Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 969/2011
Stuttgart,
11/03/2011



Haushalt 2012/2013

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 11.11.2011



Älter werden in Stuttgart - Bedarfsgerechte Strukturen in der Altenhilfe schaffen

Beantwortung / Stellungnahme



Partizipative Altersplanung


1. Strukturmodell

Die GRDrs 655/2011 „Partizipative Altersplanung 2011 - Selbstbestimmtes und selbstständiges Leben im Alter in der Landeshauptstadt Stuttgart“ wurde von der Sozialverwaltung am 26.09.2011 in den Sozial- und Gesundheitsausschuss eingebracht.

Die Herausforderungen des demografischen und gesellschaftlichen Wandels machen es notwendig, dass sich die traditionelle kommunale Altenhilfeplanung weiterentwickelt zu einer Partizipativen Altersplanung, die auf Vernetzung und kleinräumige Quartiersentwicklung setzt.

Die Strategie der Sozialverwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart im Hinblick auf die notwendige Weiterentwicklung der eher traditionellen Altenhilfeplanung hin zu einer zeitgemäßen kommunalen Altersplanung bezieht sich auf den Aufbau und die Stärkung einer verbindlichen und verlässlichen Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung, Wohnungswirtschaft, freier Wohlfahrtspflege, anderen sozialen Dienstleistern und den Vertretungen der älteren Bürgerinnen und Bürger auf der Basis einer breit angelegten Partizipationsstruktur.

Ein Kernziel der Partizipativen Altersplanung besteht in der Initiierung kontinuierlicher Planungsprozesse unter systematischer Einbeziehung der verschiedenen im Seniorenbereich tätigen Akteure.

Notwendig dazu ist eine konsensorientierte Begleitung der jeweiligen Entscheidungsfindung auf der strategischen, der operativen und der regionenbezogenen Ebene. Deshalb hat die Sozialverwaltung vor, in den kommenden Jahren in der Landeshauptstadt Stuttgart ein neues Strukturmodell für die Planung im Seniorenbereich einzuführen. Für die Implementierung des neuen Strukturmodells „Partizipative Altersplanung“ soll eine Fachveranstaltung durchgeführt werden. Hierfür werden finanzielle Mittel in Höhe von 5.000 EUR im Jahr 2012 benötigt.


2. Inklusion von gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen in Begegnungsstätten

Angesichts des demografischen Wandels stehen die Begegnungsstätten sowohl der zunehmenden Heterogenität, als auch dem zunehmend wachsenden Bedarf an Hilfen im Rahmen demenzieller und depressiver Erkrankungen älterer Menschen gegenüber.

Bedarf für Angebote gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen in Stuttgarter Begegnungsstätten:

In Anbetracht dieser Entwicklung werden Angebote benötigt, die ältere Menschen in ihrer Lebensführung dort unterstützen, wo die große Mehrheit der Älteren lebt, nämlich in ihrem bisherigen Zuhause, sowohl räumlich als auch regional. Der explizite Stadtteilbezug der Begegnungsstätten ist von entscheidender Relevanz, da sich sowohl die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner als auch die Angebote bei den Menschen vor Ort befinden. Diese kleinräumige Verortung ist insbesondere für Menschen mit depressiven oder demenziellen Erkrankungen von Vorteil, denn gerade für sie sind weite und unbekannte Wege nicht möglich.

Voraussetzung für den Einbezug dieses Personenkreises in Begegnungsstätten ist eine sozialpädagogische Fachkraft, die die Kooperation, Herstellung der Kontakte und Unterstützung der Angebotsgestaltung übernimmt.

Diese Inklusion soll projekthaft implementiert und erprobt werden. Für das Projekt wurden unter Beteiligung der Träger der GerBera-Dienste und der Träger der Begegnungsstätten 3 Begegnungsstätten ausgewählt:

Die 3 Begegnungsstätten liegen in der Innenstadt und bieten auch die räumlichen Voraussetzungen, um speziell auf die Bedarfe von gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen einzugehen. Ein konkretes Konzept, das auch die besonderen Bedarfe älterer Migranten mit gerontopsychiatrischer Erkrankung aufgreift, wird im 1. Quartal 2012 im Sozial- und Gesundheitsausschuss vorgestellt. Danach sollte die Mittelfreigabe erfolgen.

Für das dreijährige Modellprojekt „Inklusion von gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen in Begegnungsstätten“ werden in den Jahren 2012 bis 2014 jährlich 50.000 EUR zur Finanzierung einer sozialpädagogischen Fachkraft benötigt. Das Vorhaben soll über eine Projektstruktur begleitet und fortlaufend evaluiert werden.


