Inhaltsverzeichnis Festschrift 60 Jahre Städtepartnerschaft Stuttgart – St Louis 1. Vorwort Oberbürgermeister Kuhn 2. Vorwort Oberbürgermeisterin Krewson 3. Einführung Nadia vom Scheidt 4. Geschichte der Städtepartnerschaft 5. Der Partnerschaftsverein SLSSC 6. Gemeinsamkeiten an Mississippi und Neckar 7. Engagiert für Jugend- und Bildungsaustausch 8. Sport verbindet auch über den Atlantik 9. Kultureller Reichtum 10. Heimat verlassen/ Heimat finden 11. Jubiläumsjahr 2020 12. Beteiligte Organisationen und Kontakte
1. Vorwort Oberbürgermeister Kuhn
1960 war der Beginn eines Jahrzehnts politischer Umbrüche und der Freiheitsbewegungen. John F. Kennedy wird in den USA zum Präsidenten gewählt, und in Greensboro beginnen afroamerikanische Studierende mit dem bekanntesten Sit-in der Bürgerrechtsbewegung; 17 afrikanische Staaten erreichen ihre politische Souveränität; von Deutschland aus belastet die ungelöste Berlin-Frage die internationalen Beziehungen.
In dieses Jahr fällt die Gründung der Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und St. Louis, die trotz einer großen räumlichen Distanz seit nun 60 Jahren auf vielfältige Weise gestaltet wird. Von Beginn an standen Bildung und kultureller Austausch im Mittelpunkt, und so konnten auf allen Ebenen des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens dauerhafte Freundschaften entstehen. In der Hoffnung, dass eine freundschaftliche Verbindung und der Austausch zwischen Kommunen und Bürger*innen gegenseitiges Verständnis und Frieden fördern, trieb Präsident Dwight D. Eisenhower in den USA die Idee von weltweiten Städtepartnerschaften voran. Das Programm „Sister Cities International“ hatte dafür 1956 den Weg bereitet. In Deutschland hatte sich zur gleichen Zeit das Auswärtige Amt des Themas angenommen und über das Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart kommunale Beziehungen nach Nordamerika gestärkt.
Das Jubiläum fällt nun, wie der Beginn der Freundschaft, in eine Zeit voller Veränderungen und Umbrüche. Multilaterale Organisationen und weltweite Abkommen, die in den letzten Jahrzehnten mühsam aufgebaut wurden, werden in Frage gestellt oder zerschlagen; mit der Covid-19-Pandemie steht die Welt vor sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen; die Black-Lives-Matters-Bewegung bringt zu Bewusstsein, dass Rassismus und Unterdrückung keine Phänomene der Vergangenheit sind. In einer so dynamischen Zeit, die auch politische Dissonanzen kennt, stellt eine solide, auf gegenseitigem Verständnis und menschlichen Beziehungen basierende Städtepartnerschaft eine beruhigende Konstante dar und bietet eine Basis für neue Kooperationen.
Die für dieses Jahr geplanten Veranstaltungen mussten aufgrund der derzeitigen Situation verschoben oder in ein digitales Format verlegt werden. Ich bin zuversichtlich, dass die Partnerschaft auch in dieser Form angemessen gewürdigt und in Zukunft sogar noch vertieft werden kann. Diese Festschrift soll ihren Teil dazu beitragen und gibt einen umfassenden Überblick über den Verlauf der Städtepartnerschaft, die vielfältigen Projekte sowie persönliche Erfahrungen mit und aus der US-amerikanischen Partnerstadt.
Mein Dank gilt den Beteiligten aus St. Louis und Stuttgart, die durch ihr beeindruckendes Engagement mit viel Herzblut auf eine sehr persönliche und nachhaltige Weise die transatlantischen Beziehungen stärken.
2. Vorwort Oberbürgermeisterin Krewson
Dieses Jahr feiert die Stadt St. Louis das stolze 60-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaftsbeziehungen mit Stuttgart. Stuttgart ist unsere älteste Partnerstadt und zählt zu den Städten, mit denen wir die engsten Beziehungen pflegen. Inmitten der Covid-19-Pandemie mussten viele unserer geplanten Feierlichkeiten rund um das Jubiläum und gegenseitige Besuche verschoben werden. Trotz dieser Beeinträchtigung hat die Beziehung schon seit Jahrzehnten Bestand und zeigt uns, mit welcher Kraft zwischenmenschliche Beziehungen Widrigkeiten überwinden und auch in unruhigen Zeiten gedeihen können. Eine Tatsache, die zentral für den Städtepartnerschaftsgedanken ist.
Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums wird derzeit die Geschichte der Beziehungen zwischen St. Louis und Stuttgart detailliert recherchiert und dokumentiert. Angesichts der langen Tradition und Geschichte von Deutschen, die in unseren Staat, unsere Region und unsere Stadt migrierten, scheint es mehr als angemessen, uns etwas Zeit zu nehmen, um über unsere gemeinsamen Erfahrungen nachzudenken.
Im Verlauf der Jahre haben uns viele Delegationen aus Stuttgart besucht und wir selbst wurden bei unseren Gegenbesuchen freundlich empfangen. Es gab Austausche in den Bereichen Bildung, Kunst, Sport, Chöre, Tanz und Musik, aber auch Fachgruppen und Unternehmer, die Best Practices ausgetauscht und Möglichkeiten für ausländische Direktinvestitionen in den entsprechenden Märkten untersucht haben.
Der Partnerschaftsverein „St. Louis-Stuttgart Sister Cities“ richtet den alljährlichen Winter Ball Karneval nach deutscher Tradition aus, fördert den Austausch von Unternehmen, Kultur- und Bildungseinrichtungen und bereichert dadurch das Leben der Einwohner*innen der Region St. Louis. Keiner dieser Austausche wäre möglich ohne das Engagement, die Energie und den Einsatz der Menschen aus beiden Städten, die versuchen, einander und die übrige Welt zu verstehen. Dafür sind wir besonders dankbar. In einer Zeit, in der globale Zusammenarbeit mehr denn je benötigt wird, sind die grundlegenden Prinzipien der Bürgerdiplomatie, die Gemeinschaften zu vereinen, um so die dringendsten Themen der Menschheit anzugehen, weiterhin wichtige Triebkräfte für Kooperation, gegenseitiges Verständnis und die Verbesserung der Gesellschaft als Ganzes.
Ich möchte den Stuttgarter*innen für die Unterstützung unserer Städtepartnerschaft in den letzten 60 Jahren danken und freue mich auf viele weitere Jahre der Zusammenarbeit.
3. Einführung Nadia vom Scheidt, Leiterin Abteilung Außenbeziehungen
Mit dieser Festschrift geben wir Ihnen einen Einblick in Entstehungsgeschichte, Begegnungen, Projekte, persönliche Erlebnisse und Wissenswertes rund um St. Louis, als US-amerikanische Partnerstadt von Stuttgart. Für die Zusammenstellung haben wir unser Bestandsmaterial ausgewertet, im Stadtarchiv Stuttgart geforscht und Menschen in Stuttgart nach ihren Erfahrungen in und mit St. Louis gefragt. Als Leser*in erfahren Sie aus sehr persönlichen Perspektiven, wie sich Begegnungen über den Atlantik gestalten:
· Auftritte des Jazz-Ensembles der Stuttgarter Musikhochschule in St. Louis 2005 (Bernhard „Börny“ Birk)
· Internationaler Jugendfreiwilligendienst in St. Louis 2016 (Jan Elm)
· Gewinnbringender transatlantischer Fachaustausch zur Integrationspolitik
· Lebenswege von Deutschland - über Umwege - in die USA:
- Veranstaltungstermine 2020
In den frühen Jahren standen Bildung und Kultur im Vordergrund des Austauschs, sicher auch begründet in den wechselseitigen Beziehungen beider Länder: Ist in Missouri und St. Louis heute noch das Erbe der deutschen Einwanderung mitprägend, so war dies in Stuttgart nach Ende des Zweiten Weltkriegs der ‚American Way of Life‘ sowie die Präsenz der US-Garnisonen und vieler Amerikaner*innen in der Stadt.
Bedingt durch die COVID-19-Pandemie unterscheidet sich dieses Jubiläum in der Durchführung von den früheren: statt physischem Austausch werden Online-Formate entwickelt, Veranstaltungen werden zum Teil in den digitalen Raum verlegt oder in kleinerer Runde abgehalten. Die Herausforderung, neu zu denken und digitaler umzusetzen hat bei allen Beteiligten jede Menge Innovationskraft freigesetzt, die sicher über die nächsten Jahre erhalten bleibt. Inhaltlich ist das Jubiläumsjahr geprägt von den aktuellen politischen Bewegungen und Debatten zu Rassismus und Gewalt, und auch die Präsidentschaftswahl in den USA ist ein besonderes Thema in 2020.
