Landesmuseen sich an einem Konzept zum freien Eintritt beteiligen würden.

Derzeit ist geplant, für die Dauerausstellung des Stadtmuseums einen Eintrittspreis von 4 Euro für Erwachsene bzw. einen ermäßigten Eintrittspreis von 2 Euro zu erheben. Bei Sonderausstellungen wird ein Eintrittspreis je nach Größe und Bedeutung der Ausstellung erhoben. Da sich das Stadtmuseum als Bildungseinrichtung versteht, sollen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre und Schulklassen freien Eintritt erhalten. Ziel ist es, eine möglichst breite Nutzung der Dauerausstellung und des Stadtlabors zu ermöglichen. Besucherstarke Sonderausstellungen sollen hingegen Einnahmen generieren.

Im Baubeschluss vom 23. Januar 2014, GRDrs. 841/2013, sind Einnahmen von 607.000 Euro und Ausgaben von 4.300.000 Euro genannt. Ein freier Eintritt in die Dauerausstellung ist dabei nicht berücksichtigt. Mit der Entscheidung zur Verlegung der Gastronomie ins Erdgeschoss wurde die Verwaltung beauftragt, die Planungen hinsichtlich der Einnahmen und Ausgaben anzupassen. Ziel ist eine kostenneutrale Umsetzung der Änderungen. Die Neuplanung der Einnahmen und Ausgaben ist stark von der Verpachtung der Gastronomie und der Organisation des Veranstaltungsbetriebs abhängig. Beide Punkte werden ihren Niederschlag in der neuen Konzeption finden, die dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Mit dieser Konzeption sind auch die künftig zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben zu beschließen.

Wenn auf die Erhebung von Eintrittsgeldern für den Besuch der Dauerausstellung im Stadtmuseum verzichtet würde, hätte dies Mindereinnahmen von ca. 55.000 Euro pro Jahr zur Folge. Demgegenüber stünden Einsparungen beim Personal in Höhe von ca. 13.000 Euro. Der Gesamtzuschussbedarf würde sich von 3.693.000 Euro um 42.000 Euro pro Jahr (+1,1 %) auf 3.735.000 Euro erhöhen.

Die Variante, die vorgesehenen Eintrittspreise z. B. auf die Hälfte zu reduzieren, erscheint als nicht sinnvoll, da die Einsparungen beim Personal dann nicht verwirklicht werden könnten. Somit bleibt als sinnvolle Alternative lediglich, auf eine Eintrittspreiserhebung für die Dauerausstellung gänzlich zu verzichten.

Für die kleineren städtischen musealen Einrichtungen, die zur Museumsfamilie des Stadtmuseums gehören, wird für die Dauerausstellungen keinen Eintritt erhoben. Dazu zählen das Stadtmuseum Bad Cannstatt, das Hegel-Haus, die Heimatmuseen Plieningen und Möhringen sowie das Lapidarium.

Das Kunstmuseum wird von der Stiftung Kunstmuseum Stuttgart gGmbH als städtisches Tochterunternehmen betrieben. Für die Dauerausstellung werden für Vollzahler 6 Euro und ermäßigt 4 Euro erhoben. Kinder bis 12 Jahre sind frei, Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren sowie Studierende, Schüler und Auszubildende bezahlen den ermäßigten Eintritt von 4 Euro. Schulklassen und Studentengruppen bezahlen einen Euro pro Person. Außerdem wird eine Familienkarte zum Preis von 13 Euro angeboten. Allen großen und kleinen Kunstfreunden bietet das Kunstmuseum mit einer Jahreskarte die Möglichkeit, die Sammlung und alle Ausstellungen so oft sie möchten zu besuchen. Für Kinder kostet die Karte 10 Euro, für Erwachsene gibt es sie ab 30 Euro.

Für die Stiftung Kunstmuseum Stuttgart gGmbH würde ein Verzicht auf die Erhebung von Eintrittspreisen für die Dauerausstellung einen Einnahmeverlust in Höhe von 200.000 Euro bedeuten, der durch eine Erhöhung des städtischen Zuschusses in dieser Höhe ausgeglichen werden müsste. Eine Senkung der Eintrittspreise hätte einen entsprechend geringeren zusätzlichen Zuschussbedarf zur Folge.

Das Land Baden-Württemberg beabsichtigt vorerst nicht, auf die Erhebung eines Eintrittspreises in die Sammlungen und permanenten Ausstellungen zu verzichten.

Eine Übersicht über die Preisgestaltung der Landesmuseen sowie des Mercedes-Benz Museums und des Porsche Museums ist als Anlage beigefügt.

Ein wichtiger Kooperationspartner im Kulturbereich ist die Initiative KULTUR FÜR ALLE, die den Inhabern der Bonuscard + Kultur die kostenlose Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen ermöglicht. Die Kulturinstitute des Kulturamtes unterstützen diese Initiative u. a. durch die Bereitstellung von Kartenkontingenten, die freien Eintritt in die Veranstaltungen ermöglichen. Das Kunstmuseum gewährt freien Eintritt in die Sammlung, in Sonderausstellungen und bei öffentlichen Führungen. Dies ist auch beim Stadtmuseum so vorgesehen.

