Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OBM
GRDrs 626/2020
Stuttgart,
07/20/2020



Formel E in Stuttgart



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
28.07.2020
29.07.2020



Beschlußantrag:

1. Die Verwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart wird beauftragt, mit der Formula E Group in offizielle Gespräche und Verhandlungen zu treten mit dem Ziel, eine vertragliche Vereinbarung zur Durchführung von Formel-E-Rennen in Stuttgart abzuschließen.

2. Der Abschluss der oben genannten vertraglichen Vereinbarung setzt einen entsprechenden positiven Beschluss des Gemeinderats voraus.


Begründung:


a) Hintergrund Formel E
Stuttgart ist gleichermaßen ein Ort für herausragende Sportereignisse wie auch für zukunftsfähige und innovative Mobilität und ebensolche Mobilitätskonzepte. In der internationalen E-Mobilitäts-Rennserie Formel E verbinden sich diese beiden Aspekte. Seit dem Jahr 2014 fahren in dieser Serie ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge zumeist auf Stadtkursen eine Meisterschaft aus, zur Saison 2020/2021 hat die Formel E seitens des Dachverbandes FIA den Status als Weltmeisterschaft zuerkannt bekommen. Die letzte reguläre Saison vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie (Saison 2018/2019) umfasste dreizehn Rennen in zwölf Städten, u.a. in Rom, Paris, Bern, Mexico-Stadt, Hongkong und Berlin. Das seit 2015 im Kalender befindliche Berliner Rennen findet auf dem ehemaligen Flugfeld in Berlin-Tempelhof statt.






b) Formel E in Stuttgart – Aktionswoche zur urbanen Mobilität der Zukunft
Die Landeshauptstadt Stuttgart ist seit Anfang 2019 in Gesprächen mit mehreren Unternehmen aus der Automobilindustrie und möglichen Sponsoren, um die Realisierbarkeit eines entsprechenden Rennens in Stuttgart zu eruieren.

Dabei geht es darum, ein Formel-E-Rennen nicht als einen Solitär zu veranstalten, sondern als einen wichtigen Höhepunkt in eine Aktionswoche zur urbanen Mobilität der Zukunft zu integrieren. Im Rahmen dieser Woche sollen vielfältige und umfassende Aktivitäten einer Vielzahl von unterschiedlichen Akteuren Platz finden. Diese sind z.B. im Rahmen von kleinen thematischen Festivals oder auch in größeren Veranstaltungen in unterschiedlichen Formaten (z.B. Podiumsgespräche, Stadttouren, Diskussions-Werkstätten) denkbar. Im Rahmenprogramm der Aktionswochen würden zudem auch kulturelle bzw. Unterhaltungsaktivitäten wie etwa Konzerte, Kabarett oder Gaming-Sessions ihren Platz finden können.

Ein möglicher Schwerpunkt einer solchen Mobilitätswoche sowie Anknüpfungspunkt in Richtung Formel E wird das Thema Elektromobilität in all seinen Facetten sein. Daneben werden aber unter anderem auch die Themen öffentlicher Nahverkehr, Künstliche Intelligenz, Rad- und Fußverkehr, Verkehrsmanagement, autonomes Fahren, Nahmobilität, Sharingsysteme, „Mobility-as-a-Service“ sowie City-Logistik eine wichtige Rolle spielen.

Eine solche Mobilitätswoche bietet darüber hinaus Unternehmen aus der gesamten Region Stuttgart die Möglichkeit, ihre Kompetenzen im Bereich nachhaltige Mobilität einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Von Seiten der regionalen Wirtschaft sind diverse Unternehmen in verschiedenen Rollen bei der Formel E aktiv, sei es als Rennsport-Werks-Teams (Daimler, Porsche, Audi) oder als Partner bzw. Sponsoren (u.a. Allianz, Bosch, Hugo Boss, SAP).

Zahlreiche Akteure und Institutionen haben bereits ein grundsätzliches Interesse an der Beteiligung an einer solchen Aktionswoche zur urbanen Mobilität der Zukunft signalisiert. Dabei stehen die Überlegungen zur konkreten Ausgestaltung dieser Woche noch ganz am Anfang. Neben dem Engagement der regionalen Wirtschaft ist die Beteiligung u.a. von Einrichtungen aus Wissenschaft und Forschung, der Medienlandschaft, aus Kunst und Kultur sowie von Initiativen aus der Zivilgesellschaft wichtiger Bestandteil erster konzeptioneller Ansätze.

