Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 1129/2013
Stuttgart,
10/30/2013



Haushalt 2014/2015

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 13.11.2013



Kulturpädagogischer Dienst - Kultur macht Bildung

Beantwortung / Stellungnahme

Herausforderung Kulturpädagogik

Kulturpädagogik ist eine zentrale und vordringliche Querschnittsaufgabe mit wachsender gesamtgesellschaftspolitischer Bedeutung. Der Kommune wächst zunehmend die Aufgabe zu, ihren kulturellen Handlungsauftrag neu zu gewichten und der Kulturpädagogik Vorrang einzuräumen. Dies ist bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel, durch die veränderte Rolle der Familie bei der kulturellen Bildung, durch migrations- und sozialbedingte Anforderungen. Kulturpädagogik und Kunstvermittlung sind gefordert, ihre konzeptionellen Ansätze und Handlungsrepertoires zu erweitern.

Schulen und Kindertagesstätten (KiTas) sollen oder müssen zunehmend eine wichtige Mittlerfunktion übernehmen. Sie können die Defizite bei der kulturellen Bildung nicht alleine kompensieren. Sie benötigen Orientierungshilfe und professionelle Angebote.

Kinder und Jugendliche stehen im Vordergrund. Die demographische Veränderung führt aber auch dazu, dass für die wachsende Zahl älterer Menschen adressaten-spezifische, Kultur vermittelnde Programme entwickelt werden müssen.


1. Der Kulturpädagogische Dienst (kupädi)

Eine immer noch zutreffende, breit angelegte Umfrage zur Kulturvermittlung in Stuttgart und der daraus resultierende Bericht (GRDrs 274/2008) hat Defizite bei kulturpädagogischen Angeboten in mehreren künstlerischen Sparten und für praktisch alle Adressatengruppen aufgezeigt.

Auf dieser Grundlage wurde in einem eigens gegründeten „Arbeitskreis Kulturvermittlung“ der wünschenswerte Ausbau des mupädi zu einem kulturpädagogischen Dienst diskutiert. Dieser Arbeitskreis soll seine Arbeit unter der neuen Leitung des Kulturamts parallel zur Ausgestaltung neuer Angebote wieder aufnehmen.


2. Eckpunkte des Konzepts kupädi

Ziel ist die Entwicklung eines Modells zur kulturellen Bildung, analog zu bestehenden und erfolgreich wirkenden kulturpädagogischen Zentren in anderen deutschen und europäischen Städten (z. B. „Düsseldorfer Modell“). Als ein beim Kulturamt angesiedeltes Dienstleistungszentrum fungiert der kupädi als verlässlicher (Ansprech-)Partner für die Adressaten. Er konzipiert, koordiniert und finanziert neue kulturpädagogische Programme, er schafft und pflegt ein Netzwerk für die Adressaten und für die beteiligten Künstler, Kulturpädagogen und Kulturinstitutionen.

Der bestehende Museumspädagogische Dienst (mupädi) wird in den neuen kupädi integriert bzw. mit diesem vernetzt und führt seine bewährte Arbeit fort.

Stuttgart verfügt über ein breites, aber zersplittertes und für die Adressaten oft unübersichtliches kulturelles Angebot. Dies gilt in besonderem Maße für die kleineren Kultureinrichtungen. Neben den Defiziten an kulturpädagogischen Angeboten besteht deshalb auf Seiten der Adressaten ein großer Bedarf an Beratung und Information. Ein Kulturpädagogischer Dienst hätte dabei – wie der bestehende mupädi im Arbeitsbereich Museumspädagogik – die Funktion einer „Drehscheibe“.

2.1 Adressaten

Kulturelle Bildung muss einem möglichst breiten Publikum zugänglich sein und die Teilhabe aller Bevölkerungsschichten an Kunst und Kultur ermöglichen. Die kulturpädagogischen Angebote richten sich daher schwerpunktmäßig an:

- Kinder,Jugendliche und junge Erwachsene in Schulklassen oder Arbeitsgemein-schaften von Grundschulen, Sonderschulen und weiterführenden Schulen
- Kinder ab ca. 4 Jahren und im Vorschulalter (KiTa-Gruppen)
- Menschen in der dritten Lebensphase / Generation 50+
- Optional: offene Angebote für alle Adressatengruppen und Generationen übergreifende Programme (auch für Kinder mit ihren Eltern).

Bei der Entwicklung der Angebote soll Inklusion als ein wichtiges Element berücksichtigt werden. Damit wird gewährleistet, dass auch junge Menschen mit Behinderungen in künftig zunehmend heterogene Schulklassen und Gruppen einbezogen werden.