3. Entwicklung von Quartierskonzepten

Weitere Herausforderungen der Altenplanung sind die demografische Alterung der Bevölkerung, der mit zunehmender Lebenserwartung steigende Bedarf an Pflege, die Zunahme alleinstehender Menschen und Verringerung des Potenzials helfender Angehöriger und der Wandel der Wohnwünsche.

Die 2 vorrangigen Ziele von Quartierskonzepten sind die Erhaltung des selbstständigen Wohnens im vertrauten Wohnumfeld und die Stärkung von Beteiligung sowie von Vernetzung aller Akteure im Quartier.

Vernetzungen im Quartier und daraus entstehende Quartiersprojekte benötigen einen Koordinator, der das Quartiersmanagement übernimmt. Seine Aufgaben bestehen in der Sicherung der Beteiligung der Bürger, der Koordination der Arbeit der Akteure, der Anregung von Eigeninitiative und der Stärkung der sozialen Netze.

Für die Durchführung des Modellprojektes „Identifizierung von 3 Quartieren und Implementierung eines Koordinators für die Quartiere“ werden finanzielle Mittel in Höhe von 21.000 EUR (pro Quartier 7.000 EUR) im Jahr 2012 benötigt. Die Sozialverwaltung ent-wickelt hierzu entsprechende auf den Sozialdatenatlas gestützte Vorschläge, die im Sozial- und Gesundheitsausschuss beraten werden. Die zu entwickelnden Quartierskonzepte berücksichtigen die vor Ort bestehenden Strukturen, sodass keine Doppelstrukturen aufgebaut werden.


4. Durchführung eines Alterssurvey 2012

Die Sozialverwaltung hält die Durchführung eines Alterssurveys im Jahr 2012 für zwingend notwendig, um die soziale, finanzielle und gesundheitliche Situation der älteren Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger zu analysieren. Da bisher dazu keine ausreichenden Daten vorhanden sind, wird der Alterssurvey benötigt, um u. a. eine Datengrundlage für die Implementierung der Partizipativen Altersplanung zu erstellen.

Ein Alterssurvey ist eine Befragung von älteren und alten Menschen. Sein Ziel ist es, umfassend die Gesundheits- und Lebenssituation der Menschen ab 50 Jahren zu erforschen, um damit weitergehende Hinweise für die Kommunalpolitik und für die Gesundheits- und Sozialplanung der Landeshauptstadt Stuttgart für diesen Personenkreis zu erhalten. Bei dem Alterssurvey Stuttgart 2012 handelt es sich um eine repräsentative postalische Befragung von 4.600 Einwohnerinnen und Einwohnern der Landeshauptstadt Stuttgart ab 50 Jahren, die in privaten Haushalten leben (keine Heimbewohner).
Befragungsschwerpunkte:
Planung und Durchführung des Surveys erfolgen durch die Sozialberichterstattung des Sozialamts und die Gesundheitsberichterstattung des Gesundheitsamts mit Unterstützung des Statistischen Amts. Die Erkenntnisse der Befragung werden durch einen Abschlussbericht gesichert und fließen als Handlungsempfehlungen in die Sozialplanung und Gesundheitsplanung und als grundsätzliche Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart ein.

Um die Teilhabe und den Zugang zum Hilfesystem für die Älteren zu verbessern, werden die lokalen Hilfenetzwerke vor Ort gestärkt und ggf. neu aufgebaut. Dazu werden in der Landeshauptstadt Stuttgart 1 bis 2 Sozialräume mit besonders hohem Handlungsbedarf ausgewählt und unter Beteiligung von Interessenvertretern der Zielgruppe und Trägern der Altenhilfe lokale Konferenzen durchgeführt.

Für den Alterssurvey ergibt sich im Jahr 2012/2013 ein notwendiger Gesamtaufwand von 35.000 EUR.

Die Sachkosten setzen sich wie folgt zusammen:

Zusammenfassung:

Für die Maßnahmen zur Umsetzung der Partizipativen Altersplanung in der Landeshauptstadt Stuttgart werden folgende zusätzliche Mittel benötigt:

Haushaltsjahr 2012 Insgesamt 106.000 EUR


Haushaltsjahr 2013 Insgesamt 55.000 EUR

Haushaltsjahr 2014 Insgesamt 50.000 EUR


Vorliegende Anträge/Anfragen

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496/2011 (CDU-Gemeinderatsfraktion); 549/2011, 5., 6., (SPD-Gemeinderatsfraktion)




Isabel Fezer
Bürgermeisterin




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