Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 1031/2011
Stuttgart,
11/03/2011



Haushalt 2012/2013

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 11.11.2011



Frühe Förderung von Familien in Stuttgart

Beantwortung / Stellungnahme

In der GRDrs 435/2011 „Frühe Förderung von Familien in Stuttgart – 2. Sachstandsbericht“ hat die Verwaltung den aktuellen Umsetzungsstand des Programms dargestellt. Für die Umsetzung des Konzeptes Frühe Förderung wurden zum Haushalt 2010/2011 erstens 7 zusätzliche Stellen geschaffen und zweitens Sachmittel in Höhe von insgesamt jährlich 420.000 EURO bereitgestellt, insgesamt ein jährliches Budget in Höhe von rund 1 Million EURO.

Mit den bereits im Haushalt 2012/2013 veranschlagten Mitteln (7 Stellen plus Sachkosten) in Höhe von jährlich 1 Mio. € und den zu erwartenden Restmitteln aus dem Jahr 2011 in Höhe von rund 50.000 € können alle Vorhaben des Konzepts Frühe Förderung – einschließlich das Projekt Sonnenkinder des Caritasverbandes mit 60.000 € jährlich - sowie die geplante Evaluation in 2012/13 finanziert werden (s. GRDrs 435/2011).

Die mit Antrag 405/2011 Pkt. I.,II. von Bündnis 90/DIE GRÜNEN und 547/2011 der SPD beantragten Mittel sind daher bereits im Haushaltsplanentwurf enthalten.

Die Verwaltung hat in o.g. Vorlage jedoch darauf hingewiesen, dass die Rucksackgruppen ohne zusätzliche Mittel nicht im bisherigen Umfang weitergeführt werden können, weil die Förderung durch die Freudenberg Stiftung entfällt und die STÄRKE Mittel geringer ausfallen. Angesichts der großen Nachfrage wäre eine Ausweitung des Angebots wünschenswert (siehe hierzu Anlage1).

Darüber hinaus besteht Bedarf für weitere Familien entlastende Angebote, sei es durch den Einsatz von Familienhebammen oder durch Angebote der freien Träger (bisheriger HH Ansatz 210.000 EUR) sowie durch 2 zusätzliche Stellen für das Angebot Familienkinderkrankenschwester beim Gesundheitsamt (s. auch Anl. 2).





Zusätzlich beantragte Mittel

Thema
Antrag
B90/GRÜNE
Antrag CDU
p.a
2012
2013
Erhöhung des Budgets für familienent-
Lastende Angebote (Welcome – Haus der Familie, Sonnenkinder – Caritas, Mirjiam – Sozialdienst kath. Frauen)
(Für das Jahr 2014 werden 100.000 € beantragt)
50.000 €
2 Kinderkrankenschwester Tarif S 11
(Stellenplan)
126.000 €
126.000 €
126.000 €
Familienbildung: hier
Ausbau des Programms
Rucksack (s. Anlage 1)

(einschließlich Stellenbedarf Elternseminar)
400.000 €
300.000 €
300.000 €
Zusätzliche Mittel
526.000 €
426.000 €
476.000 €



Vorliegende Anträge/Anfragen

405/2011, Pkt. I.,II., Bündnis 90/DIE GRÜNEN; 428/2011, Pkt. 1.,2. CDU; 547/2011 SPD, JHA 10.10.2011, 720/2011, Anl. 4 Pkt. 23




Isabel Fezer
Bürgermeisterin




Ausbau des Angebots Rucksack in Kindertagesstätten

Rucksack ist ein Elternbildungsprogramm, das sich vor allem an Familien mit Migrationshintergrund und bildungsbenachteiligte Eltern wendet. Es wird in verschiedenen Stuttgarter Kindertagesstätten (in städtischer, evangelischer und katholischer Trägerschaft) durchgeführt.
Das Bildungsangebot erfolgt in wöchentlichen Gruppentreffen á zwei Stunden (insgesamt 30 Treffen) mit durchschnittlich 8 – 12 Familien. Die Kurssprache ist deutsch. Die Gruppen laufen in der Regel von Oktober bis Juni (angedockt an das Kindertagesstättenjahr).

Ziele des Bildungsprogramms sind:

Die breite Akzeptanz für diese intensive, interkulturelle und niederschwellige Form der Elternbildung wird wesentlich befördert durch die enge Anbindung an und die Abstimmung mit dem jeweiligen Sprachförderkonzept der einzelnen Kindertagesstätte. Zusätzlich ist es jederzeit möglich, aktuelle Themenfelder und Projektbereiche der Einrichtung (Ernährung, Bewegung, Naturerleben, Stadteilerkundungen) auch in der Müttergruppe zu behandeln.