2.2 Angebote

Kulturpädagogik sollte sich auf einen möglichst weit gefächerten Kulturbegriff beziehen. Der kupädi konzipiert neue, breit gestreute „Kulturpakete“ mit Workshops, Vorstellungs- oder Konzertbesuchen und auch längerfristigen Projekten. Dies erfolgt in möglichst allen kulturellen Sparten und insbesondere in Bereichen, in denen noch keine kulturpädagogischen Angebote existieren. Dazu zählen:

- Theater mit Schwerpunkt Figuren- und Tanztheater
- Literatur und Sprache
- Film, Fotografie, Video
- Musik
- Spartenübergreifende Angebote (z.B. Theater + Musik + Bildende Kunst).

Im Kontakt mit den Schulen und Einrichtungen wird ein Portfolio von ausgewählten, qualitätvollen kulturpädagogischen Angeboten bereitgestellt, aus dem dann für die jeweilige Einrichtung passende Angebote ausgewählt werden können. Die Formate der Angebote reichen gemäß den Bedarfen der Adressaten von kleinen Projekten mit zwei bis drei Terminen bis zu längerfristigen Projekten von bis zu 6 Monaten. Der kupädi informiert und berät die Adressaten, vermittelt die geeigneten kulturpädagogischen Akteure, koordiniert und finanziert die Programme.

Mit der Einrichtung von 1,5 Stellen würde die Kulturverwaltung in die Lage versetzt, ein detailliertes Konzept zum Aufbau eines Kulturpädagogischen Dienstes mit innovativen Angeboten in möglichst vielen kulturellen Sparten zu verwirklichen.

Bei einem Gesamtaufwand von 150.000 Euro verbleiben nach Abzug der Personalkosten rund 40.000 € pro Jahr zur Umsetzung des neuen kulturpädagogischen Konzepts. Mit diesen Mitteln können die bei den kulturpädagogischen Angeboten anfallenden Sachkosten und insbesondere die Honorarkosten für Künstler/Kulturpädagogen im Umfang von ca. 800 „Unterrichtseinheiten“ bzw. 120 bis 140 kleineren und größeren Projekten an und mit Schulen und KiTas durchgeführt werden. Die Honorarsätze für die engagierten freien Mitarbeiter sind an den Sätzen des mupädi und an jenen von externen Honorarkräften im Bereich Ganztagesschule orientiert.

2.3 Kulturpädagogische Akteure

Die Kulturschaffenden/Künstler der Stadt stellen ein großes Potential zur Durchführung von neuen kulturpädagogischen Programmen dar. Auch sie benötigen Unterstützung und ggf. Beratung oder Schulung. Die Planung der Programme erfolgt gemeinsam mit den beteiligten Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen.

Der kupädi bildet einen Pool von Künstlerinnen und Künstlern aus allen Sparten, die über die geforderten künstlerischen und pädagogischen Voraussetzungen verfügen.
Die kulturpädagogischen Akteure aus diesem Pool werden den Adressaten durch den kupädi vermittelt.


3. Projektstart und angestrebter Umfang

Die detaillierte konzeptionelle Entwicklung wird aufgenommen, sobald die finanziellen und personellen Voraussetzungen geschaffen sind. Die Umsetzung soll ebenfalls zeitnah erfolgen. Erste Pilotprojekte könnten schon im Frühjahr 2014 gestartet werden.


4. Vermittlung der Angebote Die direkte persönliche Beratungstätigkeit ist eine der Kernaufgaben eines Kulturpädagogischen Diensts. Hierfür brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlässliche Daten. Die Kulturvermittlung würde hierfür eine entsprechende Datenbank vorbereiten. Sie ist in das Gesamtkonzept der Abteilung eGovernment und IT-Strategie (10-6) des Haupt- und Personalamts und der Stabsstelle Kommunikation (L/OB-K) zu integrieren. Ziel ist es, möglichst differenzierte Recherchen in einem umfassenden Datenpool zu ermöglichen. Die Verwirklichung soll in Modulen erfolgen.



Vorliegende Anträge/Anfragen

Antrag Nr. 41/2013 der CDU-Gemeinderatsfraktion

Antrag Nr. 451 I.2.a+b Antrag 1+2 der Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Antrag Nr. 569/2013 4.2 der CDU-Gemeinderatsfraktion
Antrag Nr. 572/2013 Zusätzliche Vorschläge der CDU-Gemeinderatsfraktion
Antrag Nr. 616/2013 der SPD-Gemeinderatsfraktion





Dr. Susanne Eisenmann



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