Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OB
GRDrs 53/2013
Stuttgart,
02/15/2013



"Dialog macht Schule" - Politische Bildung mit Jugendlichen in der Einwanderungsgesellschaft - 3. Projektverlängerung

Ehemals: „Jugend, Religion, Demokratie“
Politische Bildung mit Jugendlichen an multikulturell zusammengesetzten Schulen




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich30.01.2013



Beschlußantrag:

1. Der Verlängerung des Projekts „Dialog macht Schule“ mit Fördermitteln der Bundeszentrale für politische Bildung, der Robert Bosch Stiftung und der BW-Stiftung wird zugestimmt (vgl. GRDrs 869/2010).

2. Bei der Abteilung Integration des Oberbürgermeisters (S-IP) wird die Ermächtigung zur Beschäftigung eines/r Sachbearbeiter/in in Teilzeit (50%) in der Entgeltgruppe 11 TVöD ohne Blockierung einer Planstelle ab 01.03.2013 für die Dauer der Vertragslaufzeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung bis 28.02.2014 verlängert. Die Finanzierung erfolgt kostenneutral durch Fördermittel, die von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Robert Bosch Stiftung gestellt werden.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Das Modellprojekt der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wird in Stuttgart seit September 2009 von einem Projektmitarbeiter der Abteilung Integration in Teilzeit (50 %) koordiniert. Ziel des Projekts ist es, Jugendlichen aus bildungsfernen oder -benachteiligten Elternhäusern ein Bewusstsein für Demokratie und politische Partizipation zu vermitteln und das Verständnis dafür zu wecken, inwieweit Politik etwas mit der Alltagswelt der Jugendlichen zu tun hat. Die Jugendlichen sollen sich ferner mit Fragen von Identität, Religion und Gesellschaft auseinander setzen (vgl. GRDrs 498/2011und GRDrs 72/2012).

Die Methode der Dialogarbeit unterscheidet sich von anderen Kommunikationsformen wie Vortrag, Debatte, Diskussion oder Alltagsgespräche. Die Schüler bringen anfangs Themen aus ihrer Lebenswirklichkeit ein und lernen, die Standpunkte der anderen zu verstehen anstatt gleich mit einer Gegenrede zu reagieren. Es geht darum, Verständnis für Andere sowie das eigene Anderssein zu entwickeln. Die Dialogmoderatoren zeigen den Jugendlichen Zusammenhänge zwischen ihrer Lebenswirklichkeit und Themen der politischen Bildung auf.

Nachdem eine vertrauensvolle Gesprächskultur aufgebaut worden ist, bringen die Dialogmoderatoren auch selbst Themen ein, ebenso methodische Ansätze zur Vertiefung der Schülerthemen durch Gruppenarbeit an einem gemeinsam gewählten Thema („Was ist gut an einer Demokratie“ als Plakataktion, Flüchtlingsschicksale anhand eines Films, Armut in Stuttgart mit geplantem Besuch der Vesperkirche, Teilnahme am Programm „Schule ohne Rassismus“).

Das Projekt wurde in diesem Schuljahr auf vier weitere Schulen ausgeweitet, wobei vor allem Realschulen und Gymnasien verstärkt in das Projekt mit einbezogen wurden.

Derzeit finden 16 Dialoggruppen mit 200 Schülern an acht Stuttgarter Schulen statt: Rosensteinschule, Friedensschule, Körschtalschule, Linden-Realschule, Brunnen-Realschule, Rilke-Realschule, Ferdinand-Porsche-Gymnasium, Johannes-Kepler-Gymnasium. Das Interesse am Projekt ist an allen Schularten sehr groß, allein an der Linden-Realschule sind drei neue Gruppen mit jeweils 60 neuen Schülern entstanden, obwohl ursprünglich mit nur einer Gruppe für 20 Jugendliche geplant wurde.
Die Gruppen werden von insgesamt dreizehn Dialogmoderatorinnen und -moderatoren geleitet. Zehn von ihnen haben einen Migrationshintergrund (griechisch, türkisch, kossovarisch, pakistanisch, kroatisch, eritreisch, rumänisch). Die Dialogmoderatoren sind Studierende (Lehramt, Politikwissenschaften, Bildungswissenschaften, Soziale Arbeit), zum Teil mit abgeschlossenem Studium. Zwei von ihnen arbeiten in der offenen Jugendarbeit.

Den Dialogmoderatoren gelingt es, das Interesse der Jugendlichen für Themen der politischen Bildung zu wecken. Die Fachlehrerinnen und -lehrer beobachten darüber hinaus eine Steigerung der Schülerkompetenzen in Bereichen des sprachlichen Ausdrucks, der politischen Urteilsfähigkeit, der methodischen Fähigkeiten und der Gruppenarbeit (soziale Kompetenzen). Die Lernmotivation nimmt zu, was auch bei einigen Schülern zu verbesserten Leistungen auch in anderen Unterrichtsfächern führt.

Dank der zusätzlichen Förderung durch die Baden-Württemberg-Stiftung ab Oktober 2012 („Vielfalt gefällt“) konnte die politische Bildungsarbeit auf neue Zielgruppen ausgeweitet werden. Aus diesem Förderprogramm werden als neue Tätigkeitsfelder der Dialogmoderatoren finanziert: Schulung der Stuttgarter Jugendräte in der dialogischen Methode in Form eintägiger Seminare, Fortbildungen für Lehrkräfte sowie für weitere pädagogische Begleiter der Jugendlichen an Schulen. 2012 wurden zwei Jugendräte geschult, weitere sechs sollen 2013 folgen. Die Dialogseminare werden im Frühjahr 2013 auch für den Landesverband der Abendrealschulen (Zielgruppe Abendrealschullehrer) und die BW-Jugendstiftung (Zielgruppe Jugendbegleiter) durchgeführt.
Geplant ist auch der Austausch zwischen den Schüler-Dialoggruppen und den Jugendräten in den jeweiligen Stadtbezirken, somit die Verbindung von politischer Bildung und politischer Beteiligung im Projektjahr 2013.

Finanzielle Auswirkungen

Die Kosten für den Projektmitarbeiter in Teilzeit (50 %) und die Ausbildung und den Einsatz der Dialogmoderatoren werden von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Robert Bosch Stiftung finanziert. Die Bundeszentrale für politische Bildung verwaltet und verteilt die Mittel. Neben den Personalkosten erhält die Landeshauptstadt Stuttgart bis zu 40.300 € für die Honorare der Dialogmoderatoren.

Die beschriebene Ausweitung des Projekts erfolgt aus Mitteln der BW-Stiftung in Höhe von 16.000 €. Hierbei handelt es sich um Honorarkosten für Einsätze der Dialogmoderatoren an den neu hinzugekommen Schulen, sowie um Honorarkosten für Dialogseminare mit den Stuttgarter Jugendräten, Lehrern der Abendrealschulen und Jugendbegleitern an Stuttgarter Schulen.

Die Landeshauptstadt Stuttgart unterstützt das Projekt durch die Bereitstellung eines Arbeitsplatzes bei der Abteilung Integration. Eine eventuelle Differenz zwischen der Förderung der Bundeszentrale für politische Bildung, der Robert Bosch Stiftung und der BW-Stiftung zu den tatsächlich anfallenden Personal- und Sachkosten wird aus dem Projektetat der Abteilung Integration im THH 810 getragen.


Beteiligte Stellen

Die Referate AK und WFB haben mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Fritz Kuhn

Anlagen






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