Die weiteren Ausführungen konzentrieren sich im Folgenden auf das Stadtmuseum.

Für das Stadtmuseum ist die Öffnung für alle Bevölkerungsgruppen ein zentrales Entwicklungsziel. Über das Schlagwort von der „Kultur für alle“ hinaus möchten sich die Museen der Stadt Stuttgart möglichst viele Bevölkerungsgruppen als Museumsbesucher erschließen. Dieser gesellschaftlichen Öffnung der städtischen Museen steht die Erhebung von Eintritt für den Besuch des Museums entgegen, da dieser für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen ein Hinderungsgrund für einen Besuch darstellt. Die museale Praxis in Großbritannien, wo in allen staatlichen Museen auf die Erhebung von Eintritt verzichtet wird, das Beispiel des Essener Folkwang-Museums und eine ganze Reihe von Studien belegen den besuchssteigernden und gesellschaftsöffnenden Effekt des Eintrittsverzichts.

Dies bestätigen auch die Erfahrungen des Kunstmuseums Stuttgart, das in der jüngsten Vergangenheit bereits einige Male freien Eintritt anbieten konnte. Dies wurde jeweils durch Sponsoren oder Dritte - ähnlich wie beim Museum Folkwang in Essen – finanziert und diese Angebote wurden sehr gut angenommen. Ein großer Erfolg war das Bürgerfest anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Hauses, im Rahmen dessen - dank des freien Eintritts - an zwei Tagen rund 28.000 Besucher im gesamten Museum gezählt werden konnten.

Dieser, die Besucherzahlen steigernde und neue Zielgruppen erschließende Effekt des Eintrittsverzichts rechtfertigt den zu erwartenden Einnahmeausfall. Im Falle des Stadtmuseums Stuttgart werden voraussichtlich 55.000 Euro an Mindereinnahmen entstehen, denen aber ein Einsparungspotential von 13.000 Euro durch den Wegfall einer Einlasskontrolle zur permanenten Ausstellung gegenübersteht. Werden Mindereinnahmen und Nutzen der Maßnahme gegeneinander abgewogen, rechtfertigt der große Nutzen die im Vergleich relativ geringen Mindereinnahmen.

Denn nur durch den Verzicht auf Eintritt ist der Museumsbesuch für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen attraktiv. Der Eintrittsverzicht ist Grundlage für eine gesellschaftliche Öffnung der Museen der Stadt Stuttgart im Sinne von Integration und Partizipation, denn in keinem Falle dürfen Teile der Bevölkerung durch die Erhebung von Eintrittsgebühren vom Museumsbesuch abgeschreckt oder gar ausgeschlossen werden.

Daher schlägt die Kulturverwaltung vor, auf die Erhebung von Eintrittsentgelten für die Dauerausstellung des Stadtmuseums zu verzichten.


Finanzielle Auswirkungen


Ergebnishaushalt (zusätzliche Aufwendungen und Erträge):
Maßnahme/Kontengr.
2018
TEUR
2019
TEUR
2020
TEUR
2021
TEUR
2022
TEUR
2023 ff.
TEUR
Mindereinnahme
55
55
55
55
55
55
Einsparung Personal
13
13
13
13
13
13
Finanzbedarf
42
42
42
42
42
42
(ohne Folgekosten aus Einzelmaßnahmen, Investitionen oder zusätzlichen Stellen – diese bitte gesondert darstellen)


Mitzeichnung der beteiligten Stellen

Das Referat WFB hat Kenntnis genommen, weist aber darauf hin, dass es sich bereits bei den bisher geplanten Eintrittspreisen von 4 Euro für Erwachsene (bzw. 2 Euro ermäßigt) für die Dauerausstellung um subventionierte Preise handelt, zumal Kinder, Jugendliche bis 18 Jahre und Schulklassen ohnehin freien Eintritt erhalten. Ein genereller Verzicht auf Eintrittsentgelte erscheint auch vor dem Hintergrund nicht angebracht, dass kein anderes der größeren Museen in Stuttgart einen solchen Schritt geht. Um die Besucherzahl zu steigern wäre es aus Sicht der Finanzverwaltung sinnvoller, ggf. an einzelnen Tagen auf Eintritt zu verzichten und solche Aktionen über Sponsoring zu finanzieren, wie es auch bereits beim Kunstmuseum erfolgreich praktiziert wird.

Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der Haushaltsplanberatungen erfolgen.

Die Hinweise des Referats SI hinsichtlich der Initiative KULTUR FÜR ALLE wurden in die Vorlage aufgenommen.



Vorliegende Anträge/Anfragen

SPD-Gemeinderatsfraktion, Nr. 350/2016




Dr. Fabian Mayer


Anlagen:

Übersicht Eintrittspreise

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2017.06.06._GRDrs543-2017_Übersicht Eintrittspreise_GE.pdf