Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: S/OB
GRDrs 72/2012
Stuttgart,
02/03/2012



„Jugend, Religion, Demokratie“
Politische Bildung mit Jugendlichen an multikulturell zusammengesetzten Schulen – 2. Projektverlängerung




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich15.02.2012



Beschlußantrag:

1. Der Verlängerung des Projekts „Jugend, Religion, Demokratie“ mit Fördermitteln der Bundeszentrale für politische Bildung und der Robert Bosch Stiftung wird zugestimmt (vgl. GRDrs 869/2010).

2. Bei der Abteilung Integration des Oberbürgermeisters (S-IP) wird die Ermächtigung zur Beschäftigung eines/r Sachbearbeiter/in in Teilzeit (50%) in der Entgeltgruppe 11 TVöD ohne Blockierung einer Planstelle ab 01.03.2012 für die Dauer der Vertragslaufzeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung bis 28.02.2013 verlängert. Die Finanzierung erfolgt kostenneutral durch Fördermittel, die von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Robert Bosch Stiftung gestellt werden.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Das Modellprojekt der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wird in Stuttgart seit September 2009 von einem Projektmitarbeiter der Abteilung Integration in Teilzeit (50 %) koordiniert. Ziel des Projekts ist es, Jugendlichen aus bildungsfernen und häufig auch aus muslimisch geprägten Elternhäusern ein Bewusstsein für Demokratie und politische Partizipation zu vermitteln. Die Jugendlichen sollen sich ferner mit Fragen von Identität, Religion und Gesellschaft auseinander setzen (vgl. GRDrs 498/2011).

Die Methode der Dialogarbeit unterscheidet sich von anderen Kommunikationsformen wie Vortrag, Debatte, Diskussion oder Alltagsgespräche. Die Schüler bringen anfangs Themen aus ihrer Lebenswirklichkeit ein und lernen, die Standpunkte der anderen zu verstehen anstatt gleich mit einer Gegenrede zu reagieren. Es geht darum, Verständnis für Andere sowie das eigene Anderssein zu entwickeln. Die Dialogmoderatoren zeigen den Jugendlichen Zusammenhänge zwischen ihrer Lebenswirklichkeit und Themen der politischen Bildung auf.

Nachdem eine vertrauensvolle Gesprächskultur aufgebaut worden ist, bringen die Dialogmoderatoren auch selbst Themen ein, ebenso methodische Ansätze zur Vertiefung der Schülerthemen durch Gruppenarbeit an einem gemeinsam gewählten Thema („Was ist gut an einer Demokratie“ als Plakataktion, Flüchtlingsschicksale anhand eines Films, Armut in Stuttgart mit geplantem Besuch der Vesperkirche).

Derzeit finden 10 Dialoggruppen mit 114 Schülern an vier Stuttgarter Schulen statt: Rosensteinschule, Friedensschule, Körschtalschule und Rilke-Realschule.

Die Gruppen werden von insgesamt neun Dialogmoderatorinnen und -moderatoren geleitet. Acht von ihnen haben einen Migrationshintergrund (griechisch, türkisch, kosovo-albanisch, pakistanisch). Die Dialogmoderatoren sind Studierende (Lehramt, Politikwissenschaften), zum Teil mit abgeschlossenem Studium. Zwei von ihnen arbeiten in der offenen Jugendarbeit.

Den Dialogmoderatoren gelingt es, das Interesse der Jugendlichen für Themen der politischen Bildung zu wecken. Die Fachlehrerinnen und -lehrer beobachten darüber hinaus eine Steigerung der Schülerkompetenzen in Bereichen des sprachlichen Ausdrucks, der politischen Urteilsfähigkeit, der methodischen Fähigkeiten und der Gruppenarbeit (soziale Kompetenzen). Die Lernmotivation nimmt zu, was auch bei einigen Schülern zu verbesserten Leistungen auch in anderen Unterrichtsfächern führt. Das Projekt fördert auch die pädagogischen Kompetenzen der Dialogmoderatoren: Eine Dialogmoderatorin tritt im Februar 2012 ihr Referendariat als Lehrerin an der Rilke-Realschule an und kann den dialogischen Lernansatz auch in ihrem Kollegium bekannt machen.

Es ist beabsichtigt, das Angebot weiteren Stuttgarter Schulen im Rahmen des Jugendbegleiterprogramms bereitzustellen. Das Johannes-Kepler-Gymnasium wird dafür einen Antrag beim Land stellen.

Das Projekt wurde am 30. September 2011 im Rahmen der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Die Publikation zum Projekt erschien im November 2011 in 2. Auflage. Darin ist der dialogische Ansatz anhand mehrerer Praxisbeispiele anschaulich beschrieben.


Finanzielle Auswirkungen

Die Kosten für den/die Projektmitarbeiter/in in Teilzeit (50 %), die Ausbildung und den Einsatz der Dialogmoderatoren tragen die Bundeszentrale für politische Bildung und die Robert Bosch Stiftung.


Beteiligte Stellen

Das Referat WFB hat die Vorlage mitgezeichnet.

Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Dr. Wolfgang Schuster

Anlagen






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