Beantwortung zur Anfrage
382/2013

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 09/27/2013
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 7703-05



Beantwortung zur Anfrage
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    Currle Fritz (CDU), Bulle-Schmid Beate (CDU)
Datum
    09/13/2013
Betreff
    Zukünftige Hagelabwehr
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Bereits seit 1980 wird der Hagelflieger in der Region Stuttgart erfolgreich eingesetzt. Nachdem das zweite Flugzeug, das von 1990 bis 1995 eingesetzt wurde, wegen der wegfallenden Förderung durch das Land Baden-Württemberg ab 1996 nicht mehr finanziert werden konnte, sind seit 2007 wieder zwei Flugzeuge zur Hagelbekämpfung im Einsatz.

Die Hagelabwehr ist eine Gemeinschaftsaktion, an der sich neben der Stadt Stuttgart der Rems-Murr-Kreis, der Weinbauverband Württemberg und viele Weinbaugenossenschaften, die Württembergische Versicherung und zahlreiche Förderer aus dem landwirtschaftlichen Bereich engagieren. Die Federführung liegt beim Geschäftsbereich Landwirtschaft des Landratsamtes Rems-Murr-Kreis. Im Beirat der Hagelabwehr wird die Landeshauptstadt durch den städtischen Obstbauberater Herrn Siegele vertreten. In diesem Zusammenhang sei auf die Internetseite der Hagelabwehr verwiesen, auf der die Flugprotokolle und Tagungsbeiträge eingesehen werden können (www.rems-murr-kreis.de/3113_DEU_WWW.php).


Zu 1.)

Bei dem Unwetter am 28. Juli 2013 zog eine Gewitterfront mit verheerenden Auswirkungen südlich des Schutzgebietes (Region Stuttgart) über die Landkreise Reutlingen und Tübingen bis zur Ostalb. Eine weitere bedrohliche Front zog von südwestlicher Richtung über das Schutzgebiet in Richtung Schwäbisch Hall. Die geimpfte nördliche Zelle hat sich über dem Schutzgebiet kaum noch verändert, eher abgeschwächt und wenig Hagel gebildet - erst im Landkreis Schwäbisch Hall wurde sie wieder stärker. Dagegen hat sich die nicht geimpfte südliche Zelle rasch kräftig weiterentwickelt mit den bekannten dramatischen Folgen.

Es deutet daher vieles darauf hin, dass die im Raum Stuttgart organisierte Hagelabwehr sehr wirkungsvoll war. Im Einsatzgebiet der Hagelabwehr konnten die beiden Flugzeuge somit größere Schäden verhindern. Lediglich im Kreis Ludwigsburg (Steinheim bis Aspach) kam es zu Hagel mit Korngrößen von bis zu 1,5 Zentimetern Durchmesser. Von dort wurden jedoch keine großflächigen Schäden gemeldet. Nur in einem sehr kleinen Bereich (Stuttgart-Vaihingen und -Kaltental) kam es zu leichtem Hagelschlag.

Vergleichbare Erfahrungen wurden bereits bei früheren Unwettern gemacht. Somit kann dem Hagelflieger bis heute eine erfolgreiche Arbeit bescheinigt werden.


Zu 2.)

Das Landratsamt Rems-Murr-Kreis bereitet einen Vertrag für eine meteorologische Begleitung durch Herrn Dr. Gysi (Fa. Radar Info, Karlsruhe) über eine weitere wissenschaftliche Untersuchung vor. Projektstart soll Januar 2014 sein.

Gegenstand dieses Vertrages ist die Durchführung und Auswertung der meteorologischen Begleituntersuchung über die Wirksamkeit der Hagelabwehr in der Region Stuttgart. Durch das Dualpol-Dopplerradar erfolgt die Messung der Niederschlagsteilchen in zwei senkrecht zu einander stehenden Ebenen. Dadurch ist es möglich, neben der Größe auch auf die Form und den Aggregatzustand der Niederschlagsteilchen zu schließen. Durch den Vergleich geimpfter und ungeimpfter Gewitterzellen wird versucht, die Wirksamkeit der Hagelabwehr abzuleiten.


Um frühzeitiger und gezielter auf Unwetter reagieren zu können, wurden die Vorwarnzeiten und die Bereitschaftszeiten der Piloten ausgedehnt.


Zu 3.)

Die Wirkung ist inzwischen vielfach belegt und in einem wissenschaftlichen Gutachten aus dem Jahre 2001 mit einem weltweiten Vergleich aktueller Hagelabwehren bestätigt worden. Auf die Beantwortung der Anfrage 662/2001 wird verwiesen.

Seit 2008 findet eine wissenschaftliche Begleituntersuchung zur Hagelabwehr in der Region Stuttgart statt. Diese wurde von Professor Dr. Beheng vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technik durchgeführt. Auch wenn die Berechnungen und Erfolgsbewertungen sehr schwierig und aufwändig sind, konnte er eine Reduktion der Hagelstärke bis zu 70 % ermitteln. Die nächsten fünf Jahre wird Dr. Gysi die wissenschaftliche Begleitung übernehmen.


Zu 4.)

Auf Initiative der Weingärtnergenossenschaft Lauffener Weingärtner und der Weingärtner Stromberg-Zabergäu führte der Rems-Murr-Kreis Gespräche über eine Ausdehnung der Hagelabwehrzone. Bei einer erheblichen Erweiterung des Schutzgebiets müsste über die Verpflichtung eines dritten Hagelfliegers nachgedacht werden, der von den neu hinzukommenden Teilnehmern zu finanzieren wäre.
Auf Grund der Hagelereignisse im Sommer 2013 wird eine Diskussion über den Aufbau von Hagelabwehren in weiteren Bereichen des Landes Baden-Württemberg geführt. Herr Landrat Fuchs hat bereits für eine Ausweitung der Hagelabwehr plädiert. Deshalb wurde bereits die Landesregierung gebeten, die Hagelabwehr finanziell zu fördern. Aufgrund des großen Informationsbedarfs in vielen Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg zum Aufbau von Hagelabwehren bereitet der Rems-Murr-Kreis derzeit eine Informationsfachtagung vor.



Zu 5.)

Der erneute Einsatz eines zweiten Flugzeuges ab 2007 wurde durch die Bereitschaft verschiedener Institutionen (Weinbaubetriebe, Winzergenossenschaften, Obstbauern, Württembergische Versicherung), die Hagelabwehr finanziell zu unterstützen, ermöglicht. Damals hat auch die Landeshauptstadt ihren Finanzierungsbeitrag von 27.000 € auf 35.000 € erhöht (GRDrs 515/2006).

2012 konnten 50 neue Finanzierungspartner im derzeitigen Einsatzgebiet der Hagelabwehr gefunden werden.

Somit steht die Finanzierung des Hagelfliegers auf einem sicheren Fundament. Die Verwaltung hält deshalb die finanzielle Ausstattung des Hagelfliegers auch für die Zukunft für ausreichend.









Fritz Kuhn


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