Im Rahmen dieser Mobilitätswoche ist zudem die Umsetzung von Ideen und Konzepten möglich, die seitens der Stadtverwaltung im Zuge der Bewerbung um die Ausrichtung der Internationalen Automobil-Ausstellung zu Beginn des Jahres 2020 erarbeitet worden sind. Dies könnten etwa die Einrichtung von Probeparcours für Mikromobilität, innovative Transfer-Optionen (Stichwort: thematische Bus-Shuttles zwischen verschiedenen Veranstaltungsorten), die Einrichtung von „Urban Hubs“ in der City zur Steigerung der Aufmerksamkeit für Veranstaltungen oder Teststrecken für autonomes Fahren sein.

c) Zeitplan und Turnus
Nach derzeitigem Gesprächsstand wird von Seiten der Stadtverwaltung ein Stuttgarter Rennen im Sommer 2022 angepeilt. Hinsichtlich des Turnus ist seitens der Stadtverwaltung stets deutlich gemacht worden, dass es sich nicht um ein einmaliges Ereignis handeln sollte, sondern dass eine mehrfache Ausrichtung angestrebt wird. Ziel ist es, das Stuttgarter Rennen dauerhaft im Kalender der Formel E zu etablieren.


d) Infrastruktur
Von den Örtlichkeiten her haben sich die Überlegungen aus unterschiedlichen Gründen rasch in Richtung NeckarPark orientiert. Zum einen liegt hier eine umfassend erschlossene Eventfläche vor, zum anderen bietet das Gebiet ausreichende und gestaltbare Fahrstrecken sowie mit der Mercedes-Benz-Arena (MBA) eine sehr attraktive Location sowohl für die Rennstrecke selbst mit der Option zahlreicher Zuschauerplätze wie auch für weitere Veranstaltungen im Rahmen der Mobilitätswoche.

Im Rahmen der Planungen stellte sich heraus, dass die Ein- und Ausfahrten der MBA derzeit zu schmal sind (rund sechs Meter Breite), um ein Rennen nach den Regularien der Formel E (Anforderung: Durchfahrten mindestens acht Meter breit) durchführen zu können. Der ohnehin anstehende Umbau der MBA im Vorlauf auf die Fußball-EM 2024 bietet die Möglichkeit, eine Verbreiterung der Einfahrten im Zuge einer bereits vorgeplanten Baumaßnahme umzusetzen. Auf die entsprechenden Ausführungen in der GRDrs. 585/2020 „Mercedes-Benz-Arena – Projekt Arena 24 mit Ausbau der Haupttribüne. Baubudget, geändertes Finanzierungsmodell“ wird ergänzend verwiesen.

Bis zum Abschluss der Baumaßnahmen ist geplant, die Rennen 2022 und 2023 im NeckarPark-Gebiet ohne Einfahrt in die MBA durchzuführen. Konkrete Streckenoptionen sind in der Prüfung. Über die Möglichkeit der Ausrichtung eines Rennens im Jahr 2024 wird separat zu entscheiden sein, da hier während des Sommers (der auch als Zeitpunkt für die Formel-E-Rennen angepeilt ist) die Spiele der Fußball-EM in Stuttgart stattfinden sollen. Ab dem Jahr 2025 soll die MBA in den Streckenverlauf integriert werden.

e) Aktueller Projektstatus
Im Februar 2020 hat ein erstes direktes Gespräch mit Vertretern der Formel E und FIA in Stuttgart stattgefunden, bei dem auch mögliche Abschnitte der Rennstrecke besichtigt wurden. Die Rückmeldung von Formel E/FIA auf die bisherigen Stuttgarter Planungen war ausgesprochen positiv.

Im Frühsommer 2020 hat es sodann einen Austausch mit der Geschäftsführung der Formel E gegeben, mit ebenfalls positiven Signalen hinsichtlich der Realisierbarkeit eines Rennens in Stuttgart. Zugleich hat auch die Geschäftsführung der Formel E deutlich gemacht, dass Sie an einer langfristigen Kooperation interessiert ist.

Vor diesem Hintergrund erscheint der Abschluss eines Vertrages mit der Formel E, zumindest jedoch die Verständigung auf einen umfassenden Letter of Intent (LOI) bis zum Jahresende 2020 realistisch.

Hinsichtlich der konkreten Umsetzung des Rennens (u.a. Veranstalterrolle, Aufgabenverteilung, Marketing, operative Organisation) können derzeit noch keine Aussagen getroffen werden, da die Formel E hier je nach den örtlichen Gegebenheiten mit mehreren unterschiedlichen Modellen zur Kooperation arbeitet. Diese Aspekte werden allesamt Teil des Vertrags / LOIs sein und damit dem Gemeinderat ebenfalls zur Entscheidung vorgelegt.


Finanzielle Auswirkungen

Die Kosten für die auf die Stadt entfallenden Aufgaben und Maßnahmen im Zuge eines Formel-E-Rennens können zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beziffert werden. Sie sind abhängig von der konkreten Ausgestaltung der vertraglichen Vereinbarungen mit der Formula E Group. Der Abschluss dieser vertraglichen Vereinbarung setzt einen entsprechenden positiven Beschluss des Gemeinderats voraus, mit dem dann auch über die finanziellen Auswirkungen zu entscheiden ist.



Beteiligte Stellen

Die Referate SOS und WFB haben mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

Antrag 43/2020, Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei, "Formel E in Stuttgart? Gemeinderat beteiligen!"

Erledigte Anträge/Anfragen

Antrag 43/2020, Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei, "Formel E in Stuttgart? Gemeinderat beteiligen!"



Fritz Kuhn

Anlagen

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