Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG 5045-06.00
GRDrs 186/2007
Stuttgart,
05/21/2007



Sachstandsbericht zur Entwicklung der Gerontopsychiatrischen Dienste



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Sozial- und Gesundheitsausschuss
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
18.06.2007
20.06.2007
21.06.2007



Beschlußantrag:

1. Von dem Sachstandsbericht Gerontopsychiatrie wird zustimmend Kenntnis genommen.

2. Den aufgeführten Perspektiven/Handlungsempfehlungen wird zugestimmt.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

1. Sachstand:

Auf der Grundlage der GRDrs 959/2004 beschloss der Gemeinderat am 16.12.2004 die Einrichtung der acht Gerontopsychiatrischen Dienste (GerBera´s) mit einem eigenständigen Aufgabenprofil unter dem Dach der Gemeindepsychiatrischen Zentren.

Ziel der Dienste ist die Erhaltung und Förderung sozialer Alltagskompetenzen gerontopsychiatrisch erkrankter älterer Menschen für ein möglichst selbstbestimmtes Leben, die Linderung des Verlaufes und der psychosozialen Auswirkungen gerontopsychiatrischer Erkrankungen, die Verbesserung des Gesundheitszustandes sowie die Verminderung und Behebung seelischer Leidenszustände und krisenhafter Entwicklungen. Daneben steht die Begleitung, Beratung und Entlastung der Angehörigen im Vordergrund.

Mit den Werkstattberichten 349/2005 und 295/2006 hat die Sozialplanung des Sozialamtes und des Gesundheitsamtes über den Aufbau und die Entwicklung der Dienste in der dreijährigen Projektlaufzeit informiert.

Seit Juni 2005 sind alle Personalstellen der acht Gerontopsychiatrischen Dienste bei den Trägern Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V., Caritasverband für Stuttgart e. V. und Klinikum Stuttgart – Bürgerhospital eingerichtet.

Die Dienste sind angegliedert an die Gemeindepsychiatrischen Zentren.
Die Projektbegleitung erfolgt weiterhin über die Projektbegleitgruppe und die Projektlenkungsgruppe.


Dokumentationen, Daten, Fakten zweites Projektjahr 2006:

Mit den Trägern der GerBera´s wurde ein Dokumentationssystem abgestimmt, das während der Projektlaufzeit bis Ende 2007 ggf. hinsichtlich der stärkeren Transparenz der Dienste und der Zielerreichung ihrer Arbeit angepasst wird. In der Folge werden ausgewählte Datenkomplexe vorgestellt, um die Entwicklung in den ersten Projektjahren 2005 und 2006 darzustellen.

Bei den Daten aus dem Berichtsjahr 2005 ist zu beachten, dass es sich um Ergebnisse aus der Anlaufphase der Dienste handelt und diese daher nur eingeschränkt repräsentativ sind. Außerdem befanden sich die GerBera´s je nach Aufnahme des Dienstes und Einstellung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2005 nur 7 – 10 Monate im Vollbetrieb. Die Aussagekraft der Daten kann daher noch nicht endgültig beurteilt werden.


Personalausstattung:

Träger
Fachpersonalstellen
(Sozialpädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter)
Caritasverband für Stuttgart e. V.
        2,7
Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V.
- Gerontopsychiatrische Dienste
        3,7
- Fachberatungsstelle0,5
- Vierte Lebensphase
        1,5
Klinikum Stuttgart – Bürgerhospital
        3,6
Insgesamt12


Kontaktdaten:

Wie erwartet hat sich die Zahl der Klientinnen und Klienten im zweiten Projektjahr fast verdoppelt, ebenso wie die Hausbesuche. Diese Ergebnisse bestätigen die Konzeption, die eine aufsuchende Arbeitsweise der GerBera´s vorsieht.

2005
2006
Betreute Klientinnen und Klienten insgesamt
619
1.141
Kurzbetreuungen (1 – 4 Kontakte)
172
341
Indirekte Betreuung (1 – 4 Kontakte ausschließlich zum Umfeld des älteren Klienten)
100
153
Langfristige Betreuungen (über 4 Kontakte)
347
647
Anzahl der Hausbesuche
1.616
3.356

Altersstruktur:

2005
2006
bis 70 Jahre
20 %
24 %
zwischen 71 und 80 Jahre
37 %
33 %
Über 80 Jahre
43 %
43 %

Die Altersstruktur hat sich von der Anfangsphase zum zweiten Projektjahr nicht wesentlich verändert und zeigt nur geringe Abweichungen.


