Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Städtebau und Umwelt
Gz: StU
GRDrs 603/2015
Stuttgart,
07/13/2015


Stadtinternes Contracting



Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2016/2017


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
28.07.2015
29.07.2015

Bericht:

Im Jahr 1995 hat der Gemeinderat beschlossen beim Amt für Umweltschutz ein Finanzierungsmodell für wirtschaftliche Maßnahmen zur Energieeinsparung einzurichten
(GRDrs 584/1994). Das Modell des stadtinternen Contractings wurde von der Stadtkämmerei und dem Amt für Umweltschutz gemeinsam entwickelt. Über die Entwicklung beim stadtinternen Contracting wurde letztmals mit der GRDrs 539/2013 berichtet.



Prinzip des stadtinternen Contractings

Beim stadtinternen Contracting werden wirtschaftliche Maßnahmen zur Energieeinsparung in den städtischen Ämtern und Eigenbetrieben vom Amt für Umweltschutz betreut und vorfinanziert. Die durch diese Maßnahmen eingesparten Energiekosten fließen bis zur Refinanzierung der Maßnahme an das Amt für Umweltschutz zurück. Durch diesen Rückfluss können neue Maßnahmen finanziert werden.

Dieses Modell ist jedoch nur bei den städtischen Ämtern vollständig umsetzbar. Bei Eigenbetrieben ist seit der Einführung der Doppik im Jahr 2010 eine Rückzahlung der eingesparten Energiekosten aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht mehr zulässig. Hierüber wurde bereits in der GRDrs 325/2011 berichtet.

Technische Abwicklung

Das Amt für Umweltschutz hat von 1995 - 2014 mit den städtischen Ämtern und Eigenbetrieben über 320 Vereinbarungen getroffen. Dabei wurden die überwiegenden Maßnahmen während der energetischen Betreuung der stadteigenen Liegenschaften im Rahmen des Energiemanagements entwickelt. Aber auch die Nutzer der Gebäude sind auf das Amt für Umweltschutz zugekommen, um sinnvolle Einsparmaßnahmen anzustoßen. Nach fachtechnischer Beurteilung durch die Energieabteilung konnten so ebenfalls eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt werden.

Die Summe aller Investitionen bis einschließlich 2014 beträgt 16,7 Mio. Euro (Bild 1). Zur Finanzierung werden die bereit gestellten Mittel (grüne Linie) in Höhe von 16,8 Mio. Euro und die Rückflüsse durch die eingesparten Energiekosten bereits realisierter Energiesparmaßnahmen verwendet. Anhand der grünen Linie ist zu erkennen, dass das Budget nicht auf einmal zur Verfügung gestellt wurde, sondern kontinuierlich gesteigert wurde.



Bild 1 Investitionen mit dem stadtinternen Contracting


Bei den Energiesparmaßnahmen handelt es sich um Projekte von wenigen 1.000 Euro (z. B. Beleuchtungserneuerungen oder Verbesserungen der Regeltechnik) bis hin zu 1,4 Mio. Euro Investitionskosten (Erneuerung von Heizzentralen mit Einbau von BHKWs, thermischen Solaranlagen oder Holzfeuerungen). Die Beispiele zeigen, dass neben Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz auch der Bau von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien realisiert werden konnte. Insgesamt entfallen 34 % oder 5,7 Mio. der Investitionen auf den regenerativen Bereich.

Die durchschnittliche Kapitalrückflusszeit der vom Amt für Umweltschutz eingesetzten Finanzmittel liegt bei 8,4 Jahren. Wichtig dabei ist, dass die Entscheidungshoheit über den Abschluss von Vereinbarungen in der Energieabteilung und damit in der Fachabteilung liegt. Hier muss auch der finanzielle Spielraum für kurzfristig notwendige wirtschaftliche Maßnahmen sichergestellt werden.




Einsparungen

In Bild 2 sind die im jeweiligen Jahr erzielten Energiekosteneinsparungen dargestellt. 2014 wurden Kosten in Höhe von 2 Mio. Euro eingespart.
Bild 2 Energiekosteneinsparung durch stadtinternes Contracting

Weiterhin sind in Bild 2 die über die Jahre aufsummierte Kosteneinsparungen aufgetragen (rote Linie). Insgesamt wurden bis 2014 19,8 Mio. Euro durch das stadtinterne Contracting eingespart. Die Differenz zwischen der kumulierten Einsparung und den bereitgestellten Mitteln ergibt für 2014 einen Nettogewinn von 3 Mio. Euro. Dieser Nettogewinn ist gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, da es 2014 aufgrund von umfangreichen Abstimmungen zu Verzögerungen in der Maßnahmenumsetzung kam.