Besonderheiten des Stuttgarter Konzeptes

Das „Stuttgarter Rucksack-Modell“ war anfangs ausschließlich auf den Einsatz professioneller Kursleitungen (qualifizierte Pädagoginnen) ausgerichtet. Mit der Zeit konnten zusätzlich erfahrene und engagierte Mütter aus den Rucksack-Gruppen (i.d. Regel Migrantinnen) für eine eigens entwickelte „Qualifizierung zur Rucksack-Assistentin“ gewonnen werden. Diese Qualifizierung umfasst Themen – u. Methodenmodule, eine Hospitationsphase, „Anerkennungsjahr“ als Ko-Leitung. Mittlerweile läuft schon die 2. Staffel dieser Ausbildung, ca. 8 Assistentinnen sind bereits im Einsatz, jeweils im Tandem mit einer erfahrenen Kursleitung. Dadurch gewinnen auch die beteiligten Kindertagesstätten profunde und kompetente Mütter, die über die Rucksack-Aktivität hinaus zu wichtigen Schlüsselpersonen innerhalb der mehrsprachigen Elternschaft wie auch im Stadtteil werden.

Generell hat sich ein wesentlicher Effekt des Programms bestätigt: es wirkt als Türöffner und holt die Mütter in die Kindertagesstätten. Die Fachkräfte erleben wöchentlich eine Gruppe lernwilliger, neugieriger und aktiver Frauen. Über sich häufende Kontakte und gemeinsame Erfahrungen bildet sich Vertrauen heraus.

Die Eltern und Fachkräfte gehen offener aufeinander zu und die Kindertagesstätte ist von einem Ort für Kinder auch zu einem Ort für Familien geworden.

Rucksack gewinnt gerade in Stuttgart strategische Bedeutung angesichts der anstehenden Entwicklungsprozesse in Kindertagesstätten: "Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kita Sprache und Integration", "Chancen-gleich! Kulturelle Vielfalt als Ressource in frühkindlichen Bildungsprozessen"; Weiterentwicklung der Kindertagesstätten zu Familienzentren bis hin zu dem Landesprogramm Bildungsregionen. Überall kann davon ausgegangen werden, dass der bewährte Zugang über die Installierung einer Rucksack-Gruppe sowie die damit verbundenen Effekte ganz wesentlich die angestrebten Entwicklungen befördert und unterstützt.



Finanzierungsplan bezogen auf insgesamt 60 Gruppen

Für das Jahr 2011/12 (bis Sommer 2012) sind 39 Gruppen (mit 340 Familien) mit einem Finanzvolumen von rund 300.000 EURO in der Umsetzung. Mehr Projekte konnten aus Kostengründen nicht realisiert werden, davon werden rund 172.000 EURO aus STÄRKE Mitteln gefördert.
Die Freudenberg-Stiftung / Weinheim beendet die Finanzierung der hauptamtlichen Projektkoordination Rucksack beim Elternseminar (seit 2008; in diesem Jahr 100 % Stellenanteil) zum 31.12.2011. Ein solches mehrjähriges Engagement auf kommunaler Ebene stellt lt. der Freudenberg-Stiftung eine Ausnahme dar, selbstverständlich stark legitimiert durch die Erfolgsgeschichte und die starken Zuwachsraten der Rucksack-Gruppen in Stuttgart.
Zu berücksichtigen ist darüber hinaus, dass die STÄRKE Mittel für das Modul II (Angebote für Familien in besonderen Lebenssituationen) in den nächsten Jahren geringer werden, weil erstens mehr Gutscheine eingelöst und zweitens mehr Projekte im Modul II realisiert werden.

Aus Sicht der Verwaltung sollte das Elternbildungsprogramm Rucksack als Regelangebot verankert werden. Zielsetzung ist, jährlich 30 neue Gruppen in Kindertagesstätten aufzubauen sowie die Folgeförderung von 30 Gruppen für ein weiteres Jahr, um die Implementierung in der Kindertagesstätte zu sichern. Ziel ist, dass in der Folge neue Müttergruppen eigenständig von der Einrichtung initiiert und an die eigenen Sprachförderaktivitäten angebunden werden können. Das Elternseminar kann dafür weiterhin qualifizierte Kursleitungen vorhalten bzw. engagierte und interessierte Mütter zu semiprofessionellen Rucksack-Assistentinnen ausbilden.


Die Kosten bezogen auf 60 Gruppen stellen sich ab 2012 wie folgt dar:

Kosten jährlich
Projektkoordination
2 Stellen für 60 Rucksackgruppen(1 Stelle SuE TV S 15 - 58.400€)

(das beinhaltet u.a. Aufbau neuer Gruppen, Anleitung und Schulung der Kursleitungen/Assistentinnen, Kooperation und Abstimmung mit den Kindertagesstätten-Leitungen/Trägern)
116.800,00 €
1 Rucksackgruppe durchschnittlich Kosten 7.600 €

(das beinhaltet u.a. Honorarkosten für 1 Kursleitung/1 Assistentin (Mütterbegleiterinnen) für 30 Treffen a 2 Std. Kinderbetreuung, Kooperation mit Kindertagesstätten, Sachmittel)
30 neue Gruppen jährlich
228.000,00 €
Folgeförderung für 30 Gruppen (2.Jahr)
228.000,00 €
Gesamtkosten
572.800,00 €
jährliche kommunale Mittel, die bereits im Haushalt eingestellt sind
- 61.500,00 €
STÄRKE Mittel 2012/13 (kalkuliert) für neue Gruppen *
- 80.000,00 €
jährlicher Mehrbedarf bezogen auf 60 Gruppen
431.300,00 €


* Hinweis: im Jahr 2012 sind darüber hinaus noch rund 60.000 € aus STÄRKE Mitteln für die laufenden Gruppen zu finanzieren.



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