Zugänge:

Die Daten können dahingehend interpretiert werden, dass die Dienste in ihrem Bekanntheitsgrad tatsächlich bei Nutzerinnen und Nutzern sowie den Angehörigen und dem sozialen Umfeld der Klienten angekommen sind und nachgefragt werden.

2005
2006
über Angehörige und Nachbarn
20 %
27 %
über Bürgerservice Leben im Alter
15 %
11 %
über Pflegedienste
12 %
7 %
über psychiatrische Kliniken
12 %
9 %
über Sozialpsychiatrische Dienste
9 %
6 %
über Amt für öffentliche Ordnung
k. A.
8 %
über Memory-Klinik und andere Krankenhäuser
k. A.
je 7 %
über niedergelassene Ärzte
k. A.
3 %


Krankheitsbilder:

Bei den Krankheitsbildern hat sich der Anteil der Personen mit demenziellen Erkrankungen oder hirnorganischem Psychosyndrom erhöht. Die Multimorbidität älterer Menschen erfordert eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegekräften. Insgesamt erreichen die Dienste jedoch die Zielgruppe, die mit der GRDrs 959/2004 avisiert war.

2005
2006
demenzielle Erkrankung oder hirnorganisches Psychosyndrom*
41 %
58 %
Depression*
30 %
29 %
Psychosen*
15 %
13 %
akute seelische Krisen und Angsterkrankungen*
5 %
5 %
andere Störungen*
k. A.
2 %
zusätzliche behandlungsbedürftige somatische Erkrankung
70 %
63 %
(davon leiden 17 % an drei oder mehr somatischen Erkrankungen)
*Doppelnennungen möglich.


Lebenssituation/Familienstand/Pflegestufe:

Die Lebenssituation der Klientinnen und Klienten spiegelt die typische Realität gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen in einer Großstadt wieder und zeigt sowohl die Notwendigkeit der professionellen Unterstützung als auch die Komplexität des Hilfebedarfs. Die Veränderung in den Pflegeeinstufungen lässt die Vermutung zu, dass durch die Tätigkeit der GerBera´s eine Einstufung forciert wurde. Die Steigerung der Behandlung durch Nervenärzte bzw. Gerontopsychiatrischer Institutsambulanzen lässt vermuten, dass sich die positive Zusammenarbeit von PIA´s und den Gemeindepsychiatrischen Zentren auf die GerBera´s überträgt.

2005
2006
allein lebend
72 %
67 %
verwitwet
50 %
50 %
ohne Pflegestufe
70 %
65 %
Pflegestufe 1
23 %
29 %
mindestens einmal in Behandlung bei Allgemeinarzt
82 %
82 %
in Behandlung bei Nervenarzt oder bei der Gerontopsychiatrischen Institutsambulanz
50 %
60 %
Inanspruchnahme eines Pflegedienstes
45 %
43 %


Fortbildungen:

Im zweiten Projektjahr schlossen die GerBera-Mitarbeiter die Fortbildungsreihe zu gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern ab.

Die Fachberatung der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. organisierte ebenfalls Fortbildungsveranstaltungen. Neben gemeinsamen Fortbildungen haben die Mitarbeiter auch eigenständige Fortbildungsmöglichkeiten genutzt.


Fazit:

- Die Dienste erreichen offensichtlich ihre Zielgruppe.
- Die Kooperation der Dienste untereinander und die Überleitung von Klienten funktioniert in der Regel gut.
- Die Reaktion anderer Dienste auf die GerBera´s ist überwiegend positiv.


Perspektiven/Handlungsempfehlungen:

- Nach Abschluss der dreijährigen Projektphase ist beabsichtigt, die Dienste in den Regelbetrieb überzuleiten.

- Es wird empfohlen, die Struktur und Anbindung der GerBera´s wie in der GRDrs 959/2004 festgelegt zu belassen.

- Für die restliche Laufzeit des Projekts soll in der Projektgruppe folgendes erarbeitet bzw. abgestimmt werden: - Folgender Klärungsbedarf besteht noch bis Abschluss der Projektlaufzeit: - Es wird empfohlen, die vorhandenen Haushaltsmittel fortzuschreiben und mit der bisherigen Stellenanzahl die Zuwendungsvereinbarungen weitere vier Jahre zu verlängern. Personalkapazität und städtisches Budget erscheinen ausreichend, sofern durch moderate jährliche Steigerungsraten der Kostensteigerung begegnet wird.


Finanzielle Auswirkungen

-


Beteiligte Stellen






Gabriele Müller-Trimbusch
Bürgermeisterin


Anlagen

keine




File Attachment Icon
Vorlage1862007.pdf