Die breite Akzeptanz für diese intensive, interkulturelle und niederschwellige Form der Elternbildung wird wesentlich befördert durch die enge Anbindung an und die Abstimmung mit dem jeweiligen Sprachförderkonzept der einzelnen Kindertagesstätte. Zusätzlich ist es jederzeit möglich, aktuelle Themenfelder und Projektbereiche der Einrichtung (Ernährung, Bewegung, Naturerleben, Stadteilerkundungen) auch in der Müttergruppe zu behandeln.
Besonderheiten des Stuttgarter Konzeptes
Das „Stuttgarter Rucksack-Modell“ war anfangs ausschließlich auf den Einsatz professioneller Kursleitungen (qualifizierte Pädagoginnen) ausgerichtet. Mit der Zeit konnten zusätzlich erfahrene und engagierte Mütter aus den Rucksack-Gruppen (i.d. Regel Migrantinnen) für eine eigens entwickelte „Qualifizierung zur Rucksack-Assistentin“ gewonnen werden. Diese Qualifizierung umfasst Themen – u. Methodenmodule, eine Hospitationsphase, „Anerkennungsjahr“ als Ko-Leitung. Mittlerweile läuft schon die 2. Staffel dieser Ausbildung, ca. 8 Assistentinnen sind bereits im Einsatz, jeweils im Tandem mit einer erfahrenen Kursleitung. Dadurch gewinnen auch die beteiligten Kindertagesstätten profunde und kompetente Mütter, die über die Rucksack-Aktivität hinaus zu wichtigen Schlüsselpersonen innerhalb der mehrsprachigen Elternschaft wie auch im Stadtteil werden.
Generell hat sich ein wesentlicher Effekt des Programms bestätigt: es wirkt als Türöffner und holt die Mütter in die Kindertagesstätten. Die Fachkräfte erleben wöchentlich eine Gruppe lernwilliger, neugieriger und aktiver Frauen. Über sich häufende Kontakte und gemeinsame Erfahrungen bildet sich Vertrauen heraus.
Die Eltern und Fachkräfte gehen offener aufeinander zu und die Kindertagesstätte ist von einem Ort für Kinder auch zu einem Ort für Familien geworden.
Rucksack gewinnt gerade in Stuttgart strategische Bedeutung angesichts der anstehenden Entwicklungsprozesse in Kindertagesstätten: "Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kita Sprache und Integration", "Chancen-gleich! Kulturelle Vielfalt als Ressource in frühkindlichen Bildungsprozessen"; Weiterentwicklung der Kindertagesstätten zu Familienzentren bis hin zu dem Landesprogramm Bildungsregionen. Überall kann davon ausgegangen werden, dass der bewährte Zugang über die Installierung einer Rucksack-Gruppe sowie die damit verbundenen Effekte ganz wesentlich die angestrebten Entwicklungen befördert und unterstützt.
Finanzierungsplan bezogen auf insgesamt 60 Gruppen Für das Jahr 2011/12 (bis Sommer 2012) sind 39 Gruppen (mit 340 Familien) mit einem Finanzvolumen von rund 300.000 EURO in der Umsetzung. Mehr Projekte konnten aus Kostengründen nicht realisiert werden, davon werden rund 172.000 EURO aus STÄRKE Mitteln gefördert. Die Freudenberg-Stiftung / Weinheim beendet die Finanzierung der hauptamtlichen Projektkoordination Rucksack beim Elternseminar (seit 2008; in diesem Jahr 100 % Stellenanteil) zum 31.12.2011. Ein solches mehrjähriges Engagement auf kommunaler Ebene stellt lt. der Freudenberg-Stiftung eine Ausnahme dar, selbstverständlich stark legitimiert durch die Erfolgsgeschichte und die starken Zuwachsraten der Rucksack-Gruppen in Stuttgart. Zu berücksichtigen ist darüber hinaus, dass die STÄRKE Mittel für das Modul II (Angebote für Familien in besonderen Lebenssituationen) in den nächsten Jahren geringer werden, weil erstens mehr Gutscheine eingelöst und zweitens mehr Projekte im Modul II realisiert werden. Aus Sicht der Verwaltung sollte das Elternbildungsprogramm Rucksack als Regelangebot verankert werden. Zielsetzung ist, jährlich 30 neue Gruppen in Kindertagesstätten aufzubauen sowie die Folgeförderung von 30 Gruppen für ein weiteres Jahr, um die Implementierung in der Kindertagesstätte zu sichern. Ziel ist, dass in der Folge neue Müttergruppen eigenständig von der Einrichtung initiiert und an die eigenen Sprachförderaktivitäten angebunden werden können. Das Elternseminar kann dafür weiterhin qualifizierte Kursleitungen vorhalten bzw. engagierte und interessierte Mütter zu semiprofessionellen Rucksack-Assistentinnen ausbilden. Die Kosten bezogen auf 60 Gruppen stellen sich ab 2012 wie folgt dar: