Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Gz: AK 6235
GRDrs 987/2013
Stuttgart,
10/18/2013



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich06.11.2013



Beschlußantrag:

Den in der Begründung aufgeführten Bezeichnungen für Verkehrsflächen wird zugestimmt.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sind zusätzliche Wegbezeichnungen erforderlich. Eine der Namensgebungen soll gleichzeitig dazu dienen, eine Persönlichkeit zu ehren.

Finanzielle Auswirkungen




Beteiligte Stellen






Werner Wölfle
Bürgermeister


Anlagen




Stadtbezirk Stuttgart-Bad Cannstatt

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßen-bezeichnung
1Ohne BezeichnungA = Am Römerkastell
E = Düsseldorfer Str.
Helga-Feddersen-Weg

Text des Erläuterungsschildes:
Helga Feddersen
* 1930 † 1990
Schauspielerin
2Ohne BezeichnungA = Haldenstr.
E= endet an Flurstück 461 (Haldenstr.)
Römerstaffel

Im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt Hallschlag“ wurde vorgeschlagen, diese beiden Verkehrsflächen zu benennen. Im Rahmen einer Bürgerbeteiligung, die mit der Auslobung von Preisen verbunden war, wurden die beiden Namen ausgewählt. Der Bezirksbeirat Bad Cannstatt hat die Namensgebungen jeweils einstimmig beschlossen. Die Flächen befinden sich vollständig im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Adressenänderungen ergeben sich durch die Benennungen nicht.

Helga-Feddersen-Weg

Die Nähe zum Steigfriedhof, auf dem die Schauspielerin beigesetzt ist, hat Bürger bewogen, Helga Feddersen als Namensgeberin vorzuschlagen.

Helga Feddersen wurde am 14. März 1930 in Hamburg geboren. Nach ihrer schulischen Ausbildung besuchte die Tochter eines Seemannsausrüsters von 1948 bis 1950 die Schauspielschule. Nach verschiedenen Engagements an Hamburger Theatern und einer Bühne in Gelsenkirchen endete ihre Berufslaufbahn zunächst 1955, als sie sich einer Tumoroperation an der Ohrspeicheldrüse unterziehen musste. Als Folge blieb eine Gesichtslähmung zurück. 1957 wagte sie einen Neuanfang und wurde Regieassistentin und Souffleuse beim NDR. Danach folgten weitere Auftritte in Film, Funk und Fernsehen. 1966 wurde sie im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg engagiert. 1962 heiratete Helga Feddersen den früheren NDR-Dramaturg Götz Kozuszek, mit dem sie bis zu dessen Tod 1985 zusammen blieb. Er erkannte als erster ihr schriftstellerisches Talent, mit dem sie von 1967 an eine große Zahl erfolgreicher Drehbücher für das Fernsehen schrieb.

Ihren Hang zur „Blödelei“ lebte Helga Feddersen von 1972 an in ihrer Zusammenarbeit mit Didi Hallervorden aus. 1975 wurde sie durch ihre Rolle als Else Tetzlaff in der Serie „Ein Herz und eine Seele“ einem breiten Publikum bekannt. Als Ulknudel landete sie zusammen mit Dieter Hallervorden auch musikalisch einen Erfolg mit dem Titel „Die Wanne ist voll“, einer Parodie auf ein Lied aus dem Film „Grease“. 1983 eröffnete sie zusammen mit ihrem Freund und späteren Lebensgefährten Olli Maier in Hamburg das Theater am Holstenwall. Dort spielte sie über 400 Mal die Rolle der „Perle Anna“ und machte so ihr Theater über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt. Es geriet jedoch in finanzielle Schwierigkeiten und musste schließlich 1989 Konkurs anmelden.

Grund dafür war, dass Helga Feddersen im Januar 1987 an einem bösartigen Tumor hinter dem rechten Auge erkrankte. Nach der notwendigen Operation konnte sie lange nicht mehr auftreten. Mitte Juni 1990 musste sie sich erneut einer Tumoroperation unterziehen. Im Sommer 1990 löste sie in Hamburg ihren Haushalt auf und zog mit ihrem Lebensgefährten in ihr Bauernhaus auf der Insel Föhr. Von ihrem Krebsleiden erholte sie sich nicht mehr. Am 24. November 1990 starb sie. Einige Tage zuvor hatte sie noch ihren Lebensgefährten Olli Maier geheiratet. Dessen Elternhaus befand sich in Stuttgart unter der Anschrift Am Römerkastell 7. Es war Helga Feddersens Wunsch, in Stuttgart beigesetzt zu werden. Ihr Grab befindet sich auf dem Steigfriedhof.


Römerstaffel

Die Römerstaffel ist eine Treppe, die vom Kraftwerk Münster zum neu entstehenden Travertinpark führt und den Stadtteil Hallschlag an die Linie U 14 anbindet. Derzeit befindet sie sich im Bau. In wenigen Wochen wird sie fertiggestellt sein.

Nach den Richtlinien für Straßenbenennungen darf in Stuttgart jede Straßenbezeichnung nur einmal vergeben werden. Namen mit gleichem Grundwort sind danach nur zulässig, wenn die Flächen unmittelbar nebeneinanderliegen. In Stuttgart-Süd gibt es bereits seit 1862 die Römerstraße. Die Benennung einer Römerstaffel in Stuttgart-Bad Cannstatt birgt demnach die Möglichkeit von Missverständnissen und stellt einen Verstoß gegen die geltenden Bestimmungen des Gemeinderates dar. Diese geschilderte Tatsache wurde jedoch erst bekannt, nachdem im Rahmen des Projekts der „Sozialen Stadt Hallschlag“ bereits Preise an Bürgerinnen und Bürger, die an der Namensfindung mitgewirkt hatte, ausgelobt waren.

Angesichts der Tatsache, dass an der Römerstaffel keine Adressen vergeben werden, dass das Römerkastell in der Nähe ist und ein Verwerfen des Bürgervorschlags demotivierend auf das Projekt wirken würde, hält die Verwaltung es für vertretbar, in diesem Einzelfall eine Ausnahme von den Bestimmungen der Richtlinien für Straßenbenennungen zuzulassen. Das Stadtmessungsamt hat Bedenken hinsichtlich der wiederholenden Bezeichnung geltend gemacht, könnte aber wegen der besonderen Umstände und der Endung Staffel die vorgeschlagene Namensgebung ausnahmsweise akzeptieren.


zum Seitenanfang
Vorlage VA 13-11-06-Anlage 2.docVorlage VA 13-11-06-Anlage 2.doc