Die Festschrift finden Sie im Internet ergänzt durch Texte und Fotos, auf die Sie an den entsprechenden Stellen in der gedruckten Version hingewiesen werden. Lesen Sie mehr auf stuttgart.de/stlouis60. Dort werden auch Termine und Veranstaltungshinweise aktuell gehalten.
Mit diesen Angeboten erhalten Sie die Möglichkeit, an den Veranstaltungen vieler engagierter Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks digital wie analog teilzuhaben!
Bedanken möchte ich mich bei allen, die schon mit beiden Städten verbunden sind und für diese Broschüre ihre Erfahrungen und ihr Wissen geteilt haben. Neben den genannten Autor*innen und Dr. Frédéric Stephan, der seit 2006 maßgeblich die partnerstädtischen Beziehungen gestaltet, sind dies beispielsweise Susanne Evens und Wilma Prifti mit Perspektive und Geschichte des Partnerschaftsvereins SLSSC. Für Unterstützung bei der Recherche, besonders der frühen Jahre, gilt der Dank den Mitarbeiter*innen des Stadtarchivs Stuttgart sowie der Medienabteilung des ifa. Dr. Maike van Rjin, Kuratorin und Sammlungsleiterin im Landesmuseum Württemberg, hat extra für diese Broschüre zur Teilnahme Stuttgarter Künstler*innen an der Weltausstellung 1904 in St. Louis geforscht und darüber geschrieben. Vielen Dank!
Ein Jubiläumsjahr wäre nicht ohne den Einsatz der Generationen vor uns und den heutigen Kreis engagierter Menschen in St. Louis und Stuttgart möglich. Ihnen ein großes Dankeschön für Weitsichtigkeit, Durchhaltevermögen und den Glauben an die friedensstiftende Kraft persönlicher, interkultureller Begegnungen über Grenzen hinweg.
· 30. August: Von Bärbel Mohrmann, Geschäftsführerin Pro Stuttgart e.V. moderiertes Fach-Gespräch zwischen P. Charles ‚Chuck‘ Dressel, Mount Pleasant Estates, und Andreas Zaiß, Zaißerei Weingut Stuttgart, auf dem Virtuellen Weindorf in Stuttgart. · 17. September bis 22. November: In der vhs-photogalerie im Treffpunkt Rotebühlplatz werden Fotografien aus St. Louis präsentiert; kuratiert wird die Ausstellung „Vote for…“ von Julia Wenz und Peter Franck (Stuttgart), David Johnson und Michael Behle (Paul Artspace St. Louis/USA) sowie Bettina Michel für die vhs-photogalerie.
· 25. September:
o 16. Oktober, 18 Uhr: Das Gespräch soll sich um den sich reproduzierenden, systematischen Rassismus an amerikanischen Schulen drehen. Weiterführend hinterfragt Dr. Shea Kerkhoff, wie ein gerechtes Schulsystem aufgebaut werden kann.
o 10. November, 18 Uhr: Chancengleichheit ist im Großraum St. Louis nicht bezirksübergreifend vorhanden. Ethnische und wirtschaftliche Diskriminierung führen zu einer Stadtstruktur, die vielen Kindern in St. Louis eine große Anzahl von Möglichkeiten verwehrt. Um die politischen und individuellen Ursachen aus dem Weg zu räumen, diskutiert Prof. Dr. Todd Swanstrom, welche politischen Inhalte und Herangehensweisen für mehr Gleichheit sorgen würden.
o 4. Dezember, 18 Uhr: Welchen Herausforderungen sich Gleichberechtigungsbeauftragte an Universitäten und anderen staatlichen Einrichtungen der USA stellen. beantwortet Dr. Tanisha Stevens in dieser Diskussionsrunde.
o 23. Oktober: Premiere: Schauspiel nach Glasmenagerie und Memoiren von Tennesse Williams (weitere Aufführung am 24.und 31.10. sowie 20., 21. und 29.11.)
o 25. Oktober: St. Louis Kitchen – kochen wie in St. Louis, ein Kochkurs mit Musik und Kostproben