Die Einsparung wird zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ermittelt. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass die Einsparungen der Maßnahmen aus den Vorjahren aufgrund der
Energiepreissteigerungen (z. B. Heizenergie + 37 % von 2005 auf 2014) deutlich höher liegen. Allein durch Energiepreissteigerungen, die seit Abschluss der Vereinbarung angefallen sind, ergaben sich zusätzliche Kosteneinsparungen von 8,7 Mio. Euro (
Bild 3).

Bild 3 Zusätzliche Einsparungen durch Energiepreissteigerungen

Neben den Kosteneinsparungen wurden durch das stadtinterne Contracting die in Bild 4 dargestellten Mengen an Heizenergie (17.210 MWh/a), Strom (5.700 MWh/a) und Wasser (44.300 m³/a) eingespart.

Bild 4 Eingesparte Energie- und Wassermengen


Zu Beginn lag der Schwerpunkt der Energieeinsparung auf der Heizenergie. Mit steigenden Strompreisen werden aber auch Stromeinsparmaßnahmen wirtschaftlicher. Entsprechend ist das Ziel, die Anzahl der Maßnahmen im Strombereich zu erhöhen. Dies ist ab 2008 in Bild 4 durch den Zuwachs im Strombereich (gelber Balken) zu erkennen.


Klimaschutz durch das stadtinterne Contracting

Das stadtinterne Contracting liefert einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Wie in Bild 5 dargestellt, führt die Summe aller Projekte inzwischen zu einer jährlichen CO2-Einsparung von ca. 11.000 t/a. Kumuliert wurden bis 2014 ca. 118.000 t CO2 eingespart.

Bild 5 Vermiedene CO2-Emissionen


Weitere Maßnahmen

Das stadtinterne Contracting hat sich als Instrument zur Senkung der Energie- und Wasserkosten bewährt. Durch die kurzfristige Reaktion auf Entwicklungen im Energiebereich und aufgrund der schnellen Umsetzung der Maßnahmen wurden zeitnah Einsparungen sichergestellt. Auch ist der administrative Aufwand zur Abwicklung der Vereinbarungen gering.

Für das Haushaltsjahr 2014 standen mit der Aufstockung um 4 Mio. Euro und den Rückflüssen aus dem Ämterbereich (0,6 Mio. Euro) insgesamt 10,5 Mio. Euro zur Verfügung. Von den an die Ämter und Eigenbetriebe abgeflossenen Mitteln in Höhe von ca. 1,5 Mio. Euro wurden ca. 0,5 Mio. Euro für den Bau von Photovoltaikanlagen verwendet. Für die Erneuerung der Straßenbeleuchtung sind 117.000 Euro abgeflossen. Die restlichen Mittel wurden nach 2015 übertragen.

Mit dieser Mittelübertragung der Mittelaufstockung von 4 Mio. Euro im Haushaltsjahr 2015 und der Rückflüsse der Ämter (0,7 Mio. Euro) stehen somit insgesamt 13,7 Mio. Euro zur Verfügung. Hiervon sind nach den ersten 5 Monaten Vereinbarungen in Höhe von insgesamt ca. 8,3 Mio. Euro abgeschlossen. Hierzu zählen z. B. 0,8 Mio. Euro für die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED (z. B. Münster und Rohr), und der Ausbau der regenerativen Anlagen (1,5 Mio. Euro). Für die restlichen Mittel in Höhe von 5,4 Mio. Euro sind Vereinbarungsabschlüsse insbesondere im Schulbereich in Vorbereitung. Im Moment wird davon ausgegangen, dass bis Ende 2015 Mittel in Höhe von 3 Mio. Euro gebunden sind. Der Restbetrag von 2,4 Mio Euro ist nach 2016 zu übertragen.

Maßnahmen für 2016 und Folgejahre

In den Jahren 2016/2017 soll verstärkt der Ausbau von Pellet- und Holzhackschnitzelanlagen (2,8 Mio. Euro) vorangetrieben werden, um das Ziel von 20 % regenerativer Energien zu erzielen. Gleichzeitig sollen auch weitere Photovoltaikanlagen (0,9 Mio. Euro) gebaut werden. Nach Behebung der Abstimmungsschwierigkeiten wird die energetische Schulhaussanierung (2,2 Mio. Euro) vorangetrieben. In den Bereichen der Straßenbeleuchtung werden durch die Umstellung auf LED 0,5 Mio. Euro benötigt. Der geplante Pumpentausch ist mit 1 Mio. Euro veranschlagt.


