Antrag vom 09/26/2008
Nr. 367/2008

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

SPD-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Straßenname für einen schwäbischen Jakobiner - für Eugen Eberle

Wir beantragen:

Die Stadt Stuttgart ehrt ihren Stadtrat von 1948 bis 1984, Eugen Eberle mit dem Namen einer Straße oder eines Platzes.

Begründung:

Eugen Eberle wäre am 1. September 2008 hundert Jahre alt geworden. Der im Stuttgarter Westen geborene Eberle war der zweite von drei Söhnen einer katholischen Handwerkerfamilie, besuchte die Volksschule und begann eine Lehre als Mechaniker. Schon als Lehrling schloss er sich der Gewerkschaft an. Als Jugendlicher bereits geprägt durch die bitteren Jahre nach dem ersten Weltkrieg erlebte er das Aufkommen der Nationalsozialisten. Eberle erlangte seine Bildung vor allem im Selbststudium und den Abendschulen, wurde Mitglied der KPD und als Folge nach dem Machtantritt Hitlers auf dem KZ Heuberg interniert. Nach dem Krieg setzte er sich in der Firma Bosch als deren Betriebsratsvorsitzender vehement gegen die Demontage der Maschinen ein. Er organisierte in den Arbeitsausschüssen in den ersten Monaten nach der Befreiung die Versorgung der Stuttgarter Bevölkerung mit Wohnraum, Brennholz und Brot. Der eigenwillige Mann geriet später wegen deren verfehlter Politik oft mit der KPD in Konflikt. Eugen Eberle gehörte von 1948 bis 1984 dem Stuttgarter Gemeinderat an, zunächst für die KPD, später als parteifreier Stadtrat. Er erhielt bei jeder Wahl stets viele panaschierte Stimmen auf nahezu allen anderen Listen. Eugen Eberle war ein stets humorvoller, außerordentlich belesener und gebildeter Mensch, der sich mit viel Engagement vor allem für die Belange der sozial Schwachen in Stuttgart einsetzte. Besondere Verdienste hat er sich mit seiner Forderung nach konsequenter Aufarbeitung der Nazidiktatur erworben.

Eberle achtete bei allen Differenzen stets den politischen Gegner – umgekehrt zollten ihm die früheren Oberbürgermeister Arnulf Klett und Manfred Rommel große Anerkennung.

Es gibt im heutigen Gemeinderat keine politische Partei oder Gruppierung, der Eugen Eberle angehören würde. Auch nicht der SPD. Wir sind dennoch der Überzeugung, dass Eberle es wegen seiner Verdienste um unsere Stadt und um eine lebendige Demokratie verdient hat, im Gedächtnis der Stuttgarter Bevölkerung durch die Benennung einer Straße oder eines Platzes in dauerhafter Erinnerung zu bleiben.

Manfred Kanzleiter Annette Sawade Monika Wüst
Fraktionsvorsitzender Stv. Fraktionsvorsitzende Stv. aktionsvorsitzende