Maßnahmenplanung 2016

Amt/EBGebäudegeplante Maßnahme
jährliche
Einsparung
[Euro/a]
Investition

[Euro]
Rückfluss

[a]
23/40Verschiedene
Gebäude
z. B. Ostfilderfriedhof
Bau von Pelletfeuerungen 45.000 450.00010
23/40Verschiedene
Gebäude
z.B. Ferdinand-Porsche-Gymnasium
Bau von Photovoltaikanlen 26.500 450.00017
40SchulenEnergetische Sanierung 140.000 1.100.00015
23/40Verschiedene Liegenschaften
z.B. Anne-Frank-Realschule
Austausch von Pumpen 62.500 500.0008
66StraßenbeleuchtungErneuerung der
Straßenbeleuchtung
20.800 250.00012
Summe 227.800 2.750.000

Maßnahmenplanung 2017

Amt/EBGebäudegeplante Maßnahme
jährliche
Einsparung
[Euro]
Investition

[Euro]
Rückfluss

[a]
40SchulenBau einer Holzheizung 190.000 1.900.00010
23/40Verschiedene Gebäude
z.B. Grund- und Hauptschule Heumaden
Bau von Pelletfeuerungen 45.000 450.00010
23/40/67Verschiedene Gebäude
z. B. Stadtgärtnerei
Bau von Photovoltaikanlen 26.500 450.00017
40SchulenEnergetische Sanierung 140.000 1.100.00015
66StraßenbeleuchtungErneuerung der
Straßenbeleuchtung
20.800 250.00012
23/40Verschiedene Liegenschaften
z.B. Robert-Bosch-Schule
Austausch von Pumpen 62.500 500.0008
Summe 417.800
4.650.000
Zur Finanzierung stehen für 2016 und 2017 der Restbetrag aus 2015 (2,4 Mio. Euro) und die Rückflüsse aus dem Bereich der Ämter in Höhe von 1,3 Mio. Euro zur Verfügung. Um die für die Jahre 2016 und 2017 angedachten Maßnahmen umsetzen zu können, ist eine Budgeterhöhung von 3,7 Mio. Euro in den Jahren 2016/2017 notwendig. Dabei soll der Schwerpunkt auf die Schulsanierung und den Pumpenaustausch in den Heizzentralen gelegt werden.


Finanzielle Auswirkungen


Ergebnishaushalt (zusätzliche Aufwendungen und Erträge):
Maßnahme/Kontengr.
2015
TEUR
2017
TEUR
2018
TEUR
2019
TEUR
2020
TEUR
2021 ff.
TEUR
Finanzbedarf
(ohne Folgekosten aus Einzelmaßnahmen, Investitionen oder zusätzlichen Stellen – diese bitte gesondert darstellen)
Für diesen Zweck im Haushalt/Finanzplan bisher bereitgestellte Mittel:
Maßnahme/Kontengr.
2016
TEUR
2017
TEUR
2018
TEUR
2019
TEUR
2020
TEUR
2021 ff.
TEUR
Finanzhaushalt / Neue Investitionen (zusätzliche Ein-/Auszahlungen):
(Bezeichnung Vorhaben/ Maßnahme)Möglicher Baubeginn im Jahr:
Geplante Inbetriebnahme im Jahr:
Summe
TEUR
2016
TEUR
2017
TEUR
2018
TEUR
2019
TEUR
2020
TEUR
2021 ff.
TEUR
Einzahlungen
Auszahlungen
Finanzbedarf
1.500
2.200
Stellenbedarf (Mehrungen und Minderungen):
Beschreibung, Zweck, Aufgabenbereich
Anzahl Stellen zum Stellenplan
2016
2017
später
Folgekosten (aus oben dargestellten Maßnahmen und evtl. Stellenschaffungen):
Kostengruppe
2016
TEUR
2017
TEUR
2018
TEUR
2019
TEUR
2020
TEUR
2021 ff.
TEUR
Laufende Erlöse
Personalkosten
Sachkosten
Abschreibungen
Kalkulatorische Verzinsung
Summe Folgekosten
(ersetzt nicht die für Investitionsprojekte erforderliche Folgelastenberechnung!)


Mitzeichnung der beteiligten Stellen

Die Referate AK und WFB haben Kenntnis genommen. Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der Haushaltsplanberatungen erfolgen.





Matthias Hahn
Bürgermeister



Anlagen:



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